Manchen ist unbegreiflich, warum die Emotionen so hoch kochen an einem Fall, der eigentlich nur einer von vielen ist – leider. Kein Thema ist so emotional bewegend wie das des Kindesmissbrauchs. Verschwörungstheorien werden geäußert, emotionale Artikel und noch emotionalere Beiträge dazu geschrieben usw. Außerdem stellen wir fest, genauso emotional wie dieses Thema ist, so sehr polarisiert es auch. Das ergibt eine große Reibungsfläche, die teilweise skurrile Formen annimmt, wie man auf Facebook nachlesen kann.
Die Vergangenheit hat gezeigt, dass das Thema Missbrauch, das übrigens schon häufiger von uns aufgegriffen wurde, kurz von Lesern Beachtung findet und dann wieder vergessen wird. Übrigens ist das nicht nur hier bei den Netzfrauen so, sondern es geht vielen anderen Berichterstattungen zu dem Thema exakt genauso.
Es ist also immer und immer wieder das Aufkochen einer emotionalen Suppe, die weder lauwarm noch kalt schmeckt und in der Regel nach ein paar Wochen wieder vom Herd genommen wird. Wachrütteln ist hier also angesagt. In Folge dessen leben wir sehr gut damit, dass sich manche Leser über unseren offenen Brief aufregten. [Offener Brief an Sebastian Edathy …Opfer haben lebenslänglich]. Abschließend dazu möchten wir uns letztmalig wie folgt äußern.
Warum das Verfahren von Herrn Edathy eingestellt wurde, ist mit unserer Gesetzeslage in Sachen Kindesmissbrauch zu erklären, aber nicht unbedingt auch zu verstehen. Um weiterer Spekulation über die Fakten des Hauptverfahrens aus dem Weg zu gehen, möchten wir hier den Link zur Pressemitteilung vom Landgericht Verden anfügen.
Des Weiteren ein Link zum Strafgesetzbuch (StGB)
- 184c Verbreitung, Erwerb und Besitz jugendpornographischer Schriften
http://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__184c.html
ergänzend:
- 176 sexueller Missbrauch von Kindern
http://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__176.html
Wir wünschen uns, dass sich so viele Menschen wie möglich dafür interessieren. Ansonsten ist zum Thema Edathy genug gesagt.
Einen Anlass für eine grundsätzliche Enthaltung bezüglich der Allgemeinen Lage von missbrauchten und misshandelten Kindern sehen wir Netzfrauen aber keines Falls. Die diesbezüglichen Zahlen sind nämlich erschreckend.
Ein paar Zahlen und Fakten zum Thema sexueller Missbrauch und Misshandlung von Kindern.
Laut StBA sind Kindesmisshandlungen im Jahr 2013 mit 2 062 Fällen in der Strafverfolgung vermerkt. Insgesamt gibt es laut polizeilicher Kriminalstatistik für das gleiche Jahr 4052 angezeigte Fälle. Die Dunkelziffer ist vermutlich um ein Vielfaches höher. Das ist sehr hart, wenn man bedenkt, dass hinter jedem dieser Fälle ein Kinderschicksal steckt. Die Differenz zwischen den Werten macht deutlich, wie viele Anzeigen nicht zur Verhandlung kommen, nämlich knapp die Hälfte.
Säuglinge haben seit Jahren das höchste Risiko, durch Gewalt zu sterben. Im Zeitraum von 2003 bis 2012 sind mehr als ein Drittel aller tödlichen Verletzungen auf Gewalthandlungen zurückzuführen, das heißt zirka drei bis vier Todesfälle auf 100 000 Säuglinge.
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Im vergangenen Jahr wurden laut der Deutschen Kinderhilfe sogar täglich etwa 40 Mal Kinder Opfer sexuellen Missbrauchs – insgesamt wurden hier 14 877 Taten registriert, wohlgemerkt nur für das vergangene Jahr. Das ist eine unglaublich erschütternde Menge.
Es ist also angebracht, die Aufmerksamkeit auf diese Tatsache zu lenken und sie dort zu halten und zwar sowohl in der Gesellschaft als auch seitens des Gesetzgebers. Denn sowohl das Strafmaß verglichen mit anderen Straftatbeständen als auch die Strafverfolgung weisen hier erhebliche und teilweise nicht nachvollziehbar Unterschiede und Konsequenzen auf. Warum das so ist, können wir im Moment noch nicht detailliert nachvollziehen.
Abschließend sei noch ein etwas unüblicher Gedanke zu dem Thema laut gedacht.
Pädophilie
Der Begriff Pädophilie bezieht sich auf sexuelles Interesse von Erwachsenen an Kindern, die noch nicht die Pubertät erreicht haben. In unserer Gesellschaft wird allein das schon als Verbrechen bewertet. Wir geben hier aber zu bedenken, dass kein Mensch etwas für seine sexuelle Neigung kann.
Diese Vorverurteilung hat nämlich leider zur Folge, dass sich kein pädophiler Mensch, der diese sexuellen Fantasien hat, outen wird oder Hilfe, die es durchaus gibt, in Anspruch nimmt. Die Angst vor gesellschaftlicher Verfolgung ist hier nachvollziehbar riesengroß. So bleibt er mit seinen gefährlichen, pädophilen Fantasien allein.
Die Konsequenzen daraus stellen sich u.a. auch in den Statistiken dar. Es bleibt also ernsthaft zu überlegen ob es vernünftig ist weiterhin öffentlich und derb die Nase zu rümpfen bei der Vorstellung, dass jemand Kinder sexuell erregend findet.
