Ihre Stimme zählt! Negativpreis „Public Eye Award“ zum letzten Mal

PublicDer Public Eye Award findet Anfang 2015 zum letzten Mal statt. Zehn Mal wurde der Negativ-Preis in den letzten 15 Jahren während des WEF-Treffens in Davos vergeben.

Das Public Eye wirft einen kritischen Blick auf die Geschäftspraktiken von Unternehmen und bietet zivilgesellschaftlichen Organisationen eine Plattform, um die Verletzung von Menschen- und Arbeitsrechten sowie Umweltzerstörung und Korruption öffentlich und medienwirksam anzuprangern.

Nach 15 Jahren Public Eye ziehen die „Erklärung von Bern“ und „Greenpeace Schweiz“ ihre Schlussbilanz und zeichnen einen Konzern für dessen unternehmerisches Lebens(un)werk mit einem besonderen Schmähpreis aus.

Zur Wahl des Public Eye 2015 stehen mit Chevron, Dow Chemical, Gazprom, Glencore, Goldman Sachs und Walmart sechs frühere Public Eye Award Gewinner. Alles Firmen, deren unverantwortliche Geschäftspraktiken berühmt-berüchtigt sind. Der Public Eye Lifetime Award wird am 23. Januar 2015 im Rahmen einer prominent besetzten Abschiedsveranstaltung in Sichtweite des World Economic Forum übergeben – falls das gekürte Unternehmen vertreten sein wird.

Die Nominierten:

Walmart

1_Bville actionWieso Walmart den Lifetime Award verdient:

Ob eigene Angestellte oder Arbeitende in der Lieferkette, ob Bangladesch oder die USA, das Problem ist immer dasselbe: Walmart weigert sich konstant, Verantwortung für ihre Wertschöpfungskette zu übernehmen. Schlimmer noch, das Unternehmen unterminiert effektive Reformmaßnahmen in der Textilindustrie und hat gar in einem Gerichtsfall den Standpunkt vertreten, das Unternehmen könne nicht dafür haftbar gemacht werden, dass Zulieferer die «Walmart Standards für Zulieferer» nicht einhielten. Die bloße Existenz der Standards bedeute nicht, so die Argumentation, dass der Einzelhändler verpflichtet sei, deren Umsetzung sicherzustellen. Walmart zieht sich immer wieder aus der Verantwortung und investiert lieber in PR-Maßnahmen als Arbeitsrechte zu respektieren. Die Tiefpreispolitik und die Billiglöhne des Unternehmens lassen jene Menschen im Stich, die maßgeblich zum Erfolg Walmarts beitragen. Dies steht in scharfem Kontrast zu den Milliardengewinnen des Einzelhändlers. Dazu auch unser Beitrag: Bangladesch: Nähen bis in den Tod – Keine Entschädigung für Näherinnen

Goldman Sachs

1_Goldman Sachs_Headquater_NY_ManhattanWieso Goldman Sachs den Lifetime Award verdient:

Was Goldman Sachs in Griechenland getan hat, kann als archetypisches Beispiel für die Art und Weise, wie die Bank auf der ganzen Welt arbeitet, gesehen werden. Goldman Sachs, auch «der große Vampirkrake» genannt, hat fortlaufend von Finanzkrisen profitiert, die die Bank selbst mitverursacht hat. Außerdem sind die Manager von Goldman Sachs Meister der Drehtüren: Sie sichern die Zukunft der Bank durch den Wechsel in politische und öffentliche Ämter. Des Weiteren wird Goldman Sachs Insiderhandel vorgeworfen sowie durch Spekulation die Preise für Nahrungsmittel in die Höhe zu treiben. Goldman Sachs ist der Inbegriff dafür, was bei der Finanzialisierung der globalen Wirtschaft falsch läuft. Trotz allem verneint die Bank immer noch weitgehend jegliches Fehlverhalten. Lesen Sie dazu unseren Beitrag: Gigantische Bankenrettung ganz aktuell!

