Haben Sie schon mal von dem ewigen schlechten Gewissen eines Mannes gehört? Nein! Das ist nur uns Frauen zu eigen.
Synonym für „mütterlich“ steht heute noch im Wörterbuch: „aufopfernd, selbstlos, betulich.“ Mütter sind aber ganz normale Menschen und haben auch Bedürfnisse. Es besteht ja immer ein „Warum haben denn so viele Familienfrauen ein schlechtes Gewissen?“ Das liegt an der ausgeprägten Tradition, Müttern die alleinige Schuld für so genannte „Fehlentwicklungen“ der Kinder in die Schuhe zu schieben.
Zum Beispiel war man lange davon überzeugt, dass Kinder autistisch wurden, weil die Mutter emotional unterkühlt war. Mittlerweile ist das widerlegt, aber in unseren Köpfen spukt immer noch die Idee herum, dass an kindlichen Verhaltensauffälligkeiten immer eine „schlechte“ Mutter schuld ist.
Außerdem ist das Bild von der „guten Mutter“ so idealistisch überhöht, dass man eigentlich daran scheitern muss. Also auch gesellschaftlicher Konsens darüber, dass Mütter die Hauptverantwortung für Kinder und Familie zu übernehmen haben. Diese Erwartung haben wir natürlich verinnerlicht. Die heutigen Ansprüche an Mütter sind jedoch so hoch, so komplex und so widersprüchlich wie noch nie. Es geht in der Erziehung ja nicht mehr nur darum, Kinder irgendwie „groß zu kriegen“, sondern man soll sie ja maximal lieben, fördern und glücklich machen.
Dazu kommen noch andere Erwartungen an Mütter, etwa erfolgreich im Job und finanziell unabhängig zu sein, sich selbst zu verwirklichen, schön und schlank zu sein, jung auszusehen etc. Je mehr Anforderungen an uns Mütter gestellt werden, desto schwieriger ist es, alle auch zu erfüllen. Und dann ist das schlechte Gewissen nicht weit.
Schuldgefühle führen bei Müttern oft dazu, dass sie sich für die Familie „aufopfern“, um ihre vermeintliche Schuld abzutragen. Mütter tun dann unendlich viel für die anderen Familienmitglieder, kommen dabei selber aber emotional zu kurz. Außerdem neigen manche schuldgeplagten Mütter dazu, ihre Kinder zu verwöhnen, sie lassen ihnen zu viel „durchgehen“ und meiden Auseinandersetzungen.
Andere Mütter werden aus lauter Sorge, etwas „falsch“ oder nicht gut genug zu machen, perfektionistisch und kontrollierend, was für Kinder und Männer zwar ganz praktisch ist, aber auch anstrengend sein kann.
Das schlechte Gewissen bewusst wahrzunehmen, ist eigentlich schon der wichtigste Schritt. Dann kann man sich fragen, ob der eigene Anspruch überhaupt realistisch ist. Wenn er das nicht ist, kann ich das schlechte Gewissen schon loslassen. Andernfalls kann ich mich fragen, was ich tatsächlich „verschuldet“ habe: Habe ich jemandem weh getan, jemandem Schaden zugefügt? Kann ich diesen wieder gut machen?
Überhaupt ist es sinnvoll, den Begriff der Schuld durch den der Verantwortung zu ersetzen. Die Frage lautet dann nicht mehr: „Bin ich schuld?“, sondern: „Wofür bin ich verantwortlich und wofür nicht?“ Schon dieser Perspektivwechsel bringt oft Erleichterung.
Wir möchten eigentlich kein neues Mutterbild entwerfen. Vielmehr möchten wir Mütter ermutigen, sich und die eigenen Bedürfnisse ernster zu nehmen und die eigenen Verhaltensweisen wohlwollend zu betrachten. Mütter sind oft sehr kritisch mit sich und erkennen sich zu wenig an, was sie täglich alles gut machen. Wenn sie ihre Leistungen besser wertschätzen könnten, hätte auch das schlechte Gewissen keinen so großen Platz mehr.
Und wir würden uns freuen, wenn Frauen humorvoll zu ihren eigenen ganz normalen Unzulänglichkeiten stehen könnten. Das könnte das Familienleben sehr entspannen!
