Ernsthafte Bedenken äußerten Umweltschützer und Atomkraft-Experten über die Art und Weise der Lagerung von Atommüll im Kernkraftwerk Saporoshje, Europas größter und nur 200 Kilometer (124 Meilen) von der Front im Donbass entfernt gelegenen Anlage.
Mehr als 3000 abgebrannte Brennstäbe werden im Freien in Metallfässern in der Nähe der Umzäunung des Zaporizhia Kernkraftwerks gelagert. Bedingungen, die Umweltschützer schockierten. Atom-Experten sagen, die Abfälle sollten eine weitere Auffangstruktur haben, z. B. ein Gebäude mit einem Dach.
Update: 04.März 2022 Krieg in der Ukraine
Nach Angaben lokaler Behörden hatten russische Truppen in der Nacht das Atomkraftwerk östlich von Kiew unter Beschuss genommen. Dabei war offenbar ein Trainingskomplex auf dem Gelände in Brand geraten. Dem ukrainischen Katastrophenschutz zufolge wurde das Feuer am Morgen gelöscht.
Nach ersten Informationen wurde keine erhöhte Radioaktivität gemeldet. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von einem gezielten Beschuss von Reaktorblöcken durch russische Panzer. Der britische Premier Boris Johnson spricht von einer direkten Gefährdung der Sicherheit ganz Europas und will eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates erreichen. Quelle NDR
AKW Saporoshje – Radioaktiver Müll lagert unter freiem Himmel
„Mit einem Krieg in der Nähe ist es unmöglich, diese Behälter mit Brennstäben im Freien zu lagern, geschützt nur durch einen Zaun mit einem Gittertor und ein paar Sicherheitsleuten, die zum Schutz patrouillieren. In Deutschland weiß man nichts davon, dass terrorsichere Behälter mit Dach und verstärkten Hüllen bestellt worden wären, sagt Patricia Lorenz, die Atom-Sprecherin von Friends of the Earth gegenüber dem Guardian, in dem berichtet wird:
Der Konflikt im Donbass ist nur 124 Meilen (199 km) entfernt vom Kraftwerk Saporoshje, aber Gustav Gressel vom Europäischen Büro für Auslandsbeziehungen meint, dass diese Entfernung – noch – zu groß ist, um ein Risiko wegen der Kampfhandlungen zu bergen.
Die Bevölkerung hingegen fürchtet ein Näherkommen der Auseinandersetzungen und mögliche Folgen. Dreißig Jahre ist es her, dass es im AKW Tschernobyl zu einer Explosion eines Reaktors kam, Radioaktivität austrat, welche ein großes Gebiet kontaminierte.
„Die Menschen haben Angst, weil die Konfliktzone doch nahe ist“, sagte Vasiliy Ivanovic, ein ehemaliger Polizist und nunmehriger Umweltschützer. „Wenn Putin Russland und die Krim verbinden will, führt die Route durch Mariupol. Die russischen Truppen sind nahe dran und sie haben Raketen, die das AKW treffen könnten.“
Ukrainische Kräfte wehrten Angriffe der von Moskau unterstützten Rebellen in Mariupol vor einem Jahr ab, aber Anfang Mai gab es Verletzte auf Seiten der Ukraine im Kampf um den strategisch wichtigen Hafen.
Jede Offensive der Separatisten in der Region könnte auf Grund der russischen militärischen Taktik das AKW Zaporishia bedrohen. Initialsperrfeuer gegen Frontpositionen werden häufig von Bombardements der vermuteten Verteidigungsline abgelöst.
„Die Russen haben eine große Anzahl von Mehrfachraketensystemen, die nicht alle ganz präzise sind und denen es egal ist, wo sie landen“, meint Gressel.
„Saporischschja selbst könnte von fliehenden ukrainischen Soldaten als Verteidigungsort gewählt werden“ und fügt hinzu: „Natürlich könnte es zu einem Desaster führen, wenn der Kampf dorthin verlegt wird.“
Derzeit gilt eine hohe Alarm-Bereitschaft, es gibt zusätzlichen Schutz durch die Luftstreitkräfte, die Trainingsübungen wurden gesteigert. Offizielle Stellen versichern, dass im Falle des Näherrückens der Auseinandersetzungen die Zufahrtsstraßen für Truppen gesperrt werden.
Sie sagen aber auch, dass es keine Schutzhüllen gibt, die den Auswirkungen bewaffneter Konflikte standhalten würden. „Nach dem derzeitigen Stand der Kriegsführung kann ich nicht sagen, was zum totalen Schutz der AKW-Einrichtungen getan werden könnte, außer man baut sie auf dem Mars“, sagt Sergiy Bozhko, Vorstand der ukrainischen staatlichen Atombehörde (SNRIU).
