Bei den Supermärkten haben Plastik-Einwegeinkaufstüten an der Kasse keine Chancen mehr – Stattdessen rücken alte Bekannte ins Rampenlicht, die neben ihnen an der Kasse bislang ein Schattendasein fristete – Papiertüten, Jutetaschen sowie die Permanenttasche und obendrein eine robuste Tasche, die aus ca. 80 Prozent aus recycelten Polyethylen(PET)-Flaschen besteht. Diese werden nach den Richtlinien des „Blauen Engels“ produziert.
Geschätzte 300 Millionen Tonnen Plastikmüll werden im Jahr produziert. Nicht wenig davon landet in den Weltmeeren. Momentan schwimmen grob geschätzt 5 Billionen Stücke Plastik auf den Meeren dieser Welt herum. 71 Plastiktüten verbraucht jeder Deutsche pro Jahr, doch in den ersten Supermärkten in Schleswig-Holstein sucht der Kunde sie vergebens.
Nur Mehrwegtüten haben an der Kasse eine Chance
„Wir haben eine Verantwortung gegenüber der Umwelt“, begründet Marco Hauschildt, EDEKA-Markt aus Rendsburg diesen Schritt in einem Gespräch mit den Netzfrauen. Die Netzfrauen haben ihr Hauptbüro unweit vom Edeka-Lebensmittelmarkt Hauschildt und somit freuen wir uns um so mehr, dass sich gerade hier vor Ort immer mehr Menschen aktiv am Schutz der Umwelt beteiligen.
Ab Montag ist es soweit und dann sucht der Kunde die Plastiktüte vergebens. Wir sind schon gespannt, wie die Kunden reagieren, denn für die Plastiktüte zahlte der Kunde 20 Cent und der „neue“ Beutel kostet 1,29 Euro, die aus ca. 80 Prozent aus recycelten Polyethylen (PET)-Flaschen besteht.
Anmerkung Redaktion – hier gibt es sicherlich günstigere Alternativen – da Edeka selber über 12 000 Filialen verfügt.
Hauschildt will seine Umweltschutzphilosophie konsequent umsetzen. Der Verzicht auf die billige Plastiktüte ist daher nur der Anfang, das nächste Projekt befindet sich in der Testphase. An der Fleisch- und Käsetheke sollen in den kommenden Wochen die Cellophanbeutel durch kleine Papiertragetaschen ersetzt werden. Nur wo das aus veterinär-hygienischen Gründen nicht erlaubt ist, kommen Plastik-Behälter zum Einsatz, zum Beispiel für Feinkostsalate. An der Salatbar hingegen, an der sich die Kunden ihren Mittagssnack aus Gemüse, Käsewürfeln und Antipasti selbst zusammenstellen, soll die Plastik-Schale mittelfristig durch eine sogenannte „Green Box“ ersetzt werden. Diese besteht aus nachwachsenden Rohstoffen, so Hauschildt. Die klassische Papiertüte hingegen könnte in der Obstabteilung wieder Einzug halten.
In unserem Gespräch teilten wir die Meinung, dass der Supermarkt nur zu einer kunststofffreieren Zone werden kann, wenn der Druck von den Kunden ausgeht. Denn die Lebensmittelhersteller verpacken einen großen Teil ihrer Produkte ab Werk in Kunststofffolie. Daran vermag auch Marco Hauschildt vorerst nichts zu ändern, so gern er es möchte.
Hintergrundinfo …
Bio Salatgurken in Folie, Tomaten in Kunststoffschalen und selbst Milchprodukte, Fleisch, Fisch, Brot – alles ist mit Plastik umhüllt. Der Stoff gilt als stabil, leicht und macht Lebensmittel länger haltbar. Doch wie gefährlich sind die Verpackungen für unsere Gesundheit? Die Plastikverpackungen enthalten Chemikalien, die verdampfen oder abgerieben werden können – und so aus der Verpackung entweichen und auf Lebensmittel übergehen. In Plastik verpackte Wurst- oder Käseprodukte können Weichmacher und Bisphenol A (BPA) enthalten und unsere Gesundheit gefährden.
Lese-Empfehlung
Bisphenol A (BPA) ist eine der am häufigsten produzierten Industriechemikalien weltweit. BPA ist ein Grundstoff zur Herstellung von Kunststoffen und ist in vielen Plastikprodukten und Verpackungsstoffen, aber auch in Kunststoff-Zahnfüllungen oder Quittungsbelegen enthalten.