Pädophile leiden oft selbst unter dieser Neigung und unterdrücken und bekämpfen sie allein im stillen Kämmerlein, manchmal über Jahre hinweg. Das tun sie so lange, bis sich der Druck so gesteigert hat, dass er sich eventuell in einem tatsächlichen Missbrauch entlädt.
Pädophile sind aber so lange keine Täter, wie sie keine Tat begehen. Der Weg bis zur Entladung dieser Lust in einer tatsächlichen Tat wird oft mit einem gefährlichen Kompromiss überbrückt, teilweise geht das eine sehr lange Zeit gut. Sie befriedigen sich zu diesem Zweck beim Ansehen kinderpornographischer Medien.
Hier beginnt allerdings schon das Problem. 1. Nutzt sich der sexuelle Reiz ab. 2. Geben wir zu bedenken, dass, wer sich diese Medien kauft und ansieht, mitverantwortlich dafür ist, dass Kinder zu diesem Zwecke missbraucht und gefilmt werden.
Was können solche Menschen also tun, wenn sie feststellen, dass sie Kinder sexuell erregend finden? Zunächst einmal kann man sagen, was sie dringend nicht tun sollten – sich nämlich vor einem sexuellen Hintergrund kinderpornographische Medien ansehen und seien sie objektiv betrachtet noch so unverfänglich!
Für Menschen, die ihr Problem als ein solches erkennen, gibt es aber Hilfe.
https://www.kein-taeter-werden.de/ ist eine Webseite zu diesem Thema, die unter anderem kostenlose Therapien für Pädophile anbietet.
Die Menschen, die sich im Klaren sind, dass sie Hilfe benötigen, haben hier die Möglichkeit, z. B. auch vollkommen anonym Hilfe zu erhalten.
Wie schon gesagt, ist keiner für seine sexuelle Neigung verantwortlich, sehr wohl aber für das, was er daraus macht.
Wir sollten zwar unsere Haltung zu Pädophilen im Allgemeinen kritisch und sachlich überdenken, aber nicht vorverurteilen. Ein Problem verschwindet nicht, wenn es unterdrückt wird, weder in den Köpfen Pädophiler noch in unserer Gesellschaft.
Es ist besser, ein Licht zu entzünden, als auf die Dunkelheit zu schimpfen.
Konfuzius (551 – 479 v. Chr.), chinesischer Philosoph
Allerdings müssen wir unsere Augen unbedingt offen halten und unsere Kinder im Fokus. Denn nicht jeder Mensch mit einem Problem möchte auch dazu stehen und das bedeutet für uns ganz dringend wachsam sein! Unter diesem Aspekt betrachtet ist die Haltung, wie ich als Mensch mit Fehlern oder diesbezüglichen Neigungen umgehe, elementar maßgeblich dafür, wie die Gesellschaft auf solch einen Menschen reagieren sollte. Erklärend für die Pädophilen möchte ich abschließend sagen, es ist wichtig, eine passende Haltung zu einer unpassenden Tat zu demonstrieren, in manchen Fällen sogar nicht nur sich selbst gegen über.
Aktuell:
Der Kinderschutzbund hatte die Zuwendung abgelehnt. Nun geht die Geldauflage aus dem Strafverfahren gegen den früheren Bundestagsabgeordneten Sebastian Edathy an den Landesverband der Jugend- und Kinderfeuerwehren. Das teilte das Landgericht in Verden nach einer Entscheidung der zuständigen Strafkammer mit.
Wir bleiben dran!
Netzfrau Ilo
Vereine
http://www.gegen-missbrauch.de/
gegen-missbrauch e.V.
Landwacht 12
37075 Göttingen
Tel.: 0551 – 500 65 699
http://www.dunkelziffer.de/home.html
Dunkelziffer e.V.
Albert-Einstein-Ring 15
22761 Hamburg
Tel: +49 (0)40 – 42 10 700 0
Fax: +49 (0)40 – 42 10 700 55
Mail: mail (at) dunkelziffer.de
http://www.amyna.de/
AMYNA e.V.
Mariahilfplatz 9/2. Stock
81541 München
Telefon: 089/8905745-100
Telefax: 089/8905745-199
e-Mail: info@amyna.de
http://www.praevention.org/www.praevention.org/Willkommen.html
Florian Burr
info@praevention.org
Fon 040 18 03 36 08
https://www.kein-taeter-werden.de/
Institut für Sexualwissenschaft und Sexualmedizin, Charité – Universitätsmedizin Berlin
Telefon: +49 30 450 529 450
Montag: 13-15 Uhr
Dienstag, Donnerstag: 15-17 Uhr
Mittwoch: 11-13 Uhr
E-Mail: praevention@charite.de
http://www.dgfpi.de/
Deutsche Gesellschaft
für Prävention und Intervention
bei Kindesmisshandlung und -vernachlässigung e.V.
Geschäftsstelle
Sternstrasse 9 – 11
40479 Düsseldorf
Telefon:0211 – 4976 80 0
Telefax:0211 – 4976 80 20
E-Mail:info@dgfpi.de
http://www.dksb.de/content/start.aspx
Deutscher Kinderschutzbund Bundesverband e.V.
Bundesgeschäftsstelle
Schöneberger Str. 15
10963 Berlin
Tel. 030 / 214 809 – 0
Fax 030 / 214 809 – 99
E-Mail: info (at) dksb.de
http://www.ecpat.de/
ECPAT Deutschland e.V.
Alfred-Döblin-Platz 1
79100 Freiburg
Tel. +49 (761) 45687-148
Fax +49 (761) 45687-149
Email: info(at)ecpat.de
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