Wir wissen: Deutschland hat ein seltsames Mutterbild und Politik ist ein hartes Geschäft. Wie Politik mit Frauen umgeht, darüber schreiben wir uns die Finger wund. Das Folgende habe ich selbst erlebt, kann es nicht im Film bringen – es ist politisch, nicht direkt das Thema und es ist echt bitter.
Bei meinem Praktikum bei einer Schwangeren-Beratungsstelle in 2012 machte ich eine sehr merkwürdige Entdeckung während einer Beratung.
Auf meine Frage, ob die Schwangere wisse, dass ihr eine Familienhebamme zustünde, die ihre Krankenkasse bezahle, verneinte sie. Sie bekam ihr zweites Kind.
Ich wollte ihr das Mutterschutzgesetz geben, welches die Beratungsstellen frisch gedruckt aus dem Familienministerium erhalten, um es den Schwangeren anzudienen.
Ich erfuhr von der Sozialarbeiterin, dass der Anspruch auf eine Familienhebamme dort gar nicht mehr drin steht. Ja? Aha! Gab es eine Gesetzesänderung?
Nein. Die Beratungsstelle – dort konnte man sich auch keinen Reim darauf machen, warum es geändert worden war – hielt aber glücklicherweise das alte Mutterschutzgesetz (Auflage von Juni 2010) in wenigen Exemplaren vor, was ich dann kopierte und der Schwangeren den entsprechenden Abschnitt zeigen konnte. Zum Antrag bei der Krankenkasse wollte sie wieder kommen.
Puh. Eine informiert.
Während ihrer Amtszeit (Jan. 2010 – Okt. 2013) fiel die Familien- und Frauenministerin Frau Schröder dadurch auf, dass sie die erste Frau war, die während ihrer Amtszeit Mutter wurde.
Ich fand das positiv fürs Frauen- und Mutterbild. Sie ließ auch das Mutterschutzgesetz neu auflegen. Ganz nebenbei wurde es dabei auch neu gestaltet. Anderes Cover, zum Beispiel. Aber es fehlt eben auch die Information: Der auf Anspruch auf eine Familienhebamme.
Einen Monat nach der Geburt ihres eigenen (ersten) Kindes erscheint eine Neuauflage (Juli 2011), in der dieser eine sehr wichtige Punkt einfach fehlt!
Das fiel niemandem auf.
Kein Aufschrei!
Nach einem Jahr Amtszeit zeigte niemand mehr großes Interesse an ihrer Arbeit und der Erscheinungstermin war überlagert vor der Ankunft ihres Kindes.
Dazu passt, was die taz schreibt am 12.01.2010:
… Bislang gibt es auch keine Anzeichen dafür, dass sie (… Frau-zu-dem-Zeitpunkt-noch-Köhler – Anm. der Autorin) ihr Arbeitsbereich überhaupt ernsthaft interessiert. Eine solche Situation hatte dieses Land schon mal: Damals war Angela Merkel Frauenministerin. …
Wo lernt man das, dass man, mit wichtigen Ämtern betraut, die Leute so dermaßen langweilt, dass sie einem nicht mehr auf die Finger schauen, wenn’s Not täte?
Netzfrau Carola Hauck
zur Autorin: Carola Hauck hat nach dem Grundstudium Medizin ein Filmstudium an der Filmakademie Baden-Württemberg absolviert und einen Master of Arts in Sexualpädagogik an der Hochschule Merseburg.
Aktuell realisiert sie den Dokumentarfilm „Die sichere Geburt – Wozu Hebammen?“ Der Film wird mit Crowdfunding unabhängig von Sendern produziert: https://www.startnext.com/die-sichere-geburt
Der Film „Die sichere Geburt – Wozu Hebammen?“ folgt der Spur der natürlichen Geburt.
Er zeigt, wie komplex die physiologische Geburt abläuft ab dem Moment, wo das Kind das Signal gibt, geboren zu werden und wodurch die Geburt gestört wird.
Er zeigt, wie eine natürliche Geburt aus einer gesunden Schwangerschaft resultiert, wenn die Frau selbstbestimmt gebären kann und so wenig wie nötig eingegriffen wird.
Basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen wird der Film zeigen, dass wir Hebammen brauchen und zwar sehr viele mehr, als wir heute noch haben für Vorsorge, Geburtsvorbereitung, Geburtsbegleitung, Nachsorge und als Familienhebammen.
Die Fortschrittlichkeit und Zukunftsfähigkeit eines Landes lässt sich daran messen, wie es mit Geburten umgeht.
Wir, die Netzfrauen, unterstützen Carola Hauck (Regie + Produktion) bei der Verwirklichung der Dokumentation. Es kann gar nicht genug gute Dokumentationen zu dem Thema geben! Bitte unterstützt ebenfalls das Crowdfunding für den Film
Mehr Informationen hier https://www.startnext.com/die-sichere-geburt und hier http://www.die-sichere-geburt.de/
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