Wie Goldman Sachs von der griechischen Schuldenkrise profitierte und nun verklagt werden soll

Griechenland 5Die US-Investmentbank Goldman Sachs half der griechischen Regierung, das eigene Haushaltsdefizit gegenüber der Europäischen Union künstlich niedriger erscheinen zu lassen. So durfte Griechenland der EU beitreten. Für seine Dienste erhielt Goldman eine satte Prämie in Höhe  $ 600 000 000.

Nun könnten Goldman Sachs doch noch rechtliche Konsequenzen drohen: Jaber George Jabbour, der erfolgreiche Berater tief verschuldeter Länder, hatte der griechischen Regierung Hilfe im Kampf gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber Goldman Sachs angeboten. Es wird allgemein vermutet, dass Jabbour die Provision für die Swap-Deals als überhöht ansieht.

Wie Goldman Sachs von der griechischen Schuldenkrise profitierte

Von 1998 bis 2000 arrangierte Goldman zwölf Währungsswaps für Athen und soll dafür nach Informationen aus Finanzkreisen Gebühren von rund 600 Mio. Dollar kassiert haben. Als die Bank das umstrittene Geschäft in den Jahren 2000 und 2001 vorbereitete, habe sie Rücksprache mit Aufsichtsbehörden der Europäischen Union gehalten, betonte Corrigan. Außerdem sei Goldman bei weitem nicht die einzige Bank, die solche Geschäfte mit Griechenland eingefädelt habe.

Bei dem Swap ging es darum, Schulden im Wert von rund zehn Mrd. Dollar, die in US-Dollar und in Yen denominiert waren, in Euro umzuwandeln. Dabei legte Goldman allerdings Wechselkurse zugrunde, die unter dem tatsächlichen Marktpreis lagen. Auf diese Weise kam die griechische Regierung in den Genuss einer hohen Einmalzahlung, die quasi einem Kredit von Goldman Sachs entsprach. Dieses „Darlehen“ musste Griechenland erst Jahre später – mit Zins über andere komplexe Tauschgeschäfte – zurückzahlen. Corrigan räumte ein, dass der Swap die griechische Verschuldung um einen „relativ geringen, aber nicht insignifikanten“ Betrag gedrückt hat.

Goldman bezifferte den Finanzvorteil, den sich die Griechen durch die Transaktion sicherten, auf zwölf Mrd. Euro. Die Devisenswaps hätten das Defizit des Landes 2001 um 0,14 Prozentpunkte verringert. Das Verhältnis von Schulden zur Wirtschaftsleistung sei von 105,3 auf 103,7 Prozent gesunken. Quelle

Griechenland wurde kreditwürdiger eingeschätzt, als es war

Dafür, dass sie Griechenland als kreditwürdiger einschätzten, als es tatsächlich war, soll Goldman Sachs mehr als 600 Millionen Dollar kassiert haben, schreibt csmonitor.com. Andere sprechen von 500 Millionen Euro. Goldman Sachs verneine das, gebe aber die korrekte Summe nicht bekannt, berichtet die britische Zeitung. Schon früher war eine Summe von 300 Millionen Euro genannt worden.

Jaber George Jabbour, ein früherer Goldman-Banker und führender Berater verschuldeter Länder, hat Athen dem Bericht zufolge nun seine Hilfe angeboten. Er möchte etwas von dem Geld zurückholen, das die Investmentbank herausgeschlagen hat, als sie den Griechen eine Position in der Einheitswährung sicherte. Jabbour kennt die komplexe Finanzwelt aus dem Effeff — er selbst arbeitete als Senior Analyst bei Goldman Sachs. Laut Medienberichten schrieb er Athen nun einen Brief: Er bot der griechischen Regierung, die händeringend nach Auswegen aus der Schuldenspirale sucht, Hilfe an. Wenn Athen Goldman Sachs verklagt, könnte das Land einen Teil seiner Schulden abbauen.

EZB-Chef Mario Draghi war zwischen 2002 und 2005 stellvertretender Verwaltungsratschef von Goldman Sachs in London. In dieser Zeit war Draghi zuständig für die Geschäfte mit Staaten und staatlichen Agenturen. Die Frage ist, was er von dem damaligen Deal wusste. Auch er sagt bis heute: Gar nichts.

