Skandal: BfR wertet Monsantos eigene Leserbriefe als „Studien“ für Glyphosat

Glyphosat7Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) nutzte für seinen Bewertungsbericht über das Pflanzengift Glyphosat offenbar Leserbriefe von MitarbeiterInnen des Konzerns Monsanto als „Studien“.

Insgesamt 14 Leserbriefe an Fachzeitschriften finden sich in einer Liste von 92 Studien, die das BfR in seinem Bewertungsbericht herangezogen hat, um zu erörtern, ob Glyphosat krebserregend ist. Zwar können „Briefe an den Herausgeber“ in Fachzeitschriften durchaus Beiträge zur wissenschaftlichen Debatte enthalten, sie als Studien zu werten, ist jedoch nicht seriös.

Mehr als ein Jahr, bevor das BfR seinen Bericht an die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA schicken musste, schickten wir dem BfR eine Liste mit dutzenden Studien und wissenschaftlichen Artikeln, die auf Gefahren für Mensch und Umwelt durch Glyphosat hinweisen. Neun davon enthalten Hinweise auf eine krebserregende Wirkung. Doch laut der Liste, die durch eine kleine Anfrage im Bundestag öffentlich geworden ist, hat das BfR nur vier davon verwendet. Das BfR nimmt Argumente für Glyphosat sehr viel besser auf als Argumente dagegen.

Die Arbeitsgruppe zu Krebsforschung in der Weltgesundheitsorganisation (WHO) stellte im März fest, dass Glyphosat wahrscheinlich krebserregend ist.[Glyphosat unter Krebsverdacht – doch Monsanto lehnt Bericht von IARC über Glyphosat ab]

Das BfR dagegen hält Glyphosat nach wie vor für unbedenklich. Wir vermuten: Das BfR wusste von Anfang an, dass bei seiner Beurteilung herauskommen wird, dass Glyphosat unbedenklich ist. Eine andere Einschätzung würde dazu führen, dass das meistverkaufte Herbizid vom europäischen Markt genommen wird. Das wollen die Freundinnen und Freunde der chemischen Indusrie in BfR und EFSA offensichtlich mit aller Macht verhindern.

Danke an unsere Freunde  „Umweltinstitut München e.V.“ für diese Information.

Auch wir fragten beim Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) nach, und es hat den Anschein, dass Glyphosat, dessen Zulassung Ende des Jahres ausläuft, weiter zugelassen wird. Im Rahmen des europäischen Lebensmittelsicherheitssystems arbeitet das BfR eng mit der EFSA – der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (European Food Safety Authority) – in den Bereichen der Risikobewertung und Risikokommunikation zusammen.

Die Bewertung für Glyphosat nimmt die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA vor. Die ESFA ernannte die BfR zur Berichterstatterin über den Wirkstoff Glyphosat. Das BfR gab seinen Bericht Ende April 2015 ab. Die endgültige Entscheidung wird die Kommission gemeinsam mit VertreterInnen der Mitgliedsstaaten treffen. Doch wie wir erfahren haben, soll sich das BfR positiv entschieden haben.

Hier einige gesammelte Informationen:

1. In Deutschland sind das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) und das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) die federführenden Instanzen. Für die Experten vom BfR stellt Carrascos Experiment „sehr artifizielle Bedingungen“ nach, da sich niemand Herbizide in die Adern spritzen würde. Toxikologe Dr. Hermann Kruse wirft den deutschen Behörden jedoch vor, „die Datenlage zu industriefreundlich zu interpretieren“. Damit steht er nicht alleine. Die Gruppe „Earth Open Source“, der hochkarätige Wissenschaftler angehören, teilt diese Meinung und moniert zudem, dass 90 Prozent der Studien von Monsanto finanziert worden seien.

2. Allein in Europa sind 70 verschiedene Glyphosat-Rezepturen mit verschiedenen Netzmitteln zugelassen. Selbst das BfR musste zugeben, dass die Toxizität bestimmter glyphosathaltiger Pflanzenschutzmittel auf Grund der darin enthaltenen Beistoffe höher sein kann als die des Wirkstoffes.

3. Der Kieler Toxikologe Dr. Hermann Kruse kritisierte bereits im April 2014 in der SHZ den Sicherheitscheck der deutschen Behörden. Für die Öffentlichkeit und damit auch für die freien Toxikologen sind diese Rezepturen nicht zugänglich. „Ich würde diese Daten gerne beurteilen, darf es aber nicht“, kritisiert Kruse. „Nur das BfR hat darauf Zugriff.“ Als noch geheimer eingestuft werden die Verunreinigungen, die offenbar während der Produktion entstehen. „Welche Auswirkungen haben sie? „Monsanto“ dürfte die Antwort kennen – und schweigt. Kennen Sie die Antwort? Zumal Ihre Partei den Bundeslandwirtschaftsminister stellt.

