Tausende Landwirte blockieren Polens Autobahnen: GVO unerwünscht – Polish farmers block motorways for land rights, no GMOs

Polenzur englischen Version Tausende kleiner Landwirte blockierten im Februar mit ihren Demonstrationen die Straßen und Autobahnen, um ihren Forderungen nach Landrechten, GVO-Verbot und einem Ende der absurden Gesundheits- und Sicherheitsregulierungen Ausdruck zu verleihen.

Sie wollen ihren Protest fortsetzen, bis man ihren Forderungen nachkommt. Wir fanden diese Meldung vom 9. 2. im Ecologist und freuen uns darüber. Denn es zeigt, dass sich wirklich überall Menschen bewusst für den Erhalt von Natur und Gesundheit einsetzen. Darum haben wir ihn gerne für Sie übersetzt.

Bei dem bisher größten Bauern-Protest in Polen wurden die wichtigsten Autobahnen und Bundesstraßen blockiert. Demonstrationen und Blockaden gab es an über 50 Standorten im ganzen Land.

Tausende Betreiber von kleinen Farmen und Familienbetrieben nahmen daran teil. Mit über 150 Traktoren wurde die Autobahn A 2 Richtung Warschau seit dem 3. Februar lahm gelegt. Hunderte weitere sorgten dafür, dass die Straßen nicht befahrbar und Regierungsgebäude in anderen Regionen nicht zugänglich waren.

Die Bauern wollen ihren Kampf fortsetzen, bis die Regierung zu Gesprächen mit der Gewerkschaft bereit ist, um der wachsenden Krise der Landwirtschaft in Polen endlich zu begegnen. Insbesondere sollen Maßnahmen zurückgenommen werden, die hauptsächlich zu Lasten der kleinen familienbetriebenen Höfe gehen.

„Wir sind gesprächsbereit“, sagt Edward Kosmal, Vorsitzender des Protestkomitees der Bauern in der Region Westpommern. „Wir freuen uns auf die Begegnung mit Ihnen, Herr Premierminister, und erhoffen ein umfassendes Engagement der Regierung, um die Probleme der polnischen Landwirtschaft zu lösen. Wenn Sie nicht auf unser Dialogangebot eingehen, müssen wir unsere Proteste verschärfen“.

Die Hauptforderungen: Landrechte, keine GVO, Legalisierung von Direktverkauf

Die wichtigsten Forderungen im Detail:

Landrechte: Einführung von Landrechten, um Familienbetriebe vor dem Landraub durch westliche Konzerne zu schützen. Ab 2016 können ausländische Käufer in Polen Land erwerben.

Legalisierung des Direktverkaufs: Die Regierung soll Schritte unternehmen, um die Position der Landwirte am Markt zu stärken, darunter auch ein Gesetz, das die Direktvermarktung verarbeiteter und unverarbeiteter Produkte unterstützt. (Hinweis: Polen hat das restriktivste Gesetz in Europa hinsichtlich der Verarbeitung von Lebensmitteln und Direktvertrieb. Es macht es Familienbetrieben quasi unmöglich, mit den großen Lebensmittelkonzernen zu konkurrieren).

Erweiterung des Erbrechts – Dieses soll auch verpachtetes Land als legale Form der Landnutzung umfassen.

Verbot von GVO: Der Anbau und Verkauf genetisch veränderter Produkte in Polen soll verboten werden.

„Wir fordern das Verbot von GV-Getreide in Polen“, sagt einer der protestierenden Bauern. „Der besondere Wert der polnischen Agrarprodukte sind die saubere Umwelt und die hochqualitative Nahrungsproduktion. Das ist einzigartig in Europa und entscheidend für unsere Wettbewerbsfähigkeit in globalen Märkten“.

Ein anderer fügt hinzu: „Wir fordern die Einführung von Gesetzen, die polnisches Land vor der Ausbeutung durch internationales Kapital schützen. Landwirtschaftliche Flächen dürfen nicht an Konzerne verkauft werden. Das ist Teil unseres Staates. Einmal verkauft, ist es für immer verloren“.

Eine dramatische Eskalation

Die Aktionen sind eine dramatische Eskalation der Proteste, die bereits das ganze vergangene Jahr im Land schwelten. Besonders in den nördlichen Provinzen gab es zahlreiche Einzelaktivitäten.

Eine wesentliche Ursache der Unzufriedenheit waren die repressiven Regelungen zu Themen wie Lebensmittel-Hygiene, die kleine Farmer daran hinderten, ihre Produkte ab Hof oder auf lokalen Märkten zu verkaufen. Dabei werden ihre – meist biologisch, wenn auch nicht zertifiziert – angebauten Produkte von der Mehrheit als qualitativ hochwertiger geschätzt als Nahrung, die aus industriell bewirtschafteten Farmen stammt.

Polen ist eines der letzten Länder Europas, in dem kleine Farmer mit traditionellen landwirtschaftlichen Methoden ohne Einsatz von Chemie und nur sehr geringer technischer Ausstattung ihre Höfe bewirtschaften. Nicht selten werden Pferde für den Ackerbau herangezogen. Auf einer Fläche von ca. 5 Hektar findet man dort meist einige Schweine, Hühner, Rinder und Pferde sowie etwas Ackerland.

