Offener Brief an Sebastian Edathy …Opfer haben lebenslänglich

EdathySeelenmord von Erwachsenen an Kindern

„Triggerwarnung“

Hallo Herr Edathy,

ich bin ein missbrauchtes Kind.

Heute bin ich 45 Jahre alt und habe eine Stimme.

Ich möchte Sie etwas fragen:

Haben Sie sich schon einmal vorgestellt, wie es ist, missbraucht zu werden?

Ich meine das so ganz ohne sexuelle Verneblung, ohne diese irre Lust, sondern nur mit dem Verstand?

Ich möchte Ihnen einmal ein Beispiel dafür geben, was sich jeder vorstellen kann, um ansatzweise erfassen zu können, wie sich das anfühlt.

Sie sind 10 Jahre alt, Herr Edathy, und stehen in einer Fußgängerzone. Jemand sagt Ihnen, dass Sie sich ausziehen sollen, komplett nackt. Sie können dieser Stimme nicht widersprechen oder sich widersetzen. Also ziehen Sie sich aus!

Dann bücken Sie sich und ziehen Sie mit ihren Händen ihre Pobacken auseinander. Dann wird Ihnen etwas in Ihren Anus gesteckt, was die Dimensionen eines Baseballschlägers hat.

Ja genau, Herr Edathy, Sie schreien und weinen. Und Ihre Nacktheit ist Ihnen plötzlich nicht mehr peinlich, sondern Sie schreien nun vielmehr um Ihr Leben.

Es sind fürchterliche Schmerzen, Herr Edathy, können Sie sich das eventuell vorstellen? Furchtbare körperliche Schmerzen und einen unsagbar großen Seelenschmerz empfindet man.

Keiner bleibt stehen und sieht nach Ihnen, die Menschen sehen es einfach nicht oder wollen es nicht sehen. Manche gaffen auch und stimulieren sich sexuell.

Es ist keiner da, der Ihnen hilft und sich um sie kümmert, keiner, der Sie rettet.

Die Scham ist unermesslich groß und wird nur noch vom Gefühl der Hilflosigkeit und vom Schmerz übertroffen.

Später, wenn Sie wieder allein sind, sehen Sie an sich herab und erleben Ihren Körper wie ein schmutziges und verdrecktes Hemd, das man nicht, NIEMALS wieder ablegen kann.

Sie grübeln, Sie werden still, weil Ihr Mund von etwas verschlossen worden war, was Ihnen den Atem nahm.

Sie fühlen sich unermesslich einsam und hilflos, Herr Edathy, weil Ihnen keiner hilft.

Alle sehen weg!

Schließlich beginnt sich die Verzweiflung in Hass zu verwandeln. Hass, der sich in ihrer Seele befindet, beginnen Sie, auf sich selbst zu lenken, weil Sie nicht wissen, wen Sie sonst hassen können. Es half ja keiner, der Ihnen sagt, wer der Verbrecher ist. Also fühlen Sie sich selbst wie einer.

Keiner nimmt Notiz von Ihrer Situation, die Ihnen selbst so völlig unbegreiflich ist.

Nach so einem Missbrauch fühlt sich alles fremd an, Herr Edathy. Die Wirklichkeit verschwimmt, die Freunde sind plötzlich Fremde für Sie, einfach alles fühlt sich fremd an. Sie fühlen sich selbst fremd, selbst dort, wo Sie sich einmal sicher und zu Hause gefühlt haben.

Alles ist anders als vorher. Alles ist beängstigender als vorher.

Zum Glück tun die körperlichen Schmerzen nur beim allerersten Mal so weh. Nicht weil Sie sich schnell an den Schmerz gewöhnen oder der kleine Körper sich so schnell anpassen könnte, sondern weil Sie ganz schnell lernen müssen, dass man sein Empfinden, seine Gefühle abstellen kann. Sonst wird man wahnsinnig, Herr Edathy. Nur deshalb tut es nicht mehr ganz so weh.

Sie denken vielleicht, weil die Kinder manchmal dabei lachen und vielleicht sogar normal reden, dass die das gar nicht so schlimm empfinden können, wie ich das hier beschreibe. Dass es in Ihrem Fall anders, legaler ist, weil die Kinder sogar Spaß gehabt hätten. Aber das tun Sie nicht, glauben Sie es mir. Das, was die Kinder so NORMAL wirken lässt, hat nichts mit „Spaß an der Sache“ zu tun. Es ist panische Angst davor, allein zu sein, weil sich ja alle abgewendet haben. Es ist die Angst davor, wahnsinnig zu werden oder sogar zu sterben. Es ist Opportunismus, Herr Edathy, ganz unromantischer Opportunismus und FURCHTBARE Angst.