Lesen Sie dazu auch: Vorbildlich! Frankreich verbietet Weichmacher, Einweggeschirr und Plastiktüten
BPA wird in Materialien verwendet, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen – dadurch kann sich BPA aus der Plastikverpackung herauslösen und über die Nahrungsaufnahme, über die Haut oder durch das Einatmen in den menschlichen Körper gelangen. Siehe auch: Vorsicht: Bisphenol A in Plastikverpackungen – Entwicklungsstörungen, schlechte Spermienqualität …
Eine massive Marktmacht haben die großen Einzelhandelsketten. In Deutschland etwa teilen sich fünf Konzerne über 80 Prozent des Umsatzes: Edeka, Rewe, die Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland), Aldi und Metro. Entsprechend sind ihre Möglichkeiten auf Lieferanten einen Preisdruck auszuüben. Der Verbraucher profitiert davon zwar durch günstige Preise. Allerdings nimmt er dabei in Kauf, dass die Konzerne alles tun, um ihre Gewinne weiter zu maximieren. Lesen Sie dazu Die Macht der Lebensmittel-Giganten – Diese Mega-Konzerne kontrollieren unsere Nahrung
Jan Meifert
Angefangen hat alles mit Marco Hauschildts Kollegen Jan Meifert, Inhaber der „meyer’s Lebensmittel-Märkte“ in Neumünster (Schleswig-Holstein). Bei Jan Meifert haben die klassischen Plastik-Einwegeinkaufstüten an der Kasse bereits seit dem 1. Februar keine Chance mehr. Der junge Edeka-Kaufmann beschäftigt sich schon seit einiger Zeit mit der zunehmenden Vermüllung der Erde. Und daran haben Einwegtüten aus Plastik einen großen Anteil: „Je tiefer ich in das Thema Plastikmüll und Verschmutzung der Meere einstieg, um so klarer wurde mir, dass ich etwas tun muss. Die Plastiktüte ist das Symbol der Wegwerfgesellschaft und ganz leicht zu ersetzen, “ so Jan Meifert. „Die Aktion ist ein voller Erfolg, und die Kunden sind mehr als bereit, der Umwelt zuliebe Gewohnheiten zu ändern“, sagt der Kaufmann, „das gibt mir die Basis, weitere Konzepte folgen zu lassen.“
720 Märkte gehören zum genossenschaftlich organisierten Verbund EDEKA Nord. Die beiden Edeka-Märkte, die wir Ihnen hier vorgestellt haben, sind nur zwei von ganz vielen und ein Schritt in die richtige Richtung. Doch wollen wir wirklich etwas ändern, müssen wir EDEKA unter Druck setzen und nicht nur EDEKA, sondern alle Discounter. Denn nur diese sind in der Lage, durch Alternativen zu Plastiktüten einen enormen Plastikmüll zu verhindern. Marco Hauschildt verkaufte etwa 100 000 Plastiktüten im Jahr.
Allein EDEKA betreibt 12 000 Märkte! Nehmen wir an – dass diese ebenfalls 100 000 Plastiktüten im Jahr verkaufen würden – dann ergäbe es : 1 200 000 000 Plastiktüten im Jahr!
EDEKA
Edeka ist mit einem Marktanteil von knapp 30 Prozent Marktführer im deutschen Lebensmitteleinzelhandel. Das Unternehmen ist genossenschaftlich organisiert, beschäftigt ca. 290 000 Mitarbeiter/innen und betreibt rund 12 000 Märkte. Zum Unternehmen gehören die Edeka-Märkte und der Discounter „Netto“. Edeka betreibt eigene Fleischwerke, Bäckereien sowie ein Frucht- und ein Weinkontor. 2008 übernahm die Edeka-Tochter „Netto“ über 2300 Plus-Filialen der Tengelmann-Gruppe. „Netto“ ist damit die Nummer drei unter den deutschen Discountern hinter Aldi und Lidl. Mit der Übernahme der Plus-Märkte der Tengelmann-Gruppe hat Edeka seine Marktposition und damit auch seine Marktmacht weiter ausgebaut.
Aufruf an EDEKA – Weg mit den Plastiktüten
Zur Herstellung von 1 kg Plastik braucht man etwa die doppelte Menge Öl und bei der Verbrennung von 1 kg Plastikmüll werden etwa 2 kg CO2 freigesetzt. In den Meeren tickt eine Zeitbombe: Auch in der Nord- und Ostsee. Plastikmüll wächst zu einer riesigen Menge an. Über die Nahrungskette gelangen winzige Partikel bis in den menschlichen Körper. Die EU will den Plastiktüten-Verbrauch senken – Sie, als große Handelskette können als Vorreiter mit dem Verzicht auf Plastiktüten voran gehen.
Beispiel: „Hier gibt es keine Plastiktüten mehr, wir bieten Ihnen umweltfreundliche Alternativen“
Bitte schicken Sie diesen Text an: EDEKA Kundenservice – Kontaktformular
Wir sind Kinder des Plastikzeitalters: vom Babyschnuller bis zur Trockenhaube, von der Quietscheente bis hin zum Auto. Plastik ist überall: In den Weltmeeren findet man inzwischen sechs Mal mehr Plastik als Plankton und selbst in unserem Blut ist Plastik nachweisbar! Die Menge an Kunststoffen, die wir seit Beginn des Plastikzeitalters produziert haben, reicht aus, um unseren gesamten Erdball sechs Mal in Plastikfolie einzupacken. – Ein Wahnsinn!
Wir Netzfrauen bedanken uns bei Jan Meifert und Marco Hauschildt.
Netzfrau Doro Schreier
Umweltverschmutzung: Plastik und ihre Tüten
Wenn Sie diesen Film gesehen haben, werden Sie nie wieder aus einer Plastik-Flasche trinken!
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