Sie sind nicht so berühmt wie Madonna, verfügen nicht über das Budget von U2 und bekommen nicht so viel politische Aufmerksamkeit wie Barack Obama.
Mit Bescheidenheit, Ehrlichkeit und Talent haben sie etwas geschafft, was sich bis dato niemand hat vorstellen können und sind nun sogar auf Welttournee – Die FLÜCHTLINGE aus Sierra Leone – RefugeeAllStars.
Wir stießen durch Zufall auf diese Band, als wir über Flüchtlinge in Afrika berichten wollten. Wenn man die Musik hört, bekommt man das Gefühl, Bob Marley ist wieder auferstanden. Sie gastierten sogar vor Kurzem in Deutschland.
In den 90er Jahren herrschte Bürgerkrieg in Sierra Leone. Die Grausamkeiten des Bürgerkriegs in Sierra Leone wurden im Kinofilm „Blood Diamond“ von 2006 anschaulich dargestellt. Die Sierra Leone’s Refugee All Stars sind auf dem Soundtrack des Kinofilms mit dem Lied Ankala vertreten.
Der Krieg in Sierra Leone begann im März 1991 mit dem Einmarsch einer Rebellengruppe, die sich RUF (Revolutionary United Front) nannte und vom liberianischen Kriegstreiber (und späteren Präsidenten Liberias) Charles Taylor unterstützt wurde. Die Rebellen der RUF kämpften gegen die Regierungstruppen. Um sich vor den Kämpfen zu schützen, bildete die Bevölkerung lokale Selbstverteidigungsmilizen. Die Regierung heuerte die private Söldnertruppe „Executive Outcomes“ aus Südafrika an. Aber auch eine regionale Friedenstruppe der ECOWAS, ein UN-Militärteam und die britische Armee griffen in das Kriegsgeschehen ein. Der Krieg endete mit einem Friedensabkommen im Jahr 2002. Anfang der 1990er Jahre war Sierra Leone eines der ärmsten Länder der Welt, und auch heute noch belegt es nur Rang 180 von 187 auf dem Human Development Index – trotz Diamanten und Rohstoffe.
Die Menschen in Sierra Leone wurden aus ihren Häusern vertrieben, so auch die Mitglieder der Sierra Leone Refugee All Stars. Sie flüchteten wie viele ihrer Landsleute in ein Flüchtlingslager in Guinea. In Guinea waren 1996 ca. 700 000 Flüchtlinge aus Liberia und Sierra Leone unterbracht.
Der grausame Bürgerkrieg kostete viele ihrer Familien und Freunde das Leben und es blieben körperliche und emotionale Narben zurück, aber ihre Musik konnte ihnen auch der Krieg nicht nehmen. Im Flüchtlingslager lernten sich Reuben Koroma, seine Frau Grace und Francis (Franco) Lamgba kennen. Durch Musik fanden sie einen Sinn und eine Quelle der Kraft.
Gemeinsam begannen sie Musik zu machen, zunächst zur Unterhaltung der anderen Flüchtlinge. Von einer Hilfsorganisation wurden sie mit Instrumenten ausgestattet und entwickelten sich zu einer zunehmend professionellen Band. Nach dem Ende des Bürgerkrieges im Jahr 2002 reiste die inzwischen sechsköpfige Gruppe mit Unterstützung des UNHCR in ihre Heimatstadt Freetown zurück, wo sich ihr die verbliebenen Mitglieder von Reuben Koromas früherer Band anschlossen. Der UNHCR ermöglichte ihnen die Aufnahme ihres ersten Albums Living Like A Refugee. In den hauptsächlich von Reuben Koroma in verschiedenen Sprachen, darunter Englisch und Krio, verfassten Texten verarbeiten sie häufig ihre Erlebnisse als Flüchtlinge.
Der preisgekrönte Dokumentarfilm der Musiker und der Filmemacher Banker White und Zach Niles, die die Band 2002 in Guinea kennenlernten und sie bei ihrer Rückkehr nach Sierra Leone begleiteten, trug erheblich zur internationalen Bekanntheit der Gruppe bei.
Dieser Film begleitet die Band im Laufe von drei Jahren, wie sie die schwierige Entscheidung treffen, in ihr vom Krieg zerrissenen Land zurückzukehren und wie sie ihren Traum von der Aufnahme eines Albums mit ihrer Musik erfüllen. Die Geschichte der Sierra Leone Refugee All Stars zeigt die unglaubliche Fähigkeit des Einzelnen, selbst in einer Zeit von Wut und Verlust, Hoffnung, Leichtigkeit und Versöhnung zu entwickeln.
Die Geschichte ihrer Band – Sierra Leone’s Refugee All Stars
„Als meine Frau und ich dem Bürgerkrieg in den späten neunziger Jahren entkamen, waren wir verwirrt und traurig. Eines Tages traf ich Franco [Francis John Langba]. Er spielte seine Gitarre im Flüchtlingslager Kalia, Guinea. Ich fühlte plötzlich eine Erleichterung. Nach diesem Erlebnis begann ich darüber nachzudenken, eine Band zu gründen. Nach dem Krieg kehrte ich nach Sierra Leone zurück, um meinen Traum zu erfüllen. Ich traf mich mit meinen Kollegen, den Gitarristen Ashade Pearce und Jahson Bull, den Percussionisten Mustapha Massakuoi und Christopher Davies und Idrissa Mallam Bangura (verstorben), Dennis Bakar Sannoh und dem aktuellen Mitglied Joseph Paye“, sagte Reuben Koroma in einem aktuellen Interview vom 4. August 2015.
Das erste Lied hieß „Leben wie ein Flüchtling“. Ich schrieb den Text und schlug eine Melodie vor. Mit den anderen Mitgliedern haben wir dann an an dem Song gearbeitet. Unsere Musik wurde entwickelt, um wichtige Botschaften zu verbreiten. Wir wollen mit unseren Songs Aufmerksamkeit erregen und die Menschen ermutigen.
Der erste Schritt, Gewalt und Kriege zu verhindern, ist Chancengleichheit in der Bildung für alle Kinder und Jugendliche zu schaffen, unabhängig von Rasse, sozialem Status oder Klasse.
Ihr neues Album widmeten sie den Flüchtlingen im UK. Sie können weitere Informationen auf der Webseite des britischen Roten Kreuzes hier lesen.
http://www.sierraleonesrefugeeallstars.com/ Facebook: Sierra Leone’s Refugee All Stars youtube: slrefugeeallstars
Im Flüchtlingscamp fanden sich die Musiker und brachten durch ihre Musik Hoffnung, Zuversicht und Lebensfreude in die Flüchtlingslager – eine tolle Geschichte.
Viel Spaß bei diesem Video – BIG Fat Dog
Danke an Sierra Leone’s Refugee All Stars
Netzfrau Doro Schreier
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