„Wir sind keine Tiere, wir sind keine Sklaven, wir haben Gefühle – denkt an unsere Kinder, sie haben Angst.“ Das Versagen der Vereinten Nationen und der Europäischen Union in der Flüchtlingskrise.
Mazedonien hat sich zu einem Haupt-Transitland für Flüchtlinge entwickelt, die über Griechenland weiter in die nördlichen Staaten der Europäischen Union wollen. Seit Juni gilt ein Gesetz, das Flüchtlingen 72 Stunden Zeit gibt, durch Mazedonien zu reisen und dabei auch öffentliche Verkehrsmittel kostenlos zu nutzen. Mazedonien ist Drehscheibe für Flüchtlinge aus dem Nahen Osten und Afrika.
Schon seit Monaten spielen sich an der griechisch-mazedonischen Grenze menschenunwürdige Szenen ab, so wie auch in Calais, von wo die Medien erst nach Wochen von vielen Toten berichteten. Auch die Bilder auf der Insel Kos gehen einem nicht mehr aus dem Kopf.
Wir haben für Sie Augenzeugenberichte, nicht nur aus Mazedonien, sondern auch aus anderen Ländern zusammengestellt. Denn was viele vergessen: dass diese Menschen, sollten sie die Festung Europa erreichen, schon teilweise eine monatelange Odyssee hinter sich haben. Wissen Sie, wo und warum diese Menschen z.B. in Afrika ihre Flucht starten?
In Syrien ist Krieg, das wissen wir. Den Vereinten Nationen war es drei Jahre egal, was dort geschah. Man hat zugeschaut, ohne auch nur einen Finger zu rühren. Wie hieß es noch 2011, als alles mit einer kleinen Demonstration begann – Syria – you have no Oil. Seit über vier Jahren versinkt Syrien in Krieg und Chaos, über 220 000 Menschen sind dabei seit März 2011 ums Leben gekommen.
Der größte Teil der Flüchtlinge wird dabei von den Nachbarländern Syriens aufgefangen. In der Türkei sind bislang über 1,8 Millionen, im Libanon fast 1,2 Millionen Syrier untergebracht.
Vergessen werden oft auch die Binnenflüchtlinge in Syrien, diese Zahl beträgt etwa 7,6 Millionen. Alles zusammen ergibt eine Zahl von fast 12 000 000 Menschen. Flüchtlinge, die sich nach Freiheit und Frieden sehnen. Endlich keine Angst mehr haben zu müssen, keinen Hunger leiden, keine Bomben mehr fürchten zu müssen.
„Wäre es nicht die Mühe wert, sich aufzuraffen und zu versuchen, diesen verlassenen Kindern dort zu helfen?!“ so Uruguays Ex-Präsident Mujica. Er redete nicht lange, kümmerte sich nicht um die langwierigen Bürokratien und holte syrische Flüchtlinge ins Land.
Wie sieht es in den Flüchtlingslagern aus, die keine Medienpräsenz bekommen?
Das umkämpfte palästinensische Flüchtlingslager Yarmouk in Syrien ist von einem Typhusausbruch getroffen.