Wenn Missbrauch so wie bei mir über Jahre hinweg andauert, denken Sie, dass dieses fremde Gefühl, dieses Sich-Fremd-Fühlen, die Normalität ist.

Gefühle wie Selbsthass, Wertlosigkeit und Angst sind die einzige Wirklichkeit, die es noch für Sie gibt.

Herr Edathy, das ist genau der Moment, in dem Ihre Seele aufgehört hat zu atmen. Der Moment, in dem Ihre Kindheit, Ihr Kindsein aufgehört hat.

Man ist tot, Herr Edathy, und die Wenigsten von uns werden wieder lebendig. Selbst die, die es schaffen, tragen immer eine Leiche mit sich herum, ein Teil stirbt unwiderruflich in Ihnen.

Kindesmissbrauch ist Seelenmord von Erwachsenen an Kindern.

So lange Menschen wie Sie denken, Kinder hätten Spaß an der Sache, oder so lange es Menschen gibt, denen es egal ist, so lange wird es Seelenmörder geben. So lange wird es Kinder geben, die Erwachsenen wie Ihnen zu Willen sein müssen.

Wissen Sie, Herr Edathy, ich kenne die Konstruktionen, die sich Täter zurechtlegen oder sogar tatsächlich davon überzeugt sind, und ich versichere Ihnen, mit allem was mir zur Verfügung steht, Herr Edathy, ich hatte mit 10 Jahren noch keine Sexualität, die ich mit einem Erwachsenen ausleben wollte. Das gilt für ALLE Kinder. Für alle Jungen und alle Mädchen.

Wir haben keine Sexualität, die wir mit einem Erwachsenen ausleben möchten!

Aber so lange Menschen wie Sie das nicht verstehen, ist Kindesmissbrauch ein Kavaliersdelikt und wird auch nur so bestraft.

Manche Opfer werden zu Tätern, Herr Edathy. Falls Sie selbst missbraucht wurden, dann kann ich Ihnen nur sagen, dass diese schwarze Normalität von damals nicht normal ist. Es ist nicht normal, was sie tun wollen! Es ist nicht normal, was Sie getan haben! UND es ist nicht normal, wie Sie damit umgehen, Herr Edathy. Allerdings ist es für mich ein ganz furchtbares Zeichen dafür, dass Sie WEITER MACHEN WERDEN, Herr Edathy. Das macht mir furchtbare Angst.

Wann hört unsere Gesellschaft auf wegzusehen? Wann hören unsere Richter damit auf, Menschen wie Sie, Herr Edathy, mit einer Geldstrafe zu belegen, die auf der Hitze der Tatsachen für Sie einfach nur verdampft? Wann hört unsere Gesellschaft auf zu schweigen? BITTE, BITTE, liebe Menschen, steht auf! Helft mit, diese Art von Bestrafung abzuschaffen und die Menschen wahrhaftig für das geradestehen zu lassen, was sie tatsächlich tun. Sie töten Kinderseelen und sie zerstören Leben.

Traurige Grüße

Ilo

Netzfrauen

Fall Edathy: Kinderschutzbund Niedersachsen nimmt 5000 Euro Geldauflage nicht an

Hier die Pressemitteilung des DKSB Landesverbandes Niedersachsen im Wortlaut:

Presseinformation: Kinderschutzbund Niedersachsen nimmt 5.000 Euro Geldauflage nicht an
Kinder und Jugendliche vor Gewalt zu schützen und ihnen zu helfen, wenn sie Gewalt erfahren haben, ist seit fast 60 Jahren unser Hauptanliegen und Ziel unserer Arbeit.

In der Sache ist schon gestern von uns kritisiert worden, dass mit der Einstellung des Verfahrens ein fatales Signal gesendet worden ist, als sei mit 5.000,- € ein „Freikauf“ möglich.

Auch aufgrund persönlich und öffentlich an uns herangetragener Resonanz hat der Vorstand des Niedersächsischen Kinderschutzbundes nach reiflicher Überlegung entschieden, diesen moralischen Widerspruch für sich nicht lösen zu können.

Wenngleich für unsere Arbeit Spenden und Bußgelder eine überaus wichtige Quelle sind, haben wir das Landgericht Verden gebeten, einen anderen Empfänger für die Geldauflage zu bestimmen.

Wir Netzfrauen begrüßen die Entscheidung des Kinderschutzbundes

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Das große Geschäft mit der Not von Kindern – “Seelische Grausamkeiten” incl.

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