Der „unabhängige“ Experte Kevin Folta ist Professor und Vorsitzender des Horticultural Sciences Department, University of Florida.
Laut Monsanto gab es keinerlei finanzielle Unterstützung, aber eine Untersuchung brachte einen gravierenden Interessenskonflikt an den Tag. Der Bericht beleuchtet, was „neutrale“ Expertise kostet. Nicht, dass uns Netzfrauen das jetzt besonders wundert, aber es ist immer wieder erfreulich, es mit konkreten Fällen belegt zu finden. Nicht alles lässt sich unter den Teppich kehren. Daher haben wir den Artikel von Claire Robinson und Jonathan Matthews von GM Watch gerne für Sie übersetzt.
Kevin Folta erhielt $25 000 von Monsanto
Der Artikel in Nature scheint einen Versuch der Schadensbegrenzung darzustellen. In Nature konnte man erfahren, dass der Pflanzenforscher Kevin Folta, der an der Universität von Florida tätig ist, im vergangenen Jahr ein Stipendium in Höhe von US $25 000 von Monsanto erhalten hat. Monsanto hätte den Betrag mit dem Hinweis zur Verfügung gestellt, dass das Geld “zur beliebigen Verwendung für Forschungsprojekte nutzbar sei”. So kann man es im Nature Journal nachlesen.
Folta ist auf der GVO-Förderer-Webseite GMO Answers aktiv. Diese Webseite wird “von den Mitgliedern des Council for Biotechnology Information finanziert. Dazu gehören u.a. BASF, Bayer CropScience, Dow AgroSciences, DuPont, Monsanto und Syngenta.” Auf der Webseite wird Forbes als „unabhängiger Experte“ aufgeführt. Hinweise auf die Finanzierung durch Monsanto waren bis zum Erscheinen des Artikels dort allerdings nicht zu finden.
Im Zuge einer Kampagne deckte US Right to Know die Beziehung zwischen Folta und Monsanto auf. Die Untersuchung umfasste 4600 Seiten an Mails und anderen Dokumente von Folta.
Laut Folta seien die Gelder für ein Programm der Universität von Florida vorgesehen, in dem es um Biotechnologie-Kommunikation ginge. Wie man dem Nature-Bericht entnehmen kann, belegen die Dokumente, dass Monsanto verschiedene Reisen von Folta bezahlt hat, damit dieser mit US Politikern, Medienvertretern, Farmern und Studenten in Kontakt treten konnte.
US Right to Know hat die Untersuchung im Bereich der Forschung gestartet, als man feststellte, dass einige Experten auf der Seite GMO Answers für die Beantwortung von Fragen hzur Verfügung standen. Aus Sicht von US Right to Know ist diese industriefinanzierte Webseite, die von der PR-Firma Ketchum in New York betrieben wird, nichts anderes als “ein direktes Marketing-Werkzeug, um GVO in ein positives Licht zu rücken“. Man untersucht daher die Unterlagen von Forschern im öffentlichen Bereich, die dem „Freedom of Information“ Gesetz unterliegen, um den Verdacht zu bestätigen oder zu widerlegen.
Dem Nature-Artikel kann man entnehmen, dass Mails, die seitens der Universität von Florida zur Verfügung gestellt wurden, belegen, dass Folta auch Unterlagen von den PR-Mitarbeitern von Ketchum verwendet hat, um Fragen bei GMO Answers zu beantworten. Auf die Frage nach der Nutzung der Ketchum-Inhalte wird Folta zitiert mit: „Ich weiss nicht, ob ich sie verwendet oder modifiziert habe. Was auch immer.“
Was den Fall Folta besonders relevant macht, ist die Tatsache, dass Folta bis jetzt große Anstrengungen unternommen hat, um Behauptungen abzuwehren, dass er Geld von Monsanto annehme. Er sieht sich als unhängiger Wissenschaftler, der für eine öffentliche Institution, gefördert mit öffentlichen Geldern, arbeitet. „Ich werde von den Bürgern meines Staates bezahlt, um zu einem besseren Wissenschaftsverständnis beizutragen“, so sein Kommentar im Web. Auf einer anderen Seite zeigte er sich sehr offen für Fragen nach Geldern seitens der Biotech-Branche: „Hey Leute, ihr könnt alles fragen … ich setze mich gerne mit dem Thema auseinander. Meine Forschung wird zu 100% durch öffentliche Quellen finanziert, sieht man von dem geringfügigen Zuschuss im Bereich Erdbeeren-Forschung ab … aber nichts von Monsanto. Und er führt weiter aus: „Also, keine Forschungsgelder von Monsanto, es gab niemals irgendeine persönliche Kompensation für meine Vorträge“. Diese Aussage machte er dieses Jahr, nach dem Zeitpunkt, zu dem die Gelder von Monsanto geflossen waren, wie man jetzt weiß.