Nicht so einfach, meinen Sie? – Dazu ein passendes Gedicht:
Das Los der Frauen.
Geben wir unsere Kinder in die Kinderkrippe, sind wir Rabenmütter.
Bleiben wir zu Hause, verkommen wir hinter dem Kochtopf oder sind zu faul zum Arbeiten.Verwenden wir Make up, tragen wir Kriegsbemalung.
Verwenden wir keines, vernachlässigen wir unser Äußeres.Verrichten wir anspruchslose Arbeit, haben wir keinen Ehrgeiz.
Erfüllen wir qualifizierte Aufgaben, sind wir mit unserem Beruf
verheiratet.Haben wir studiert, sind wir ein Blaustrumpf.
Haben wir promoviert, mussten wir unseren Doktor alleine machen.Zeigen wir Gefühle, sind wir Heulsusen.
Beherrschen wir uns, sind wir Eisberge.Sind wir hilfsbereit, werden wir ausgenutzt.
Kümmern wir uns nur um unsere eigene Arbeit, sind wir unkollegial.Sind wir sehr attraktiv, halten wir unsere Kollegen von der Arbeit ab.
Sind wir es nicht, gelten wir als unscheinbar.Sind wir Powerfrauen, schimpft man uns Emanze.
Sind wir angepasst, fehlt uns der Pfeffer.Sind wir intelligent, dürfen wir es nicht zeigen.
Sind wir es nicht, müssen wir wenigstens attraktiv sein.Kommen wir mit Grippe zur Arbeit, stecken wir die anderen an.
Bleiben wir zu Hause, legen wir uns wegen jeder Kleinigkeit ins Bett.Tragen wir Mini, stören wir den Arbeitsfrieden oder sind Schlampen.
Tragen wir Maxi, haben wir wohl Krampfadern oder sind bieder.Sind wir montags müde, lästert man.
Sind wir taufrisch, lästert man auch.Gehen wir gerne aus, sind wir Partygirls, die saufen.
Bleiben wir daheim, gelten wir als Mauerblümchen.Sind wir trinkfest, saufen wir alle Männer unter den Tisch.
Trinken wir nichts, ist mit uns nichts anzufangen.Leisten wir viel, verlieren wir unseren Charme.
Leisten wir wenig, verlieren wir die Stellung.Wie wir es machen, machen wir es falsch ?
oder??
Wir können machen, was wir wollen.
UND DAS SOLLTEN WIR AUCH TUN!
Dazu eine sehr schöne Lebensweisheit …
Der Sprung in der Schüssel
Es war einmal eine alte chinesische Frau, die zwei große Schüsseln hatte, die von den Enden einer Stange hingen, die sie über ihren Schultern trug. Eine der Schüsseln hatte einen Sprung, während die andere makellos war und stets eine volle Portion Wasser fasste.
Am Ende der lange Wanderung vom Fluss zum Haus der alten Frau war die andere Schüssel jedoch immer nur noch halb voll. Zwei Jahre lang geschah dies täglich: Die alte Frau brachte immer nur anderthalb Schüsseln Wasser mit nach Hause. Die makellose Schüssel war natürlich sehr stolz auf ihre Leistung, aber die arme Schüssel mit dem Sprung schämte sich wegen ihres Makels und war betrübt, dass sie nur die Hälfte dessen verrichten konnte, wofür sie gemacht worden war.
Nach zwei Jahren, die ihr wie ein endloses Versagen vorkamen, sprach die Schüssel zu der alten Frau: „Ich schäme mich so wegen meines Sprungs, aus dem den ganzen Weg zu deinem Haus immer Wasser läuft.“ Die alte Frau lächelte. „Ist dir aufgefallen, dass auf deiner Seite des Weges Blumen blühen, aber auf der Seite der anderen Schüssel nicht? Ich habe auf deiner Seite des Pfades Blumensamen gesät, weil ich mir deines Fehlers bewusst war. Nun gießt du sie jeden Tag, wenn wir nach Hause laufen. Zwei Jahre lang konnte ich diese wunderschönen Blumen pflücken und den Tisch damit schmücken. Wenn du nicht genauso wärst, wie du bist, würde diese Schönheit nicht existieren und unser Haus beehren.“
Wir Frauen … jede von uns hat ihre ganz eigenen Macken und Fehler, aber es sind die Macken und Sprünge, die unser Leben so interessant und lohnend machen. Man sollte jede Person einfach so nehmen, wie sie ist, und das Gute in ihr sehen.
