Abschalten sofort! Nach menschlichem Fehlverhalten im AKW Gundremmingen nun Leckage im AKW Emsland

Atomkraftwerke sind nicht sicher! Es war kein technischer Defekt, sondern menschliches Fehlverhalten, das vergangenen Mittwoch zur Schnellabschaltung von Block C des AKW Gundremmingen führte. Ein Mitarbeiter hatte das Gehäuse einer Armatur geöffnet, das nicht hätte geöffnet werden dürfen.

Heute nun ein Zwischenfall im Atomkraftwerk Emsland in Lingen: In der Anlage schlugen Messgeräte wegen einer „Kleinstleckage” Alarm. Das teilten das niedersächsische Umweltministerium und der Betreiber RWE heute mit. Demnach wurde das AKW „vorsorglich zur Fehlersuche“ vom Netz genommen und abgeschaltet. Radioaktivität sei nicht ausgetreten. Wann der Reaktor wieder hochgefahren werden kann, sei noch unklar.

Schnellabschaltung: Block C des Atomkraftwerks Gundremmingen und das AKW in Lingen nach Zwischenfall abgeschaltet

Eine Schnellabschaltung geht in Sekunden vor sich: So-genannte Steuerstäbe fahren in den Reakor ein – die nukleare Kettenreaktion stoppt. Diese „Notbremse“ wurde am Mittwoch Vormittag im Kraftwerk Gundremmingen ausgelöst. An- und abgeschaltet: Block C ist am Netz, Block B noch in Revision. Die Siedewasserreaktoren des AKW Gundremmingen bilden zusammen nicht nur das leistungsstärkste Atomkraftwerk in Deutschland, sondern sind zugleich die letzte noch in Betrieb befindliche Doppelblock-Anlage.

Während einer Revision, so wie sie derzeit in Block B des AKW geschieht, ist nicht nur die ständige Kraftwerksbelegschaft im Einsatz, sondern auch rund 1000 Mitarbeiter von externen Partnerfirmen. Fremdmitarbeiter seien auch zugegen gewesen, als am Mittwoch in der vergangenen Woche der Zwischenfall im Hilfsanlagengebäude passierte. Grundsätzlich dürfen nach Auskunft von AKW-Sprecher Tobias Schmidt externe Mitarbeiter auch ohne Begleitung der ständigen Belegschaft tätig werden. Als der Zwischenfall geschah, sei dies jedoch nicht der Fall gewesen, so Schmidt. Fremd- und Stammkräfte waren gleichermaßen zugegen, als der Fehler passierte.

Wie es dazu kommen konnte, dass die falsche Armatur geöffnet wurde, wird jetzt weiter untersucht. Im AKW wurde dazu ein Team gebildet, das mit allen Beteiligten Gespräche führt. „Ein mögliches Fehlverhalten von Mitarbeitern untersuchen wir genau und ziehen daraus die notwendigen Schlüsse“, so Kraftwerkssprecher Schmidt.

Ursache war intern am Tag des Geschehens bekannt

Unterdessen bestätigt der Kraftwerksbetreiber, dass man durchaus schon am Tag des Zwischenfalls und des Wiederanfahrens des Reaktors gewusst habe, dass die Öffnung der Armatur zur Schnellabschaltung geführt habe. In den ersten Tagen nach dem Vorfall hatte es dazu aus dem AKW immer wieder geheißen, der Ablauf werde noch untersucht.

Für den Nattheimer Dieter Majer, der rund 30 Jahre lang Chefaufseher der deutschen Atomkraftwerke im Bundesumweltministerium war, ist es nicht überraschend, dass die eigentliche Ursache intern schon bekannt war, aber nicht nach außen kommuniziert wurde. „Dass eine Armatur geöffnet wurde, weiß man in so einem Kraftwerk sofort“, betont er. „Zudem war es ja im Rahmen der Revision geplant, dass am Luftsystem gearbeitet werden soll“. Weil aber eine Frist von fünf Tagen gelte, bis die Ursache ans Ministerium gemeldet werden muss, würden solche Fristen auch ausgereizt, weiß er aus Erfahrung. Quelle: Heidenheimer Zeitung

AKW in Lingen nach Zwischenfall abgeschaltet

Nach Angaben von RWE befindet sich die Leckage vermutlich an einer so-genannten Probenahmeleitung des Primärkreises. „Mit der Vorrichtung wird kontinuierlich der Borgehalt im Reaktorkühlmittel überwacht“, hieß es weiter. Die Raumüberwachung habe im betroffenen Bereich des Kraftwerks eine „leicht erhöhte Luftfeuchtigkeit“ angezeigt. Um die Ursache eindeutig klären zu können, müsse das Kraftwerk abgeschaltet sein. RWE betonte darüber hinaus, dass noch nicht feststehe, ob der Fall überhaupt meldepflichtig sei.

