Die Menschen „verbrauchen die für das Überleben notwendigen Systeme“ in einer Geschwindigkeit, die es in den vergangenen 10 000 Jahren so noch nie gegeben habe – so das Resümee von zwei Forschungsergebnissen, über die Oliver Milman im Guardian berichtet. Ein Artikel, den wir gerne für Sie übersetzt haben.
Die Forschungsergebnisse gehen auf die Ausbeutung der Natur beim Verbrauch von Boden und von Wasserreservoirs, beim Ausstoß von Gasen in die Luft sowie durch die Ausbringung von Unmengen an landwirtschaftlichen Chemikalien in die Natur ein.
Zwei wichtige neue Studien eines internationalen Forschungsteams heben die Schlüsselfaktoren hervor, die ein lebenswertes Leben für Menschen auf dem Planet ermöglichen. Die Resultate sind eindeutig.
Von den neun Bereichen, die für Menschen auf der Erde unverzichtbar sind, haben bereits vier den „sicheren“ Bereich überschritten:
die durch Menschen induzierte Klimaveränderung, Verlust an Integrität der Biosphäre, Landsystemänderungen und die hohen Werte an Phosphor und Stickstoff in den Meeren auf Grund von Düngemitteln.
Die Forscher beschäftigten sich fünf Jahre damit, die wesentliches Aspekte eines Planeten zu definieren, damit ein Planet als für menschliches Leben geeignet gelten kann. Dabei verwendeten sie für jeden Messwert einen langfristigen Durchschnittszustand, um eine saubere Basis für ihre Analyse zu erhalten.
Sie fanden heraus, dass es Veränderungen wie in den letzten 60 Jahren, in den vergangenen 10 000 Jahren noch nie gegeben habe. Bis dahin habe die Welt ein relativ stabiles Klima gehabt, und die menschliche Zivilisation konnte sich signifikant weiterentwickeln.
Kohlendioxidwerte von 395.5 Parts pro Million waren der historische Höchstwert, der Verlust an Integrität der Biosphäre führe zu einem Artenverlust, der über 100 Mal schneller als bisher ist.
Seit 1950 habe sich die städische Bevölkerung um den Faktor 7 erhöht, der Verbrauch von Primärenergie um den Faktor 5, der Einsatz von Düngemitteln sei 8 Mal so hoch. Die Belastung der Ozeane durch Stickstoff habe sich vervierfacht.
Diese Veränderungen überführten die Erde als Ganzes in einen „neuen Zustand“, der deutlich weniger „gastfreundlich“ für menschliche Bewohner sein wird als heute, so die Forscher.
„Sämtliche Indikatoren sind seit 1950 in die Höhe geschnellt und man sieht keine Zeichen, dass sich das verlangsamen wird” sagt Prof Will Steffen von der Australian National University und dem Stockholm Resilience Centre. Steffen ist führender Autor beider Studien. „In dem Moment, in dem die wirtschaftlichen Systeme so rasant beschleunigten, begann die massive Steigerung von Ressourcenverbrauch und Umweltverschmutzung. Zunächst war das lokal und regional beschränkt, jetzt passiert das aber alles auf globaler Ebene. Diese Veränderungen sind auf den Menschen zurückzuführen, das sind keine natürliche Abweichungen.“
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Steffen sagt, dass der direkte menschliche Einfluss auf die Natur zum Verlust der Befruchtung beitrage und zu einer Störung der Versorgung mit Nährstoffen und frischen Wasser führe.
„Wir holzen das Land ab, beuten es aus, bringen fremde Gattungen ins Land und rotten gleichzeitig die wichtigsten Raubtierarten aus. Das Ökosystem im Meer wird durch Überfischen zerstört – das Ganze ist ein Tod auf Grund von 1000 Verletzungen“, sagt er. „Die direkten Auswirkungen auf den Boden sind im Moment der gravierendste Faktor, sogar einflussreicher als die Klimaveränderung.“
Laut der Studie gibt es zahlreiche Abweichungen in den Bedingungen weltweit. So konzentriere sich die Landgewinnung durch Abholzung derzeit auf die tropischen Gebiete wie Indonesien und das Amazonas-Gebiet, während es in Europa eher zu Aufforstung käme. Aber insgesamt ergäbe sich ein rapide zunehmendes Bild der Zerstörung.
„Man kann mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass es eine derartige Situation, wie wir sie heute sehen, noch nie gegeben hat. Alles weist darauf hin, dass wir uns einem Punkt nähern, den wir besser nicht überschreiten sollten“, bringt Steffen es auf den Punkt. „Wenn sich die Erde um 5-6 Grad erwärmt, ohne Eiskappen, wird das passieren. Das wird negative Auswirkungen auf große Säugetiere wie uns haben. Die Welt ist robust, das ist eine unumstößliche Wahrheit. Aber nicht robust genug für uns.“
Er ergänzt: „Manche Menschen sagen, dass wir uns dank des Einsatzes an Technologie adaptieren können. Aber das glauben wir nur– das basiert nicht auf Fakten. Es gibt bis jetzt keinen überzeugenden Beweis dafür, dass sich ein großer Säuger mit einer Körpertemperatur von 37 Grad Celsius entsprechend schnell den Veränderungen anpassen kann. Insekten können das, Menschen sind dazu nicht in der Lage. Das ist das Problem.“
Die Forschungsergebnisse belegen, dass das Wirtschaftssystem „grundsätzliche Fehler“ beinhalte, da es die für den Menschen kritischen lebenserhaltenden Systeme ignoriere.