Typhoid hits Palestinian refugee camp in Syria http://t.co/PohrDBO06h pic.twitter.com/IPp2qrQiAs
— The IMEU (@theIMEU) 21. August 2015
Zaatari: Eine eigene Stadt
In der jordanischen Wüste steht das größte Flüchtlingslager der arabischen Welt. Zaatari ist eine gigantische Containerstadt mit etwa 85 000 Menschen, die alles verloren haben. Die Hälfte der Bewohner von Zaatari ist jünger als 18 Jahre. 20 Prozent sind sogar jünger als vier Jahre. Zaatari liegt 10 km östlich von Mafraq in Jordanien und entwickelt sich zu einer Dauersiedlung auf einer weitläufigen Fläche von 3,3 Quadratkilometern. Es ist weltweit das zweitgrößte Flüchtlingslager nach Dadaab im Osten Kenias. Seit Bestehen des Flüchtlngslagers im Juli 2012 wurden mehr als 430 000 Flüchtlinge durch das Lager geleitet. Zaatari ist mittlerweile die viertgrößte Stadt in Jordanien. 17,8 Tonnen Brot und 4,2 Millionen Liter Wasser werden täglich verteilt. Über 13 Kinder werden jeden Tag im Lager geboren. Das Leben in den Lagern ist hart, aber die Flüchtlinge versuchen mit einfachen Mitteln, es zu einem lebenswerten Ort zumachen. Es gibt mittlerweile sogar drei Schulen. Bildnachweis Mehr Fotos und Informationen HIER
The impact of the Syrian refugee crisis. Documented by @ivorprickett / @panospictures via @CNN http://t.co/A7cGod0IFI pic.twitter.com/LsD4uLL631 — Imaging Ambassadors (@SGIAmbassadors) 10. August 2015
Flüchtlinge aus Afrika
Bis Oktober 2014 kamen fast 140 000 Menschen übers Meer nach Italien und wurden von der italienischen Behörde registriert. Wie viele Flüchtlinge es nicht geschafft haben und vermisst werden, kann niemand sagen. Will sicher auch keiner. Die meisten kamen über Libyen. Viele kamen mit kaputten Fischerbooten, von Menschenhändlern als eine wichtige Geldeinnahmequelle erkannt. So oder so – einmal diese Menschen übers Meer ans rettende Ufer zu bringen, oder als Sklaven verkaufen an Bordelle oder als Arbeiter auf Feldern. Auch von „menschlichem Ersatzteillagern“ ist die Rede. Solche Menschen haben es nie auf ein Boot geschafft, sondern wurden schon vorher „als Ware“ in Gewahrsam genommen.
Die, die nicht über Libyen kommen, beginnen ihre nautische Odyssee in Ägypten oder Tunesien. Mit Italien teilt auch Spanien den europäischen Rekord für die wachsende Zahl der Neuankömmlinge, und dies seit 2000. Für Italien eskalierte die Krise im Oktober 2011 mit dem Sturz von Libyens Staatschef Muammar Gaddafi. Vorher, im Jahr 2008, hatte Ministerpräsident Silvio Berlusconi einen Deal mit Gaddafi vereinbart: Italien würde unter anderem 5 Milliarden Dollar an Libyen zahlen und zwar für die Schäden, die Italien während der Kolonialzeit Libyen zugefügt hatte. Im Gegenzug wurden seitens Libyens die Migranten am Verlassen seiner Küsten gehindert. Italien suspendierte diese Vereinbarung Anfang 2011, aber die Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern existierte weiter.
In der Zwischenzeit hat sich durch die Konflikte in Afrika und dem Nahen Osten ein Menschenhandelsring gebildet, der sich auf Grund des syrischen Bürgerkrieges vergrößert.
Eine große Anzahl der Migranten hoffen, dass sie über Italien nach Frankreich, Deutschland, dem Vereinigten Königreich oder anderen Ländern Nordeuropas kommen könnten. Dafür hatten sie alles aufgegeben, viel Geld gezahlt, und wenn nun einige fragen, woher sie das Geld haben, so sei hier erwähnt, dass Familien ihr Hab und Gut verkaufen, um ihren Kinder die Flucht zu ermöglichen, damit diese nicht als Kindersoldaten oder Zwangsarbeiter enden müssen.
In Italien angekommen, befinden sie sich dort, wo seit 2011 Kontrollen wieder eingeführt wurden, und sie in Gewahrsam genommen werden. Auch Frankreich hat Patrouillen eingeführt, die Migranten werden inhaftiert und wieder nach Italien zurückgeschickt.
Ab dem Spätsommer 2011 wurde die kleine windgepeitschte Insel Lampedusa (Bevölkerung 6500), nur 80 Meilen östlich von der tunesischen Küste entfernt, Anlaufpunkt für die Einwanderung aus Afrika nach Italien. Lampedusa war eine Möglichkeit, die Grenzpatrouillen zu umgehen. Hier wurde ein Gefangenenlager errichtet, um etwa 850 Menschen unterzubringen. Mit dem zivilen Konflikt in Tunesien stieg die Zahl derer, die auf Lampedusa Zufrucht suchten. Schnell stieg die Zahl auf 1300 Migranten an, meist Tunesier. Die Bedingungen auf Lampedusa waren für die Migranten schrecklich, hatten sie doch nun den schweren Weg über das Meer gewählt und kamen nun sozusagen von dem Regen in die Traufe. Ein Zurück gab es nicht, denn haben Sie schon einmal von Schleuserbanden gehört, die Migranten wieder zurückbringen? Es galt auszuharren. Am 20 September 2011 kam es dann auf Grund der Enttäuschung der Migranten über das Verhalten der italienischen Regierung zu einem Aufstand. Bernardino De Rubeis, Lampedusa Bürgermeister, verglich die Situation mit einem Krieg.
