#lidllohntnicht „Wege des Fleisches“ – Woher kommt unser täglich Fleisch?

Fast 66 Kilogramm Fleisch isst jeder Europäer im Schnitt pro Jahr. Doch wissen wir eigentlich, wo genau unser Fleisch herkommt und welchen Weg es hinter sich hat, bevor es auf unserem Teller landet? Welche Möglichkeiten haben deutsche und französische Verbraucher nachzuvollziehen, aus welcher Haltung ein Tier stammt? Eine investigative Recherchereise quer durch Europa. Die Untersuchung beginnt dort, wo der Verbraucher jeden Tag entscheidet, was er kaufen will: im Supermarkt.

„lidllohntnicht“ – Metzgerhandwerk legt sich mit Lidl an. Den meisten Unmut weckt bei den Fleischern hierbei der Qualitätsanspruch des Discounters: „Gutes Fleisch erkennt man am Preis – so lässt sich die aktuelle Werbung des Discounters Lidl vereinfachen. Doch wer dies als Verbraucher noch glaubt, sollte sich die folgende Doku anschauen.

Der Hunger nach Fleisch scheint in Deutschland und Europa trotz Gammelfleisch-Skandalen und Massenproduktion nahezu ungebrochen. Dabei ist der Weg des Fleisches sehr verschlungen: Erzeuger, Schlachthöfe, Zwischenhändler, Lieferanten und Verkäufer sorgen dafür, dass man diesen Weg kaum noch zurückverfolgen kann.

Wieviele Tiere stecken in einer 500-Gramm-Packung Faschiertem von Aldi? Wo kommen sie her? Die Wahrheit über die Fleischspezialitäten von Aldi Nord und Lidl brachte die bittere Wahrheit in Deutschland ans Licht.

Fleischspuren von 150 Schweinen und 60 Rindern, also von insgesamt 210 (!) Tieren stecken in einer einzigen 500 Gramm-Packung Hackfleisch. Auch die Rückverfolgbarkeit sorgt für Unklarheiten: Obwohl in Deutschland mit dem 1. April eine neue Transparenzverordnung erlassen wurde, lässt sich die Herkunft des Tieres nicht einwandfrei ermitteln. Zwar werden der Ort der Schlachtung und der Mast angeführt, der Geburtsort des Tieres allerdings nicht.

WEGE DES FLEISCHES

Mehr Informationen auf ARTE – FLEISCH: WAS STECKT WIRKLICH IN DER VERPACKUNG?

Spätestens seit dem Pferdefleischskandal wissen wir, dass für den Fleisch-Vertrieb Staatsgrenzen keine Hindernisse darstellen. Auf verschlungenen Wegen wird die Ware in ganz Europa verteilt. So ist es alles andere als verwunderlich, dass der Pferdefleischskandal ein internationaler Skandal war. Geschlachtet wurde in Rumänien. Dann gelangte das Fleisch über niederländische und zyprische Zwischenhändler nach Frankreich und Luxemburg. Schließlich landeten sie auch in deutschen Supermärkten. Irgendwo auf dem Weg wurde aus dem Pferdefleisch plötzlich Rindfleisch. Und ganz egal, wer den Etikettenschwindel letztlich zu verantworten hat: Die ausgedehnte Europa-Tour der Pferde-Bolognese zeigte, wie unübersichtlich selbst innerhalb der EU der Weg vom Schlachter zum Verbraucher verlaufen kann.

Gefährliche Keime auf Putenfleisch bei Aldi, Lidl und Co.

Putenoberkeulen, Putenschnitzel oder Geflügelfleisch im Allgemeinen, es herrschen im deutschen Einzelhandel Kampfpreise. Dieses führt dazu, dass auch billig produziert wird. Dazu unser Beitrag: „Silicon Valley der Agrarindustrie” – Massentierhaltung und die Folgen

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gab 57 Putenfleischproben von Supermärkten und Discountern ins Labor, mit einem schockierenden Ergebnis. Auf knapp 74 Prozent der Proben fand das Labor MRSA-Keime, auf rund 53 Prozent ESBL-bildende Bakterien. Bei Aldi beispielsweise waren alle elf Proben mit mindestens einem der beiden Keime belastet. Bei Lidl elf von zwölf Proben. Auch bei Real, Netto und Penny waren auf einem Großteil der Waren Keime nachzuweisen. [Aldi, Lidl & Co. – Gefährliche Keime auf Putenfleisch]

Gutes Fleisch kommt nicht von Lidl – Discounter fehlt Kompetenz für Fleisch

Fleisch von Discounter und Metzger stammt oft aus gleichem Schlachthof

Woher aber kommt das Fleisch, etwa vom Discounter Lidl? Einer der Fleischproduzenten, die Lidl mit Frischfleisch beliefern, ist die B. & C. TÖNNIES Fleischwerk GmbH & Co. KG. Quelle

Der Schlachthof Tönnies ist der größte Europas. Fast drei Viertel aller deutschen Metzger schlachten nicht mehr selbst. Die großen Schlachthöfe bestimmen den Markt.

