Antibiotika-resistenter Keim – bereits 12 Tote in Kieler Uniklinik – keine Entwarnung

Kiel1Im Universitätsklinikum Kiel ist ein weiterer mit multiresistentem Keim infizierter Patient gestorben. Damit erhöhte sich die Zahl der Toten auf zwölf, sagte Klinikchef Jens Scholz gestern bei einer Pressekonferenz.

Ein gegen Antibiotika resistenter Keim hat sich im Universitätskrankenhaus in Kiel ausgebreitet. 14 Patienten infizierten sich – 5 Patienten starben, dieses berichteten wir vor drei Tagen, mittlerweile sind 12 Patienten gestorben. Siehe Antibiotika resistenter Keim – Fünf Patienten sterben in UKSH Kiel 14 Menschen infiziert

Seit Mitte Dezember wurde laut Scholz bei insgesamt 31 Patienten – einschließlich der 12 Gestorbenen – der gegen nahezu alle Antibiotika resistente Keim festgestellt. Aktuell liegen 16 auf den Keim positiv getestete Patienten im Klinikum. Maximal sechs weitere Patienten könnten noch befallen sein.

Frankfurter Experten wollen dem Klinikum bei dem Keim-Befall helfen. Auf den Rat der Experten wird in Kiel das sogenannte Abstrich-Regime verschärft. So sollen Kontaktpersonen jetzt insgesamt drei Mal statt bisher zwei Mal auf den Keim getestet werden in Abständen von sieben Tagen. Erst dann würden Kontaktpersonen entlassen. Allerdings betonten die Experten, dass Personen, die einmal positiv getestet wurden, ihr ganzes Leben lang anderen Krankenhäusern als positiv gemeldet würden. Denn trotz aller „Dekolonisierungsmaßnahmen“ ließen sich nicht alle Erreger aus dem Dickdarm herausbekommen. Diese Menschen seien aber dennoch gesund und ohne Beschwerden.

Die Kieler Ereignisse beschäftigen nun auch das Bundesgesundheitsministerium. Dort überlegt man, eine strengere Meldepflicht für resistente Keime einzuführen.

Da fragen wir uns: Warum erst jetzt? Multiresistenz von Bakterien gegen Antibiotika ist ein weltweit verbreitetes Problem, vor allem in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Gründe dafür sind der massenhafte Einsatz von Antibiotika – nicht nur beim Menschen. Viel zu oft erfolgt die Gabe außerdem vorschnell oder es wird das falsche Antibiotikum verabreicht. Wir haben schon mehrfach darüber berichtet. Lesen Sie dazu unseren Beitrag: Klinik-Keime: 40 000 Patienten sterben an multiresistenten Erregern

„Wenn jetzt nicht schnell und koordiniert gehandelt wird, dann steuert die Welt in eine Post-Antibiotika-Ära, in der gewöhnliche Infektionen und kleine Verletzungen wieder tödlich werden können”,  sagte Doktor Keiji Fukuda, Generaldirektor für Gesundheitssicherheit bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Anlass war die Veröffentlichung eines Berichtes Ende April, in dem die WHO weltweit vor dem Problem von multiresistenten Keimen warnt. Noch Fragen?

Ein Patient liegt nach einer Operation im Krankenhaus, die Wunde heilt nur schlecht. Die eingesetzten Antibiotika wirken nicht, weil der Patient multiresistente Keime in sich trägt. Situationen wie diese sind für den Mediziner Martin Eikenberg am Institut für Allgemeine-, Krankenhaus- und Umwelthygiene am Klinikum Bremen Mitte Alltag: „Wir kämpfen jeden Tag mit Patienten, die mit multiresistenten Keimen infiziert oder besiedelt sind. Und wir versuchen eine Weiterverbreitung dieser Erregern zu verhindern”, sagt Eikenberg. Die therapeutische Schwierigkeit sei, für die Behandlung der isolierten Patienten Antibiotika zu finden, die bei diesen Erregern noch wirken. Siehe unseren Beitrag vom Juni 2014 Es geht um eine Gesundheit von Mensch und Tier – 15.000 Menschen sterben allein in Deutschland jedes Jahr an Infektionen.

Immer wieder kommt es in Krankenhäusern in Deutschland zu Keimausbrüchen, etwa in Bremen, Berlin, Leipzig oder jetzt in Kiel. Das Uniklinikum in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt kämpft aktuell gegen das Bakterium Acinetobacter baumannii. Innerhalb weniger Wochen wurden 31 Patienten positiv auf den sogenannten MRGN-Erreger getestet, zwölf von ihnen starben — wenn auch nach Angaben der Klinikleitung größtenteils nicht an diesem Keim.

Die Gewerkschaft Verdi hält an ihrer Kritik an der Situation des Pflege- und Reinigungspersonals im Kieler Universitätskrankenhaus fest. «Seit 2010 wird das Personal im Pflegebereich sukzessive abgebaut», sagte Verdi-Gesundheitsexperte Steffen Kühhirt in Kiel. Rund 60 Prozent von 1864 Gefährdungsanzeigen von UKSH-Mitarbeitern im Jahr 2013 seien mit Arbeitsüberlastung begründet.