Industrielle Landwirtschaften, zunehmend im Besitz ausländischer Firmen, wollen derzeit ihren Betrieb ausbauen. Die Familienunternehmen sehen die zunehmend restriktiveren Regularien als Versuch, sie von ihrem Land zu vertreiben.

Die industrielle Landwirtschaft wird auch von Polens rechter Regierung begrüßt. Smithfield, der weltweit größte Schweinemastbetrieb, der 1999 die polnische Animex SA erworben hatte, führt eine Kette von über 16 Schweinefarmen, auf denen Haltungsbedingungen herrschen, die wiederholt als „abscheulich“ bezeichnet wurden.

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Julian Rose, Präsident der International Coalition to Protect the Polish Countryside (ICPPC), erläutert: „Wir beobachten eine zunehmende Belastung der polnischen Farmer durch Aktivitäten seitens der Regierung, der EU und internationaler Konzerninteressen. Die Proteste legen den Finger in die Wunde und zeigen, was auf Grund der unmenschlichen, neoliberalen und profitgierigen Geschäftspraktiken heute alles falsch läuft. Diese Geschäftspraktiken berücksichtigen weder die Interessen der Bauern noch die der Konsumenten.“

Polish farmers block motorways for land rights, no GMOs

Oliver Tickell http://www.theecologist.org/ 9th February 2015

Thousands of small farmers in Poland are blockading motorways and holding demonstrations to demand land rights, a ban on GMOs and an end to oppressive health and safety regulations – and they are refusing to call off the protests until their demands are met.

We demand the introduction of legislation that will protect Polish land from exploitation by foreign capital! Agricultural land cannot be sold to commercial companies. It’s part of Polish territory. Once sold it will be lost.

Poland’s biggest ever farmers‘ protest is now entering its second week after closing down key motorways and main ‚A‘ roads.

Rallies and blockades have so far taken place in over 50 locations across the country involving thousands of small and family farmers.

Over 150 tractors have been blockading the A2 motorway into Warsaw since the 3rd February and hundreds more have closed roads and are picketing governmental offices in other regions.

The farmers are vowing to continue the struggle until the government agrees to enter talks with the union and address what the growing crisis in Polish agriculture, and roll back measures that unfairly discriminate against smaller family-run farms.

„We are ready for dialogue“, said Edward Kosmal, chairman of the farmers protest committee for West-Pomeranian Region. „We look forward to meeting with you, Prime Minister, and beginning a comprehensive government commitment to solving the problems of Polish agriculture.

„If you do not enter into a dialogue with the Union, we will be forced to step up our protests.“

Key demands: land rights, no GMOs, legalize farm food sales

The four key demands of the farmers are:

Land rights – implement regulation to prevent land-grabs by Western companies and to protect family farmers rights to land – from 2016 foreign buyers will be legally able to buy Polish land.

Legalize direct sales of farm produce – the government must take action to improve farmers‘ position in the market, including the adoption of a law to facilitate direct sales of processed and unprocessed farm products (NB. Poland has the most exclusionary policies in Europe around on-farm processing of food products and direct sales, which make it impossible for family farmers to compete with bigger food companies).

Extend inheritance laws to include land under lease as a fully legal form of land use.

Ban the cultivation and sale of Genetically Modified Organisms in Poland

„We demand a legal ban on GM crops in Poland“, said one protesting farmer and Solidarity member. „The value of Polish agriculture, unique in Europe, is the unpolluted environment and high quality food production. That’s decisive concerning our competitiveness in global markets.“

Another added: „We demand the introduction of legislation that will protect Polish land from exploitation by foreign capital! Agricultural land cannot be sold to commercial companies. It’s part of Polish territory. Once sold it will be lost.“

A dramatic escalation

These actions represent a dramatic escalation of protests that have been simmering across the country over the last year, but especially in the northern provinces.

An immediate cause of discontent has been oppressive ‚food hygiene‘ and other regulations that effectively present small scale farmers from selling their produce on-farm and in local markets, where their mostly organic (if uncertified) produce is widely respected as of higher quality than food gown on modern industrial farms.

Poland is one of the last European countries that still has a large body of small scale ‚peasant‘ farmers who still use traditional agricultural methods free of chemicals and with very low levels of mechanization, with horses still widely used for traction.

Farms are typically mixed, with small number of pigs, chickens, cattle and horses and arable fields all contained on around five hectares.

However industrial farmers including foreign corporations are keen to expand their operations and many family farmers see the increasingly stringent regulations as an attempt to force them off their land.

And industrial agriculture is welcomed by Poland’s right-wing government. Thus Smithfield, the world’s biggest pig producer, which bought Poland’s Animex SA in 1999, now runs a string of 16 or more huge hog farms where animal welfare conditions have been described as „horrendous“.

Julian Rose, President of the International Coalition to Protect the Polish Countryside (ICPPC), explained: „We are witnessing a sharp escalation in activity by Polish farmers squeezed by EU, government and corporate interests.

„These protests are touching the raw nerve of what’s wrong with the inhuman, neo-liberal and profit obsessed practices of today. Practices which ignore the real needs of farmers and consumers alike.“

Netzfrau Andrea Escher

deutsche Flagge

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