Die Macht der Lebensmittel-Giganten – Diese Mega-Konzerne kontrollieren unsere Nahrung

Immer entscheidender werden der Preis und die Qualität der verarbeiteten Lebensmittel. Die Gesellschaft von morgen wird aller Wahrscheinlichkeit nach noch stärker in zwei Teile zerfallen: Die einen leben gesünder und können sich dies auch leisten, die anderen weniger. Die einen haben die Wahl, die anderen nicht. Doch wer bestimmt, was wir essen und trinken? Wer bestimmt den Preis und was gesund ist?

Die Nahrungsmittelindustrie ist eine knallharte Branche, ein Geschäftszweig zudem, in dem sich immer mehr wirtschaftliche Macht in der Hand von immer weniger Großkonzernen konzentriert. Der derzeit umsatzstärkste ist die Schweizer Firma Nestlé International, gefolgt von Kraft Foods aus den USA. Auch PepsiCo, Coca-Cola und Mars gehören zu den wichtigsten Firmen der Getränke- und Lebensmittelindustrie.

Die große Markenvielfalt im Supermarktregal täuscht über die konzentrierte Marktmacht einiger weniger Unternehmen hinweg.

Beim Einkaufen greifen wir fast unbewusst nach Produkten, die wir immer kaufen. Manch einer legt dabei vielleicht Wert auf Marken. Aber auf die Konzerne, die hinter den Produkten im Einkaufswagen stecken, achtet kaum jemand.

Die Weltbevölkerung und ihr Nahrungsmittelkonsum wachsen – wächst damit auch die Anzahl der im Nahrungsmittelbereich tätigen Firmen? Das Gegenteil ist der Fall: KONZERNE.

Wir zeigen Ihnen anhand von Wasser, Kaffee, Getreide und anderen Nahrungsmitteln die Giganten und immer wieder erscheinen die selben Namen.

Eine massive Marktmacht haben auch die großen Einzelhandelsketten. In Deutschland etwa teilen sich fünf Konzerne über 80 Prozent des Umsatzes: Edeka, Rewe, die Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland), Aldi und Metro. Entsprechend sind ihre Möglichkeiten, auf Lieferanten einen Preisdruck auszuüben. Der Verbraucher profitiert davon zwar durch günstige Preise. Allerdings nimmt er dabei in Kauf, dass die Konzerne alles tun, um ihre Gewinne weiter zu maximieren.

Kostendeckende Preise bei den Produzenten, Prämien für Gemeinschaftsprojekte, angemessene Löhne, gute Arbeitsbedingungen auf Plantagen, umweltschonender Anbau sowie Verzicht auf illegale Kinderarbeit und Zwangsarbeit: Fehlanzeige. Zwar werden neue Siegel geschaffen, die dem Verbraucher das „Gute Gewissen“ vorgaukeln, aber hinter den Fassaden sieht es nach wie vor schlimm aus.

Beispiel Kakao-Lobby: Den Konzernen, die den Rohstoff kaufen, sind die Arbeitsbedingungen auf den Pflanzungen seit Langem bekannt. Doch Bestrebungen, nur fair erzeugten und gehandelten Kakao zu verwenden, bleiben die Ausnahme. So konnte beispielsweise die Kakao-Lobby in den USA ein Gesetz verhindern, das die Ausbeutung und Zwangsarbeit von Minderjährigen beenden sollte.

Beispiel Nestlé: Der Gigant ist der größte Mineralwasser- und Milchproduzent, der weltgrößte Anbieter von Babynahrung, der weltgrößte Konsumgüterhersteller und  Kaffeeproduzent und Nestlé hat eine Tochtergesellschaft namens Nestlé Health Science gegründet, die sich mit Krankheiten wie Fettleibigkeit, Diabetes, Herz-Kreislauf-Beschwerden oder Alzheimer beschäftigt. Nestlé ist zudem der größte Anbieter von Tiernahrung.