Lampedusa war ein Begriff für Flüchtlinge geworden, und die Tourismusbranche, wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Insel, war zusammengebrochen. Doch auf Hilfe seitens Europa, wartete die Inselgemeinschaft vergebens.
Dann sank im Oktober 2013 ein Boot aus Libyen mit mehr als 500 Personen direkt vor der Küste der Insel. 368 Menschen kamen dabei ums Leben. Eine Videoaufnahme von einem Rettungstaucher zeigte die Opfer, die auf dem Deck des Schiffes unter Wasser verstreut lagen. Ein besonders herzzerreißendes Bild zeigt ein Paar in einer ewigen Umarmung auf dem Grund des Meeres.
Die Welt schrie auf: nie wieder Bilder wie in Lampedusa! Und was sehen wir heute? Anstatt dass Europa gelernt hat, wird nun mit Tränengas, Schlagstöcken und Militär auf die Menschen, denen Not und Angst in ihren Gesichtern geschrieben steht, herumgeprügelt. Man hätte nie mit einem solchen Flüchtlingssturm gerechnet – es komme alles so plötzlich und man sei überfordert.
Dieses Video ist nur für harte Nerven gedacht, ansehen sollten es sich die, die noch vor einigen Jahren den Friedensnobelpreis stolz empfangen haben, denn schon damals gab es dieses Drama – und es kam nicht von heut auf morgen.
Seit dem ersten Hochkommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge ist fast ein Jahrhundert vergangen. Das Hochkommissariat ist mit dem Schutz von Millionen von Flüchtlingen und Vertriebenen fast weltweit beauftragt und ist auch im Bereich der humanitären Hilfe tätig.
Millionen Menschen, die durch Konflikte und Verfolgung vertrieben wurden, haben durch das Hochkommissariat Schutz und Zuflucht in anderen Ländern gefunden und bekamen auch die Möglichkeit, wieder zurückzukehren. Dieser Erfolg ist jedoch nicht bedeutend, so wie das derzeitige System mit den Flüchtlingen umgeht und verfährt. Dass es fast 55 Millionen Zwangsvertriebene auf der ganzen Welt gibt, ist ein Beweis dafür, dass man schon im Vorhinein versagt hat..Mehr als vier Millionen Menschen sind vor dem Bürgerkrieg in Syrien geflohen und fast zwei Millionen von ihnen sind jetzt in der Türkei.
In der jetzigen Situation der Massenvertreibung stützt sich die internationale Gemeinschaft auf Einzelstaaten, die die primären Aufgaben allein meistern müssen. Kein Staat ist verpflichtet, jedem anderen Staat zu helfen, der Flüchtlinge aufnimmt, oder der unter der Last der Flüchtlingsströme leidet. Sieht so eine Gemeinschaft aus? Musste nicht auch gerade in der europäischen Union bei den Bankenrettungen überstaatlich geholfen werden, ohne Ausnahme? Sogar die Staaten mussten mit eingreifen, die selbst hoch verschuldet waren.
Nur wenige, wenn überhaupt, sind gesetzlich dazu verpflichtet, Flüchtlinge aufzunehmen. Grundsätzlich gibt es keinerlei gesetzliche Verpflichtung. Auch auf den entstehenden Kosten bleiben die Einzelstaaten sitzen. Sofern diese dann doch unterstützt werden, reicht es nicht aus. Außerdem handelt es sich um einen unsicheren Faktor, da ungewiss ist, wie lange die aufgenommenen Flüchtlinge bleiben werden.
Per Definition ist das Flüchtlingsproblem ein internationales: Jeder Staat, der Flüchtlinge im Auftrag der internationalen Gemeinschaft aufnimmt und so die grundlegenden Menschenrechte verteidigt, darf nicht alleine dafür in die Verantwortung genommen werden. Im Gegenzug sollten Asylstaaten die Unterstützung von anderen erwarten können, sei es durch finanzielle, politische oder materielle Hilfe oder im Idealfall durch mehr aktive Bemühungen um die Probleme zu mildern, die sich durch die Aufnahme von Flüchtlingen ergeben. Dieses kann von einer Gemeinschaft erwartet werden. Nur hoffen, dass private Initiativen zur Hilfe eilen, damit ist es nicht getan.
