Wer macht die „öffentliche Meinung“? Mega-Fusion Axel Springer und Prosiebensat.1

Medien2Vor zehn Jahren hatten Wettbewerbshüter eine Fusion verhindert, nun soll sich der Axel Springer Verlag in Fusionsgesprächen mit dem TV-Konzern ProSiebenSat.1 befinden.

Die ProSiebenSat.1 Group ist eines der führenden Medienhäuser in Europa. Sie erreichen mit dem TV-Sendern in Deutschland, Österreich und der Schweiz über 41 Millionen TV-Haushalte.

 Wer macht die „öffentliche Meinung“? Ein paar wenige Medienkonzerne ……kontrollieren, was Sie denken, wie Sie denken, was Sie wissen sollen und wie Sie es wissen sollen.

Meinungsfreiheit ist eine wichtige Voraussetzung für Demokratie.

Das heißt, alle müssen die Möglichkeit haben, eine Meinung auch aussprechen zu dürfen, und die Medien, also etwa Fernsehen, Radio und Zeitungen oder auch das Internet, sind so ein Sprachrohr, das sich an viele Menschen wendet.

Haben Sie schon mal etwas über Medienkonzerne gehört? Das bedeutet: ein Eigentümer besitzt mehrere Zeitungen oder Fernsehstationen. Solche Unternehmen können die Meinung im Lande beeinflussen, denn eine Meinung kann dann in mehreren Zeitungen präsentiert werden. Man nennt das „Pressekonzentration“. Es ist gut zu wissen, wem welche Medien gehören.

Bereits vor rund zehn Jahren hatte der Zeitungskonzern Axel Springer einen Zusammenschluss mit der Fernsehgruppe ProSiebenSat.1 versucht. Das Vorhaben scheiterte allerdings am Widerstand des Bundeskartellamts und der Medienaufsicht, der Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK). Zu groß wären nach ihrer Ansicht die Markmacht und die Meinungsmacht eines Konzerns gewesen, der unter anderem Deutschlands größte Boulevardzeitung „Bild“ und einige der größten Privatsender des Landes vereint hätte.

Springer hatte einen Großteil seiner Zeitungen an den Regionalzeitungskonzern Funke („WAZ“) abgegeben, ist aber nach wie vor einer der größten Verleger des Landes. Sowohl Springer als auch ProSiebenSat.1 haben in den vergangenen Jahren ihr Digitalgeschäft massiv ausgebaut und zählen zu den größten Internetportalbetreibern Deutschlands. ProSiebenSat.1 teilt sich den deutschen Privatfernsehmarkt fast allein mit dem Erzrivalen RTL Group aus dem Hause Bertelsmann.

Die ProSiebenSat.1 Group ist eines der führenden Medienhäuser in Europa. Sie erreichen mit dem TV-Sendern in Deutschland, Österreich und der Schweiz über 41 Millionen TV-Haushalte. Werbefinanziertes Free-TV ist deren Kerngeschäft. Außerdem gehört neben einem Digital- und Ventures-Portfolio ein internationales Produktionsnetzwerk zu der Gruppe.

INFOBOX:

Laut ProSiebenSat1 2012:

„Unsere Free-TV-Sender SAT.1, ProSieben, Kabel eins, sixx und SAT.1 Gold sind komplementär aufgestellt und erreichen alle kommerziell relevanten Zielgruppen im deutschsprachigen Raum. Mit unseren erfolgreichen Sendern und reichweitenstarken digitalen Angeboten sind wir der führende Bewegtbild-Vermarkter in Deutschland. Unsere digitalen Aktivitäten reichen von Deutschlands größter Online-Videothek maxdome, der Online-Plattform MyVideo über die Online-Spiele von ProSiebenSat.1 Games bis zur SevenVentures GmbH, die über Media-Investments ein attraktives Beteiligungsportfolio aufbaut. Außerdem besitzen wir mit Starwatch ein unabhängiges Musiklabel. Über die Red Arrow Entertainment Group produzieren wir internationale TV-Programme und verkaufen sie an Fernsehsender weltweit. Red Arrow ist mit 18 Produktionsfirmen in neun Ländern vertreten. Unser Hauptsitz befindet sich in Unterföhring bei München. Die ProSiebenSat.1 Media AG wurde im Jahr 2000 gegründet. Der Konzern ist börsennotiert und beschäftigt über 3000 Mitarbeiter in zwölf Ländern.(…)

Mit maxdome gehört Deutschlands größte Video-on-Demand-Plattform zur ProSiebenSat.1 Group

Der Konzern baute mit dem Business-Modell Media-for-Revenue-Share/Media-for-Equity in den vergangenen Jahren ein Portfolio mit über 50 Partnerschaften inklusive strategischer Beteiligungen auf. Dabei vergibt die Gruppe Medialeistung an Erfolg versprechende Start-up-Unternehmen und erhält im Gegenzug eine Umsatz- und/oder Unternehmensbeteiligung.

