Ein gegen Antibiotika resistenter Keim hat sich im Universitätskrankenhaus in Kiel ausgebreitet. 14 Patienten infizierten sich – 5 Patienten starben. Die Aufnahme von künstlich beatmeten Notfallpatienten ist „bis auf weiteres“ gestoppt worden.
Inzwischen hat sich die Kieler Staatsanwaltschaft in den Fall eingeschaltet.
„Wir haben den Sachverhalt über die Ereignisse und die einzelnen Maßnahmen im UKSH zur Kenntnis genommen und werden nun prüfen, ob Anhaltspunkte für strafrechtliches Fehlverhalten vorliegen“, sagte Oberstataatsanwältin Birgit Heß gegenüber KN-online.
Es handelt sich um den Acinetobacter baumannii, dieser gehört zu den MRGN-Keimen. Er ist gegen vier Antibiotikagruppen resistent. Lungenentzündungen, Harnwegsinfektionen, Wundinfektionen und Sepsis können mögliche Erkrankungen sein.
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Acinetobacter baumannii ist ein Umweltkeim, der im Boden und im Wasser vorkommt und auch im menschlichen Darm oder auf der Haut zu finden ist. Acinetobacter baumannii ist ein so-genannter Opportunist, das bedeutet, er breitet sich am besten unter günstigen Bedingungen aus, z.B. bei abwehrgeschwächten Verletzten und Verwundeten und bei Patienten mit schweren Vorerkrankungen, wie sie häufig auf einer Intensivstation zu finden sind. Das Bakterium löst Wund- oder Lungenentzündungen aus, die im schlimmsten Fall zum Tod führen. Quelle
Multiresistenz von Bakterien gegen Antibiotika ist ein weltweit verbreitetes Problem, vor allem in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Gründe dafür sind der massenhafte Einsatz von Antibiotika – nicht nur beim Menschen. Viel zu oft erfolgt die Gabe außerdem vorschnell oder es wird das falsche Antibiotikum verabreicht. Wir haben schon mehrfach darüber berichtet. Lesen Sie dazu unseren Beitrag: Klinik-Keime: 40 000 Patienten sterben an multiresistenten Erregern
Am Kieler Klinikum wurde ein Teil der Intensivstationen vorsichtshalber bis auf weiteres geschlossen. Wegen der Resistenzen des Keims stellt die Therapie der Betroffenen eine besondere Herausforderung dar. Mit einem umfassenden Screening soll nun geprüft werden, ob es weitere Keimträger gibt. Räumlichkeiten und Geräte würden gründlich desinfiziert, hieß es. Mehr Informationen erhalten Sie hier auf NDR.
Antibiotika-Resistenz „Superbakterien”
Das Wort Antibiotika stammt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt „gegen das Leben“. Doch geht es nicht dem, der sie einnimmt, an den Kragen, sondern den Keimen, die ihm das Leben schwer machen. Antibiotika sind nach wie vor Wunderwaffen, die Leben retten können. Allerdings müssen sie dafür richtig eingesetzt werden. Antibiotika können eine Reihe von Nebenwirkungen auslösen, die den Körper zusätzlich belasten. Zudem können Bakterien mit der Zeit resistent gegen Antibiotika werden, wenn Patienten die Medikamente zu häufig einnehmen. Im schlimmsten Fall bleibt die Wirkung der Antibiotika also auch bei infektiösen Krankheiten irgend wann aus.
Die Antibiotika-resistenten Superbakterien, die sich in den Eingeweiden von Millionen von Nutztieren (Massentierhaltung) bilden, verbreiten sich in der ganzen Welt.
Der amerikanische Pharmariese Eli Lilly ist Anbieter von Impfstoffen, Antiparasitika und Produkten im Bereich der Antibiotika für Schweine, Geflügel und Rinder und demnächst auch bei Wiesenhof! Siehe dazu: Demnächst XXL-Hähnchen bei Wiesenhof und McDonald’s?
Zahlreiche schwere bakterielle Infektionen sind dank Antibiotika gut in den Griff zu bekommen, doch bei manchen Patienten können sie schwerwiegende Nebenwirkungen hervorrufen.