Die Türkei zum Beispiel hat $ 6,5 Milliarden Kosten, die das Land aufgrund seiner syrischen Flüchtlinge tragen muss.. Die internationale Gemeinschaft sieht weniger als ein Drittel dieser Summe. Die Türkei ist keineswegs allein: Flüchtlingsaufnahmeländer wie Jordanien, Kenia und der Libanon stehen vor ähnlichen Herausforderungen. Die Weltbank hatte prophezeit, dass die syrische Flüchtlingskrise im Libanon 7,5 Mrd. $ bis Ende 2014 verursachen werde. Dem jordanischen König Abdullah wurde Ende 2014 mitgeteilt, dass Jordanien Kosten in Höhe von $ 1 900 000 000 für die Aufnahme der syrischen Flüchtlinge entstehen würden.
Das Problem dabei ist, dass die Länder, die die Flüchtlinge aufnehmen, auf freiwillige Beiträge der anderen Mitglieder der nationalen Gemeinschaft hoffen müssen. Als ein Nebenorgan der Generalversammlung hat die Hohe Kommissarin der Vereinten Nationen für Flüchtlinge (UNHCR) keine Befugnis, die Gelder von den UN-Mitgliedstaaten zu fordern.
Allerdings fragen wir uns schon lange, welche Befugnisse die UNO überhaupt hat, zumal diese Organisation selbst einen Kostenfaktor darstellt. Und so mache Entscheidungen sind eh sehr fragwürdig und stehen in engem Zusammenhang mit den Interessen der Wirtschaft.
Egal um welches Problem es sich handelt, kommt es zu keinem erfolgversprechendem Ergebnis. Auch das Flüchtlingsproblem scheint wieder eines der vielen Probleme zu sein, die nur stiefmütterlich behandelt werden. Allein 2013 klaffte zwischen den tatsächlichen Beiträgen an die UNHCR und des ermittelten finanziellen Bedarfs eine kritische Lücke. Sie belief sich nur auf etwa 45 % der eigentlichen Beiträge, die zugesagt waren. Wenn die internationale Gemeinschaft also die Herausforderungen der Flüchtlingskrise angehen will, müssen die Mitgliedsstaaten mehr in die staatliche Verantwortung genommen werden. Dieses gilt auch bei der Aufnahme von Flüchtlingen und die Unterstützung derer, die schon eine enorme Belastung durch die Flüchtlingslager tragen.
Wie schon geschrieben, sollte auch die Vereinte Gemeinschaft aus Lampedusa gelernt haben. Doch nur zwei Jahre später sehen wir Bilder, die wir nicht mehr aus dem Kopf bekommen. Anstatt humanitäre Hilfe zu leisten, prügeln Polizei, private Schutzstaffeln wie Frontex, oder Militär auf diesen Menschen herum. Österreich zeigt sich mit seinem Flüchtlingslager nur 30 km von Wien überfordert und verletzt sogar als ein reicher westlicher europäischer Staat die Menschenrechte. Doch nicht nur Österreich, auch Frankreich und ganz besonders Großbritannien, das sogar durch den Britenrabatt von der Europäischen Union profitiert, zeigen, dass sie der humanitären Hilfe nicht willens sind.
Auch heute sind Im Mittelmeer nach Angaben der italienischen Küstenwache bis zu 3000 Menschen auf 18 Booten in Seenot geraten. Die Dunkelzahl werden wir nie erfahren, denn es ist wie bei der Revision in der Bank: Man gibt immer einige Zahlen der Probleme bekannt, damit andre sehen, dass man zumindestens tätig war. Vieles verschwindet unter dem Deckmantel des Schweigens – das war schon immer so und wird sich nicht ändern.
Mehr als 218 000 Flüchtlinge kamen im vergangenen Jahr über das Mittelmeer. Und es werden vermutlich mehr: Die EU-Grenzschutzagentur Frontex rechnet für 2015 mit 500 000 bis zu einer Million Menschen. Doch es gibt keine genaue Schätzungen und keine genauen Zahlen. Derzeit befinden sich weltweit knapp 60 Millionen Menschen auf der Flucht. Dies ist die höchste Zahl, die jemals von UNHCR verzeichnet wurde. Und sie wächst weiter. 2014 wurden 13,9 Millionen Menschen zur Flucht getrieben – viermal so viele wie noch 2010. Jeden Tag machten sich durchschnittlich 42 500 Menschen auf den Weg, auf die Suche nach Frieden, Sicherheit und einem neuen Leben. Wenn diese Zahl bekannt ist, dann sollte man sich rechtzeitig vorbereiten und nicht, wie man dann von betroffenen Kommunen hört, dass Freitagmittag ein Anruf von der Landesregierung fordert, dass man spätestens Freitagabend um 18 Uhr mit etwa 800 Flüchtlingen zu rechnen habe. Wie diese untergebracht werden sollen, bleibt der Kommune allein überlassen. Sie merken: Irgendwas ist faul im System – im Zeitalter der Überwachung und der Satelliten, die mittlerweile eine Raupe auf einem Blatt erkennen können.
