Der Vatertag hat eine lange Tradition

ParkenHeute ist es wieder soweit. Viele Männer laufen durch die Straßen, über Feldwege und durch Wälder, mit dabei der Bollerwagen, gefüllt mit Bier und anderem Proviant. Natürlich gibt es auch andere Möglichkeiten, diesen Tag zu zelebrieren. Dazu zählt zum Beispiel eine Fahrradtour, Besuch im Biergarten oder einfach nur in einer geselligen Runde.

Viele sagen auch, dass es den Vatertag eigentlich gar nicht gibt. So kritisierte 2008 Ursula von der Leyen als Familienministerin die „traditionellen“ Vatertagstouren. Sie forderte dazu auf, den Vatertag neu zu erfinden, um diesen begeistert mit den Kindern zu feiern. Auf diese Bemerkung gab es, wie man(n) sich vorstellen kann, viele verärgerte Reaktionen. Vielleicht war ihr auch nicht bekannt, wie der Vatertag entstanden ist. Wir haben uns auf Spurensuche begeben. 

Die Geschichte des Vatertages

Im Jahr 1910 rief die in Spokane/Washington lebende Amerikanerin Sonora Louise Smart Dodd (geboren 1882) eine Bewegung zur Ehrung von Vätern ins Leben. Sie hielt ihren Vater, William Jackson Smart, für etwas Besonderes, da er im Bürgerkrieg (1861-1865) gekämpft und – nach dem frühen Tod seiner Frau 1898 – alleine sechs Kinder großgezogen hatte.

Sonora, seine Tochter, war sich bewusst, dass ihr Vater eine Leistung vollbracht hatte, die nicht selbstverständlich war. Die Ehrungen der Mütter am Muttertagsgottesdienst hatte sie dann dazu veranlasst, ab 1909 auch zu einem Tag für die Väter aufzurufen. Bis zum Frühsommer 1910 gelang es ihr, die Mitglieder ihrer Kirchengemeinde, die Spokane Ministerial Association, den YMCA-Ortsverband sowie weitere Einwohner dafür zu begeistern, einen Ehrentag und Gottesdienst für Väter abzuhalten.

1910 gelang es ihr, die Kirchengemeinde ihrer Heimatstadt Spokane, Bundesstaat Washington, für das Vorhaben zu begeistern. Sonora schlug als Datum für den ersten Vatertag den 5. Juni vor, der in dem Jahr auf einen Sonntag fiel und der Geburtstag ihres Vaters war. Organisatorisch war dieses Datum jedoch zu kurzfristig gewählt und man einigte sich auf den 19. Juni 1910. An diesem Sonntag wurde nun der erste offizielle Vatertag nach dem Vorbild des Muttertags gefeiert.

Danach setzten sich Louisa Dodd und ihre Helfer für die weitere Beibehaltung und Verbreitung des Tages ein. Tatsächlich feierten danach immer mehr Städte in den gesamten USA den Vatertag. Verschiedene Bundesstaaten und Organisationen begannen in der Folgezeit sogar damit, den Kongress zu bitten, bundesweit einen jährlichen Vatertag ins Leben zu rufen. Die Bemühungen waren schließlich erfolgreich. Vier Jahrzehnte später unterschrieb Präsident Lyndon Johnson eine Proklamation, die den 3. Sonntag im Juni zum Vatertag erklären sollte. Zum offiziellen Feiertag ernannte dann im Jahr 1974 Präsident Nixon den Vatertag und gab ihm damit auch vom Gesetz her den selben Status wie dem Muttertag. Der Vatertag ist in den USA heute allerdings kein gesetzlicher Feiertag im Sinne von geschlossenen Läden oder eines arbeitsfreien Tages, sondern lediglich ein „offizieller Ehrentag“.

Wann der Vatertag nach Deutschland kam, ist umstritten. Doch wie schon bei anderen Feiertagen auch, spielt hier die Werbung eine Rolle.

1931 entdeckte ein Herrenausstatter den Vatertag für sich und entwarf einen Werbespruch, der den Vatertag zu dem machte, was er heute ist. Der Herrenausstatter war mit dieser Werbung erfolgreich, obwohl es in der damaligen Zeit nicht viel Geld gab. Doch auch in Deutschland existierte der Wille, die Leistung von Vätern zu ehren, und ein kleines Geschenk, wie auch am Muttertag bereits üblich, bescherte dem Herrenausstatter eine gefüllte Kasse.

Dadurch, dass Christi Himmelfahrt zwei Jahre später zu einem offiziellen Feiertag wurde und der Vatertag seit diesem Zeitpunkt an das Datum gekoppelt ist, haben die meisten Deutschen bereits seit 1933 am Vatertag frei. Auch das trug zur allgemeinen Anerkennung des volkstümlichen Feiertags bei. Die Männer brauchten nicht zur Arbeit und konnten sich mit ihren Artgenossen auf die Pirsch begeben.