Gazprom

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Wieso Gazprom den Lifetime Award verdient

Gazprom, das gegenwärtig größte Gasunternehmen der Welt, ist ein mächtiger Player, der kaum je Respekt für Mensch und Umwelt zeigt. Das Unternehmen ist mehrheitlich im Besitz des russischen Staates und nutzt seine engen Verbindungen zum Zentrum der Macht sowie seinen großen Einfluss auf PolitikerInnen, um großzügige Steuererleichterungen zu erhalten. Für die Konsequenzen eines allfälligen Unglücks in der Arktis wird nicht Gazprom zur Kasse gebeten. Die Auswirkungen bekommen die russischen Steuerzahler zu spüren – zusammen mit dem Rest der Welt. Dazu auch unser Beitrag: Tickende Zeitbomben- Öl und Gas-Kavernen sind undicht!

Glencore

7_Zambie part2 192_GalletWieso Glencore den Lifetime Award verdient

Seit dem Zusammenschluss mit Xstrata im Jahr 2013 ist Glencore nicht nur der größte diversifizierte Rohstoffhändler, sondern auch einer der weltweit größten Bergbaukonzerne. Die negativen Auswirkungen von Glencores Geschäftstätigkeiten beschränken sich nicht auf Kolumbien. In Argentinien laufen gegen eine Minengesellschaft, die zu 50% im Besitz von Glencore ist, Verfahren wegen Umweltverschmutzung. In der Demokratischen Republik Kongo sieht sich Glencore mit Vorwürfen konfrontiert, von Kinderarbeit zu profitieren. In Sambia vermied es die Glencore-Tochter Mopani Copper Mines trotz anhaltend hoher Kupferpreise erfolgreich, Gewinnsteuern zu zahlen und bringt so Land und Leute um die Früchte des Kupferbooms. Glencores weltweite Präsenz und Marktmacht stehen in keinem Verhältnis zu den ungenügenden Bemühungen, negative Auswirkungen auf Mensch und Umwelt zu verhindern. Dazu auch unser Beitrag: Rohstoffgiganten wie Glencore Xstrata am Pranger – Rohstoffmarktaufsicht kontrolliert

Dow Chemical

2_Union_Carbide_368Wieso Dow Chemical den Lifetime Award verdient:

Unglaublich, aber wahr: Dreißig Jahre nach der verheerenden Gasexplosion in der Union-Carbide-Fabrik in Bhopal ignoriert Dow Chemical noch immer sein giftiges Erbe. Das Unternehmen bestreitet jegliche Verantwortung für die Taten der Tochterfirma und verweigert den Opfern Wiedergutmachung. Vor kurzem betonte Dow erneut, es sei unwahrscheinlich, dass Bhopal irgendwelche finanziellen, operativen oder rufschädigenden Auswirkungen auf die Firma haben werde. Dow werde alles tun, um jegliche Bemühungen, das Unternehmen in das Unglück zu verstricken, zu unterbinden. Als wäre die Tragödie von Bhopal nicht genug: Eine weitere indische Tochterfirma, Dow AgroSciences, wurde von der indischen Regierung wegen Bestechung für fünf Jahre auf die schwarze Liste gesetzt. Dow Chemical hat mit der Übernahme von Union Carbide nicht nur dessen Vermögenswerte, sondern auch die Verpflichtungen geerbt. Es ist höchste Zeit, dass Dow Chemical seine Verantwortung wahrnimmt und Wiedergutmachung leistet. Lesen Sie dazu auch unseren Beitrag: BREAKING: EPA genehmigt tödliches ‘Agent Orange’-Giftduo! EPA Approves ‘Agent Orange’ Deadly Duo Poison

Chevron

4_MG_4315Wieso Chevron den Lifetime Award verdient

Lesen Sie dazu auch: Unglaublich! Chevron fordert Gesetzesänderung von Kanada, um die Beschlagnahme von Vermögenswerten durch Ecuador zu verhindern- Epic Chevron Battle Lands in Canadian Court