Das Chaos der griechisch-mazedonischen Grenze,
Es ist kein Problem, welches erst in dieser Woche entstanden ist, sondern an der Grenze zwischen Griechenland und Mazedonien kommen tagtäglich Flüchtlinge an, denen nur gerade mal 75 Stunden bleiben, um Mazedonien zu verlassen.
Im Mai war es zu bewaffneten Auseinandersetzungen in der Stadt Kumanovo mit 18 Toten gekommen. Aber nicht wegen des Ansturm der Flüchtlinge, sondern weil der Balkanstaat unter innerpolitischen Spannungen leidet, Millitärpräsenz incl.
Bereits in unserem Bericht vom 22.Juli 2015 haben wir Netzfrauen über die Flüchtlingskrisen in den Ländern am Balkan berichtet. Rumänien, Bulgarien, Mazedonien, Serbien sind gegen Anstürme durch Flüchtlinge nicht gerüstet und es fehlen ihnen auch die Mittel. Vielfach wird auch von Push-Backs berichtet, d. h. es wird ihnen einfach die Einreise verwehrt.
Push-Backs verstoßen gegen völkerrechtliche Verpflichtungen der jeweiligen Staaten. Flüchtlinge, oft Frauen und Kinder, stranden häufig an den Grenzen ohne Zugang zu Grundversorgung, wie Nahrung, Wasser und Hygieneprodukten.
Albanien, Bosnien und Herzegowina, die ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien, Kosovo, Montenegro, Serbien und die Türkei. Alle haben schon mehrere Millionen, zum Teil auch Milliarden Euros erhalten, um sich für die EU „hübsch“ zu machen. Sie sind die nächsten Kandidaten für den EU-Beitritt.
So erhält Mazedonien 664,2 Millionen Euro von 2014 bis 2020. Davon
- im Bereich Regierungsführung und Rechtsstaatlichkeit (205,9 Mio. Euro) sind die Unterstützung
- des öffentlichen Finanzmanagements
- Minderheitenschutz (Roma)
- und Grundrechte (Pressefreiheit).
Und wie sieht es mit dem Minderheitenschutz aus? Oder mit den Grundrechten? Müsste nicht die Europäische Union hier eingreifen? Schließlich geht es hier um 200 Millionen Euro!
Die Lage der Flüchtlinge an der Grenze hat sich heute weiter verschärft: Tausende Menschen verbrachten die Nacht zum Samstag mit unzureichender Wasser- und Lebensmittelversorgung bei starkem Regen unter freiem Himmel. An der griechisch-mazedonischen Grenze drängen sich nach Schätzungen der griechischen Behörden mehr als 5000 Migranten. Laut Augenzeugen kommen fast stündlich weitere Flüchtlinge mit Bussen und Zügen aus Südgriechenland am Grenzübergang bei Idomeni (Griechenland) und Gevgelija (Mazedonien) an.
Die Zahl der Migranten im Niemandsland zwischen Griechenland und Mazedonien stieg in der Nacht zwischen Donnerstag und Freitag von 1500 auf 3000 an.
Zur Zeit warten 2000 Flüchtlinge im Niemandsland – das Militär erlaubt keine Weiterreise – die Migranten haben sich nun ein provisorisches Lager eingerichtet. Die Bahn ist zwischen beiden Ländern blockiert.
.Ausnahmezustand am 20.August 2015
Am 21. August 2015 – Am Freitag eskalierte die Lage an dem Grenzübergang, als die mazedonische Polizei mit Hilfe des Militärs mit Blendgranaten und Tränengas versuchte, Hunderte Flüchtlinge am Überschreiten der Grenze von Griechenland zu hindern.