Mit löslicher Babynahrung fing alles an: Damit soll Konzerngründer Henri Nestlé das Leben eines Nachbarkinds gerettet haben. Das Unternehmen wurde 1866 von dem Schweizer Apotheker Henri Nestlé gegründet. Erstes Produkt war ein Milchpulver, das Säuglingen als Muttermilchersatz angeboten werden konnte. Heute ist Nestlé weltweit in mehr als 150 Ländern vertreten und besitzt Produktionsstätten in mehr als 80 Ländern. Nestlé ist hier ein sehr schönes Beispiel, denn seine Produkte finden sich praktisch in jedem Haushalt. So zählen Perrier, S. Pellegrino, Nesquik, Smarties, Kit Kat, Nescafé, Nespresso, Maggi, Herta, Nutren, Möwenpick und Friskies zu den bekanntesten Marken unter dem Nestlé-Dach. Zudem hält Nestlé eine Beteiligung an dem französischen Luxuskonzern L´Oréal. Allein diese hat einen Wert von Mrd. Dollar.

DIE GRÖSSTEN SCHOKOLADENHERSTELLER WELTWEIT

Hier muss auch der Kakao- und Schokoladenproduzent Barry Callebaut genannt werden, denn der Konzern beliefert Branchenriesen wie Unilever, Nestlé, Cadbury oder den Schokoriegel-Hersteller Mars.

Bei den Schokoladenproduzenten findet ebenfalls wie in der Pharma eine Übernahme der Big-Player untereinander statt.

So trifft der „goldene Schoko-Osterhase“ auf „Forrest Gump“-Pralinen. Die Erfolgsstory der Zürcher Chocolatiers Lindt & Sprüngli beginnt im Jahr 1845, als Vater und Sohn unter dem Namen «Sprüngli & Sohn» Schokolade in fester Form in ihrer kleinen Konditorei herstellen. Ernst Tanner ist seit 1993 Konzernchef bei Lindt & Sprüngli. Pralinés in Hülle und Fülle: «Lune d’oranges» ist nur eine der zig Pralinen, die in Kilchberg hergestellt werden. Die mit „Forrest Gump“  zum Kult gewordenen Pralinen des US-Schokoladenherstellers Russell Stover Candies verschmelzen sich nun mit dem Schoko-Osterhasen des Branchenriesen Lindt & Sprüngli. Die Schweizer wollen mit dem Kauf zur Nummer drei unter den Schokoladenherstellern in Nordamerika aufsteigen – nach Hershey und Mars. 2015 soll der Umsatz in Nordamerika die 1,5-Milliarden-Dollar-Marke überschreiten. Die Schweizer kaufen den US-Schokoladen-Riesen Russell Stover für angeblich $ 1 500 000 000. Quelle: 2015 Global Top 100:

1. Mars Inc., 2. Mondelez Internationale 3. Ferrero Gruppe, 4. Nestlé SA, 5. Meiji Co. Ltd, 6. Hershey Foods Corp. 7. Lindt & Sprüngli AG, 8. Arcor, 9. Perfetti Van Melle Spa, 10. Haribo GmbH & Co. KG.  11. Ezaki Glico Co Ltd.12. August Storck

http://www.candyindustry.com/Top25

Konzerne kaufen kleinere Firmen und steigern so Marktanteile und Macht.

Wie schon bei den Schokoladen-Giganten gesehen, kaufen die Konzerne nicht nur kleine Konzerne auf, nein, sie kaufen sich gegenseitig. Wie auch im Pharmabereich! Es sind Konzerne wie Roche, Novartis, Astrazeneca, GSK, Eli Lilly, Johnson & Johnson und Pfizer.

Der Novartis-Konzern gab seine milliardenschwere Tiermedizin-Sparte an Eli Lilly (USA) ab und die Impfstoff-Abteilung an GlaxoSmithKline (Großbritannien). Außerdem boten Finanzinvestoren 46 Milliarden Dollar für den Botox-Hersteller Allergan (USA). Novartis kaufte im Gegenzug von GlaxoSmithKline dessen Krebsmittelgeschäft. Auch Pharma-Branchenführer Pfizer mischt bei den Umwälzungen auf dem Arzneimittelmarkt mit und will den britischen Konkurrenten AstraZeneca übernehmen.