„Es ist offensichtlich, dass uns unsere Wirtschaftssysteme in eine nicht nachhaltige Zukunft führen. Die Menschen im Alter meiner Tochter werden zunehmend um ihr Überleben kämpfen müssen“, sagt Steffen. „Die Geschichte zeigt: Zivilisationen entstehen, gewinnen an Bedeutung, bleiben aber in ihren Vorstellungen verhaftet und kollabieren dann, da sie nicht zur Veränderung bereit sind. In dieser Situation befinden auch wir uns heute.“
Die beiden Studien, die in Science und Anthropocene Review veröffentlicht wurden, erarbeiteten Forscher aus den USA, Schweden, Deutschland und Indien. Die Ergebnisse werden in sieben Seminaren beim World Economic Forum in Davos vom 21. bis 25. Januar vorgestellt.
Anmerkung der Netzfrau: Ob’s was nutzt? Den Club of Rome hat man ja leider auch ignoriert. Bis heute.
Rate of environmental degradation puts life on Earth at risk, say scientists
Humans are ‘eating away at our own life support systems’ at a rate unseen in the past 10,000 years, two new research papers say
Oliver Milman theguardian.com/ Thursday 15 January 2015
Humans are “eating away at our own life support systems” at a rate unseen in the past 10,000 years by degrading land and freshwater systems, emitting greenhouse gases and releasing vast amounts of agricultural chemicals into the environment, new research has found.
Two major new studies by an international team of researchers have pinpointed the key factors that ensure a livable planet for humans, with stark results.
Of nine worldwide processes that underpin life on Earth, four have exceeded “safe” levels – human-driven climate change, loss of biosphere integrity, land system change and the high level of phosphorus and nitrogen flowing into the oceans due to fertiliser use.
Researchers spent five years identifying these core components of a planet suitable for human life, using the long-term average state of each measure to provide a baseline for the analysis.
They found that the changes of the last 60 years are unprecedented in the previous 10,000 years, a period in which the world has had a relatively stable climate and human civilisation has advanced significantly.
Carbon dioxide levels, at 395.5 parts per million, are at historic highs, while loss of biosphere integrity is resulting in species becoming extinct at a rate more than 100 times faster than the previous norm.
Since 1950 urban populations have increased seven-fold, primary energy use has soared by a factor of five, while the amount of fertiliser used is now eight times higher. The amount of nitrogen entering the oceans has quadrupled.
All of these changes are shifting Earth into a “new state” that is becoming less hospitable to human life, researchers said.
“These indicators have shot up since 1950 and there are no signs they are slowing down,” said Prof Will Steffen of the Australian National University and the Stockholm Resilience Centre. Steffen is the lead author on both of the studies.
“When economic systems went into overdrive, there was a massive increase in resource use and pollution. It used to be confined to local and regional areas but we’re now seeing this occurring on a global scale. These changes are down to human activity, not natural variability.”
Steffen said direct human influence upon the land was contributing to a loss in pollination and a disruption in the provision of nutrients and fresh water.
“We are clearing land, we are degrading land, we introduce feral animals and take the top predators out, we change the marine ecosystem by overfishing – it’s a death by a thousand cuts,” he said. “That direct impact upon the land is the most important factor right now, even more than climate change.”
There are large variations in conditions around the world, according to the research. For example, land clearing is now concentrated in tropical areas, such as Indonesia and the Amazon, with the practice reversed in parts of Europe. But the overall picture is one of deterioration at a rapid rate.
“It’s fairly safe to say that we haven’t seen conditions in the past similar to ones we see today and there is strong evidence that there [are] tipping points we don’t want to cross,” Steffen said.
“If the Earth is going to move to a warmer state, 5-6C warmer, with no ice caps, it will do so and that won’t be good for large mammals like us. People say the world is robust and that’s true, there will be life on Earth, but the Earth won’t be robust for us.
“Some people say we can adapt due to technology, but that’s a belief system, it’s not based on fact. There is no convincing evidence that a large mammal, with a core body temperature of 37C, will be able to evolve that quickly. Insects can, but humans can’t and that’s a problem.”
Steffen said the research showed the economic system was “fundamentally flawed” as it ignored critically important life support systems.
“It’s clear the economic system is driving us towards an unsustainable future and people of my daughter’s generation will find it increasingly hard to survive,” he said. “History has shown that civilisations have risen, stuck to their core values and then collapsed because they didn’t change. That’s where we are today.”
The two studies, published in Science and Anthropocene Review, featured the work of scientists from countries including the US, Sweden, Germany and India. The findings will be presented in seven seminars at the World Economic Forum in Davos, which takes place between 21 and 25 January.
Netzfrau Lisa Natterer
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