Es wird geschätzt, dass es auf der ganzen Welt 100 Millionen Straßenkinder gibt, die keinen Kontakt mehr zu ihrer Familien haben. Die meisten Straßenkinder leben in den Großstädten Lateinamerikas – die Jüngsten sind erst fünf Jahre alt! Aber auch in Deutschland werden immer mehr Kinder obdachlos.
Am 31. Januar, dem „Tag der Straßenkinder“, machen wir auf die Situation von Straßenkindern weltweit aufmerksam, um den Straßenkindern eine Zukunft zu geben.
Straßenkinder leben wo?
Wer „Straßenkinder“ hört, denkt an Rumänien, Russland, Indien, Lateinamerika, Afrika. Kaum jemand jedoch an Österreich/Wien, an die deutschen Großstädte, an die Metropolen Europas.
Und doch haben sie alle Straßenkinder. Deren Zahl steigt beständig an. Wie viele es sind, wird geschätzt. Tatsache ist, dass es zu wenige Hilfseinrichtungen gibt, dass die Behörden ziemlich hilflos erscheinen, wie sie mit dem Problem umgehen können und dass auch in der Öffentlichkeit wenig Bewusstsein für dieses Problem besteht, geschweige denn Interesse.
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100 000 Kinder unter 16 laufen jedes Jahr in England von zu Hause weg.
„Children Underground“, ein preisgekrönter Film, der das Leben von fünf Kindern zeigt, die in Bukarests Untergrundstationen leben.
Eine Liste mit Aufzählungen zeigt klar, dass die Zahlen, die weltweit genannt werden, nur Schätzungen sind.
Weltweit wird die Zahl der Straßenkinder inklusive Jugendlicher (manchmal werden auch noch Heranwachsende hinzugezählt), die überwiegend in Metropolen zu finden sind, auf über 100 Mio. geschätzt. Andere, insbesondere neuere Daten, sprechen von bis zu 400 Millionen.
Auswahl:
- Indien: 11 bis 18 Millionen
- Vereinigte Staaten: ca. 1,55 Millionen zwischen 2005 und 2006
- Ägypten: 1,5 Millionen
- Pakistan: 1,5 Millionen
- Philippinen: 1 Million
- Kenia: 250 000 – 300 000
- Demokratische Republik Kongo: 250 000
- Marokko: 30 000
- Brasilien: 25 000 – 10 Millionen
- Deutschland: 20 000
- Honduras: 20 000
- Jamaika: 6500
- Mongolei: 4000
- Uruguay: 3000
- Rumänien: 1900
- Schweiz: 1000
- Österreich: 3000
Für Polen werden nach Polizeiangaben unter 6000 angegeben, während dessen die „Foundation for Poland“ alleine für Warschau 15.000 schätzt.
In Indien haben mehr als 18 Millionen Kinder kein Zuhause, auch hier gibt es Schätzungen, die mindestens 44 Mio angeben.
In so gut wie allen afrikanischen Ländern leben Kinder auf der Straße, bringen sich – wie überall auf der Welt mit kleinen Arbeiten, Diebstahl, Drogenhandel und Prostitution durch.
Sie sind von Menschenhandel bedroht, chronisch unterernährt und leiden an vielen Krankheiten.
Dasselbe gilt für Kinder in Malaysien, Indonesien und anderen asiatischen Ländern.
Auf den Philippinen leben rund 3 % aller Kinder auf der Straße; die hat man aber anlässlich des Papstbesuchs im Januar 2015 vorsorglich eingefangen, in Käfige gesperrt, angebunden, geschlagen und schließlich in Gefängnisse gebracht, wo sie von den erwachsenen Mithäftlingen sexuell missbraucht und schwerst traumatisiert wurden, wie die London Daily Mail berichtete.
Durch den Taifun Haiyan rückte das Land 2013 in den Mittelpunkt des Weltinteresses. Leider ist die Situation in den betroffenen Gebieten für viele Menschen nach wie vor weit entfernt vom Normalzustand. Wie immer sind es die Kinder, die unter den Auswirkungen der Katastrophe besonders leiden.