Warum ist diese Nachricht so interessant? Wie wir unschwer erkennen können, sind wieder alle irgendwie miteinander verzweigt und genau diese Konzerne erscheinen auch in der TOP 10 Liste der Pharmakonzerne wieder. Lesen Sie dazu: Die Top 10 der Pharmakonzerne – Das große Fressen

Milchgiganten

War Ihnen bekannt, dass Nestlé nicht nur Leitungswasser in ein Lifestyleprodukt verwandelt, sondern auch die größte Molkerei der Welt ist? Nestlé steht auf Platz 1 der Weltrangliste nach Milchumsatz. Mehr Informationen unter: Nestlé ist nicht nur der weltgrößte Mineralwasserproduzent sondern auch Milchunternehmer 

Milch

Konzerne können die Preise, die Geschäftsbedingungen und zunehmend auch die politischen Rahmenbedingungen diktieren.

Multinationale Unternehmen können einen starken Einfluss auf die lokale Wirtschaft und selbst die Weltwirtschaft haben. Und eines müssen Sie bedenken, irgendwie sind diese Konzerne alle miteinander verflochten.

Thema Wasser: Wasser ist zu einem Handelsgut verkommen, mit dem sich viel Geld verdienen lässt. Das intensive Marketing globaler Getränke- und Lebensmittelkonzerne beschränkt sich durch eine immer stärkere Marktkonzentration auf inzwischen vier multinationale Konzerne: NestléDanone, Coca-Cola und Pepsi.

Danone ist ebenso Marktführer, wenn es um Nahrungsmittel für Menschen mit Allergien oder Sondennahrung geht. Die Sparte Medical Nutrition könnte aber bald den Besitzer wechseln, z. B. zu Nestlé. Dem können Sie entnehmen: Es wird hin und her verkauft, sodass kein Verbraucher mehr durchsteigt. Denn Nestlé hat ja auch die Babysparte von Pfizer gekauft. Pfizer ist mit Viagra bekannt geworden und geht aus Monsanto hervor. Zu den Großaktionären von Monsanto gehört die Bill & Melinda Gates Foundation, die wiederum hat eine Zusammenarbeit mit Novartis und mit Sanofi Pasteur gestartet. (Mehr Informationen: Impfstoff-Versorgung: Bill & Melinda-Gates-Stiftung und Pharmagigant Novartis zusammen mit Brasilien).

Kaffeegiganten

Der größte Kaffeeanbieter ist nach wie vor Nestlé gefolgt von Mondelez (vorher Kraft) und D. E.  Master Blenders, Green Mountain und Tchibo.

Nestlé ist in fast allen Segmenten der Nahrungsmittel Marktführer. Mondelez kennen Sie noch als Kraft. Zu Tchibo werden wir noch ausführlich berichten, aber in der Liste tauchen zwei Kaffeekonzerne auf, bei denen wir doch erwähnen müssen, um wen es sich da handelt.

Wussten Sie, dass Mondelez hinter der Kaffeesorte Jacobs Kaffee steckt? Außerdem gehören dazu noch Onko und Kaffee HAG. Und mehr noch: Die Familie Reimann, die wiederum Douwe Egberts gehört, schmiedet einen Kaffee-Giganten, der dann nicht mehr nur Senseo vertreibt, nein, dann auch die Jacobs Kaffee-Marken.
Die von der deutschen Familie Reimann kontrollierte niederländische Douwe Egberts Master Blender will sich für rund fünf Milliarden Dollar die Mehrheit am Kaffee-Geschäft des größeren amerikanischen Rivalen Mondelez sichern.

Netzfrauen -Kaffee

Familie Reimann hatte D.E. Master Blenders vor einem Jahr vom amerikanischen Konzern Sara Lee übernommen, nachdem sie schon zuvor zwei kleinere Kaffee-Hersteller gekauft hatte. Sie verdient ihr Geld ansonsten noch mit Parfum, Kosmetik und Mode.