4. Nachdem Russland, Tasmanien, Mexiko und andere Länder NEIN zu Monsanto sagten, erließen bereits 2014 die Niederlande ein ähnliches Verbot, das Herbizide mit Glyphosat endgültig aus der Öffentlichkeit verbannen soll. Risiken für Mensch und Natur durch Glyphosat werden seit Jahren unterschätzt. Immer mehr Länder wachen auf und nehmen die Gefahr ernst, die die Nutzung glyphosatbasierter Herbizide für die Umwelt sowie für die Gesundheit von Mensch und Tier darstellt.

5. Sogar das kleine Land Bermuda macht es Ihnen vor. Der Gesundheitsminister der Bermudas setzt den Import von Roundup – dem Unkrautvernichtungsmittel von Monsanto – ab sofort aus. Die Einfuhr von Roundup Unkraut Spray ist nach den Ergebnissen einer aktuellen Studie zum Schutz der Umwelt und der Menschen ausgesetzt, dies gab der Gesundheitsminister Jeanne Atherden  bekannt. Begründung: Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) veröffentlichte in der medizinischen Fachzeitschrift “The Lancet” eine Studie, nach der Glyphosat „wahrscheinlich krebserzeugend” sei. Roundup könne bei Menschen etwa Lymphdrüsen- und Lungenkrebs auslösen. Die Folge: Die WHO stufte Glyphosat in seinem Risikopotenzial hoch: zu „probable or possible carcinogens” – also wahrscheinlich oder möglicherweise krebserregend. Auf den Bermudas zählen noch Menschen und Natur.

Wir Netzfrauen haben bereits mehrfach auf die Gefahr von Roundup und Glyphosat hingewiesen.  Leider ist die EFSA ebenfalls von den Lobbyisten unterwandert, wie Sie dem folgendem Schaubild entnehmen können. Unfassbar! EFSA – Monsanto ist sicher- Lobbyverflechtungen in der EFSA – Dazu auch unser aktueller Beitrag: Enthüllungen: Im Zuge von TTIP hat die EU unter dem Druck der USA Beschränkungen für Pestizide gestoppt- EU dropped pesticide laws due to US pressure over TTIP, documents reveal

corporateeurope.org/

corporateeurope.org/

Weltweit veranlassten Regierungen und Unternehmen Maßnahmen, um die Chemikalie zu verbieten. Die International Society of Doctors for the Environment (ISDE) wandte sich mit der Forderung nach einem sofortigen Glyphosat-Verbot offiziell an das EU Parlament und die EU Kommission. Im Dokument findet man Aussagen, dass Glyphosat in Verbindung zu gesundheitlichen Störungen wie Geburtsfehlern, Unfruchtbarkeit, Schädigungen des Nervensystems, Parkinson und verschiedenen Krebsformen steht.
Die deutschen Verbraucherschutzminister der Länder fordern ein EU-weites Verbot, um die öffentliche Gesundheit zu schützen. Toom-Baumarkt (sowie Bauhaus Anm. der Red.), die zur REWE-Gruppe gehören, gaben bekannt, dass man nach dem 30.9.2015 keinerlei Glyphosat-Produkte mehr verkaufen werde. Stattdessen sollen in die Läden verschiedene natürliche Alternativen in die Regale kommen, um Unkraut und Krankheiten zu bekämpfen.

Soziale Organisationen und Forscher in Lateinamerika starteten eine aggressive Kampagne, in der sie ein kurzfristiges Verbot von Verpackung, Verkauf und Verwendung von Glyphosat fordern.. Die Regierung von Kolumbien gab bekannt, dass man das Besprühen der illegalen Coca-Plantagen durch die Luft mit Glyphosat aussetzen werde, in Bermuda wurde der Import von Produkten, die Glyphosat enthalten, gestoppt. Das kleine Sri Lanka erklärte ein sofortiges Verbot von Glyphosat und entsprechender Produkte.

Wir Netzfrauen fordern schon lange ein Verbot von Monsantos Roundup und der Verwendung von Glyphosat in den Produkten aller anderen Anbieter.

Netzfrau Doro Schreier

Weitere Informationen der Netzfrauen:

Enthüllungen: Im Zuge von TTIP hat die EU unter dem Druck der USA Beschränkungen für Pestizide gestoppt- EU dropped pesticide laws due to US pressure over TTIP, documents reveal

Monsanto ruiniert den Honig – Glyphosat aus Roundup im Honig nachgewiesen-Monsanto Has Ruined Our Honey – It’s Contaminated With Glyphosates From Roundup

Niederlande verbieten Privatnutzung von Glyphosat -Netherlands Bans Monsanto’s Roundup

Nach El Salvador, Bermudas nun Sri Lanka – Verbot von Glyphosat- Wann kommt die EU? – Sri Lanka’s New President Immediate Ban on Glyphosate Herbicides

Offener Brief: CSU, bei Euch piept es wohl! Glyphosat bleibt in Bayern erlaubt

Schweinezüchter bricht Schweigen: Glyphosat macht Tiere und Menschen krank!

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