Unser schlechtes Gewissen ist wie New York. Es schläft nie und hält uns in Dauerschuld gegenüber unserem Partner, unseren Kindern und unserem Chef. Wie schaffen wir es, uns vom schlechten Gewissen nicht tyrannisieren zu lassen? „Was ist nur mit dir los? Du hast ja schon wieder Gabys Geburtstag vergessen! Wie unzuverlässig! Bald wird sie nichts mehr von dir wissen wollen!“
Diese Stimme kennt jeder. Sie gehört unserem Gewissen. Willkommen im Land der lähmenden Schuldgefühle. Denn unser schlechtes Gewissen ist kein angenehmer Gesprächspartner. Es macht uns nicht freundlich darauf aufmerksam, dass wir den Geburtstag unserer Freundin vergessen haben. Nein, es ist anmaßend und vorwurfsvoll. Unser Zentralorgan für richtiges Verhalten ist wie New York. Es schläft nie.
Wenn wir unseren Nachbarn versehentlich mit dem Rennrad über den Haufen gefahren haben oder den Nachmittag mit unserem Ex im Hotelzimmer verbringen, ist ein schlechtes Gewissen absolut berechtigt. Wir fühlen uns mies, damit wir wiedergutmachen, was wir angerichtet haben. „Das Gewissen hält uns den Spiegel vor.“ Aber zum Glück begehen wir große Schandtaten eher selten.
Wir hadern ständig mit unserem Alltagsgewissen, das uns wie ein strenger Lebenscoach bis in die hintersten Windungen unseres Gehirns hinein überwacht und uns in Dauerschuld hält. Gegenüber dem Liebsten, weil wir gerade keine Lust auf Sex haben. Gegenüber den Kindern, weil ohnehin nie genug Zeit für sie bleibt, und gegenüber dem Chef, weil der Entwurf immer noch nicht fertig ist. Und sogar der Umwelt gegenüber fühlen wir uns schuldig, weil unsere alte Kiste völlig ungrüne dreizehn Liter schluckt.
Und doch: So quälend und penetrant wir es auch manchmal erleben mögen, im Grunde ist das Gewissen ein großartiger Teil unserer Psyche. Es sorgt vorausschauend dafür, dass unsere Mitmenschen uns auch weiterhin mögen und wertschätzen. Und es beweist, dass wir uns unserer Schwächen wenigstens bewusst sind. Es hält uns den Spiegel vor und hilft uns, Fehler zu erkennen und wieder glatt zu bügeln.
Es gibt eine einfache Formel, um mit seinem Gewissen klar zukommen. Das Gewissen darf uns kritisieren, aber nicht fertig machen. Wir erkennen an, dass es uns beschützt, uns warnt und Probleme aufzeigt. Das Gewissen ist unser Helfer, nicht unser Boss. Betrachten wir unser Gewissen als unseren Freund. Leicht ist das nicht, aber es lohnt jeden Versuch.
Heute ist Muttertag, und seien wir doch ehrlich, der Muttertag wurde schon längst ein Tag des Profits, des Geschäfts mit dem „schlechten Gewissen“. Deutsche geben übrigens im Schnitt 25 Euro für Muttertagsgeschenke aus.
So werden in der Muttertagswoche bis zu 130 Millionen Euro Umsatz mit Schnittblumen gemacht. Früher war diese Tag dazu gedacht, seiner Mutter zu gedenken, ihr etwas Respekt zu erweisen und ihr zu zeigen, dass man die Arbeit, die sie für einen macht, schätzt. Freuen wir uns doch einfach über eine kleine Geste an diesem speziellen Tag, der nur für uns gedacht werden soll. ..und im Gedanken schenken wir uns jeden Tag täglich rote Rosen In diesem Sinne..
Schluss mit dem Muss! und einen schönen Muttertag.
Netzfrau Doro Schreier
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