Die Reimanns sind eine der reichsten Familien in Deutschland und haben ihr Vermögen mit dem Ludwigshafener Spezialchemiekonzern Benckiser und dessen Verkauf an die britische Reckitt Benckiser gemacht. Wenn der Name der Reimanns für viele unbekannt sein sollte, hier einige Produkte der Reimanns: Calgon-Entkalker, Kukident-Zahnprothesenreiniger und Durex-Kondome. Außerdem gehörten zu der JAB Holding der Investmentarm der deutschen Milliardärsfamilie Reimann die Marken wie Belstaff und Jimmy Choo.

Noch vor zwei Jahren hatte diese Familie überhaupt nichts mit Kaffee zu tun und wird nun größter Anbieter nach Nestlé. Mit Senseo gehört Douwe Egberts auch die Erfindung der Kaffeepads und sie ist mit Tassimo einer der schärfsten Rivalen von Nestlé im Kapselgeschäft. Wo Menschen ja bereits 60 € pro Kilo Kaffee bezahlen. Ein ertragreiches Geschäft, wie man sieht.

Die Europäische Kommission hat Bedenken gegen die geplante Fusion des niederländischen Kaffeerösters Douwe Egberts mit dem US-amerikanischen Unternehmen Mondelez. Sie will die Großfusion zum Unternehmen „Jacobs Douwe Egberts“ genau untersuchen. Beide Unternehmen zählen zu den weltweit führenden Kaffeeröstern. Das Ergebnis wird für Mai 2015 erwartet. Wir dürfen hier gespannt sein. 

Keurig Green Mountain Inc. (KGM; vorher Green Mountain Coffee Roasters Inc.) ist ein Großhändler für Kaffee und Zubehör. Er vetreibt diverse Kaffeesorten, die zu ca. einem Viertel den Fair-Trade-Kriterien (gerechte Vergütung der Erzeuger) entsprechen, etwas unter zehn Prozent der eingekauften Kaffeesorten wurden mit natürlichen Produktionsverfahren (kein Pestizideinsatz) hergestellt. Der Konzern betreibt strategische Kooperationen mit namhaften Kaffeehäusern, u. a. Starbucks. Gegründet wurde sie als Café in Vermont.

Mehr Informationen: KAFFEE – Bittere Ernte – Die Macht der Kaffeebarone

Hier sehen Sie die Länder, wo der Kaffee produziert wird.

top-coffee-producer

http://www.coffeearea.org/

Auch hier können wir sehen: Nur einige wenige Konzerne bestimmen den Preis.

Wir können dieses so weiterführen, ob nun mit Tee, Kartoffeln, Orangen, sogar Fisch. Schon längst gehören Nahrungsmittelproduzenten auch Investmentgesellschaften wie zum Beispiel bei IGLO: Wer kennt ihn nicht, den Käpt’n Iglo mit seinen Fischstäbchen? 

Lange Zeit war der deutsche Gefrierkosthersteller Iglo ein Aushängeschild Unilevers. 2006 verkaufte Unilever Iglo für 1,73 Milliarden Euro an die britische „Heuschrecke“, Finanzinvestor Permira.

Infobox:

Permira ist ein internationales Private-Equity-Unternehmen. Seit 1985 haben die Permira-Fonds 200 Private-Equity- Transaktionen getätigt mit dem Ziel, den Wert der Unternehmen durch nachhaltiges Wachstum zu steigern. Die Investorenbasis der Permira Fonds besteht aus weltweit führenden privatwirtschaftlichen und öffentlichen Pensionsfonds, Versicherungsunternehmen, Staatsfonds und anderen institutionellen Investoren. Viele von ihnen haben bereits in mehrere Permira-Fonds investiert. Das Unternehmen berät Fonds mit einem Gesamtvolumen von über 25 Mrd. €. Mehr Infos auf http://www.permira.de/

Die Iglo Group gehört mittlerweile zum Finanzinvestor Permira, der das Unternehmen 2006 von Unilever erstanden hatte. Der Geldgeber wollte den Tiefkühlanbieter  eigentlich wieder loswerden, fand aber keinen Käufer. Iglo betätigt sich in insgesamt 17 Ländern, in Großbritannien heißt die Marke allerdings Birds Eye, in Italien wiederum Findus.