Aber reicht diese Schuldzuweisung seitens Verdi? Sie mag zutreffen, aber nicht nur die Arbeitsüberlastung ist für die Ausbreitung des Keimes verantwortlich, denn bereits 2010 berichtete der Spiegel, dass täglich in Deutschland mehrere Patienten an Krankenhauskeimen sterben. Jeden Tag, schätzte das Robert Koch-Institut, sterben in Deutschland mindestens vier Menschen unnötigerweise an einer Krankenhausinfektion.

Bedrohlich breiten sich Erreger aus, die fast allen Antibiotika trotzen. Doch auch diese multiresistenten Keime lassen sich zurückdrängen – mithilfe einer Strategie aus den Niederlanden. 

Wer als Deutscher in ein holländisches Krankenhaus eingeliefert wird, den erwartet eine Überraschung: Er wird unter Quarantäne gestellt. Ärzte und Schwestern nähern sich ihm nur tief vermummt mit Kittel, Handschuhen und Mundschutz. Deutsche gelten hier als Infektionsrisiko.

Denn anders als im Nachbarland tummeln sich in deutschen Kliniken, Altenheimen, Rehazentren und Dialysestationen reichlich so-genannte multiresistente Erreger – Bakterien, die gegen fast alle Antibiotika resistent geworden sind.

In Kiel handelt sich um den Acinetobacter baumannii, dieser gehört zu den MRGN-Keimen. Er ist gegen vier Antibiotikagruppen resistent. Lungenentzündungen, Harnwegsinfektionen, Wundinfektionen und Sepsis können mögliche Erkrankungen sein.

  • Acinetobacter baumannii ist ein Umweltkeim, der im Boden und im Wasser vorkommt und auch im menschlichen Darm oder auf der Haut zu finden ist. Acinetobacter baumannii ist ein so-genannter Opportunist, das bedeutet, er breitet sich am besten unter günstigen Bedingungen aus, z. B. bei abwehrgeschwächten Verletzten und Verwundeten und bei Patienten mit schweren Vorerkrankungen, wie sie häufig auf einer Intensivstation zu finden sind. Das Bakterium löst Wund- oder Lungenentzündungen aus, die im schlimmsten Fall zum Tod führen. Quelle

Multiresistenz von Bakterien gegen Antibiotika ist ein weltweit verbreitetes Problem, vor allem in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Gründe dafür sind der massenhafte Einsatz von Antibiotika – nicht nur beim Menschen. Viel zu oft erfolgt die Gabe außerdem vorschnell oder es wird das falsche Antibiotikum verabreicht. Wir berichteten schon mehrfach darüber. Lesen Sie dazu unseren Beitrag: Klinik-Keime: 40 000 Patienten sterben an multiresistenten Erregern

Auch der Verbraucher trägt eine Mitschuld, denn wenn weiterhin billiges Fleisch verlangt wird, wird Fleisch auch billig produziert. Erst kürzlich berichteten wir, dass der BUND auf 88 Prozent der bei Discountern gekauften Putenfleisch-Proben antibiotikaresistente Keime gefunden hat. Laboruntersuchungen der Fleisch-Stichproben von Aldi, Lidl, Netto, Penny und Real wiesen sowohl MRSA-Keime als auch ESBL-bildende Keime nach. Lesen Sie dazu: Aldi, Lidl & Co. – Gefährliche Keime auf Putenfleisch

In den USA wurde nun eine Petition gestartet, die den intensiven Missbrauch von Antibiotika verhindern will. Sie nennen die gefährlichen Antibiotika-resistenten Bakterien „Superbakterien“. Durch diese entstehen für die Amerikaner zusätzliche Kosten für das Gesundheitswesen von bis zu 26 Milliarden Dollar pro Jahr.

Wir fordern daher von den Verantwortlichen, ob nun EU oder Landwirtschaftsminister Schmidt und Gesundheitsminister Gröhe, endlich etwas zu unternehmen und diesen Wahnsinn zu stoppen.

Massentierhaltung – Einsatz von Antibiotika

Für die Tierhaltung in Deutschland sind erneut wieder mehr umstrittene Antibiotika verteilt worden, die auch in der Humanmedizin wichtig sind. Bei der kritischen Klasse der Fluorchinolone stieg die abgegebene Menge im vergangenen Jahr auf 13 Tonnen – nach 10 Tonnen im Jahr zuvor und acht Tonnen im Jahr 2011. Das geht nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa aus aktuellen Daten des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hervor.

