Fast unbemerkt von der Weltöffentlichkeit kämpft China mit den Folgen einer der größten Katastrophen seiner Geschichte. Behörden verschleiern das Ausmaß, während aktuell Helfer in Shenzhen auf einem Bauernmarkt noch versuchen, die Spuren des Unglücks zu beseitigen.
Am 14. 03. fiel im Süden Chinas gegen Abend ein Sack Reis um – und die Empörung darüber nimmt kein Ende.
Hier ein zufälliger Handy-Mitschnitt der Katastrophe
Der Mann, der den Einsatz ausgewählter, chinesischer Helfer auf dem dortigen Markt überwacht, heißt Yi, doch alle nennen ihn nur Lan Cheng Ding Fu Xhi. Der 50-jährige Fischer gibt widerwillig aber lächelnd Auskunft, dass er unter anderem verhindern soll, dass die drängende Menschenmenge um das Unglück herum auf die kostbaren Reiskörner tritt. Von der Obrigkeit im südchinesischen Shenzhen habe er den Auftrag erhalten, die Spuren dieser großen Tragödie in Chinas Geschichte möglichst schnell und unauffällig zu beseitigen.
Behörden spielen den Vorfall herunter
Shenzhens Bürgermeister Xu Qin verkündete, während die Aufräumarbeiten noch laufen, längst den „entscheidenden Sieg“ über die Katastrophe. Laut Xu Qin seien die meisten Körner angeblich schon wieder in sicheren, kleineren Transportsäcken deponiert. Doch wie uns ein Bauer auf dem Markt bei einer Befragung mitteilte, soll es viele marode Säcke auf diesem Markt und in ganz China geben, die bei einem Sturz mit ziemlicher Sicherheit aufreißen würden. Es bleibt also abzuwarten, ob sich dieses Drama nicht schon bald wiederholen wird.
Offizielle Fragen nach Hergang und Folgen der Katastrophe sind nicht erwünscht; die Behörden bemühen sich, das Geschehen vergessen zu machen. Sie bezifferten zwar die Menge der tatsächlich ausgetretenen Reiskörner auf ca. 100 Milliarden, die sich auf einer Fläche von nur etwa 15m² ausgebreitet haben sollen, äußern sich aber weiter nicht dazu. Wie uns Lan Cheng Ding Fu Xhi bestätigt, wurde eine große Menge in mühevoller Kleinarbeit schon wieder vom Boden entfernt und zu einer offiziellen Sammelstation gebracht.
Allerdings kann es sich, wie sich auf Grund unserer gründlichen Recherchen herausstellte, bei der Anzahl von 100 Milliarden Reiskörnern, nicht um nur einen geplatzten Sack handeln.
Was wird da also verschwiegen?
Wie lange und wie schwer Shenzhen tatsächlich unter den Folgen dieses Dramas leiden muss, ist noch völlig unklar.
Teile des zerstörten Sacks, die noch nicht komplett zerschlissen sind, werden auf Anweisung abgeschnitten und gesichert. Lan Cheng Ding Fu Xhis Leute sammeln sie auf, um sie wiederzuverwerten – auch Säcke kosten Geld. Wir konnten aber ein paar dieser Fasern habhaft werden. Nach einer inoffiziellen Untersuchung durch unsere Fachleute stellte sich heraus, dass die Proben Material eines billigen Plagiat-Sacks sind. Wir sind uns aber nicht sicher, ob es sich bei den von uns untersuchten Spuren tatsächlich um Fasern des maßgeblichen Sacks handelt.
Funktionäre bauen Touristikmarkt weiter aus
In einem Gespräch konfrontierten wir die Funktionäre von Shenzhen mit dem Ergebnis unserer Untersuchungen, doch sie verordneten ihrer Stadt „den Blick nach vorn“ und waren nicht bereit sich näher dazu zu äußern. Wir bekamen stattdessen die Information, dass ein Ausbau des Touristikmarkts geplant sei. In der landschaftlich reizvoll gelegenen Zwölf-Millionen-Einwohner-Metropole möchte man vor allem die Sommergäste nicht verschrecken.
Zwar ist um die beliebtesten Sehenswürdigkeiten Shenzhens kaum etwas von der Tragödie zu spüren, doch das mag auch am günstigen Zeitpunkt außerhalb der Reisesaison liegen. Und es liegt wahrscheinlich auch an dem starken Druck, der auf die beteiligten Arbeiter und Beobachter selbst und auf deren Familien ausgeübt wird, um das Drama vor der Außenwelt zu verheimlichen. Ob das dieses Mal auf Dauer gelingen wird, ist sehr fraglich.
Wir haben gründlich recherchiert und es handelt sich hierbei nicht um einen Hoax, nur um bösen Vermutungen vorzubeugen.
Wir bleiben dran!
Netzfrau Ilo
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