Der britische Finanzinvestor Permira ist auch bekannt als Besitzer des Modeunternehmens Hugo Boss. Die Beteiligungsgesellschaft erwarb 2012 Japans größte Kette mit Sushi-Schnellrestaurants Akindo Sushiro für umgerechnet 1 Millliarde Dollar. Der britische Fonds hatte vor fünf Jahren bereits den japanischen Agrochemie-Konzern Arysta Life Sciences für 2,4 Milliarden Dollar gekauft.

Sieben Jahre nach ihrem Einstieg beim TV-Konzern ProSiebenSat.1 kauften die Finanzinvestoren KKR und Permira im Januar 2014 die restlichen 36,3 Millionen Aktien für 1,26 Milliarden Euro.

TeamViewer, eine Software zur Fernwartung von Computern, wurde im Mai 2014 übernommen.

Mehr Informationen: Igitt Tiefkühlfisch – Iglo gehört “Heuschrecke” Permira

Unilever

Unilever ist der weltweit größte Teeproduzent. Unilever dominiert schon heute mit zwei weiteren Produzenten 85 Prozent des Tee-Marktes weltweit. Der Gigant verarbeitet für seine Suppen und Pulver allein drei Prozent der Welttomatenernte. Der Konzern besitzt mehr als 400 Marken, von denen zwölf einen Jahresumsatz von über einer Milliarde Euro erreichen. Die beiden wichtigsten Sparten sind Nahrungsmittel (Knorr, Langnese) und Körperpflege. Seit 40 Jahren will uns Unilever mit der Produktlinie „Du Darfst” davon überzeugen, das zu essen, worauf wir Lust haben – ganz ohne schlechtes Gewissen. 80 Produkte für jeden Tag gibt es bereits, ob leichte Butter, hauchfeine Baguette-Salami, milden Gouda oder aromatischen Käseaufschnitt, Feinkostsalate oder Fertiggerichte – so abwechslungsreich und genussvoll kann kalorienbewusste Ernährung sein! Genau das Richtige, wenn vorher reichlich Eis von Langnese oder Fertigtüten von Knorr verwendet wurden, denn auch diese Dickmacher gehören zu Unilever. Besonders Fertiggerichte, Tütensuppen und Würzsoßen können für die unerfreulichen Rundungen sorgen, deretwegen Sie zu „Du Darfst” greifen müssen. Diese enthalten Glutamat. Dieser Geschmacksverstärker sendet ein Signal ans Gehirn: Bitte mehr davon! Und Sie bringen am Ende mehr Gewicht auf die Waage. Paradox, oder? Lesen Sie dazu: Schöne Versprechungen – Die Tricks der Diätindustrie!

Vieles, was wir im Norden verbrauchen, wird billig im globalen Süden produziert. Die Gewinne erzielen wenige, überwiegend im Norden beheimatete Unternehmen.

Die großen Verlierer sind die Plantagenarbeiter und Kleinbauern im Süden, als schwächste Glieder der »Wertschöpfungskette«. In keiner anderen Bevölkerungsgruppe ist Hunger so verbreitet.

Die Ökosysteme werden mehr und mehr zerstört.

Saatgut, Jungtiere, Futtermittel, Dünger – was früher auf dem Bauernhof selbst produziert werden konnte, sind heute separate Sektoren der industrialisierten und globalisierten Wertschöpfungskette für Nahrungsmittel.

Dazu gehören auch der Handel, die Verarbeitung und der Verkauf von Lebensmitteln. Das schwächste Glied in dieser Kette sind diejenigen, die die Lebensmittel anbauen und produzieren: Die Bäuerinnen und Bauern.

Besonders Kleinbauern im globalen Süden geraten im Zuge des Konzentrationsprozesses in der Nahrungsmittelproduktion immer mehr unter Druck. Ihr Recht auf Nahrung kann vielfach verletzt werden: Durch Patente auf Saatgut, Verdrängung vom Land, unfaire Arbeitsbedingungen oder Preise oder die Verdrängung von informellen Märkten.