Jabbour zog im Jahr 2004 aus Syrien nach England und machte Karriere im Investment Banking. Später half er dem Irak — nach dem Sturz von Saddam Hussein — seine Schulden umzustrukturieren. Danach wechselte er zu Goldman Sachs, bevor er schließlich die Beratungsfirma Ethos Capital Advisors gründete.

Alpha Bank – Griechenland  – Wetten auf die Rettung

Allein die jüngste Griechenland-Rettung kostet den deutschen Steuerzahler 730 Millionen Euro. Das sind pro Kopf 8,90 Euro. Diese Ausgaben können sich zockfreudige Börsianer wieder zurückholen, indem sie auf die griechische Alpha-Bank wetten, so in einem Bericht von 2012.  Wer sich auf diese heiße Wette einlässt, sollte unbedingt außerbörslich kaufen, bei Lang & Schwarz etwa, weil dort mehr gehandelt wird. Lang & Schwarz ist zum Beispiel über Broker wie Comdirect und Cortal Consors zugänglich.

Zur Info: Comdirect gehört der Commerzbank. Mutterkonzern von Cortal Consors ist BNP Paribas.

Die Alpha Bank ist die zweitgrößte griechische Bank. Ihr Firmensitz befindet sich in Athen. Sie hat in Griechenland 426 Filialen, 120 in Bulgarien und 26 in Albanien sowie Auslandsniederlassungen in Zypern (Alpha Bank Cyprus LTD), Rumänien (Alpha Bank Romania), Serbien (Alpha Bank Srbija A.D.), Ukraine (OJSC Astra Bank), Mazedonien (Alpha Bank A.D. Skopje) und Großbritannien (Alpha Bank London Ltd).

John Paulson – ein Gewinner der Krise

Als die Welt in den Abgrund blickte, wurde John Paulson zu einem der größten Gewinner der Finanzkrise. Wie kein anderer verdiente sein Hedgefonds in der Krise. Als in den heißen Wochen des Herbstes 2007 fast alle, von der Großbank bis zum Kleinsparer, Geld verloren, machte er Kasse. Und wie! Rund 15 Milliarden Dollar soll „Paulson & Co“ im Krisenjahr gescheffelt haben – 3,7 Milliarden davon strich der Chef persönlich ein, so viel wie kein anderer. Seitdem wird der Spekulant von vielen in einem Atemzug mit Warren Buffett und George Soros, den Superstars der Finanzwelt, genannt. John Paulson und andere Hedgefondsmanager engagierten sich angeblich stark in Griechenlands Geldhäusern und wer wird gewinnen?

Übrigens: Goldman Sachs und diese Herren kennen sich! Die USA verklagten Goldman Sachs wegen Anlegerbetrugs. Im Mittelpunkt des Skandals stand dieser Mister Paulson, der während der Finanzkrise Milliarden scheffelte.

Siehe dazu auch: Zockerparadies Griechenland – und die Zeche bezahlen…

Dann stieg John Paulson Anfang 2014 mit 137 Millionen Dollar in den griechischen Wasserversorger ein. Das staatliche Unternehmen stand kurz vor der Privatisierung, hatte kaum Schulden und der Reformprozess der griechischen Wirtschaft schien vielversprechend. An einen Staatsbankrott glaubte er so wenig wie seine Kollegen. Sein Anteil von zehn Prozent, wettete der 59-jährige New Yorker Hedgefonds-Milliardär, würde sich in kürzester Zeit im Wert vervielfachen. Doch als Griechenland stur blieb und die Troika nicht nachgab, drohte für die Hedgefondsmanager der Verlust und 15 von ihnen eilten nach Griechenland, um ihre Investitionen zu retten.

Die New York Times schrieb, Athens protzigstes Hotel, das Grande Bretagne – auch G. B. genannt – sei in den vergangenen Wochen oft so überlaufen von ausländischen Hedgefonds-Vertretern gewesen, dass viele es zu G. G. B. umgetauft hätten – der Abkürzung für griechische Staatsanleihen.