Millionen Kinder leben weltweit auf der Straße. Auf ihr hartes Schicksal macht der „Tag der Straßenkinder“ am 31. Januar aufmerksam, der gleichzeitig Gedenktag des „Jugendheiligen“ Johannes Bosco ist, und die katholische Hilfsorganisation „Jugend Eine Welt“. „Sie verkaufen Zeitungen, Zigaretten, Blumen, Süßigkeiten. Manche bieten auch Drogen oder den eigenen Körper an“, berichtet das Hilfswerk auf seiner Homepage. 2015 liegt der Schwerpunkt ihrer Hilfe auf den Philippinen.
Alleine auf den Inseln im westlichen Pazifik verbringen mehr als 250 000 Kinder den Großteil ihres Lebens auf der Straße. Viele arbeiten, um das Familieneinkommen aufzubessern und kehren regelmäßig nach Hause zurück. Rund 25-30 Prozent haben den Kontakt zu ihren Familien aber eingeschränkt oder völlig abgebrochen, nachdem sie dort oft jahrelang Gewalt und Missbrauch ertragen mussten. Als „Ersatzfamilie“ dienen häufig Kinderbanden.
Am 22. 1. 2015 erzählte das ehemalige Straßenkind Cindy auf Einladung von „Jugend Eine Welt“ Don Bosco in Wien, von ihrem Leben. Begonnen habe ihr Leben auf der Straße: Von ihrer alkoholkranken Mutter vernachlässigt, wurde sie mit sechs Jahren vergewaltigt. Nach einem Krankenhausaufenthalt haben Ärzte Cindy in das von der gleichnamigen Stiftung (LVFI) gegründete „Laura-Vicuna-Kinderschutzzentrum“ in Manila verlegt, das von der Don-Bosco-Schwester Maria Victoria Santa-Ana geleitet wird. Cindy ist heute 21 und berichtete, sie wolle sie im Frühjahr ihr Studium abschließen und Volksschullehrerin werden.
Am 12. Januar 2015 waren es fünf Jahre, dass das Erdbeben der Stärke 7,3 Haiti traf, 1,6 Millionen Menschen obdachlos machte, 230 000 Menschenleben forderte und 400 000 Häuser und 5000 Schulen zerstörte. Das alles wurde noch gekrönt von im selben Jahr stattfindenden tropischen Stürmen, die noch mehr Zerstörung brachten und dem Ausbruch der Cholera, die ebenfalls tausende Todesopfer forderte. Danach lebten 500 000 Kinder in Zeltstädten und fast ebenso viele in Slums.
Viele NGOs, darunter auch „Save the children“ versuchen, die Not zu lindern, Straßenkindern wenigstens eine warme Mahlzeit zu bieten, haben Schul- und Gesundheitsprogramme laufen.
In Lateinamerika, Afrika, Indien und anderen Ländern der Welt versuchen unzählige Hilfsorganisationen und Privatpersonen, Kindern zu helfen.
Die „offiziellen“ Organisationen jedoch überlegen, ob und wie sie die Straßenkinder dieser Welt zählen sollen oder können.
In den 1990er Jahren, nach dem Candelária Massacre in Brasilien, bei dem die Polizei Kinder in den Straßen erschoss, wurde das Problem der Straßenkinder erst bekannt. Trotzdem wurde es in den letzten beiden Jahrzehnten heruntergespielt, die Kinder wurden sowohl von der Politik als auch der Gesellschaft negiert; aber es gibt sie noch immer auf den Straßen dieser Welt.
Zwanzig Jahre nach der Generalversammlung der UNO, in der appelliert wurde, die Lage der Straßenkinder zu untersuchen, berief das UN Committee on the Rights of the Child (UN Kinderrechtskomitee) im November 2014 im Haus von Amnesty Int. in London eine Konferenz mit dem Titel „Zähle ich etwas, wenn du mich zählst? Eine kritische Betrachtung der Straßenkinder“ ein, bei der man darüber beriet, ob Straßenkinder gezählt werden sollten und wenn ja, wie.
Für alle, die an der Thematik interessiert sind bzw. Hintergrundwissen benötigen, steht eine Fachbibliothek zur Verfügung.
Lesen Sie dazu auch unseren Beitrag: Obdachlose Jugendliche – Tausende Kinder in einem Wohlstandsland auf der Straße – wie kann das sein? und Obdachlose – Der Kampf gegen die Armut hat sich zum Kampf gegen die Armen gewandt
Netzfrau Lisa Natterer
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