Die Big Four des deutschen Lebensmittelhandels

BigFour

Der deutsche Lebensmittelhandel wird von den sogenannten Big Four beherrscht. Nur vier große Lebensmittelkonzerne vereinen 85 % des Absatzmarktes auf sich.

Diese Big Four sind:

  1. Edeka-Gruppe
  2. Rewe-Gruppe
  3. Schwarz-Gruppe mit Lidl und Kaufland
  4. Aldi

Außer Aldi, das nur intern wächst, wuchsen die Schwarz-Gruppe, Rewe und Edeka durch externe Übernahmen und Fusionen.

Edeka fraß beispielsweise:

  • Spar
  • Netto-Marken-Discount
  • Plus
  • Trinkgut (damit dominiert EDEKA nun, laut Bundeskartellamt, den Verkauf von alkoholfreien Getränken)

Zur Rewe-Gruppe gehören unter anderem:

  • Penny
    • 5. größter Discounter weltweit
    • Umsatz von über 10 Mrd. Euro (Stand 2013 / Quelle: Wikipedia)
  • Toom
  • Globus
  • Extra (wurde u. a. zu Rewe-Filialen)

Die Schwarz-Gruppe sind:

  • Lidl (Kleinflächen)
  • Kaufland (Großflächen)
  • Kaufmarkt (Großflächen)

Die Schwarz-Gruppe ist der größte deutsche Handelskonzern. Er erzielte 2013 / 2014 einen Umsatz von 74 Mrd. Euro. Der Lidl-Gründer Dieter Schwarz ist seit Juli 2014 die reichste Einzelperson Deutschlands mit einem Vermögen von etwa 12 Mrd. Euro.

Aldi ist weltweit der größte Discounter.

Es liegt auf der Hand, dass eine solche Marktmacht genutzt werden will, um Preise für Lebensmittel so niedrig wie möglich zu halten und den Gewinn zu maximieren.

 Oligopol – Wenige Konzerne beherrschen die weltweite Lebensmittelproduktion

Vielen Dank an dieser Stelle an Zeit.de, die uns diese Grafik zur Verfügung gestellt hat.

zeit.de

Globalisierung ist heutzutage zwar ein in den Medien häufig auftauchender, oft aber doch eher abstrakt bleibender Begriff. Bananen aus Ecuador, Kiwi aus Neuseeland, Elektrokram aus China – ist das bereits die Globalisierung? Nein, es gibt natürlich noch viele weitere Facetten.

Dass die Konzentration auf den Weltmärkten für Lebensmittel (und deren Produktion) inzwischen weit fortgeschritten ist, konnten Sie dem obigen Schaubild entnehmen. Jedoch erst durch die neue EvB-Dokumentation „Agropoly – Wenige Konzerne beherrschen die weltweite Lebensmittelproduktion“ wird klar, WIE weit dieser Prozess mittlerweile fortgeschritten ist.

WER gehört WEM im Saatgutmarkt?

Weltweit bestimmen diese 10 Saatgutkonzerne den Markt für Saatgut.

Beispiele der Verflechtungen von Monsanto:

  • Monsanto und Dow AgroSciences LLC, eine Tochtergesellschaft der The Dow Chemical Company, haben im April 2013 ein neues Lizenzabkommen über Pflanzeneigenschaften für transgene Sorten geschlossen.
  • Monsanto und Bayer CropScience haben im April 2013 ein wechselseitiges Lizenzabkommen über Technologien der nächsten Generation im Bereich der Pflanzenbiotechnologie geschlossen.
  • Monsanto und BASF haben sich 2012 gegenseitig Lizenzen erteilt.
  • Monsanto und DuPont (Genmais 1507) schlossen im März 2013 eine Lizenzvereinbarung für Saatgut.
  • Monsanto und Syngenta haben sich 2008 gegenseitig Lizenzen eingeräumt
    (Mehr Informationen: Die Macht der Agrarlobby!).