Durch Antibiotika werden in der Regel nicht nur die krankheitserregenden Bakterien abgetötet, sondern auch nützliche Bakterien. Dazu zählen etwa die Darmbakterien, die für die Verdauung wichtig sind oder die Milchsäurebakterien, die den sauren pH-Wert in der Scheide aufrechterhalten. Durch die Einnahme von Antibiotika kommt es daher relativ häufig zu Magen-Darm-Beschwerden (z. B. Durchfall und Blähungen) sowie zu Scheidenpilzinfektionen.
Dass die Einnahme eines Antibiotikums Achillessehnenentzündungen und sogar -risse hervorrufen kann, klingt für viele Menschen absurd. Selbst mancher Orthopäde, der bei Achillessehnenbeschwerden in der Regel konsultiert wird, hat von dieser möglichen Nebenwirkung der Antibiotikagruppe der Fluorchinolone noch nichts gehört. Kein Wunder also, dass ein Kausalzusammenhang häufig weder erkannt, geschweige denn gemeldet wird. Eine hohe Dunkelziffer bei den durch Fluorchinolone hervorgerufenen Sehnenbeschwerden ist die Folge. Quelle
Nebenwirkungen am Auge
Am 30. 07. 2014 gab das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zu dem Wirkstoff Fluorchinolone (Fluorchinolone sind eine Untergruppe der Chinolone. Die Verbindungen werden als Antibiotika eingesetzt) bekannt:
Die Produktinformationen fluorchinolonhaltiger Arzneimittel zur systemischen Anwendung sind hinsichtlich eines Warnhinweises zu möglichen Augensymptomen zu ergänzen. Das BfArM gibt hiermit den, im Vergleich zu der am 2.07.2014 veröffentlichten Version, sprachlich leicht geänderten deutschen Texte bekannt.
Fluorchinolone: Nebenwirkungen am Auge (PDF, 67KB, Datei ist barrierefrei⁄barrierearm)
Die US-Arzneimittelzulassungsbehörde FDA warnte am 16. 8. 2013 vor jahrelang anhaltenden oder permanenten Nerven-Schädigungen
Diese schweren Nervenschäden werden möglicherweise durch Fluorchinolone verursacht. Diese können schon kurz nach der Einnahme der Medikamente auftreten und dauerhaft sein.
Periphere Neuropathie ist eine Nervenstörung, die in den Armen oder Beinen auftreten. Symptome sind Schmerzen, Brennen, Kribbeln, Taubheitsgefühl, Schwäche oder eine Veränderung in der Empfindung bei leichter Berührung, Schmerz oder Temperatur. Dies kann während der Behandlung mit Fluorchinolonen zu jeder Zeit auftreten und kann, nachdem das Medikament gestoppt wurde, Monate bis Jahre bleiben oder dauerhaft sein. http://www.fda.gov/Drugs/DrugSafety/ucm365050.htm
Nachdem wir Ihnen nun die Nebenwirkungen von Antibiotika bzw. das Fluorchinolon als Reserveantibiotikum vorgestellt haben, kommen wir nun zu dem Einsatz in der Massentierhaltung.
Massentierhaltung – Einsatz von Antibiotika
Für die Tierhaltung in Deutschland sind erneut wieder mehr umstrittene Antibiotika verteilt worden, die auch in der Humanmedizin wichtig sind. Bei der kritischen Klasse der Fluorchinolone stieg die abgegebene Menge im vergangenen Jahr auf 13 Tonnen – nach 10 Tonnen im Jahr zuvor und acht Tonnen im Jahr 2011. Das geht nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa aus aktuellen Daten des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hervor.
Ein Kartell des Schweigens
Was bis heute verschwiegen wird, ist die Gesamtmenge an verwendeten Antibiotika. Tierärzte habe ihre eigene Apotheke und klar könnte man am Umsatz ausrechnen, wie viele Antibiotika verkauft werden, doch wie hoch ist diese Dunkelziffer? Seit über 150 Jahren dürfen die Tierärzte verschreiben und gleichzeitig verkaufen und zwar fast ohne Kontrolle. Mit der industriellen Massentierhaltung wuchsen auch die Veterinärpraxen und deren Absatz. In den Niederlanden gibt es sogar eine Jobbörse, Vetjobs.nl, diese konzentriert sich in den Niederlanden und in Belgien ganz auf den Veterinärbereich. Als Beispiel: „Der Lintjeshof“ . Diese Seite beschreibt sich als eine moderne, ISO-zertifizierte Tierarztpraxis mit eigener Apotheke und einer umfangreichen Diagnostik im eigenen Labor.