Ein Kartell des Schweigens

Was bis heute verschwiegen wird, ist die Gesamtmenge an verwendeten Antibiotika. Tierärzte habe ihre eigene Apotheke und klar könnte man am Umsatz ausrechnen, wie viel Antibiotika verkauft wird, doch wie hoch ist diese Dunkelziffer? Seit über 150 Jahren dürfen die Tierärzte verschreiben und gleichzeitig verkaufen und zwar fast ohne Kontrolle. Mit der industriellen Massentierhaltung wuchsen auch die Veterinärpraxen und deren Absatz. In den Niederlanden gibt es sogar eine Jobbörse, Vetjobs.nl, diese konzentriert sich in den Niederlanden und in Belgien ganz auf den Veterinärbereich. Als Beispiel: „Der Lintjeshof“ . Diese Seite beschreibt sich als eine moderne, ISO-zertifizierte Tierarztpraxis mit eigener Apotheke und einer umfangreichen Diagnostik im eigenen Labor.

Pro Jahr werden in Deutschland 250 bis 300 Tonnen Antibiotika in der Humanmedizin verbraucht.

In der Veterinärmedizin sind es bei der kritischen Klasse der Fluorchinolone 13 Tonnen und insgesamt wurden 1452 Tonnen Antibiotika an Tierärzte verteilt.

Verschiedene EU-Mitgliedsstaaten haben Systeme zur Erfassung der Abgabe- oder Verbrauchsmengen von Antibiotika in der Veterinärmedizin etabliert, doch nicht so Deutschland. Hierzulande schreiben die Leitlinien der Bundestierärztekammer vor, dass Antibiotika nur dann eingesetzt werden sollen, wenn es nicht zu vermeiden ist.

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Die Realität sieht aber offenbar anders aus. So zeigen die Ergebnisse eines vom BfR in Auftrag gegebenen Forschungsprojekts, dass Mastschweine während ihres Lebens durchschnittlich 5,9 Mal mit Antibiotika behandelt werden, Milchrinder pro Lebensjahr 2,5 Mal und Mastkälber pro Lebensjahr 2,3 Mal. Eine Studie zum Antibiotikaeinsatz in der Hähnchenmast in Nordrhein-Westfalen ergab, dass fast alle Hähnchen zumindest einmal in ihrem Leben antibiotisch behandelt werden (96,4 Prozent). Um die weitere Zunahme von Resistenzen zu verhindern, müsste daher nicht nur in der Humanmedizin besonnener mit Antibiotika umgegangen werden, sondern auch in der Veterinärmedizin und Tiermast. Quelle 

Dass es ein weltweites Problem darstellt und schon lange bekannt ist, weiß auch der Bundeswehr-Sanitätsdienst:

  • Multiresistenz von Bakterien gegen Antibiotika ist ein weltweit verbreitetes Problem, vor allem in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Gründe dafür sind der massenhafte Einsatz von Antibiotika, nicht nur beim Menschen. Viel zu oft erfolgt die Gabe außerdem vorschnell oder es wird das falsche Antibiotikum verabreicht.

Tödliche Keime – MRSA

Multiresistente Keime und andere Infektionen sind lebensgefährlich, gerade für schwache Patienten in Krankenhäusern und Altenheimen. Deshalb müssen sich Personal, Patienten und Besucher an Hygieneregeln halten. Dazu gehören professionelle Desinfektion, Schutzkleidung oder auch die Isolation von Infizierten.

Auf dieser Webseite https://mrsa-erfahrungen.correctiv.org/ werden Hinweise aus Krankenhäusern oder Altenheimen von allen Beteiligten gesammelt. Was ist Ihnen aufgefallen? Haben Sie oder ein Angehöriger vielleicht selbst Erfahrungen mit einer Infektion gemacht? Teilen Sie Ihre Beobachtungen mit, die Reporter gehen dem nach. Geprüfte Informationen werden veröffentlicht. Hier Melden!

Als Verbraucher können wir die Fleischindustrie dazu bewegen, eine saubere Lösung zu finden. Schließlich sind wir alle betroffen, uns und unsere Familien in dem Kampf vor diesen „Superbakterien“  zu schützen.

Text unserer Petition:  Ich möchte mich und meine Familie vor den tödlichen Keimen – MRSA schützen. Ich will, dass mein Fleisch mit weniger Antibiotika produziert wird. Die Verabreichung von exorbitant großen Mengen Antibiotika an Nutztiere in den deutschen Ställen trägt dazu bei, dass zunehmend resistente Keime entstehen und gängige Antibiotika im Krankheitsfall keine Wirkung mehr haben. Wir nennen dieses Mord auf Raten. Bitte handeln Sie sofort.

Diesen Text können Sie per Mail an https://www.bmel.de/DE/Servicemenue/Kontakt/kontakt_node.html

und http://www.bmg.bund.de/service/kontakt-und-service.html

und http://ec.europa.eu/contact/guide_activity_de.htm

senden.

Es ist bereits seit Jahren bekannt, dass der Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung reduziert, wenn nicht sogar gestoppt werden sollte. Die Politik muss endlich handeln.

Netzfrau Doro Schreier

Weitere Informationen:

Es geht um die Gesundheit von Mensch und Tier – 15.000 Menschen sterben allein in Deutschland jedes Jahr an Infektionen. The human and animal health is in danger – each year 15,000 people die from infections in Germany.

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