Sogar noch vor zwei Monaten erklärte Kevin Folta: „Ich habe nichts mit Monsanto zu tun.“
Soweit es uns bekannt ist, hat sich Folta bis zu dem Artikel nirgends darüber geäußert, dass er Gelder von Monsanto erhalten habe, auch nicht, als er direkt gefragt wurde. Dass er das nicht getan hat, gewinnt im Kontext seines andauernden Bestreitens, jemals Gelder – „nicht mal einen Cent“ – von Monsanto erhalten zu haben, einen besonderen Stellenwert. Darüberhinaus hat er sich noch über Menschen lustig gemacht, die derartige Annahmen äußerten.
Die Verteidigung von Roundup
Folta ist nicht nur für seine GVO-Unterstützung bekannt. Er setzt sich auch massiv für ein anderes, sehr lukratives Monsanto-Produkt ein: Roundup. Auf Twitter und in öffentlichen Vorträgen hat er den Zuhörern mitgeteilt, dass er das Herbizid von Monsanto trinkt, obwohl es sich um ein registriertes Gift handelt. Nicht nur, dass der Beipackzettel von Roundup darauf hinweist, dass es giftig ist und innerlich nicht verwendet werden darf. Roundup ist Gegenstand der weltweit laufenden Forschung, da es zahlreiche vermutete und bereits nachgewiesene Risiken für die Gesundheit von Menschen und Tieren hat. Es ist „wahrscheinlich“ kanzerogen, wie die IARC, die Krebsagentur der Weltgesundheitsorganisation, bekannt gab.
Trotzdem vermeldete Folta auf Twitter, dass er es trinkt, um zu demonstrieren „wie harmlos es ist“. Bei anderer Gelegenheit erklärt er: „Ich werde ein frisch geöffnetes Pint nächster Woche bei der ISU trinken. Kein Grund zur Sorge – verlassen wir uns auf die Wissenschaft.”
Was das Ganze so bedeutend macht, ist die Tatsache, dass die wissenschaftliche Literatur seit über 30 Jahren belegt, welchen Einfluss Spendengelder auf die Forschung haben. Das hat zu der Forderung – speziell auch seitens der wissenschaftlichen Journale – geführt, dass Zahlungen der Industrie veröffentlicht werden müssen. Es ist offensichtlich, dass auch die kostenlosen Reisen und die Übernahme anderer Kosten die Integrität und Neutralität negativ beeinflussen. Das gilt nicht nur für die Forschung, sondern für die gesamte wissenschaftliche Kommunikation, wie das bei Folta der Fall ist.
Die Objektivität von Kevin Folta wurde mehrfach in Frage gestellt. Auf GMO Answers schreibt er dazu: „Meine Antworten sind mit der von Experten begutachteten Literatur zu 100% konsistent“. Aber man hat festgestellt, dass er von Experten begutachtete Forschungsergebnisse auch ignoriert, wie im Fall des Nährstoffgehaltes biologischer Nahrungsmittel, um seine Biotech-Ziele zu verfolgen.
Mit der Unterlassung, über die Unterstützung seitens Monsanto zu informieren, hat Folta seine Glaubwürdigkeit jetzt vollends verloren.
Not just the failure to disclose Monsanto’s cash that’s at issue, it’s Kevin Folta’s ‘science’ http://t.co/24BmYx6lHM pic.twitter.com/3o3SGhWkkM
— GMWatch (@GMWatch) 9. August 2015
Kevin Folta received $25,000 from Monsanto
http://www.gmwatch.org 7.8.2015 Report by Claire Robinson and Jonathan Matthews
Investigation reveals damaging conflict of interest despite claims of no Monsanto funding. Report by Claire Robinson and Jonathan Matthews
In what appears to be an exercise in damage limitation, an article in the journal Nature has disclosed that Kevin Folta, a plant scientist at the University of Florida, received a US$25,000 grant last year from Monsanto. Monsanto noted that the money “may be used at your discretion in support of your research and outreach projects”, according to the journal.