Pro Jahr werden in Deutschland 250 bis 300 Tonnen Antibiotika in der Humanmedizin verbraucht.
In der Veterinärmedizin sind es bei der kritischen Klasse der Fluorchinolone 13 Tonnen und insgesamt wurden 1452 Tonnen Antibiotika an Tierärzte verteilt.
Verschiedene EU-Mitgliedsstaaten etablierten Systeme zur Erfassung der Abgabe- oder Verbrauchsmengen von Antibiotika in der Veterinärmedizin, doch nicht so Deutschland. Hierzulande schreiben die Leitlinien der Bundestierärztekammer vor, dass Antibiotika nur dann eingesetzt werden sollen, wenn es nicht zu vermeiden ist.
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Die Realität sieht aber offenbar anders aus. So zeigen die Ergebnisse eines vom BfR in Auftrag gegebenen Forschungsprojekts, dass Mastschweine während ihres Lebens durchschnittlich 5,9 Mal mit Antibiotika behandelt werden, Milchrinder pro Lebensjahr 2,5 Mal und Mastkälber pro Lebensjahr 2,3 Mal. Eine Studie zum Antibiotikaeinsatz in der Hähnchenmast in Nordrhein-Westfalen ergab, dass fast alle Hähnchen zumindest einmal in ihrem Leben antibiotisch behandelt werden (96,4 Prozent). Um die weitere Zunahme von Resistenzen zu verhindern, müsste daher nicht nur in der Humanmedizin besonnener mit Antibiotika umgegangen werden, sondern auch in der Veterinärmedizin und Tiermast. Quelle
Dass es ein weltweites Problem darstellt und schon lange bekannt ist, weiß auch der Bundeswehr-Sanitätsdienst:
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Multiresistenz von Bakterien gegen Antibiotika ist ein weltweit verbreitetes Problem, vor allem in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Gründe dafür sind der massenhafte Einsatz von Antibiotika, nicht nur beim Menschen. Viel zu oft erfolgt die Gabe außerdem vorschnell oder es wird das falsche Antibiotikum verabreicht.
Eindämmung der Ausbreitung von Superbakterien
In den USA wurde nun eine Petition gestartet, die den intensiven Missbrauch von Antibiotika verhindern will. Sie nennen die gefährlichen Antibiotika-resistenten Bakterien „Superbakterien“. Durch diese entstehen für die Amerikaner zusätzliche Kosten für das Gesundheitswesen von bis zu 26 Milliarden Dollar pro Jahr.
Als Verbraucher können wir die Fleischindustrie dazu bewegen, eine saubere Lösung zu finden. Schließlich sind wir alle betroffen, uns und unsere Familien in dem Kampf vor diesen „Superbakterien“ zu schützen.
Text der Petition: Ich möchte mich und meine Familie vor Superbakterien schützen. Ich will, dass mein Fleisch mit weniger Antibiotika produziert wird.
Diese Aktion wird in den USA von der NRDC durchgeführt. Sie hat 1,4 Millionen Mitglieder und hat das Know-how von mehr als 350 Anwälten, Wissenschaftlern und anderen Fachleuten.
Diese Aktion ist nur für US-Bürger. Wie wäre es, wenn wir auch in unseren Ländern eine gleiche Aktion durchführen würden? Gründe haben wir reichlich!
Inzwischen beschäftigen die Vorfälle im UKSH auch die Politik. Auf Antrag der Oppositionsfraktionen im Parlament findet noch heute eine Sondersitzung des Sozialausschusses statt. Sie soll nach der laufenden Landtagsdebatte beginnen. Laut Staatssekretärin Anette Langner (SPD) hat sich die Klinikleitung korrekt verhalten. Sie habe die Meldekette eingehalten und sich über Maßnahmen eng mit dem Gesundheitsamt abgestimmt.
Es ist bereits seit Jahren bekannt, dass der Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung reduziert, wenn nicht sogar gestoppt werden sollte. Die Politik muss endlich handeln. Wir werden dazu eine Aktion ausarbeiten.
Netzfrau Doro Schreier
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