Es ist still geworden um die Ebola-Epidemie, dabei schreitet die Epidemie in Westafrika weiter voran.
Liberia, Guinea und Sierra Leone gehören zu den ärmsten Ländern der Welt.
Die Kinder leiden immens an den Auswirkungen von Ebola – darüber wird viel zu wenig berichtet – und die vielen Waisen sind die vergessenen Opfer dieser Krise.
Die Ebola-Waisen werden oftmals stigmatisiert und aus der Gemeinschaft ausgegrenzt. Wie prekär die Lage in den drei betroffenen westafrikanischen Ländern noch immer ist, zeigt der folgende Bericht.
Ebola und die Kinder Westafrikas
Am schlimmsten betroffen vom größten Ebola-Ausbruch in der Geschichte sind die Länder Westafrikas, in denen die Seuche drei weitere tragische Schwellenwerte erreicht hat: Ein ganzes Jahr, 20 000 Krankheitsfälle und 8000 Tote. Nahezu zehn Millionen Kinder unter 20 Jahren leben in den Ländern, in denen die Ansteckungsrate am höchsten ist, nämlich in Guinea, Liberia und Sierra Leone.
Für die Kinder ist Ebola der reine Horror. Mitarbeiter der Vereinten Nationen schätzen, dass mehr als 3500 Kinder infiziert sind. Mindestens 1200 sind bereits gestorben und etwa 10 000 haben durch die Seuche einen oder beide Elternteil/e bzw. Menschen, die sich um sie kümmerten, verloren.
Die Ebola-Waisen werden oftmals stigmatisiert und aus der Gemeinschaft ausgegrenzt. Zudem wurden die Schulen der Kinder geschlossen – mit der Absicht, die Verbreitung des Virus zu verlangsamen. Aus anderen Krisen wissen wir jedoch, dass, wenn die Kinder die Schule einmal verlassen haben, viele niemals zurückkommen. Stattdessen werden die meisten Opfer von Kinderarbeit und anderer Ausbeutung.
Heute schlägt Ebola weiterhin am schlimmsten in Sierra Leone zu. Von dort werden 337 Neuerkrankungen in der letzten Dezemberwoche gemeldet, das sind mehr als doppelt so viele wie in Guinea und Liberia zusammen.
In Sierra Leone, wo die höchste Müttersterblichkeit der Welt herrscht und die vierthöchste Kindersterblichkeitsrate, leiden die Kinder immens an den Auswirkungen von Ebola – darüber wird viel zu wenig berichtet – und die vielen Waisen sind die vergessenen Opfer dieser Krise.
Ein Sozialarbeiter von Street Child, einer Wohltätigkeitsorganisation aus Großbritannien, die den am meisten gefährdeten Kindern Westafrikas einen Zugang zu Bildung ermöglichen will, berichtet von 80 Waisen allein aus 34 Familien in Kumala, Sierra Leone, und dass man von noch schlimmeren Kinderschicksalen außerhalb der Dörfer hört. In einem Artikel in „The Guardian” erklärt der Sozialarbeiter, dass seine Organisation bereits 7000 Waisen in Sierra Leone geholfen habe, es jedoch in schwer zu erreichenden Gebieten noch sehr viel mehr Kinder gäbe und dass es gelte, diese zu finden.
Die Kinder in Sierra Leone brauchen Fürsorge, Nahrung, Schutz, psycho-soziale Unterstützung und Bildung. Angehörigensuche wird betrieben mit dem Ziel der Familienzusammenführung oder der Bereitstellung von alternativer Betreuung für von ihren Familien getrennten und alleinstehenden Kindern durch Initiativen wie Verarztung, Schulung und Unterstützung von Überlebenden zur zwischenzeitlichen Betreuung.
Am 3. Dezember 2014 zählten UNICEF und ihre Partner in Sierra Leone über 9500 Kinder gezählt, die von der Krise direkt betroffen sind. 4300 von ihnen haben einen Elternteil oder beide an Ebola verloren und fast 400 sind auf sich allein gestellt bzw. von Menschen, die sie betreuten, getrennt.
Die Regierung von Sierra Leone und das Welternährungsprogramm (World Food Programme) liefern nun pro Woche mehr als 730 Tonnen an Lebensmitteln nach Sierra Leone und versorgen damit etwa 65 000 Patienten, Quarantänestationen und Überlebende der Ebola-Krankheit.
