Nicht zu fassen – Ausgerechnet Nestlé auf der Expo zum Thema Nahrungssicherheit und Wasser

Nestle7Die EXPO 2015 in Mailand trägt das Thema „Feeding the Planet, Energy for Life“ – Die Leitthemen sind u. a. nachhaltige Entwicklung und Nahrungssicherheit.

Das Schweizer Projekt wird mit vier Pavillons präsent sein. Davon sollen zwei von Nestlé bestückt werden.

Hier wird der Bock zum Gärtner, denn wegen der Kommerzialisierung der Wasserressourcen wird Nestlé in puncto Nachhaltigkeit immer wieder kritisiert.

Nestlé zeige sich mit seiner Teilnahme an der Weltausstellung gewillt, an einer „gemeinsamen Reflexion über das Thema Wasser“ teilzunehmen. Ausgerechnet Nestlé, der Nahrungsmittel-Konzern zapft Grundwasser ab, auch da wo Wasser Mangelware ist. 

10 Dinge, die Sie über Nestlés Geschäfte mit dem Wasser wissen müssen
  1. Flaschenwasser gehört zu Nestlés strategisch wichtigen Geschäftsbereichen. Nestlé macht heute schon ein Zehntel seines Gesamtumsatzes von 110 Milliarden Schweizer Franken mit Flaschenwasser.
  2. Nestlé erreichte die führende Marktstellung beim Flaschenwasser durch eine gezielte Übernahmepolitik und kaufte dabei Marken wie Vittel und Perrier auf.
  3. Nestlé erwirbt laufend Quellen- und Grundwasserrechte, um die selbst geschaffene Nachfrage nach Flaschenwasser zu befriedigen.
  4. In zahlreichen Staaten sind die gesetzlichen Bestimmungen zu den Wasserrechten veraltet. Davon profitiert Nestlé, nicht nur in der Dritten Welt, sondern auch in den USA und in anderen westlichen Ländern.
  5. Nestlé benutzt seine finanziellen und politischen Mittel, um gegen lokale Gemeinschaften vorzugehen, die Quellen und Grundwasservorkommen in öffentlichem Besitz halten wollen.
  6. Nestlé verbraucht Wasser, um damit Wasser herzustellen.
  7. Nestlé propagiert Flaschenwasser mit grossem Marketing- und Werbeaufwand. Nestlé schwächt damit das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer funktionierenden öffentlichen Trinkwasserversorgung.
  8. Nestlé stellt sich als Wohltäter dar – durch allerlei Spenden und Aktionen auf lokaler Ebene, aber auch, indem der Konzern Rationalisierungsmaßnahmen in der Produktion und im Vertrieb des Flaschenwassers als nachhaltig bewirbt.
  9. Nestlé schafft mit Flaschenwasser Abhängigkeiten – gerade dort, wo die Trinkwasserversorgung am Kollabieren ist, vornehmlich in der Dritten Welt.
  10. Nestlés Geschäft mit dem Wasser ist nicht einfach ein Geschäft wie andere auch, es ist ein Geschäft mit jenem Rohstoff, der absolut überlebensnotwendig ist. [BottledLife – Die Wahrheit über Nestlés Geschäfte mit dem Wasser]

    Das Recht auf Wasser ist ein Menschenrecht! Doch Nestlé Verwaltungsratschef Peter Brabeck macht kein Geheimnis daraus, dass Wasser in seinen Augen kein öffentliches Gut sein sollte, sondern auch einen Marktwert wie jedes andere Lebensmittel benötige.

In Algerien hat Nestlé die Wassernutzungsrechte erworben und lässt die Fabriken bewachen und einzäunen. In Pakistan das Gleiche. In diesen Ländern wird das Wasser angezapft und für viel Geld in Plastikflaschen wieder verkauft, während die Bevölkerung keinen Zugang mehr zu diesem Wasser hat. [Lesen Sie dazu: Wasser: Nestlé hat Wassernutzungsrechte erworben und lässt Fabriken bewachen und einzäunen!]

Mit Nestlé auf die Expo

Auf der Weltausstellung 2015 in Mailand sind 14 Meter hohe Silotürme geplant. Darin befinden sich Lebensmittel, bei denen sich die Besucher bedienen können. Im Laufe der sechs Monate dauernden Ausstellung werden sich die Türme leeren und die Plattformen in ihrem Innern langsam sinken. Damit solle das Expo-Thema – «Die Welt ernähren» – auf attraktive Weise umgesetzt werden, hieß es bei der Projekt-Präsentation 2012.

Ausgerechnet der Nahrungsmittelkonzern Nestlé erhält im Schweizer Pavillon auf der Expo 2015 in Mailand zum Thema Welternährung viel Raum. Für drei Millionen Franken darf Nestlé zwei der vier Pavillons mit Produkten bestücken, die immer wieder für Kritik sorgen: mit Kaffeekapseln und Wasserflaschen.

Einer der Pavillons ist dem Thema Wasser gewidmet. „Die Kritik am Wassergeschäft von Nestlé könnte dem Image der Schweiz Schaden zufügen“, sagt Martina Munz. Die SP-Politikerin schließt nicht aus, dass Aktivisten sich bei der Expo 2015 bemerkbar machen und gegen den Konzern demonstrieren. Mit seinem Beitrag übernimmt der Lebensmittelhersteller 13 Prozent der Kosten für den Schweizer Expo-Auftritt.

Die eidgenössischen Räte hatten 2012 den Kredit zur Teilnahme der Schweiz an der Expo 2015 in der Höhe von 23,1 Millionen Franken genehmigt, wovon ein Drittel von privaten und öffentlichen Sponsoren finanziert werden muss. Zu den Hauptsponsoren gehört Nestlé.

Stirnrunzeln gibt es sogar in Italien und Frankreich

So wie die Pavillons konzipiert seien, könne man meinen, es seien Nahrungsmittelkonzerne, die die Welt ernährten, sagt die Teamleiterin „Recht auf Nahrung“. Doch seien es die Bauern, die weltweit mit mit weniger als einem Drittel der Ressourcen mehr als zwei Drittel der Nahrungsmittel produzierten. „Nestlé hingegen geht es um die Erschließung und Kontrolle von Agrarmärkten. Die Wasserflaschen des Konzerns stehen für einen privatisierten Wassermarkt, seine Kaffeekapseln für ein Luxusprodukt.“  [Mehr Informationen: welt-sichten]

Im Mittelpunkt der Weltausstellung Expo 2015 wird die Ernährung in unserer globalisierten Welt stehen, Maßnahmen zur Bekämpfung des Hungers in der Welt, die Versorgung mit Trinkwasser, Qualität und Sicherheit der Nahrungsmittel unter Berücksichtigung von Ökosystem, Vorsorge vor den Krankheiten unserer Zeit, Innovationen in Wissenschaft und Technologie zur Erforschung neuer Nahrungsquellen, Verbesserung der Ernährungssituation, Konservierung und Verteilung, Bildung und Erziehung der Jugend zu einer gesunden Ernährung und Wiederentdeckung traditioneller Nahrungsmittel.

Es würde uns nicht wundern, wenn neben Nestlé dann auch noch Monsanto und Coca Cola irgendwo als Sponsoren auftreten, vielleicht auch noch McDonald’s mit  „gesunder“ Nahrung.

Netzfrau Doro Schreier

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