„Wir rufen die deutsche Regierung dazu auf, keine Waffen mehr an den mexikanischen Staat zu verkaufen“, sagte ein Sprecher der Opferfamilien, Felipe de la Cruz, am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
Angehörige der vor rund drei Monaten verschleppten mexikanischen Studenten forderten vor der deutschen Botschaft in Mexiko-Stadt einen Stopp von Waffenlieferungen in das lateinamerikanische Land.
Auf einem Transparent sei zu lesen gewesen: „Eure Waffen haben meine Brüder getötet. Wir wollen sie lebend zurück“, berichtet der dpa-Korrespondent aus Mexiko Stadt.
In Mexiko sorgt das Verschwinden von 43 Studenten seit Wochen für Wut und Proteste im Land. Die Jugendlichen waren bei Protesten von der Polizei verschleppt worden. Dazu auch: Mexiko: Vermisster Student Alexander ist tot – Eltern rufen weiterhin zu Massenprotesten auf
Bereits am 21.November berichteten wir Netzfrauen in unserem Beitrag: Massenprotest- Mexiko fordert Gerechtigkeit – Ermordung mit G36-Gewehren von Heckler&Koch, dass der Staat Mexiko stolz darauf ist, dass seine Sicherheitskräfte mit Waffen made in Germany ausgestattet sind. Bereits vor einem Jahr wurden zwei Studenten der Uni von Ayotzinapa ermordet, übrigens mit G36-Gewehren von Heckler & Koch! Kriminalität und Gewalt in Mexiko, die Zahlen sind schockierend.
Deutsche Waffen töten überall
Das von der baden-württembergischen Firma Heckler & Koch hergestellte Sturmgewehr G3, sein Nachfolger G36, die Maschinenpistole MP5 und zahlreiche Pistolen sind in Mexiko weit verbreitet. Der Staat ist stolz darauf, dass seine Sicherheitskräfte mit Waffen made in Germany ausgestattet sind. Im Heeresmuseum in Mexiko-Stadt hängen Pistolen, Maschinenpistolen und Sturmgewehre von Heckler & Koch. Auf einem Schild, das unter dem Sturmgewehr G3 angebracht ist, steht: „Herkunftsland: Deutschland“. Gebaut werden diese Waffen aber auch seit Jahrzehnten in Mexiko. Das G3, einst das Standardgewehr der Bundeswehr, wird seit 1959 von Soldaten genutzt – aber auch von Rebellen, Terroristen und Kriminellen. Nach der Kalaschnikow (AK-47) gehört das deutsche Gewehr zu den am meisten verbreiteten Kleinwaffen der Welt. Quelle
Die Bundesregierung genehmigte im Jahr 2007 den Verkauf von rund 9500 Gewehren des Typs G36 an Mexiko – unter der Bedingung, dass diese nicht in die vier Regionen geliefert würden, deren Sicherheitskräfte als besonders korrupt gelten. Dazu zählt auch der betroffene Bundesstaat Guerrero. Der deutsche Rüstungskonzern Heckler & Koch lieferte nach Informationen von „Report Mainz“ illegal Waffen nach Mexiko. Die Aufnahmen, die dem ARD-Politikmagazin vorliegen, zeigen Polizisten mit Sturmgewehren beim Einsatz im mexikanischen Bundesstaat Chihuahua. Ein Rüstungsexperte habe die Waffen als Modell „G36“ von Heckler & Koch identifiziert. Bereits 2007 hatte die Bundesregierung jedoch die mexikanischen Bundesstaaten Chihuahua, Jalisco, Chiapas und Guerrero, die als Unruhegebiete gelten, von Waffenexporten ausgenommen.
„Es sind nicht 43, es sind Tausende. Das haben wir von Anfang an gesagt“, sagt Omar García, einer der Überlebenden. Mindestens 26 000 Menschen sind in Mexiko seit 2006 verschwunden, 150 000 wurden ermordet.
Politik, Polizei und Justiz sehen weitgehend tatenlos zu. Nur eines von 100 Tötungsdelikten wird in Mexiko aufgeklärt.
Angehörige der vor rund drei Monaten verschleppten mexikanischen Studenten forderten am Donnerstag lautstark vor der deutschen Botschaft in Mexiko-Stadt einen Stopp der Waffenlieferungen in das lateinamerikanische Land. Wegen der Waffenexporte gerät auch die deutsche Bundesregierung unter Druck. Sie verhandelt derzeit über ein sogenanntes Sicherheitsabkommen mit Mexiko, das mutmaßlich die Zusammenarbeit mit Polizeikräften intensivieren würde, die in Menschenrechtsverbrechen verstrickt sind.
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Die Studenten, Mütter und Väter von Ayotzinapa entschlossen sich, auch weiterhin mit einem landesweiten Protestzug durch Mexiko auf ihr Schicksal und die Verwicklung der staatlichen Institutionen aufmerksam zu machen. Würden wir nicht genauso handeln?
Trotz strikter Ausfuhrbeschränkungen gelangen nach Aussage des Kinderhilfswerks UNICEF zahlreiche Waffen aus Deutschland in die Hände von Kindersoldaten. In den Bürgerkriegsregionen verlieren jährlich etwa eine halbe Million Menschen ihr Leben durch illegal importierte Maschinengewehre. Ob in Mexiko, Kolumbien, Sudan, Südsudan, auf dem Balkan und anderswo, überall werden deutsche Kleinwaffen für ihre Zuverlässigkeit geschätzt – und sind im Übermaß vorhanden. Doch wie erreichen diese todbringenden Waffen die Krisengebiete? Dazu die Dokumentation: Waffen für die Welt!
Dazu auch: Gauck, Steinmeier, von der Leyen – Deutsche Waffen töten überall – Reicht das immer noch nicht?
Netzfrau Doro Schreier
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