Die Nummer drei unter den deutschen Discountern bietet ein großes Sortiment an Markenartikeln. Gedrückte Personalkosten und unzählige Überstunden gehören hier dazu.
Der Steuerzahler subventioniert in mehrfacher Hinsicht das System Netto, das sich so in eine günstige wettbewerbspolitische Position bringt.
Netto-Marken-Discount ist das Tochterunternehmen des EDEKA-Verbunds. Netto wurde im April 2005 an EDEKA verkauft. Die genossenschaftlich organisierte EDEKA-Gruppe gehört zu den führenden Lebensmitteleinzelhändlern in Europa und ist Nummer eins in Deutschland. Seit dem 1. Januar 2009 gehört Plus zum Netto Marken-Discount und damit zur EDEKA-Gruppe. Seit Mitte 2010 sind alle 2300 Plus-Märkte in das Netto-Filialnetz integriert worden.
Und die Kette will wachsen, will ihre Marktanteile ausweiten. Dafür haben sich die Verantwortlichen ein ganz besonderes Konzept ausgedacht: Der Konzern aus der Nähe von Regensburg bietet vor allem ein größeres Sortiment an Markenartikeln als Mitkonkurrenten am Markt. Netto willl alles sein – mit frischer Ware, mit Bioangeboten und mit günstigen Preisen die Kunden überzeugen.
Das System Netto. Überstunden und Geld vom Staat
Aktuelle und ehemalige Netto-Mitarbeiter aus ganz Deutschland berichten in der SWR-Dokumentation, die am Mittwoch (04. 02. 15) ausgestrahlt wurde, über extreme Arbeitsbelastung, unbezahlte Überstunden und Arbeitstage mit 13 Stunden und mehr. Sie erzählen, wie Urlaub nach längerer Krankheit gestrichen wurde oder langjährige Mitarbeiter mit fragwürdigen Methoden entlassen wurden, weil sie zu teuer waren.
In dieser Dokumentation kommen Mitarbeiter des Discounters zu Wort, die unter schlimmen Arbeitsbedingungen leiden. 60- bis 70-Stunden-Wochen, Überstunden, die nicht bezahlt werden, geschweige denn abgebummelt werden können. Azubis, die wie Stammkräfte arbeiten müssen. Und was macht Netto?
Beantwortet die Anfragen des Journalisten schriftlich. Verweist auf geltende Tarifverträge, auf einen fairen Umgang miteinander, auf gesetzliche Vorgaben. Und sitzt die Kritik ansonsten einfach aus.
Doch woher kommen die günstigen Preise? Mit Biowaren sicherlich nicht. Betrifft-Autor Edgar Verheyen hat sich deshalb bundesweit auf Spurensuche begeben, hat Beschäftigte auch aus der Hierarchie interviewt. Das Ergebnis seiner Recherchen:
Netto kann vor allem so preiswert sein, weil Mitarbeiter bereit sind, umsonst zu arbeiten. Mitarbeiter berichten von bis zu 20 freiwilligen, unbezahlten Mehrstunden pro Woche.
Darüber hinaus beschäftigt Netto auch junge Leute, die ihr Gehalt über einen Bildungsträger bzw. die Bundesagentur für Arbeit bekommen. Sie erhalten keinen Tariflohn, sondern einen Zuschuss zwischen 200 und 350 Euro im Monat.
Auch sie leisten Überstunden ohne Ende, schmeißen teilweise sogar den Laden alleine, bekommen ihr Geld aber vom Steuerzahler. Methoden, mit denen der Discounter gut wettbewerbsfähig sein kann.
„betrifft“ berichtet über das System Netto in Form einer Reporterreise. Betroffene erzählen teilweise anonym, weitgehend aber offen ihre Erlebnisse.
Fazit: Der Steuerzahler subventioniert in mehrfacher Hinsicht das System Netto, das sich so in eine günstige wettbewerbspolitische Position bringt.
Der Discounter Netto musste 2014 für Lohndumping büßen. Das Unternehmen zahlte wegen umstrittener Werkverträge 7,5 Millionen Euro an den Staat. Im Gegenzug stellte die Staatsanwaltschaft das Verfahren ein. Im Januar 2012 hatten mehr als 450 Zollbeamte Logistikzentren, Büros und Privatwohnungen von Verantwortlichen des Supermarktbetreibers sowie der Handelskette Kaufland durchsucht. Gegenstand der Ermittlungen war der Verdacht auf illegale Scheinwerkverträge in Logistikhallen der SB-Warenhauskette. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft entsprachen die tatsächlichen Beschäftigungsverhältnisse nicht dem Inhalt der von Netto geschlossenen Werkverträge.
Konkret ging es um Lagerarbeiter, die über Werkverträge in Netto-Warenverteilzentren zwischen 2007 und 2013 eingesetzt wurden. „Netto konnte auf die Arbeitnehmer der Subunternehmen den gleichen Einfluss ausüben wie auf ihre eigenen Beschäftigten“, zitiert das „Handelsblatt“ die Ermittler. Diese Praxis verstoße aber gegen die Vorgaben für Werkverträge.
Eine massive Marktmacht haben die großen Einzelhandelsketten. In Deutschland etwa teilen sich fünf Konzerne über 80 Prozent des Umsatzes: Edeka, Rewe, die Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland), Aldi und Metro. Entsprechend sind ihre Möglichkeiten, auf Lieferanten einen Preisdruck auszuüben. Der Verbraucher profitiert davon zwar durch günstige Preise. Allerdings nimmt er dabei in Kauf, dass die Konzerne alles tun, um ihre Gewinne weiter zu maximieren. Lesen Sie dazu Die Macht der Lebensmittel-Giganten – Diese Mega-Konzerne kontrollieren unsere Nahrung
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