Doch nicht alle Väter verbringen den Tag mit Bier und Korn, wie es meist dargestellt wird, sondern viele Väter verbringen den Tag mit ihrer Familie und lassen sich zu Hause von ihren Kindern verwöhnen.

Wird der Vatertag auch in anderen Ländern gefeiert?

Der Vatertag wird auch der ganzen Welt gefeiert, überall anders und auch nicht am gleichen Tag. In Russland feiert man den Vatertag zum Beispiel schon im Februar. Italien, Portugal und Spanien im März, Nordeuropa, Japan und auch die USA feiern im Juni, in Neuseeland und Australien stehen die Väter im September im Mittelpunkt und im Dezember werden die thailändischen Väter geehrt. Die Schweiz hat den Vatertag erst im Jahr 2007 als Feiertag eingeführt, dort findet er seitdem am dritten Sonntag im Juni statt. In vielen Ländern ist der Vatertag genauso wichtig wie der Muttertag.

Alleinerziehende Väter

Wie wir erfahren haben, wurde der Vatertag  von Sonora Louise Smart Dodd ins Leben gerufen, da ihr Vater eine Leistung vollbracht hatte, die nicht selbstverständlich war. Nach wie vor ist Alleinerziehen Frauensache. Doch bereits 10 % der alleinstehenden Elternteile sind Väter (Statistisches Bundesamt 2010) und eine stark gewachsene gesellschaftliche Gruppe. Einelternfamilien sind zur Normalität geworden. Gerade alleinerziehende Väter leiden, einer Studie zu Folge, bedingt durch ihre neue »weiblichere« Rolle, unter Isolation und mangelnde Austauschmöglichkeiten und fühlen sich vom Spektrum klassischer Elternbildungsangebote kaum angesprochen. Hier braucht es innovative, vätersensible Angebote.

„Verkehrte Familien”

Besonders „verkehrte Familien” sind in der heutigen Gesellschaft irgendwie nicht angekommen. Verdient die Frau das Geld, während der Mann zu Hause bleibt, wird das problematisiert. Umgekehrt nicht. In Europa bringt meist immer noch der Vater das Geld für den Lebensunterhalt nach Hause. Doch der männliche Ernährer ist eine bedrohte Spezies, weil immer mehr Frauen die bessere Ausbildung haben. In den USA sind bereits in 40 Prozent der Haushalte die Mütter die Hauptverdiener. Das Familienbild ändert sich und irgendwann spricht keiner mehr von einer „verkehrten Familie“”, sondern es ist dann ganz normal.

Damit endet nun die Geschichte vom Vatertag mit der alten Leier von gestern „Mama putzt, Papa arbeitet…”

Schluss mit dem „Schubladendenken“” von gestern – nur gemeinsam – sowohl von Müttern als auch von Vätern und insbesondere von der Gesellschaft muss akzeptiert werden, dass wir nur gemeinsam zum Wohle der Kinder beitragen können.

Vater werden ist nicht schwer,
Vater sein dagegen sehr.

Ersteres wird gern geübt,
Weil es allgemein beliebt.
Selbst der Lasterhafte zeigt,
Dass er gar nicht abgeneigt;
Nur will er mit seinen Sünden
Keinen guten Zweck verbinden,
Sondern, wenn die Kosten kommen,
Fühlet er sich angstbeklommen.
Dieserhalb besonders scheut
Er die fromme Geistlichkeit,
Denn ihm sagt ein stilles Grauen:
Das sind Leute, welche trauen. –
So ein böser Mensch verbleibt
Lieber gänzlich unbeweibt. –
Ohne einen hochgeschätzten
Tugendsamen Vorgesetzten
Irrt er in der Welt umher,
Hat kein reines Hemde mehr,
Wird am Ende krumm und faltig,
Grimmig, greulich, ungestaltig,
Bis ihn dann bei Nacht und Tag
Gar kein Mädchen leiden mag.
Onkel heißt er günst’gen Falles,
Aber dieses ist auch alles. –

Oh, wie anders ist der Gute!
Er erlegt mit frischem Mute
Die gesetzlichen Gebühren,
Läßt sich redlich kopulieren,
Tut im stillen hocherfreut
Das, was seine Schuldigkeit,
Steht dann eines Morgens da
Als ein Vater und Papa
Und ist froh aus Herzensgrund,
Daß er dies so gut gekunnt.

Wilhelm Busch (1832 – 1908)

Allen Vätern, „Nicht-Vätern” und natürlich den Frauen wünschen wir einen schönen Feiertag.

Netzfrau Doro Schreier

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