Indien verbietet Übertragung des BBC-Films von Gruppenvergewaltigung
Von Annie Banerji
Indien hat die Übertragung des kontroversen Dokumentarfilms „Indiens Daughter“ (Indiens Tochter) verboten. In diesem wird einer der Männer, der an der Gruppenvergewaltigung und dem Mord der 23-jährigen, indischen Studentin, Jyoti Singh Pandey, beteiligt war, gezeigt, wie er das Opfer beschuldigt. Das Verbot bezeichnet die britische Dokumentarfilmerin, als „willkürliche Zensur“.
Innenminister Rajnath Singh bezeichnete vor dem Parlament die Kommentare Mukesh Singhs, eines der fünf verurteilten Männer des sich 2012 in New Delhi ereigneten Überfalls, als „übermäßig abwertend und eine Beleidigung der Würde der Frauen“.
„Die Regierung verurteilt dies“, sagte er über die Dokumentation der preisgekrönten britischen Filmemacherin Leslee Udwin, die seltenen Zugang zu Neu Delhis Tihar Gefängnis bekam, um den Insassen des Todestraktes zu interviewen.
„Sie wird es keiner Organisation erlauben, solch einen Vorfall auszunutzen, um es für kommerzielle Zwecke zu gebrauchen“, sagte er über den Film, welche die Nachwirkungen der fatalen Massenvergewaltigung darstellen.
Singhs Kommentare in der Raiya Sabha, Indiens Oberhaus, wurden publik, als eini Gericht in Neu Delh am späten Dienstagabend verkündete, dass Medien den Film nicht ausstrahlen dürften.
Die Gründe des Gerichts waren nicht sofort eindeutig, doch einige in Indien befürchten, dass hiermit einem verurteilten Vergewaltiger eine Plattform geboten wird.
Sprecher Rajan Baghat sagte, die Polizei von Neu Delhi hätte vor Gericht erbeten, ein Verbot des Films durchzusetzen, da der „verwerfliche Inhalt“ des Films zu öffentlichem Durcheinander führen könne.
Die angehende Physiotherapeutin erlag 13 Tage nach der brutalen Attacke, die sich im Bus auf der Heimkehr von einem Kinobesuch ereignete, ihren Verletzungen. Dieser Vorfall löste anschließend gewaltsame Proteste in Indien aus.
Es zeigte das beängstigende Ausmaß der Gewalt gegenüber Frauen in dem weltweit zweitstärksten besiedelten Land auf und führte zu einer wesentlichen Reform der existierenden Vergewaltigungsgesetze, zu beschleunigten Gerichtsverfahren und zu wachsenden Strafen.
„Willkürliche Zensur“
Indiens NDTV Network, sowie sechs andere Länder wie Großbritannien sollten die Dokumentation eigentlich anlässlich des Internationalen Frauentags am letzten Sonntag zeigen.
Udwin erklärte, sie sei zutiefst verletzt über das Verbot der Dokumentation, in der Mukesh Singh erläuterte, dass das 23-jährige Opfer nicht um neun Uhr nachts hätte durch die Straßen schlendern sollen und dass ein Mädchen für eine Vergewaltigung überaus verantwortlicher sei als ein Junge.
„Ich bin sicher, dass das NDTV sich gegen diese willkürliche Zensur einsetzt, da es eine Organisation ist, die für Werte, öffentliche Fürsorge und ein übergeordnetes Wohl steht“, sagte sie AFP.
„Indien ist ein Land, das seine Werte schätzt, und eines der wichtigsten von diesen ist die Meinungsfreiheit – die geschützt werden muss“.
Udwin sagte zuvor, dass sie die Genehmigung der Gefängnisbehörden und des Innenministeriums erhalten hatte, im Tihar Gefängnis von Neu Delhi zu filmen.
Allerdings behauptete Innenminister Singh, dass sie die Konditionen der Vereinbarung verletzt habe.
Die Dokumentation spaltete die Gesetzgeber: Viele applaudierten über das Verbot, andere sagten, dass Indien sich Meinungen wie der des Vergewaltigers stellen muss – so abscheulich diese auch sein mögen.
„Ein Verbot des Films ist nicht die Antwort“, sagte Anu Agha, ein unabhängiger Abgeordneter.
„Wir müssen uns mit dem Thema auseinandersetzen, dass Männer in Indien Frauen nicht respektieren, und jedes Mal, wenn es zu einer Vergewaltigung kommt, die Frau dafür beschuldigt wird“.
Momentan konnte niemand vom NDTV Network für einen Kommentar erreicht werden.
Allerdings glaubt Udwin, dass dieser Schritt für ein steigendes Interesse an dem Film sorgen wird.
„Je mehr sie versuchen den Film zu stoppen, desto mehr reizen sie das Interesse der Leute“, sagt sie.
„Nun wird jeder ihn sehen wollen“!
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