Die Profiteure der Griechenlandkrise

Fortress Capital, eine Investmentgruppe aus Manhattans Midtown, steckte 100 Millionen Dollar in die griechische Reederei Attica; York Capital, ein Fonds, der hoch über New York mit Blick auf den Central Park thront, kaufte zehn Prozent an einer von Griechenlands bekanntesten Baufirmen; und die Kreditsparte von Großinvestor Blackstone erwarb noch 2014 zehn Prozent an der Wohnungsbaugesellschaft Lambda Development. Blackstone profitierte bereits aus der Bankenrettung in Spanien. Das große Fressen: Blackstone und der Ausverkauf von Spanien

Ausverkauf von Staatsvermögen

Es sind erschreckende Aussichten: Griechenland könnte seine antiken Ruinen und Sehenswürdigkeiten in Athen und anderswo verkaufen müssen, außerdem Naturschutzgebiete und Inseln – das ist u. a. Bestandteil des neuen Rettungsabkommens. Die Menschen sind irritiert über das 7-seitige Abkommen, mit dem die griechische Regierung sich einverstanden erklärte, griechisches Staatsvermögen im Wert von 50 Milliarden Euro zu verkaufen.

Die Privatisierung der 14 peripheren Flughäfen in Griechenland hat ebenfalls einen bitteren Beigeschmack. Anlässlich der Entwicklung der Ausschreibung über die auf 40 Jahre festgesetzte Abtretung der 14 peripheren Flughäfen Griechenlands, in deren Rahmen die deutsche FRAPORT AG – SILENTEL Ltd zum vorzuziehenden Investor erklärt wurde, spricht der Verband der Vereine der zivilen Luftfahrtbehörde (OSYPA) von einer angestrebten „Gettoisierung“ des griechischen Tourismus durch Firmen, Reisebüros und Fluggesellschaften Deutschlands.

Konkret geht es um die Flughäfen (Gruppe 1) Thessaloniki, Korfu, Chania, Kefalonia, Zante, Aktion und Kavala sowie die Flughäfen (Gruppe 2) auf den Inseln Rhodos, Kos, Samos Mytilini, Mykonos, Santorin und Skiathos.

Lesen Sie dazu auch Griechenland muss nun die Akropolis verkaufen? Greece Might Have To Sell Ancient Ruins, Islands Under Bailout Deal

Draghi und seine Freunde

Die Konzerne und Banken freuen sich, denn sie können jeden Tag Schulden für 0 % aufnehmen.

Mario Draghi ist ein italienischer Bankmanager und Wirtschaftswissenschaftler. Er war von 2006 bis 2011 Präsident der Italienischen Nationalbank und ist seit dem 1. November 2011 Präsident der Europäischen Zentralbank, 2002-2005 Vice Chairman und Managing Director bei Goldman Sachs International und er hat berühmte Freunde.

Schauen Sie sich diese „Freunde“ einmal näher an. Fällt Ihnen etwas auf? Genau, sie stehen in Verbindung mit Goldman Sachs.

  • E. Gerald Corrigan, Managing Director Goldman Sachs
  • Guillermo de la Dehesa Romero, Vizepräsident Banco Santander Central Hispano, war in leitender Stellung in der spanischen Regierung tätig, internationaler Berater von Goldman Sachs
  • William C. Dudley, Präsident Federal Reserve Bank of New York, ehemaliger Partner und Managing Director Goldman Sachs
  • Timothy Geithner war sogar  US-Finanzminister
  • Kenneth Rogoff, Professor für Public Policy and Econonmics Harvard, ehemaliger Chefökonom Internationaler Währungsfonds (IWF)

Lesen Sie dazu unseren Beitrag Draghis Freunde und die Macht der Finanzkonzerne

Lese-Empfehlung

Die Regierung gibt ihren Widerstand gegen Privatisierungen auf und beginnt mit dem Verkauf von Tafelsilber. Inseln oder Denkmäler gehören aber nicht dazu, hieß es dann 2011. Der damalige Euro-Gruppen-Chef und seit dem 1. November 2014 Präsident der Europäischen Kommission Jean-Claude Juncker machte damals klar, dass dies die Voraussetzung für die nächste Tranche der internationalen Hilfen sei. Griechenland werde bei den Privatisierungen auf jeden Fall zulegen müssen, bevor die geplanten zwölf Milliarden Euro fließen könnten.