Ein Augenzeugenbericht: Nach 16:15 Uhr hatte die Polizei noch gesagt, dass etwa 300 bis 400 Personen mit dem Zug mitreisen dürften. Als dann bekannt wurde, dass sich Menschen darunter befanden, die für ein paar Tage hier pausiert hatten, brach das Chaos aus. Erschöpft und verzweifelt waren einige der Einwanderer hier für ein paar Tage länger geblieben als die erlaubten 75 Stunden.
„Wir sind keine Tiere, wir sind keine Sklaven, wir haben Gefühle. Jemand, denen weh getan wird. Es gibt Kinder hier, die Angst haben. Es gibt keine Milch für die Kinder. Alle diese Mütter, die hier mit ihren Kindern warten und weinen. “ Das sind nur einige der Worte, die die Verzweiflung der Menschen zeigen. Fast 700 Millionen Euro bekommt Mazedonien, damit es sich für Europa „schön“ macht. Und es ist nicht mal Milch für Kinder da – soweit zur humanitären Hilfe.
Anmerken möchten wir, dass der Balkanstaat soweit von der Stabilität eines demokratischen Landes entfernt ist wie der Weg, den die Flüchtlinge aus Krisengebieten wie Syrien hinter sich gelassen haben. Wir sollten die Europäische Union fragen, ob diese Gelder, die für die Verschönerung aus gegeben werden, richtig investiert sind, Menschen VOR Wachstum und wirtschaftlichen Interessen sind nun gefragt. Auch sollte die Rüstungsindustrie, die einen großen Anteil an der Flüchtlingskrise trägt, herangezogen werden. Schließlich stellt diese ihren reichen Aktionären jedes Jahr eine milliardenschwere Bilanz vor.
Augenzeugen berichten, dass diese Menschen, die von einem besseren Leben träumten, wieder in kriegsähnliche Zustände geraten. Sobald sie sich auf der mazedonischen Seite aufhalten, kommt die Polizei und schickt sie zurück. Aus Griechenland wird von unmenschlichen Leiden wie Missbrauch berichtet. Hunderte von Euros müssen sie bezahlen, um zur Grenze mit dem Bus transportiert zu werden. Diese Busse sind meist überfüllt und es begleitet einen die Angst vor dem, was als nächstes passiert.
Kommen sie dann nach langer Fahrt erschöpft in Mazedonien an, erwartet sie der Ausnahmezustand und das Militär. Es ist eine brutale humanitäre Krise und kein Ende ist in Sicht. Sie wollen einfach nur auf den Zug kommen, nach Serbien und Ungarn. „Wir wollen einfach nur die Freiheit, wir wollen nur Frieden“, hört man sie schreien . Auch diese Länder bekommen von der EU eine finanzielle Unterstützung.
Serbien gilt als interessanter Investitionsstandort. Gut 24 Mrd. Euro ausländische Direktinvestitionen flossen in den vergangenen Jahren ins Land. Mittlerweile können sich die Balkanländer über eine üppige Finanzhilfe der EU freuen. So erhält Serbien für die Zeit von 2014 bis 2020 1,508 Milliarden Euro und Albanien bekommt im selben Zeitraum 649,5 Millionen Euro.
Nachdem EU-Mitglied Bulgarien bereits einen Grenzzaun an der Grenze zur Türkei errichtet hat, baut nun EU-Mitglied Ungarn einen 175 Kilometer langen und vier Meter hohen Grenzzaun. Bulgarien werden Fördermittel von insgesamt rund 10 Mrd. Euro bereitgestellt und Ungarn erhält ebenfalls Milliarden Euro an Fördermittel aus der EU.
Bei all diesen finanziellen Förderungen ist kein Geld für die Flüchtlinge da?