In den meisten Teilen von Sierra Leone essen die Menschen dreimal täglich Reis. Das Ministerium für Land- und Waldwirtschaft und Nahrungssicherheit prognostiziert einen Verlust von 40 % der Grundnahrungsmittel im Jahr 2014. Wenn sich das Land nicht angemessen auf diese Verknappung vorbereitet, wird sich Sierra Leone im April 2015 dem Kampf gegen die Geißeln Hungersnot und Hungertod zu stellen haben. Wir müssen uns alle fragen, ob Kanada bei der Bereitstellung des Nahrungsbedarfs in Sierra Leone unterstützend antreten wird.
UNICEF setzt seine Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Technik sowie anderen Partnern fort, um die Kontinuität der Lernmöglichkeiten für die Kinder zu garantieren, solange die Schulen geschlossen bleiben. Dies beinhaltet die Unterstützung des Radio-Schulfunk-Programms, in dessen Rahmen landesweit täglich Stunden-Lektionen gesendet werden und durch Besuche in den Haushalten eine Überwachung stattfindet, um sicherzustellen, dass die Kinder daran teilnehmen.
Die Finanzierung muss abgesichert werden, sodass man sich um die Kinder Westafrikas kümmern kann, insbesondere um diejenigen, die sich infiziert haben, die einen Elternteil oder beide auf Grund der Ebola-Krankheit verloren haben, oder die von ihren Familien getrennt wurden. UNICEF bittet dringend um US $ 500 Millionen, um auf den Ebola-Ausbruch in Westafrika bis Ende Juni 2015 reagieren zu können.
Erst Kanada nahm Notiz von der Ebola-Krise in Westafrika, bot einen Impfstoff an und schickte Schutzausrüstungen und Personal. Sorgen wir dafür, dass die Kinder nicht länger warten müssen.
Diesen Beitrag haben wir aus dem huffingtonpost aus Kanda für Sie übersetzt.
Zusatzinformationen:
In den drei am schwersten von der Ebola-Epidemie betroffenen Ländern Westafrikas sollen frühestens Ende Januar die ersten vorbeugenden Impfstoffe an Menschen getestet werden, teilte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit. In Liberia soll nun 9000 Menschen VSV-ZEBOV, ein auf einem Erkältungsvirus von Schimpansen basierender Wirkstoff oder Placebo verabreicht werden. In Sierra Leone sollen vor allem Ärzte und Helfer geimpft werden.
Die ersten klinischen Versuche mit zwei vorbeugend wirkenden Impfstoffen seien vielversprechend verlaufen, sagte die stellvertretende WHO-Generaldirektorin Marie-Paule Kieny. Die Erprobung des Impfstoffes VSV-ZEBOV an 59 Freiwilligen in der Schweiz war im Dezember unterbrochen worden, nachdem Probanden über Gelenkschmerzen geklagt hatten. Es handele sich jedoch nur um eine schwache Nebenwirkung, sagte Kieny. Die Versuche seien daher wieder aufgenommen worden. Dies teilte die Pharmazeutische Zeitung am 12. Januar 2015 mit.
WHO übt Selbstkritik an Krisenmanagement
Die Weltgesundheitsorganisation hat nach eigener Einschätzung, unzureichend auf den Ausbruch der Ebola-Epidemie in Westafrika reagiert. Das geht aus einer aktuellen Analyse der UN-Behörde hervor.
Es sei deutlich geworden, dass die UN-Behörde in ihrer derzeitigen Form nicht unbedingt mit großen oder neuartigen Krisen fertig werden könne, hieß es in einer Analyse der WHO in Genf. Information aus der Ärzte Zeitung online vom 13.01.2015.
INFOBOX
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Weltgesundheitsorganisation (WHO)
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen mit Sitz in Genf. Sie wurde am 7. April 1948 gegründet und zählt 194 Mitgliedsstaaten. Sie ist die Koordinationsbehörde der Vereinten Nationen für das internationale öffentliche Gesundheitswesen. Sie ist federführend in globalen Gesundheitsfragen. Zu ihrem Mandat gehört die Festlegung weltweit gültiger Normen und Standards, die Formulierung evidenzbasierter, gesundheitspolitischer Grundsätze sowie die Ausgestaltung der Forschungsagenda für Gesundheit.
WHO-Projekte werden teilweise als Public Private Partnership finanziert. Darunter fallen:
- Die Globale Allianz für Impfstoffe und Immunisierung (Global Alliance for Vaccines and Immunization; GAVI), welche zu 75 % (750 Mio. US-Dollar) von der Bill and Melinda Gates Foundation finanziert wird. Auch JP Morgan und Statoil gehören zu den Geldgebern.
- Die Globale Allianz für verbesserte Ernährung (GAIN), die 2003 gegründet wurde. Sie bezweckt mittels partnerschaftlicher Projekte, unter anderen mit der WHO und der Nahrungsmittelindustrie, die Mangelernährung vor allem in den Entwicklungsländern zu verhindern. Finanziert u. a. von der Bill & Melinda Gates Foundation.