Dann gibt es von diesen Konzernen noch die Verflechtungen in der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit. (Mehr Informationen: Lobbyverflechtungen in der EFSA)

Top10desSaatgutmarktes

Folgende Darstellung dokumentiert die starke Konsolidierung des Saatgutmarktes zwischen 1996 und 2008 sowie die zahlreichen Verbindungen zwischen den dominierenden Unternehmen. Die erfolgreichsten Firmen haben in diesem Zeitraum über 200 Unternehmen entweder aufgekauft oder sich daran beteiligt. Die drei größten deutschen Konzerne sind BAYER, kWs und BASF. [Quelle: Philip H. Howard.] Lesen Sie dazu auch: Informationsreihe „Saatgut”: Alles Monsanto oder was?!

seedindustry (1)
Lebensmittel5

Der weltweite kommerzielle Saatgutmarkt hat sich innerhalb von zwanzig Jahren extrem konzentriert, sodass heute eine Handvoll Unternehmen die globale Produktion beherrschen. Dieses Oligopol ist das Resultat unzähliger Übernahmen und Fusionen.

Bei Zuckerrüben beträgt der Marktanteil der drei größten Saatgutproduzenten 90 %, bei Mais 57 % und 55 % bei Sojabohnen.

Die aktuellen Zahlen dürften sich noch erhöht haben.

Beängstigend ist auch die Tatsache, dass die TOP 3 auch im Pestizidmarkt eine führende Rolle spielen. Wenn Pestizidproduzenten Saatgut entwickeln, haben sie ein Interesse daran, dass zum Anbau des Saatgutes auch Pestizide verwendet werden müssen. Wegen der Zunahme von Hybridsaatgut, bei dem es sich für die Bauern nicht lohnt, Saatgut aus der Ernte für die nächste Aussaat zurückzubehalten und wegen geistiger Eigentumsrechte auf Saatgut, die den Nachbau und den Saatguttausch zwischen den Bauern verbieten, wächst der kommerzielle Saatgutmarkt rasant. In Tansania werden noch immer 90 % des Saatgutes von den Bauern selbst hergestellt, in Deutschland sind es bei Weizen noch 50 %. Hybridsaatgut wird selten nachgebaut. In Europa besitzen fünf Firmen (Monsanto, Dupont, Syngenta, BASF und Bayer) die Hälfte der Patente auf Pflanzen und auch diese Zahlen dürften aktuell gestiegen sein.

Das Oligopol ist eine Marktform wie das Monopol oder das Polypol. Beim Oligopol treffen wenige Anbieter auf wenige Nachfrager (zweiseitiges Oligopol) oder im Normalfall viele Nachfrager auf wenige Anbieter (Angebotsoligopol). Genauso gibt es natürlich noch das Nachfrageoligopol, wenn viele Anbieter lediglich wenigen Nachfragern gegenüberstehen.

Es gibt verschiedene Verhaltensweisen von Oligopolisten:

  • Preisführerschaft: Bei der Preisführerschaft übernimmt ein Oligopolist die „Herrschaft“ über den Preis. Alle anderen Marktteilnehmer ändern erst dann den Preis, wenn dieser Preisführer den Preis verändert hat.
  • Absprachen und Kartellbildung: Da es nur wenige Anbieter gibt, sind Preis- und Mengenabsprachen leicht zu realisieren und zu organisieren.
  • Preisstarrheit: Aus Furcht vor der Konkurrenz, wagt kein Oligopolist eine Änderung seines Verhaltens. Die Folgen sind lange stabile Preise.

Die Lebensmittel Zeitung erstellt in Kooperation mit Trade Dimensions das Ranking der größten deutschen Lebensmittelhändler nach ihrem Food-Umsatz (inklusive Drogeriewaren). Die Liste ist ein Auszug aus dem Ranking Top 30 Lebensmittelhandel in Deutschland.

Lebensmittel Zeitung

Der Gesamtmarkt für Säuglings- und Kleinkindnahrung stieg im Jahr 2012 um knapp zwei Prozent, im Vergleich zum Vorjahr auf rund 650 Millionen Euro. Die Rangliste zeigt die fünf größten Hersteller von Babynahrung in Deutschland. Unangefochtener Marktführer ist Hipp mit seinem Angebot an Säuglingsmilch, Gläschenkost, Baby- und Kindertees sowie Brei. Das Ranking basiert auf den Endverbraucher-Umsätzen im Handel.