Die Gegend zwischen Oldenburg in Niedersachsen und Rheda-Wiedenbrück in Nordrhein-Westfalen, ist Deutschlands größte Schlachtanlage. Hier werden jedes Jahr 3,5 Millionen Tonnen Schweine-, 900 000 Tonnen Geflügel- und 400 000 Tonnen Rindfleisch produziert. Schlachten, das bedeutet: Hals aufschneiden, aufhängen, Rektum aufbohren, enthäuten, aufschneiden, zerteilen, verpacken.

Wir wollen immer mehr Fleisch essen und wir wollen es immer billiger haben. In Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen führt das zu einem System aus Hochtechnologie und Menschenhandel. Massentierhaltung ohne Rücksicht auf Tierschutz und Gestank bis zur „Ekelgrenze”. [Lesen Sie dazu: Skandal! Proteste gegen Schweinestall – Schulleiterin wird Amtsmissbrauch vorgeworfen]

GEDSC DIGITAL CAMERAEine Presseerklärung vom Fleischverband Bayern vom  08. April 2015

Gutes Fleisch erkennt man am Preis – so lässt sich die aktuelle Werbung des Discounters Lidl vereinfachen. „Mehr bleibt bei einer Überprüfung der aktuellen Werbekampagne nicht übrig“, ärgert sich Metzgermeister Georg Schlagbauer, Präsident des Bayerischen Handwerkstages und Landesinnungsmeister des Fleischerverbandes Bayern. Dass Begriffe wie „Fairness und Nachhaltigkeit“ für Lidl oberste Priorität haben, sei angesichts der jahrelangen aggressiven Preispolitik, die auf Kosten von Mensch, Tier und Umwelt gehe, nicht nachzuvollziehen.

„Lidl ist billig“ – lange hat der Discounter mit diesem Slogan geworben. Nun will er diesen Maßstab auch zum Qualitätsanspruch machen und den Kunden, zum Beispiel mit der Marketing-Offensive „Woran erkennt man gutes Fleisch“ suggerieren, dass transparente Produktion zu Ramschpreisen möglich ist und dabei noch das Tierwohl im Vordergrund steht. Ist es denn möglich, dass bei einem aktuellen  Preis von 5,99 Euro/kg für Putenbrust die Tiere ein artgerechtes Leben hatten, fragt Slowfood Deutschland berechtigterweise? Gilt die Putenlinie, die diese Brustfilets liefert, nicht längst als Qualzucht, deren Turbo-Schnellmast zu Krankheiten bei den Tieren führt? „Die Frage nach der Qualität sollte man hier gar nicht mehr stellen!“

Doch deutlich wird in der Werbung auch, dass die Kompetenz für das Lebensmittel Fleisch fehle, so Georg Schlagbauer: „Weder zählt Jungbullenfleisch zum zartesten Fleisch auf dem Markt, noch reichen zwei Wochen Reifezeit für Spitzenqualität. „Dass hier ein Qualitätsbegriff definiert werden soll, welcher noch dazu das Preis-Dumping in der Lebensmittelkette verschlimmert, kann so nicht hingenommen werden“, bilanziert Metzgermeister Georg Schlagbauer. Der Discounter biete weiterhin Fleisch aus Massentierhaltung an, was sich mit einer vernünftigen, artgerechten Tierhaltung nicht vereinbaren lasse, so Schlagbauer. Die „Initiative Tierwohl“ lasse man sich vom Verbraucher finanzieren, um damit werben zu können. „Das hat mit Fairness und Nachhaltigkeit wenig zu tun“, so der BHT-Präsident.

Besonders ärgert ihn, dass der Discounter den Verkauf durch kompetentes Fachpersonal in Frage stellt. „Gerade der Discounter, der durch die Überwachung seiner Mitarbeiter aufgefallen ist, sollte nicht über die Wertigkeit kompetenten Fachpersonals entscheiden“, so Schlagbauer. In der neuen Kampagne sieht er eine Diskriminierung der transparent und sauber arbeitenden Handwerksbetriebe vor Ort. Deutlich werde dies auch, dass der Begriff „regional“ in der Werbung nicht verwendet werde, der bei jeder Verbraucherstudie einen Spitzenplatz einnimmt.

Ein Spot des Discounters endet mit den Worten: „Eigentlich wissen wir doch alle ganz genau, was gut für uns ist.“ Das sieht der BHT-Präsident auch so und meint: „Der Einkauf beim Discounter mit seinen Dumpingpreisen ist weder günstig noch nachhaltig.“ Auf die Frage woran man denn gutes Fleisch erkenne, meint der lächelnd „vielleicht daran, dass es nicht von Lidl kommt“.

Weitere Informationen:

VIDEO: Die Folgen des Fleischkonsums

Dieses Fleisch würden Sie nicht essen!

Iss kein Fleisch – Verunreinigung in Rindfleisch!

Netzfrau Doro Schreier

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