Und fügt hinzu: „Die Ukraine plant, dem Angriff standzuhalten und zu gewinnen.“
In Zaporizhia region, police detained citizen trying to sell explosives. http://t.co/X9cV2XdW3T pic.twitter.com/2yL8d7yUYV
— Ukraine Watch (@UkrWatchTower) 20. Mai 2015
Nach dem Original in englischer Sprache folgt ein weiterer Beitrag aus der Ukraine, den wir für Sie übersetzt haben
Die drei Brände im Februar haben – nach Ansicht der involvierten Wissenschaftler – erneut eine radioaktive Wolke über Europa verbreitet
Nuclear Waste Stored In Open Air 120 Miles From Warzone In Ukraine
Serious concerns have been raised by environmentalists and atomic power experts over the way nuclear waste is being stored at the Zaporizhia nuclear power plant, Europe’s largest and just 200km (124 miles) away from the front line in Donbass.
More than 3,000 spent nuclear fuel rods are being stored in the open air in mental casks close to the perimeter fence at the Zaporizhia nuclear power plant in conditions that have shocked environmentalists. Nuclear experts say the waste should have another secondary containment structure, such as a building with a roof.
“With a war around the corner, it is shocking that the spent fuel rod containers are standing under the open sky, with just a metal gate and some security guards waltzing up and down for protection. It is unheard of when, in Germany, interim storage operators have been ordered by the court to terror-proof their casks with roofs and reinforced walls,” Patricia Lorenz, a Friends of the Earth nuclear spokeswoman who visited the plant on a fact-finding mission, told the Guardian, who report:
Ukraine’s conflict in Donbass is 124 miles away from the plant, but Gustav Gressel, a fellow at the European Council of Foreign Relations thinks the front line is too far away – for now – to be at risk from fighting.
However, locals still fear for the potential consequences if the conflict was to spread in the plant’s direction. Just three decades ago, an explosion at the Chernobyl nuclear power plant north of Kiev released a radioactive cloud that poisoned vast tracts of land.
“People are scared because the conflict zone is quite near,” Vasiliy Ivanovic, a former policeman turned environmental volunteer told the Guardian. “If Putin wants to connect Russia to the Crimea, the route goes through Mariupol. The Russian troops are already near there, and they have missiles that could hit the power plant.”
Ukrainian forces repelled attacks by Russian-backed separatist rebels in Mariupol a year ago, but two Ukrainian troops were injured during clashes in the strategic port city earlier this month.
Any separatist offensive in the region could threaten the Zaporizhia plant because of Russian military tactics. Initial barrages against frontline positions are often followed with bombardments of possible lines of defence.
“The Russians use a large amount of multiple rocket-propelled systems that are not entirely precise, and they don’t really care where they land,” said Gressel.
The Zaporizhia plant might itself be used as a defensive position by fleeing Ukrainian soldiers he said, adding: “Of course, there could be a natural disaster if the fighting comes there.”
Plant security at Zaporizhia is now at a ‘high readiness’ level, while air force protection and training exercises have been stepped up. Officials say that if fighting reaches the plant, there are plans for the closure of access roads and deployment of soldiers.
But they say that no containment design could take the stresses of military conflict into account. “Given the current state of warfare, I cannot say what could be done to completely protect installations from attack, except to build them on Mars,” Sergiy Bozhko , the chairman of the State Nuclear Regulatory Inspectorate of Ukraine (SNRIU) told the Guardian.
“Ukraine’s plan is to withstand and win,” he added.
The Guardian Nuclear waste stored in ’shocking‘ way 120 miles from Ukrainian front line
Die drei Brände im Februar haben – nach Ansicht der involvierten Wissenschaftler – erneut eine radioaktive Wolke über Europa vertragen
Die drei Brände im Februar haben – nach Ansicht der involvierten Wissenschaftler – erneut eine radioaktive Wolke über Europa vertragen: Osteuropa, bis hinunter in die Türkei, in den Westen bis Italien und bis hinauf nach Skandinavien. Es wurde jetzt nur ein Zehntel der Radioaktivität von 1986 verstreut aber auch das führt zu Debatten unter den Epidemologen.
Der Atomabfall-Experte Kevin Kamps glaubt, dass das Problem, das von den Waldbränden rund um Tschernobyl stammt, nunmehr ein internationales Problem ist, das vielseitige Anstrengungen braucht. Die Region ist ein Pulverfaß, weil jeder neue Zwischenfall das tödliche Gift neu mischt.
