Seit mehreren Wochen herrschen chaotische Zustände. Österreich verletzt fast alle Menschenrechtskonventionen.Traiskirchen gilt mittlerweile als das Symbol für das Versagen der Regierungen in der Flüchtlingshilfe. Markus S. dokumentierte entsetzliche Zustände im Erstaufnahme-Zentrum.
Irgendwann reichte es Markus S. – er hatte so viele gegensätzliche Informationen über die Situation im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen gehört, dass er beschloss, sich selbst ein Bild zu machen. Er begab sich heimlich und mit einer versteckten Kamera in die Einrichtung. Seine Mutter stammt aus Afghanistan, er spricht Farsi.
Donnerstag, acht Uhr: 3400 Menschen leben noch in Traiskirchen, 200 davon sind obdachlos. Immer noch ist das Lager knapp doppelt überbelegt, aber die Zeltstadt aus gespendeten Zelten ist endlich abgebaut. Fast hat es den Anschein einer leichten Entspannung in den vergangenen Wochen. Ein junger Österreicher widerspricht: „Ich war zweieinhalb Tage im Lager und hatte sogar Probleme, irgendwo Klopapier zu finden“, sagte er Markus S. (Name geändert).
Er sprang am Sonntag über die schlecht bewachte Mauer des Lagers. Er blieb bis Dienstag unerlaubt und unentdeckt im Lager und filmte die empörenden Zustände. Was er sah, schockierte ihn.
Keine Mülleimer, alles liegt auf den Lagergängen
„In den Häusern gibt es keine Mülleimer, auf keinem Stockwerk. Die Asylwerber lagern den Müll in den Ecken“, sagt S.. Nur einmal am Tag wird aufgeräumt. Deutschkurse seien völlig gestrichen worden, um weiteren Wohnraum für die Flüchtlinge zu schaffen.
Schwarzmarkt
Ständig fahren vor den Toren des Lagers Menschen mit gesammelten Hilfslieferungen vor. Doch: „Einige junge Männer stehen am Zaun und nehmen Spenden entgegen, die sie dann im Lager verkaufen, gegen andere Güter tauschen oder für sich behalten.“ Dinge, die abgegeben werden, kommen nur so dorthin, wo sie jetzt am meisten gebraucht werden: „Den Sicherheitsleuten ist völlig egal, was passiert. Sie spielen auf dem Handy oder tratschen.“
Eine der wenigen Beschäftigungsmöglichkeiten ist jene als so-genannter Remunerant für die das Lager betreuende Firma ORS. Für drei Euro pro Stunde können die Asylsuchenden etwa Reinigungsarbeiten erledigen. Doch die Wartelisten sind lang – erst nach drei bis vier Monaten habe man eine Chance, eingeteilt zu werden.
Müll am Gang
Wer einen Job ergattert, muss etwa Müll einsammeln. S. nahm Bilder von Müllbergen auf. Das Problem sei, dass es zu wenige Mistkübel gibt. Den Bewohnern bleibt nichts anderes übrig, als den Müll in den Gängen abzustellen. „Natürlich stinkt das dann.“
Wie schon Amnesty International machte auch S. die Erfahrung, dass die hygienischen Zustände katastrophal sind. Weder bekämen die Bewohner Seife, Shampoo oder Zahnbürsten, noch gäbe es Klopapier. Wie die Leute dann ihr Geschäft verrichten? „Ich weiß ehrlich nicht, wie sie das lösen.“ Zumindest bei den Duschen sei nachgebessert worden: Dort seien nun Vorhänge angebracht.
S. testete auch die medizinische Versorgung. Unter dem Vorwand akuter Bauchschmerzen ging er zu den Ärzten. Dort wurde er wieder weggeschickt. Bereits Ärzte ohne Grenzen hatten kritisiert, dass die behördlich vorgesehene Untersuchung der Neuankömmlinge zuerst stattfindet, auch wenn bereits untergebrachte Patienten über akute Beschwerden klagen.
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