Umweltschützer fordern Schließung des Kraftwerks

Atomkraft-Gegner kritisieren das AKW Emsland seit Langem als „altersschwach“. Ein Appell zur Schließung des Kraftwerks und der angrenzenden Brennelementefabrik wird laut Bürgerinitiativen inzwischen von 120 Organisationen unterstützt. Offiziell darf das Kraftwerk noch bis zum Jahr 2022 betrieben werden. Dann muss es im Zuge der Energiewende zurückgebaut werden. Quelle NDR

AKW-Neubau Hinkley Point – Großbritannien

In England wird übrigens ein neues Atomkraftwerk gebaut mit Hilfe von Subventionen aus der EU. Radioaktiv verseuchte Lebensmittel gibt es bereits. Nicht nur die Fische sind von der radioaktiven Strahlung betroffen, Spuren von Radioaktivität wurden auch in Obst, Kartoffeln und Gemüse nachgewiesen, das in der Nähe des AKWs angebaut wurde. Im hohen Nordwesten Schottlands sind auch die Rinder inzwischen radioaktiv belastet. Lesen Sie dazu: Guten Appetit!? Radioaktive Belastung in britischen Lebensmitteln

Zehntausende Bürger lösten eine Beschwerdewelle gegen Subventionen für das in Großbritannien geplante Atomkraftwerk Hinkley Point aus. Mehr als 50 000 Menschen richteten offiziell Beschwerde an die EU-Kommission. Die Kommission hatte im Herbst die britischen Subventionen für das AKW gebilligt und damit grünes Licht für das Atomprojekt gegeben. Die Elektrizitätswerke Schönau (EWS) hatten daraufhin die Beschwerde-Aktion gestartet.

Aktuell gewinnt diese durch die Veröffentlichung vertraulicher Dokumente der österreichischen Diplomatie gewaltig an Brisanz. Österreich hatte bereits vor Monaten eine Klage gegen den Kommissionsbeschluss angekündigt und wird nun offenbar von der britischen Regierung massiv unter Druck gesetzt, die Klageabsicht fallen zu lassen. AKW-Neubau Hinkley Point – Großbritannien will Österreich wegen atom-kritischer Haltung verklagen

Alte, marode Atommeiler werden zu „Kartenhäusern“

Nicht erst seit Fukushima weiß der Mensch, wie gefährlich Atomkraftwerke sind. [Siehe: Fukushima: Es gibt keine Rettung! Es wird hunderte Jahre dauern!]

In USA oder Frankreich, nein überall auf der Welt – die „ALTEN ATOMMEILER“ sind marode.
Als ob man nicht aus der Geschichte rund um Atomkraftwerke lernen will, werden neue gebaut wie z. B. in der Türkei; denn auch die Türkei hält wie England weiter an ihrem Atomkurs fest.

Für den Bau eines Atomkraftwerks in der Türkei schießt Russland 22 Milliarden Dollar vor.

Gegenwärtig betreiben 30 Länder weltweit 437 Kernreaktoren mit einer gesamten elektrischen Nettoleistung von rund 372 Gigawatt (Stand: 18. Januar 2013).

Atomstrom ist keine saubere Sache!

Die Atom-Kartelle wollen Atomstrom als emissionsarme Energie fördern lassen.

Erstmals 2012 preschten einige EU-Länder vor, um bei der europäischen Kommission großzügige Förderungen für die Atomkraft zu erwirken. Die Lobbyarbeit scheint gefruchtet zu haben, denn nun möchte die EU-Kommission der Atomkraft neuen Auftrieb geben. Auf Druck von Ländern wie Frankreich, Großbritannien, Tschechien, Ungarn, Polen und Litauen soll der Weg für Subventionen sowohl für AKW-Neubauten als auch für Atomstrom als „saubere” und „klimafreundliche” Energieform geebnet werden. Ein völlig absurdes Vorhaben: Es würde Atomenergie gleichstellen mit den Erneuerbaren und wäre zudem ein fatales Signal, denn Polen hat sich gerade aus Wirtschaftlichkeitsgründen von seinem unrentablen Atomenergie-Programm verabschiedet. [Siehe: Alte, marode Atommeiler werden zu „Kartenhäusern“ – Leck in AKWs in USA und Frankreich!]

Das Atomkraftwerk Cattenom

Das AKW steht nahe dem gleichnamigen Ort Cattenom in der französischen Region Lothringen. Die Anlage liegt an der Mosel und ist nur zwölf Kilometer von der deutsch-französischen Grenze entfernt. Frankreich hat insgesamt 58 Atomkraftwerke und Cattenom ist das drittgrößte Atomkraftwerk in Frankreich. Das bebaute Gebiet umfasst zirka 415 Hektar.

Auch hier kommt es immer wieder zu bedrohlichen Störfällen. Fast jeder Luxemburger hat von der Luxemburger Regierung einen Brief auf dem Postweg erhalten und soll laut dem neuen Luxemburger Evakuierungsplan die Jodtabletten, die für den Fall eines GAU im AKW Cattenom einzunehmen sind, entweder in der Apotheke oder auf dem zuständigen Gemeindeamt abholen. Lesen Sie: Rette sich wer kann – wer kann rette sich!

Erschreckend, oder?

Nicht erst seit der Katastrophe von Fukushima, aber spätestens seit dieser sollte auch dem letzten Befürworter klargeworden sein, dass Atomkraftwerke nicht sicher sind. Wir von den Netzfrauen fordern daher den schnellstmöglichen Ausstieg aus dieser gefährlichen Technologie und wehren uns dagegen, dass mit Geldern, mit denen eigentlich neue, zukunftsfähige und umweltfreundliche Energien gefördert werden müssten, neue AKWs gebaut oder alte länger als unbedingt nötig betrieben werden.

Netzfrau Doro Schreier

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