Durch die vielen Brände während dieser bald dreißig Jahre, den Klimawandel, die Dürre, das Sterben der Wälder durch die Radioaktivität und die Tatsache, daß der radioaktive Ausfall, die Blätter und die abgestorbenen Bäume nicht normal verrotten durch die Verseuchung, ist jeder neue Zwischenfall tragisch.
Jedes Feuer mobilisiert erneut Gift: Caesium 137 und Strontium 90, Plutonium verschiedenster Isotope werden freigesetzt, die Feuerwehrleute sind der Gefahr ausgesetzt durch Einatmen dieser Stoffe zu erkranken oder Krebs zu bekommen.
Jedes Frühjahr besteht die Gefahr, dass mit Schnee und Eis das wasserlösliche Caesium in die Wasserwege gelangt und so die Trinkwasserquellen kontaminieren könnte. Das radioaktive Ökosystem, die radioaktive Umgebung wo Menschen leben, ist in ständiger Gefahr.
Es gab wissenschaftliche Studien der Universität von S.Carolina unter Timothy Mousseauat und seinem Team, welche die Feuer von 2002, 2008 und 2010, nicht aber die von 1992 und 1996 untersuchten. Sie ergaben, dass 8 % der ursprünglichen Kontaminierung mit Caesium 137 wieder in die Atmosphäre gelangten, was wirklich signifikant ist, da es sich um eine sehr hohe Kontaminierung handelte.
Wenn also 8 % wieder in die Luft gelangten, von nur drei Bränden, dann ist das schon sehr bedenklich.
Chernobyl forest fire plume now on the US west coast.
Posted on May 8, 2015 Rise in wildfires may resurrect Chernobyl’s radiation
The team calculates that the three fires released from 2 to 8 per cent of the caesium, some 0.5 PBq, in smoke. This was distributed over eastern Europe, and detected as far south as Turkey and as far west as Italy and Scandinavia.
The actual amount of radioactivity redistributed by the recent fires is about a tenth of what was deposited on Europe in 1986, and its health effects are still a matter of debate among epidemiologists.
http://www.ecoshock.info/2015/05/fires-raise-chernobyl-radiation-again.html
How can radiation remain and return? What is the real risk? Scientists have been hard at work studying this problem. Just this February, the journal Ecological Monographs published a paper titled: „Fire evolution in the radioactive forests of Ukraine and Belarus: future risks for the population and the environment.“
Dr. Timothy A. Mousseau is a co-author of this paper, and recommended to Radio Ecoshock by the lead author, Norwegian scientist Nikolas Evangeliou. Tim is a Professor of Biological Sciences at the University of South Carolina. Dr. Mousseau joins us on Radio Ecoshock.
http://robinwestenra.blogspot.co.at/2015/05/kevin-kamps-joins-dots-on-chernobyl.html
3 May, 2015
As opposing views on the Chernobyl fires persist, nuclear waste expert Kevin Kamps believes the problem is now an international one, requiring multi-faceted efforts. The region is a tinderbox, as each fresh calamity rearranges the deadly poisons.
There have been many fires over the years, and with climate change, with drought, with the death of the forest from the radioactivity in the first place, the fact that the litter, the leaves and the dead tress will not decay properly, again because of radioactivity.
Each of these fires is remobilizing poison, cesium 137 and strontium 90, plutonium of different isotopes into the air. So the firefighters are in harms’ way. Anyone down wind who breathes it, could ingest these poisons and that can result in cancer or other diseases.
Every spring thaw, with the snow and the ice, the very water solvable cesium will wash into the waterways, the surface waters. It could contaminate drinking water supplies. So unfortunately the radioactive ecosystem, the radioactive environment that people live in is an ongoing risk.
To give some idea, there have been scientific studies done by Timothy Mousseauat at the University of S. Carolina and a team of colleagues. Their determination is that the fires of 2002, 2008 and 2010, just three of these fires, excluding 1992 and 1996, have remobilized 8 percent of the original cesium 137 contamination back into the atmosphere, which is really significant because it was a such a large amount of contamination.
So for eight percent to go back up into the air just because of three of these fires, not to mention any of the others, is very significant indeed.
French nuclear safety research institution IRSN created this simulation video, modelling the spread of caesium-137 from the 1986 Chernobyl disaster.
Christopher Busby, the scientific secretary of the European Committee on Radiation Risks:
„After Chernobyl itself, they ended up in the atmosphere and they went right across the Baltic States and into Finland, and over Sweden, and then to the United Kingdom, where they caused significant increases in cancer.“
Netzfrau Lisa Natterer
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