Der britische Erdölriese BP ist mit seiner Berufung gegen einen Milliardenvergleich nach der Ölpest im Golf von Mexiko 2010 endgültig gescheitert.
Das höchste US-Gericht wies am Montag den Einspruch des Konzerns gegen die Vereinbarung über Entschädigungsleistungen kommentarlos zurück, wie die «Washington Post» und andere Medien berichteten.
BP erklärte, trotz der Entscheidung des Supreme Courts, weiter dagegen anzukämpfen, dass Entschädigungen nicht zu Unrecht eingefordert würden. Die Anwälte der Gegenseite begrüßten den Gerichtsbeschluss dagegen als „großen Sieg“ für die von der Ölpest betroffene Golfregion.
„Deepwater-Horizon“-Katastrophe
Am 20. April 2010 kam es durch verschiedene schwere Versäumnisse zu einem Blowout, bei dem die Plattform in Brand geriet und infolgedessen zwei Tage später unterging. Elf Arbeiter kamen ums Leben. Das ausströmende Öl führte zur Ölpest im Golf von Mexiko, der schwersten Umweltkatastrophe dieser Art in der Geschichte.
580 000 Millionen Liter Öl – etwa der Inhalt von 300 olympischen Schwimmbädern – liefen ins Meer. Fast vier Jahre später leidet das Ökosystem immer noch unter den Folgen, die sich in reduzierten Fischfängen, Massensterben, Fehlbildungen, Sterilität und Immunschäden bei Meerestieren äußern.
Werbung
Warum schalten die Netzfrauen Werbung?
68 Prozent der untersuchten Korallen-Kolonien waren geschädigt, so die Forscher in 2012. Bei 64 Prozent sei mindestens die Hälfte der Korallen einer Kolonie betroffen gewesen, bei 23 Prozent sogar mehr als 90 Prozent. Da die Tiefseekorallen sich sehr langsam entwickelten und Hunderte bis Tausende Jahre alt werden können, sei es für eine endgültige Abschätzung der Folgeschäden noch zu früh.
Nach dem Untergang strömte das Öl an mehreren Stellen aus dem abgeknickten Steigrohr. Verschiedene Gegenmaßnahmen (Chemikalieneinsatz, Abbrennen des Öls an der Wasseroberfläche) konnten die Ausbreitung eines Ölteppichs nicht unterbinden, sodass am 29. April 2010 das Öl erstmals auf die US-Küste traf. Dadurch war neben der Meeresfauna und -flora im Golf von Mexiko u. a. auch das Flussdelta des Mississippi von einer Ölpest betroffen. Ebenso hatte den am 19. Mai 2010 veröffentlichten Bildern des Envisat-Satelliten nach zu urteilen das Öl möglicherweise den Loop Current (Schleifenstrom) erreicht. In einer Tiefe von 1100 Metern wurde Ende Juni eine 35 km lange Schadstoffwolke monoaromatischer Erdölkohlenwasserstoffe (Querschnitt etwa 400 000 Quadratmeter) festgestellt, die keine Anzeichen bakterieller Zersetzung zeigte.
Wie viel ist die Natur wert, die man zerstört?
Zweieinhalb Jahre nach der Katastrophe im Golf von Mexiko hatte sich der britische Ölkonzern BP mit den US-Behörden auf eine Rekordstrafe geeinigt. Die Zahlungen betragen nach Angaben des Unternehmens 4,5 Milliarden Dollar und sind über einen Zeitraum von sechs Jahren zu leisten.
BP Europa – Im Jahr 2010 verschmolzen die fünf Landesgesellschaften in Deutschland, Belgien, den Niederlanden, Österreich und Polen zur BP Europa SE, die im ersten Jahr nach der Fusion mehr als 54 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftete. Der Firmensitz der neuen SE ist Hamburg, die Hauptverwaltung befindet sich in Bochum – BP schätzt die Gesamtkosten des Bohrinsel-Unfalls mittlerweile auf 42,4 Milliarden Dollar inklusive der Kosten für Aufräumarbeiten und Strafzahlungen. Aber mal ehrlich, was sind schon 4,5 Milliarden für einen Konzern wie BP? BP verdient ca. 46 Millionen Dollar pro Tag! Kein Geld der Welt kann die entstandenen Schäden am Ökosystem beheben.
Vier Jahre nach der Deepwater-Horizon Explosion ist BP im Golf von Mexiko wieder willkommen und darf dort nach neuen Öl-Feldern suchen. [Lesen Sie dazu: „Deepwater-Horizon“-Katastrophe – Wieviel ist die Natur wert, die man zerstört?]
Schon Wochen nach dem Unglück auf der Deepwater-Horizon klagte der damalige Geschäftsführer von BP, Tony Hayward: „Ich will mein altes Leben zurück.“ Der „leidende“ Manager trat zurück und bekam eine Abfindung von 14 Millionen Dollar. Seit dem 16. Mai 2013 hat er einen Vorstandsposten beim Rohstoffhändler Glencore Xstrata. Die ihrer Existenzgrundlage beraubten Meeresfischer der angrenzenden US-Bundesstaaten wurden nur mit 25 000 Dollar abgespeist, wenn sie sich zum Verzicht auf weitere Forderungen verpflichteten.
Zehntausende Existenzen hat die Ölfirma BP durch die Explosion der von ihr geleasten Erkundungsplattform Deepwater- Horizon an der US-Südküste vernichtet. BP soll im Mai 2013 die Regierung unter Premierminister David Cameron um finanzielle Hilfe gebeten haben. Wenn diese ausbleibt, drohe dem größten britischen Unternehmen die feindliche Übernahme. Bereits 2012 hat der russische Staatskonzern Rosneft den britisch-russischen Ölförderer TNK-BP komplett übernommen. Russlands Präsident Wladimir Putin sprach da von einem „sehr guten“ Geschäft. Im Juli 2010 hieß es auch, dass der US-Ölkonzern ExxonMobil eine Übernahme des britischen Konkurrenten BP nach der Ölkatastrophe erwäge.
An der US-Ostküste verendeten im August hunderte Delfine. Nach der Deepwater-Horizon-Katastrophe im Golf von Mexiko waren deutlich mehr tote Meeressäuger an einigen Küstenstrichen angeschwemmt worden als in den Jahren zuvor. Forscher äußerten den Verdacht, dass die Delfine unter den Spätfolgen der Ölkatastrophe litten. Für die Natur ist die Katastrophe noch lange nicht ausgestanden. Bis zu einem Drittel des damals ausgelaufenen Öls befindet sich noch in der Tiefe des Golf von Mexiko. Ein giftiger Cocktail aus Öl und Chemie schwimmt seither tief unten am Meeresboden – eine tickende Zeitbombe.
Im Zuge der Explosion der Plattform «Deepwater-Horizon» im April 2010 mit elf Toten und der folgenden Ölpest hatten die USA im November 2012 angekündigt, vorläufig keine neuen Verträge mehr mit BP abzuschliessen. Wieviel ist die Natur wert, die man zerstört?
Die Natur wird dem Hunger nach Energie geopfert und der nächste „Störfall“ ist vorprogrammiert.
Netzfrau Doro Schreier
Weltherrschaft weniger Konzerne – wer mit wem?
Ölquelle in Norddakota außer Kontrolle
Heimat der Berggorillas – Ölförderung in Afrikas ältestem Nationalpark?
Eine Schlussfolgerung, über die wir alle einmal nachdenken sollten
1 Kommentar » Schreibe einen Kommentar