Globale Allianz für Impfstoffe und Immunisierung
Die Global Alliance for Vaccines and Immunisation (Globale Allianz für Impfstoffe und Immunisierung, GAVI Alliance) ist eine öffentlich-private Partnerschaft mit dem Ziel, Menschen in Entwicklungsländern durch Impfungen gegen vermeidbare Krankheiten zu schützen. Dazu unterstützt die GAVI Alliance unter anderem den Ausbau nationaler Impfprogramme, die Einführung neuer Impfstoffe und die nachhaltige Finanzierung von Impfkampagnen. Alle wichtigen Entscheidungsträger im Immunisierungsbereich – die Regierungen von Industrie- und Entwicklungsländern, die Weltgesundheitsorganisation (WHO), das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF), die Weltbank, die Bill & Melinda Gates Stiftung, Impfstoffhersteller, Einrichtungen des öffentlichen Gesundheitswesens und Nichtregierungsorganisationen – arbeiten dabei partnerschaftlich zusammen.
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Engl. ORIGINAL:
Ebola and West Africa’s Children
Kirsty Duncan 01/11/2015
The worst outbreak of Ebola in history continues to ravage communities in West Africa, where the disease passed three more tragic markers, the one-year mark, 20,000 cases, and 8,000 deaths. Almost ten million children under the age of 20 live in those countries where disease transmission is the most intense, namely, in Guinea, Liberia, and Sierra Leone.
Ebola has been horrendous for children. United Nations officials estimate that more than 3,500 have been infected, at least 1,200 have died, and up to 10,000 children have lost one or both parents or caregivers to the disease.
Ebola orphans are often stigmatized and shunned by their own communities. Moreover, children’s schools have been shut down in an attempt to slow the virus. We know from other crises that once children leave school, many never return. Instead, they are at risk of falling victim to child labor or other exploitative situations.
Today, Ebola continues to hit hardest in Sierra Leone, which reported 337 new cases in the last week of December, more than double those in Guinea and Liberia combined.
In Sierra Leone, which already had the world’s highest maternal mortality ratio and the fourth highest infant mortality rate, the impact of Ebola on children is huge and under-reported; and orphans remain the forgotten victims of the crisis.
A social worker for Street Child, a UK charity that aims to create educational opportunity for some of the most vulnerable children in West Africa, in Sierra Leone reports 80 orphans among just 34 families in Kumala, Sierra Leone; and hearing of children in even worse situations beyond one chief’s village. The social worker claims in an article in The Guardian that his organisation has already helped 7,000 orphans in Sierra Leone, but that there are more children in hard-to-reach places, and that they must be found.
Sierra Leone’s children need care, food, protection, psycho-social support, and education. Family tracing is being undertaken with the objective of reunifying or providing alternative care for separated and unaccompanied children through such initiatives as vetting, training, and supporting survivors to provide interim care.
As of December 3rd, UNICEF and partners identified over 9,500 children in Sierra Leone who are directly affected by the crisis, with over 4,300 children having lost one or both parents to Ebola, and almost 400 unaccompanied or separated from their caregiver.
The government of Sierra Leone and the World Food Programme are now delivering more than 730 metric tonnes of food in Sierra Leone weekly, reaching some 65,000 patients, quarantined homes and Ebola survivors.
In most parts of Sierra Leone, people eat rice three times a day, and the Ministry of Agriculture, Forestry and Food Security predicts a loss of 40 per cent of the staple food in 2014. If the country is not adequately prepared to meet the shortage, Sierra Leone will by April 2015 be faced with battling the dual scourges of hunger and starvation. We should all ask whether Canada will step up and help provide for the food needs in Sierra Leone.
UNICEF continues to work with the Ministry of Education, Science and Technology and other partners to ensure continuity of learning for children while schools remain closed. This includes supporting the radio education programme, which is airing daily hour-long lessons across the country, and monitoring the program through household visits to ensure children are engaging.
Funding must be secured to look after West Africa’s children, particularly those who have been infected, lost one or both parents to Ebola, or have been separated from their families. UNICEF is appealing for over US$ 500 million to respond to the Ebola outbreak in West Africa until the end of June 2015.
West Africa had to wait for Canada to take notice of Ebola, offer a vaccine, as well as send personal protective equipment and personnel. Let us ensure that the children do not have to wait any longer.
Healthcare workers in protective gear work at an Ebola treatment center in the west of Freetown, Sierra Leone
Netzfrau Heike Garisch
Weitere Informationen:
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