Folta is active on the GMO-promoting website GMO Answers. The website is “funded by the members of The Council for Biotechnology Information, which includes BASF, Bayer CropScience, Dow AgroSciences, DuPont, Monsanto Company and Syngenta.” The site describes Folta as an “independent expert” and to date has not disclosed his Monsanto funding.
The Folta-Monsanto collaboration was revealed in an investigation by the food transparency campaign, US Right to Know. The investigation yielded 4,600 pages of e-mails and other records from Folta.
Folta says that the funds are earmarked for a proposed University of Florida programme on communicating biotechnology. But according to the article in Nature, the documents show that Monsanto paid for Folta’s travel to speak to US politicians, the media, farmers, and students.
US Right to Know launched its investigation of academic researchers after it noticed that several had answered questions about GM crops on the GMO Answers website. US Right to Know considers the industry-funded site, which is managed by public relations firm Ketchum of New York, to be a “straight-up marketing tool to spin GMOs in a positive light”. It is now seeking the records of public-sector researchers — who are subject to freedom-of-information laws — to confirm its suspicions.
It appears from the Nature piece that the emails released by the University of Florida may show that Folta used material provided by Ketchum’s PR people in his GMO Answers’ responses. Folta is quoted as saying of Ketchum’s suggested answers, “I don’t know if I used them, modified them or what.”
What makes the Folta disclosures particularly notable is that to date Folta has gone to great lengths to bat off suggestions that he gets any money from Monsanto, emphasizing that he is an independent scientist working in a public institution and funded from public sources. “I’m paid by the citizens of my state to help them understand science. I’m a shill for science and the land grant university mission,” he commented on one site. On another, when the question of whether he got money from the biotech industry came up, he emphasized how open he is about his funding: “Hey guys, you know you could just reach out and ask… always glad to talk about such things. My research has been funded 100% by public sources, except for a small amount we get for strawberry research… No Monsanto.” Later he elaborates: “Alas, no research money from Monsanto, never any personal compensation for any talks” (our emphasis). That posting was made this year – after the Monsanto funding is now known to have been awarded.
Indeed, only two months ago Kevin Folta declared, “I have nothing to do with Monsanto.”
And as far as we are aware, prior to the article in Nature, Folta has never disclosed anywhere that he has received this funding from Monsanto, even in response to direct questions. This failure to disclose needs to be seen in the context of Folta’s long history of not just aggressively denying receiving any monies at all from Monsanto, even as much as “a dime”, but ridiculing those who suggested otherwise.
Defending Roundup
As well as GMOs, Folta is well known for his aggressive defence of another very lucrative Monsanto product: Roundup. On Twitter and in public talks, Folta has told audiences that he drinks Monsanto’s herbicide formulation, a registered poison. Not only does Roundup come with a warning that it is a poison and should not be taken internally, but it is the subject of ongoing research worldwide for its suspected and proven adverse effects on human and animal health. It’s also a “probable” carcinogen, according to the World Health Organization’s cancer agency IARC. Yet on Twitter, Folta has said that he has drunk it “to demonstrate harmlessness”. On another occasion he declared, “I’m going to tip a freshly-opened pint next week at ISU. No fear here. Trust science.”
What makes these issues so important is that it is clear from the scientific literature, dating back over three decades, that funding has a marked influence on science. This has led to demands for disclosure of industry payments, most notably by scientific journals. It is also recognized that even the provision of free travel and other expenses may compromise integrity and impartiality and that this principle does not only apply to research, but also extends to science communication activities, as in the case of Folta.
Kevin Folta’s impartiality has been challenged many times. He says on GMO Answers, “My answers are 100% consistent with the peer-reviewed literature.” But he has been found to disregard peer-reviewed research, for example, on the nutritional value of organic food, in order to push his biotech agenda.
And now Folta’s apparent failure to give any indication of his Monsanto support until forced to do so has fatally damaged his credibility.
Netzfrauen
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