Mit der Starwatch Entertainment GmbH betreibt ProSiebenSat.1 ein eigenes Musiklabel, das erfolgreiche Künstler wie Lenny Kravitz, Roxette oder a-ha unter Vertrag hat. Über das klassische Musikgeschäft hinaus zählen die Bereiche Live-Entertainment und Künstlervermarktung zum Portfolio des Unternehmens. Mehr Infos erhalten Sie hier

http://ar2012.prosiebensat1.com/reports/prosiebensat1/annual/2012/gb/German/3010/geschaeft-und-rahmenbedingungen.html

Ob eine Fusion der beiden Konzerne zum jetzigen Zeitpunkt erfolgreicher sein könnte, bleibt abzuwarten. In den vergangenen Jahren haben beide Konzerne ihr Geschäftsmodell stark digitalisiert. So kaufte Prosiebensat.1 erst im Juni 80 Prozent des Verbraucherportals Verivox. Axel Springer verkaufte verschiedene Zeitungen und Zeitschriften, darunter die legendäre Hörzu, um ebenfalls in Onlineplattformen zu investieren, darunter die Jobbörse Stepstone und die Immobilienplattform Immonet. Quelle

Nachdem Bericht des Wall Street Journal über Fusionsgespräche zwischen Axel Springer und ProSiebenSat.1 hat sich am Morgen der Berliner Medienkonzern zu Wort gemeldet. Tenor: Als Juniorpartner stehe man unter keinen Umständen zur Verfügung, Friede Springer setze auf „Kontinuität der Kontrolle“ Friede Springer ist mit 57 Prozent der Anteile am Unternehmen Alleinherrscherin bei Axel Springer, und so soll es nach ihrem Willen auch bleiben.

Das Wall Street Journal und andere Medien hatten gemutmaßt, dass ProSiebenSat.1 aufgrund der doppelt so hohen Marktkapitalisierung (9,7 Millionen Euro gegenüber Springers 4,7 Millionen) nach einer Fusion tonangebend im neuen Unternehmen seien würde. Dieser Sichtweise erteilen die Berliner nun eine Absage und stellen klar, dass sie bei allen Expansionsplänen die uneingeschränkte Macht über das eigene Geschäft beanspruchen.

Springer und Vodafone

Der Chef des Medienkonzerns Axel Springer, Mathias Döpfner, ist nun im Aufsichtsrat des britischen Telekommunikationskonzerns Vodafone. Der 52-jährige Manager ist  mit Wirkung vom 1. April zum Non-Executive Direktor des weltweiten Konzerns berufen worden. Der Vorsitzende der Vodafone-Gruppe, Gerard Kleisterlee, erklärte, mit dem Vorstandsvorsitzenden der Mediengruppe Axel Springer berufe der Konzern einen „der führenden Visionäre der globalen Medienindustrie“ in sein Kontrollgremium.Quelle N24.

Springer und N24

Am 25.07.2013 gab die Axel Springer AG den Verkauf von all ihren Regionalzeitungen sowie Programm- und Frauenzeitschriften an die Funke Mediengruppe bekannt. Damit trennte sich Springer von einem bedeutenden Teil seiner Printtitel. Übrig bleiben noch Bild und Welt sowie die Segmente Auto, Computer und Sport und Lifestyle. Das Bundeskartellamt hat die Übernahme der Regionalzeitungen und Frauenzeitschriften der Axel Springer AG durch die Funke Mediengruppe genehmigt. Nach dem Verkauf an die Funke Mediengruppe im Gesamtvolumen von 920 Millionen Euro hat sich die finanzielle Situation von Springer weiter verbessert, teilte das Unternehmen im Mai 2014 mit

Anschließen kaufte Springer den Nachrichtensender N24.