Bis heute weist das Unternehmen jegliche Verantwortung für eine der wohl schlimmsten Umweltkatastrophen überhaupt von sich. Die Gemeinschaften leiden noch immer unter den Konsequenzen der Verschmutzung. Nichtsdestotrotz weigert sich Chevron, den Schaden zu beseitigen, den es durch die Übernahme von Texaco geerbt hat. Trotz eines mehr als zwanzig Jahre dauernden Rechtsstreits konnte sich Chevron bis jetzt jeglicher Bestrafung entziehen. Die Betroffenen in Ecuador warten noch immer auf Gerechtigkeit und Entschädigung. Auch in Afrika, Nord- und Südamerika, Asien und Europa setzen sich Gemeinschaften, die auf Grund von Chevrons Geschäftspraktiken Schaden erlitten, zur Wehr, um ihre Rechte einzufordern. Es ist inakzeptabel, dass Chevron die Verteidigung und Unterstützung durch zivilgesellschaftliche Organisationen als Verschwörung brandmarkt. Der Chevron-Fall zeigt auf, wie transnationale Unternehmen nicht nur die Anstrengungen der Betroffenen gefährden, sondern auch das Recht auf Wiedergutmachung jener Menschen untergraben, deren Menschenrechte durch transnationale Unternehmen verletzt werden.

JETZT ABSTIMMEN Mehr Informationen zu den Nominierten erhalten Sie hier: http://publiceye.ch/de/

2014 gaben über 280 000 ihre Stimme ab und das Ergebnis war eindeutig: Gazprom lautet der Gewinner des People’s Award. Der Jurypreis ging an Gap. Siehe: Die Public Eye Awards 2014 gehen an…

Das Public Eye sorgte 15 Jahre lang für eine innovative Gegenöffentlichkeit zum WEF, 10 davon mit seinen stilbildenden Negativpreisen für die gravierendsten Fälle von Menschenrechtsverletzungen und Umweltvergehen durch Unternehmen. Im Januar 2015 machen die beiden Trägerorganisationen mit dem «Lifetime Award» nun den Sack zu. Der Hauptgrund für den Abschied von EvB und Greenpeace aus Davos ist die Ankunft einer breiteren konzernkritischen NGO-Koalition in Bern.

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Mit der Prüfung einer Volksinitiative, die rechtlich verbindliche Regeln für die weltweite Respektierung von Menschenrechten und Umwelt durch Schweizer Unternehmen erreichen will, ist die politische Kernforderung des Public Eye auf gutem Weg. Zudem hat die Privatveranstaltung WEF stark an Relevanz verloren und ist der falsche Ort für politische Forderungen, die sich an (im Unterschied zum WEF) demokratisch legitimierte EntscheidungsträgerInnen richten. Mehr Informationen finden Sie hier MEDIENMITTEILUNG

Kennen Sie das Treffen auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos?

Es ist einer der einflussreichsten und internationalsten Kongresse der Welt. Das Weltwirtschaftsforum bringt Geschäft, Politik und Party zusammen. Siehe  DAVOS 2014: Die Umgestaltung der Welt: Konsequenzen für Gesellschaft, Politik und Wirtschaft – Geld gegen Leben und auch der frühere FDP-Vorsitzende und Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler hat eine neue Aufgabe. Er wurde Manager bei diesem Weltwirtschaftsforum. Siehe Rösler, vom Wirtschaftsminister zum Weltwirtschaftsforum und hilft bei der Umgestaltung der Welt in Davos

Vom 21. bis zum 24. Januar 2015 trifft sich die Wirtschaftselite der Welt wieder im schweizerischen Davos zum Meinungsaustausch auf dem Weltwirtschafsforum (WEF). Unter dem Motto „The New Global Context“ (der neue globale Kontext) ganz im Zeichen des laufenden politischen, wirtschaftlichen, sozialen und technologischen Wandels. 2500 Führungspersonen aus Wirtschaft, Regierungen, internationalen Organisationen und der Zivilgesellschaft sowie Akademiker, Medienleute und Künstler werden im Januar in Davos-Klosters erwartet.

2014 hatte das Jahrestreffen bereits unter einem ähnlichen Motto «Neugestaltung der Welt: Konsequenzen für Gesellschaft, Politik und Wirtschaft» gestanden. Der Schwerpunkt lag damals vor allem auf Gesundheit und Umwelt.

2015 wird der letzte Public Eye Award, der Public Eye Lifetime Award, verliehen, fast 32 300 haben bereits abgestimmt – auch Ihre Stimme zählt. Die Abstimmung läuft bis zum 22. Januar 2015. Zur Abstimmung: „Public Eye Lifetime Award“.

Netzfrau Doro Schreier

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