Nachfolgend einige anschauliche Nachrichten aus Twitter:
At the #Greece #Macedonia border. pic.twitter.com/UCAVd4Qyvb
— Lindsey Hilsum (@lindseyhilsum) 22. August 2015
Mohammad, 5 yrs old, from Aleppo. His family is waiting to cross #Greece #Macedonia border. He likes bugs bunny. pic.twitter.com/WsndkCMq3w — gultuysuz (@gultuysuz) 22. August 2015
Is this what #Europe is protecting itself from? 4-y-o girl from #Kobani #Syria at #Greece #Macedonia border @Reuters pic.twitter.com/LlResLm4cs
— Francesca Pizzutelli (@FPhumanrights) 21. August 2015
Violence erupts on Greece-Macedonia border as stun grenades are fired into a crowd of 3,000 migrants. Short video http://t.co/greuQMulLB — Wall Street Journal (@WSJ) 21. August 2015
Petoro migranata povređeno u sukobima sa makedonskom policijom, javlja AFP. http://t.co/pXWLAPCvLM pic.twitter.com/elJR7UiHeI — N1 (@N1info) 21. August 2015
Police use stun grenades, batons to push back migrants trying to enter Macedonia from Greece http://t.co/LnscPmisUD pic.twitter.com/6zsdI1FVo7 — Los Angeles Times (@latimes) 21. August 2015
Migrant hit by electric shock crossing railway track in Macedonia http://t.co/bNLGKBXvKj pic.twitter.com/iyt9AK6yQN — Daily Mail Online (@MailOnline) 15. August 2015
Macedonia uses tear gas, stun grenades on refugees trying to leave Greece http://t.co/zzMjv9qU7c pic.twitter.com/FD0MTdAbdY — Newsweek (@Newsweek) 21. August 2015
:((( Makedonija pic.twitter.com/vp0MACSCjT — Sale (@SasaPavlic) 21. August 2015
Granični prelaz Grčka – Makedonija…Azilanti…Tuga i tragedija… pic.twitter.com/yEiSJmP1WJ — Biljana Zivkovic (@BiljanaZivkovi5) 16. August 2015
Dass diesen Menschen geholfen werden muss, da sind wir uns doch sicher alle einig. Wegschauen ist eine weitere Menschenrechtsverletzung.
Eine weitere Option wäre auch seitens der Vereinten Gemeinschaft, die eingefrorenen Vermögenswerte von gestürzten Diktatoren zu verwenden wie zum Beispiel Sani Abacha aus Nigeria und Ferdinand Marcos, Philippinen. Eine weitere Option wäre, die Rohstoffhändler zu belangen, die in diesen Krisengebieten, gerade bezüglich Afrika profitieren.
In der Europäischen Union könnten die Banken ihre Schulden zurückzahlen, das Geld, mit dem die während der Finanzkrise 2008 gerettet wurden. Allein hier kämen wir auf beachtliche Milliarden Euro. Auch sollte die Europäische Union weniger in Zäune investieren, um aus Europa eine Festung zu machen, sondern der humanitären Krise ins Auge schauen und handeln, wie es sich für einen Friedensnobelpreisträger gehört.
Zusätzlich müssen endlich humane Vorkehrungen getroffen werden, denn wer glaubt, dass die Flüchtlingszahl abnimmt, der hat sich noch nicht mit den aktuellen Zahlen beschäftigt. Dass die Flüchtlingshilfe privatisiert wurde, indem man sie einem gewinnorientierten Unternehmen (ORS) übergab, zeigt wieder mal, dass die wirtschaftlichen Interessen nicht mal vor der Not der Menschen aus den Krisengebieten Halt macht. Und da fragen wir: Sind denn die verantwortlichen Regierungen nicht auch in gewissem Sinne Menschenhändler?
Wie schon die Namen Vereinten Nationen, Europäische Union u. s. w. aussagen, handelt es sich um Gemeinschaften, die endlich auch wie eine Gemeinschaft handeln sollten.
Und immer wieder wiederholt sich die grausame Geschichte:
»Und dann standen sie an den Grenzen, dann bettelten sie bei den Konsulaten und fast immer vergeblich, denn welches Land wollte Ausgeplünderte, wollte Bettler?« (Stefan Zweig in: ›Die Welt von Gestern‹)
Netzfrau Doro Schreier
Mehr Informationen:
Eine Schande! Friedensnobelpreisträger EU mit Schlagstöcken und Tränengas gegen Flüchtlinge
Der vergessene Kontinent in den Medien – Überschwemmungen, Not und Elend in Afrika
Rüstungsgüter gegen Rohstoffe- besichert durch Steuergelder
Trotz Rohstoffreichtum bettelarm – Wer profitiert vom Hunger?
Organhandel, Nahrungsmittel, Pharma, Kosmetik – Das schmutzige Geschäft mit abgetriebenen Föten
VIDEO- Flüchtlinge – „Der Marsch“ beschrieb 1990 ein Szenario, wie wir es 2015 erleben.
Festung Europa – Frontex: Einsatz gegen Flüchtlinge
4 Kommentare » Schreibe einen Kommentar