Das Medienhaus wollte den Ende 2013 übernommen TV-Sender N24 mit der „Welt“-Gruppe spätestens zum 1. Januar 2015 in einer neuen Gesellschaft unter dem Namen WeltN24 GmbH zusammenführen, um „Grundlagen für neue Gestaltungsmöglichkeiten, insbesondere für multimedialen Journalismus und neue Vermarktungsansätze“ zu schaffen.

Die neu gegründete WeltN24 GmbH ist ein Unternehmen der Axel Springer SE. Die Marken der WELT-Gruppe und N24 wollen mit WeltN24 das größte multimediale Nachrichtenunternehmen für Qualitätsjournalismus schaffen.

Die WELT-Gruppe und N24 gestalten damit aktiv ihre gemeinsame Zukunft, mit dem Ziel, künftig das führende multimediale Nachrichtenunternehmen für Qualitätsjournalismus im deutschsprachigen Raum zu werden. So in einer Stellenausschreibung der neuen GmbH.

Springer bildet nun auch per TV Ihre Meinung und zwar mit N24!

N24 gehört bislang dem ehemaligen „Spiegel“-Chefredakteur Stefan Aust und fünf Managern des Senders. Sie hatten N24 im Sommer 2010 gemeinsam von ProSiebenSat1 übernommen. N24 belieferte die Sender Sat1, ProSieben und Kabel eins aber weiterhin mit Nachrichten. Aust wird nach der Übernahme ab Januar Herausgeber der „Welt“, wie Axel Springer weiter mitteilte.

Mit dem Kauf von N24 versucht der Verlag erneut den Einstieg ins Fernsehgeschäft. Anfang 2006 hatte Axel Springer nach wochenlangem Tauziehen mit den Wettbewerbsbehörden den Übernahmeversuch von ProSiebenSat1 schließlich abgesagt. Die Medienkonzentrationsbehörde KEK sowie das Bundeskartellamt hatten den 4,2 Milliarden schweren Übernahmeversuch damals untersagt. Zu Recht – doch heutzutage rümpfen wir eh empört unsere Nase, wenn wir die Entscheidungen des Kartellamtes sehen. Also haben wir nun italienische Verhältnisse? Nur wenige Konzerne entscheiden über das, was Sie wissen sollen.

Stefan Aust bei Springer – das ist ein Aspekt des Deals, der manchen alten Haudegen in der Branche noch immer irritiert.

Wir hatten bereits in dem Beitrag: Wer macht die „öffentliche Meinung“? Ein paar wenige Medienkonzerne … darüber berichtet.

Der Axel-Springer-Verlag stärkt zunehmend seine Aktivitäten im Internet.

Hier will der Herausgeber von „Bild“ und „Welt“ expandieren und kauft vor allem profitable Marktführer. Zusammen mit dem US-Finanzinvestor General Atlantic übernahm Springer für rund 165 Millionen Euro die Firma Corall-Tell, die das führende Rubrikenportal yad2 in Israel betreibt. Dort würden jeden Tag rund 10 000 Immobilien-, Auto- und Kleinanzeigen eingestellt, teilte Springer mit.Quelle

dtoday.de

dtoday.de

Ein paar wenige Medienkonzerne kontrollieren, was Sie denken, wie Sie denken, was Sie wissen sollen und wie Sie es wissen sollen. Was also tun?

Diese Frage kann man natürlich nicht beantworten, ohne vorher einen Willen, ein persönliches Ziel im Umgang mit den Medien definiert zu haben.

Was wir uns wünschen, ist Information, die alle beteiligten Seiten zu Wort kommen lässt und nicht lanciert. Wir möchten – auch ohne akademisches Studium – das, was wesentlich ist und uns alle betrifft, verstehen können, damit uns als mündigen Bürgern eine freie Meinungsbildung selbst überlassen bleibt.

Zuviel verlangt?

Wem gehören unsere Medien

Zu den Öffentlich-rechtlichen lesen Sie bitte: Wer macht die “öffentliche Meinung”? Künftig soll es kein Geklüngel mehr zwischen den großen Parteien beim ZDF geben

Teil 1: Wer macht die „öffentliche Meinung“? Ein paar wenige Medienkonzerne … haben wir Ihnen folgende Verlage vorgestellt:

Teil 2: Wer beherrscht die Medien? Zeit, Stern, Spiegel, Focus – Wer gehört zu wem?

#Bild-Boykott – Wir BILDen selber unsere Meinung!

Netzfrau Doro Schreier

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