 Philipp Rösler, der damalige Wirtschaftsminister und Vorgänger von Sigmar Gabriel, wollte Griechenland dabei unterstützen, attraktiver für ausländische Investoren zu werden. Rösler war im Oktober 2011 mit einer großen Manager-Delegation in Athen und hatte der griechischen Regierung eine Art „Marshall-Plan“ für mehr Wirtschaftswachstum vorgestellt. 70 Unternehmer hatte Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler auf seine Griechenland-Reise mitgenommen und war behilflich bei der Privatisierung – mit schwerwiegenden Folgen:

Lesen Sie dazu: Humanitäre Krise in Griechenland aufgrund von wirtschaftlichen Interessen und Erdgas?!

Blackrock und Griechenland

Die Blackrock-Truppe in Athen arbeitete unter dem Code-Namen Solar, 18 Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes bewachten sie rund um die Uhr. Angesichts von täglichen Demonstrationen schien Diskretion geboten: Kein Analyst durfte sich als Angestellter von Blackrock zu erkennen geben.

Um möglichst wenig Aufsehen zu erregen, ließen sich die Experten in einem staubigen Büroblock in einem heruntergekommenen Viertel Athens nieder – zwischen Stripclubs und ausgebrannten Gebäuden. Craig S. Philipps, der Chef der Blackrock-Truppe, hängte in seinem Büro ein Poster des Horrorfilms „Der Exorzist“ auf. „Wir mussten hier mit größter Umsicht vorgehen“, sagt er.

Prüfung von 35 griechischen Banken

Zusammen mit griechischen Dolmetschern wühlten sich die Aladins aus den USA durch die Bücher von 35 griechischen Banken. Binnen drei Monaten prüften sie zehn Millionen einzelne Bilanzpositionen – von Firmenkrediten über Baudarlehen bis zu Verbraucherkrediten. Bei der Bewertung gab es heftige Diskussionen zwischen den griechischen Banken und ihren amerikanischen Prüfern. Doch am Ende setzte sich Blackrock durch: Alle Kredite, für die es keine handfesten Sicherheiten gab, wurden mit einem Wert von null angesetzt.

Ende 2011 hatten die griechische Zentralbank sowie die Troika aus EU, EZB und IWF neutrale Experten gesucht, die den Kapitalbedarf der griechischen Banken ermitteln sollten. Rasch wurde klar, dass hierfür praktisch nur BRS infrage kam. „Sie waren die Einzigen, die zu diesem Zeitpunkt bereits das Bankensystem eines ganzen Landes analysiert hatten“, sagt Charalampos Stamatopoulos von der griechischen Zentralbank.

Die Blackrock-Tochter bewertet permanent milliardenschwere, komplexe Anlage- und Kreditportfolios, die zum Teil schwer verkäufliche Kredite und Papiere enthalten, mit einem gigantischen Computersystem, das auf 6000 Großrechner in vier IT-Zentren weltweit zugreifen kann. Quelle

Die Arbeit des Ex-Bankers Jabbour in Portugal brachte eine parlamentarische Untersuchung ins Rollen und kostete hohe Beamte und Politiker ihren Job. Ebenfalls flossen Kompensationszahlungen in Millionenhöhe von Banken an den portugiesischen Steuerzahler zurück.

Geschätzte Zahlungen von 500 Millionen Euro sollen den Portugiesen damit erspart worden sein. Für Griechenland wäre das eine Entlastung, die die Bürger angesichts immer neuer Sparauflagen und Privatisierungen händeringend gebrauchen können.

Netzfrau Doro Schreier

OFFENER BRIEF AN DIE BUNDESKANZLERIN MERKEL – nicht wir leben über unsere Verhältnisse…

Finanzielle Hilfe: Milliarden Euro für EU-Beitrittskandidaten (incl. Türkei) und neue Grenzzäune

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