Lebensmittel9

Das von Planet Retail erstellte Ranking zeigt die zehn größten Cash+Carry-Unternehmen weltweit. Mit großem Vorsprung führen die zwei US-amerikanischen Händler Costco und Walmart die Rangliste an. Auf dem dritten Platz behauptet sich die Metro Group – Europas größter C+C-Händler. Neu unter den Top Ten ist die französische Gruppe Casino.

Lebensmittel10

Die folgende Tabelle zeigt die größten Brauereigruppen und Privatbrauereien mit einem Ausstoß von mehr als 2,5 Mio. hl in Deutschland. Insgesamt ging der Bierabsatz auch 2012 wieder leicht zurück. Zusammen konnten die elf Top-Unternehmen ihre Gesamtabsätze allerdings um 3,6 % auf 68,53 Mio. hl steigern. Ihr Inlandsabsatz stieg um 2,2 % auf 56,49 Mio. hl. Beim Gesamtexport der deutschen Brauereien erreichen die Top-Unternehmen mit 12 Mio. hl. einen Anteil von über drei Viertel.

Lebensmittel Zeitung

Das Ranking zeigt die 15 beliebtesten deutschen Fanseiten für Lebensmittelmarken im sozialen Netzwerk Facebook. Sechs der Top-10-Fanseiten sind Süßigkeiten gewidmet. An der Spitze des Rankings steht die Eissorte Magnum. Die Unilever-Marke hat mehr Fans als alle anderen Lebensmittelmarken zusammen. Erstellt wurde das Ranking von Landau Media. Es basiert auf einer Analyse der erhobenen Top-Marken 2011 bei den Fanseiten, der Lebensmittel-Zeitung und der Gesellschaft für Konsumforschung

Landau Media/LZ/GfK

Lobby statt Wettbewerb

Der Einfluss der Nah­rungsmittelkonzerne auf Politik und Öffentlich­keit wächst.Tausende von Lobbyisten setzen sich für Konzerninteressen ein. Oft werden Kon­zernvertreter in staatliche Einrichtungen platziert. Mit Erfolg: Bei Nahrungsmittelstandards, Zulassungen von Pestiziden oder Gentechsaat­gut, Handelsabkommen oder der Agenda der öf­fentlichen Forschung können sie ihre Interessen oft durchsetzen.

Der Welthandel dominiert die Preise

85 % aller Nahrungsmittel werden lokal konsumiert. Auf die Preise hat der globale Handel dennoch massiven Einfluss. Im Börsenhandel wird mit einem Mehrfachen der realen Menge spekuliert.

Die große Markenvielfalt im Supermarktregal täuscht über die konzentrierte Marktmacht einiger weniger Unternehmen hinweg. Beim Einkaufen greifen wir fast unbewusst nach Produkten, die wir immer kaufen. Manch einer legt dabei vielleicht Wert auf Marken. Aber auf die Konzerne, die hinter den Produkten im Einkaufswagen stecken, achtet kaum jemand.

Die Weltbevölkerung und ihr Nahrungsmittelkonsum wachsen – wächst damit auch die Anzahl der im Nahrungsmittelbereich tätigen Firmen?

Das Gegenteil ist der Fall: KONZERNE 

Marken

Lesen Sie dazu auch: „Weltherrschaft weniger Konzerne – wer mit wem?

Wenn Sie bis hier gelesen haben sollten, müssten Sie sich spätestens jetzt fragen, warum braucht es überhaupt noch ein Freihandelsabkommen mit den USA? Die Konzerne sind bereits alle da und was fehlt, sind u. a. die Aufweichungen bestimmter Richtlinien, natürlich nur zum Wohle der Konzerne: Freihandelsabkommen TTIP: NAFTA, CAFTA…und deren Folgen

„Verbraucher sind für die Wirtschaft das, was der Wähler für die Politik ist“ – Jim Turner

Hinweis: Diese Seite wird regelmäßig aktualisiert!

© Netzfrau Doro Schreier

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