Bald kommt der Frühling und eine Jahreszeit geht zu Ende, die vielen Tierfreunden ein großes Maß an Geduld und Toleranz abverlangt. Obwohl es bei den Netzfrauen und auch mittlerweile so ziemlich in jeder Zeitschrift, in jedem TV Magazin Informationen darüber gegeben hat, welches Ausmaß an Tierleid hinter jedem einzelnen Pelzmantel, Kapuzenkragen oder Mützenbommel steckt, war das Straßenbild mehr denn je geprägt von Menschen, die irgendein Stück Fell von irgendeinem toten Tier stolz zur Schau trugen. Siehe auch Achtung! Das Leid der Tiere – Kunstpelz ist oft echtes Hundefell
„Oh, toller Mantel! Ich hasse auch Tiere“ ist zwar ein origineller Ansatz im Gespräch mit Pelzfans, wesentlich nachhaltiger dürfte jedoch der Spruch wirken „ Wissen Sie eigentlich, dass Sie Sondermüll um den Hals tragen?“. Denn er ist wahr.
Sondermüll am Hals
Die Pelz-Branche meldet Rekorde. Innerhalb von zehn Jahren sind die Umsätze explodiert, weltweit auf über 12 Milliarden Euro. Das ist ein Plus von 30 Prozent. Allein in Deutschland wird jährlich eine Milliarde Euro mit Pelz umgesetzt. Nur wenige Designer sprechen sich gegen die Verwendung von Echtpelz aus.
Bereits in den vergangenen Jahren, unter anderem in der Spiegelausgabe 49/2011, gab es wiederholt Schlagzeilen über massive Belastungen mit bedenklichen Chemikalien in Pelzprodukten. Formaldehyd, Alkylphenolethoxylate, Schwermetalle und sogar DDT, in so hohem Ausmaß, dass eine Gesundheitsgefährdung für Angestellte und Verbraucher nicht auszuschließen sei. (Manfred Krautter vom Prüfinstitut EcoAid.).
Dies übrigens nicht nur bei Billigprodukten, sondern auch bei namenhaften Luxusmarken. Insgesamt hat sich sein Institut 35 Fellproben unterschiedlicher Hersteller angeschaut. 97 Prozent davon seien „stark bis sehr stark belastet“ und deshalb „gesundheitlich bedenklich bis sehr bedenklich“.
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Warum schalten die Netzfrauen Werbung?
Weiter heißt es in dem Spiegel Artikel : „Offenbar enthielten viele davon Stoffe, die als krebs- und allergieauslösend gelten, Nervenschäden und Schleimhautreizungen auslösen können, in das Hormonsystem des Menschen eingreifen und zum Teil in der EU sogar verboten sind. In mindestens zwölf Fällen war die nachgewiesene Belastung der Pelzprodukte so hoch, dass vermutlich gegen gesetzliche Auflagen verstoßen wurde.
„Dazu kommt, dass man nicht weiß, wie dieser Cocktail von Schadstoffen wirkt“, sagt Hermann Kruse, Toxikologe an der Universität Kiel. „Wenn man es an den Kriterien des Chemikaliengesetzes misst, ist das, was die Leute sich um den Hals legen, schlicht Sondermüll“, ergänzt Krautter.“
Seitdem scheint sich wenig geändert zu haben. In der aktuellen Ausgabe des ARD-Magazins PlusMinus vom 18. 02. 2015 wurde erneut über besorgniserregende Laborfunde berichtet.
Krebserregende Chemikalien
Eine Laboranalyse verschiedener Pelz-Proben weist bei allen eine Chemikalienbelastung nach. Teils ist sie sehr hoch.
Der Pelz der Subdued-Jacke enthält 2100 mg/kg Nonylphenolethoxylate – fast das Doppelte des zulässigen Wertes der EU-Chemikalienverordnung REACH. Dieser Stoff kommt etwa beim Waschen der Pelze zum Einsatz. Seine Abbauprodukte sind hormonstörend und fruchtbarkeitsschädigend. Im Pelzbommel der Mütze von Ludwig Beck werden 570mg/kg des krebserregenden und allergieauslösenden Formaldehyds nachgewiesen. Toxikologen sehen eine Gefahr für Verbraucher. Lesen Sie den ganzen Bericht : Gift im Pelz Lukratives Geschäft mit Täuschung und Tierleid
Hermann Kruse, Toxikologe, Universität Kiel:
»Diese Konzentrationen, die hier analysiert wurden, sind so hoch, dass bei sensibilisierten Menschen, aber auch bei denen, die das noch gar nicht sind, schon bei längerem Tragen dieser Pelze auf der Haut erste Reaktionen eintreten können, die sich darin äußern, dass die Haut sich rot färbt, dass sie auch Ekzeme bekommen, die sogar eitrig werden können.«
Hier ist der Rest vom Nerz
Für Pelzgegner bleibt der Trost, dass auf diese Weise vielleicht doch der ein oder andere Pelzfan seine Kaufentscheidung überdenkt und damit sich und den betroffenen Tieren etwas Gutes tut.
Netzfrau Bettina.M.Schneider