Bayer kommt nun auch endlich in Deutschland wegen der Antibaby-Pille Yasminelle vor Gericht. 1,9 Milliarden US-Dollar hat der Pharmakonzern bereits in USA an Geschädigte gezahlt.
Die juristische Auseinandersetzung um die Thrombose-Risiken der Verhütungsmittel Yaz, Yasmin und Yasminelle währt schon seit Jahren und wurde bisher vor allem in den USA ausgetragen.
Die Einnahme von Yaz, Yasminelle oder Yasmin ist mit einem erhöhten Thrombose- und Embolie-Risiko verbunden. Immer wieder kommt es zu schweren Zwischenfällen und Todesfällen. In den Werbekampagnen werden die Risiken jedoch mit keinem Wort erwähnt, das Marketing zielt auf Anwendungen wie Akne-Behandlung und Gewichtsregulierung ab. Es ist empörend, dass neue Verhütungsmittel gefährlicher sind als alte Präparate!
Das Landgericht Waldshut-Tiengen (Baden-Württemberg) eröffnet am 5. November 2015 einen Zivilprozess gegen den Leverkusener Pharma- und Chemiekonzern Bayer. Die Studentin Felicitas Rohrer aus dem badischen Bad Säckingen verlangt von dem Unternehmen Schadenersatz und Schmerzensgeld in Höhe von 200 000 Euro wegen Gesundheitsschäden, die angeblich durch Yasminelle entstanden sind.
In der Schweiz wurde Bayer auf Schmerzensgeld verklagt – doch mit einem beschämenden Ausgang
«Mami, mir wird schlecht», waren die letzten Worte, die Céline an jenem Tag im März 2008 sagte. «Jetzt werde ich wohl nie wieder ihre Stimme hören. Das ist das Schlimmste», sagt die Mutter. «Es tut weh, Céline so wehrlos und ausgeliefert zu sehen. Sie kann sich niemandem verständlich machen, sich nicht mal gegen eine Mücke wehren». Ihr Fall erschütterte nicht nur die Schweiz: Die 22-jährige Céline Pfleger ist seit einer Lungenembolie vor sieben Jahren schwerstbehindert. Im Januar 2008 erhält die damals 16-jährige Jugendliche die rezeptpflichtige Antibabypille «Yasmin» – mit fatalen Folgen: Céline erleidet eine Lungenembolie und trägt schwere gesundheitliche Schäden davon.
Wir haben bereits mehrfach über diesen Fall berichtet – Die Familie der Geschädigten verklagt den Pharma-Multi Bayer auf Schadenersatz in Millionenhöhe – ohne Erfolg. Das Bezirksgericht Zürich wies die Klage von Céline gegen den Hersteller Bayer ab. Die mittellose Familie von Céline sollte sogar dem Pharmakonzern 120 000 Franken Prozessentschädigung zahlen. Aus Gutmütigkeit, wie Bayer daraufhin bekant gab, verzichtete der Konzern auf diese Entschädigung. 5,7 Millionen Franken Schadenersatz hätte Bayer zahlen sollen, doch Céline erhält nichts. Seit 7 Jahren ist Céline spastisch gelähmt, wird per Magensonde ernährt. Sie lebt in einem Wohnheim, rund eine Stunde entfernt von ihrer Mutter.[„Anti-Babypille – Anstatt Entschädigung von Bayer Anklägerin soll ca. 100 000 Euro Prozessentschädigung an Bayer zahlen“]
Doch der Fall Céline geht weiter, die Krankenkasse CSS, die als Nebenkläger auftritt, macht Swissmedic mitverantwortlich dafür, dass es 2008 zur schweren Behinderung von Céline durch die Antibabypille kommen konnte. Die Zulassungsstelle für Medikamente soll ihre Arbeit nicht richtig gemacht haben. Das Heilmittelinstitut habe die Informationen für die Patientinnen und Ärzte bei der Anti-Babypille Yasmin ungenügend überprüft.
Auch in der EU und in den USA habe man das Medikament gründlich getestet, kontert Swissmedic, «Alle Behörden sind zum Schluss gekommen, dass diese Verdoppelung des Risikos tragbar ist, wenn man sie vergleicht mit dem Einfluss von anderen Risikofaktoren.» Gemeint ist etwa das Alter der Frau oder gewisse Venenleiden.
Fakt ist: Die Antibaby-Pillen Yasmin und Yasminelle sind umstritten. In Deutschland hat ein Gericht dieser Tage ein Verfahren gegen den Hersteller eröffnet, in den USA hat der Hersteller bis Anfang dieses Jahres bereits 9000 Vergleiche in Höhe von insgesamt 1,9 Milliarden Franken abgeschlossen.
Swissmedic ist die Zulassungs- und Kontrollbehörde für Heilmittel in der Schweiz mit Sitz in Bern.
In den USA wurden schon viele teure Vergleiche geschlossen
In den USA sind derartige Klagen nichts Neues, dort hat es schon einige juristische Streitigkeiten wegen angeblicher Nebenwirkungen in Form von Thrombose-Risiken nach der Einnahme der Verhütungsmittel Yaz, Yasmin und Yasminelle gegeben. Entsprechend wurden von dem Chemiekonzern bis Anfang 2015 9000 Vergleiche in Höhe von insgesamt 1,9 Milliarden Dollar abgeschlossen, gleichwohl Bayer die Schuld nicht anerkannte. Alleine im letzten Jahr betrug die Summe, die Bayer in Zusammenhang mit den drei genannten Medikamenten in den USA gezahlt hat, 768 Millionen Euro.
Frankreich: Arzneiwächter stoppen Hormonpille Diane-35
Es ist nicht das einzige Verhütungsmedikament, mit dem Bayer Schwierigkeiten hat: Ende Januar 2014 musste der Konzern das Akne-Mittel Diane-35 in Frankreich vom Markt nehmen, da vier Todesfälle in Folge von Thrombosen mit dem Medikament in Verbindung gebracht wurden. Zwar war das Mittel offiziell nur zur Behandlung von Akne zugelassen, doch von vielen Ärzten auf Grund seiner verhütenden Wirkung als Antibabypille verschrieben worden.
Dazu auch das Video: Anti Baby Pille Bayer Frontal 21 DS Drospirenone LUNGENEMBOLIE
Warnhinweise zu Thrombosen!
03. April 2014 , BfArM
NEUE WARNHINWEISE ZU THROMBOSEN!
Ab dem 1. August 2014 müssen alle Gebrauchs- und Fachinformationen kombinierter oraler Kontrazeptiva deutlicher als bisher wegen des Thromboserisikos erweitert werden. Das BfArM (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte) setzt damit den EU Beschluss vom 16. 01. 2014 um. Betroffen sind alle Antibabypillen, die eine Kombination der Estrogene Ethinylestradiol oder Estradiol mit einem der folgenden Gestagene enthalten: Chlormadinon, Desogestrel, Dienogest, Drospirenon, Etonogestrel, Gestoden, Nomegestrol, Norelgestromin oder Norgestimat. Präparate mit Chlormadion (z.B. Belara, Bellissima..) werden zusätzlich mit einem schwarzen Dreieck gekennzeichnet. Für diese Arzneimittel haben die Zulassungsbehörden eine Unbedenklichkeitsstudie nach der Zulassung angeordnet, bei der diese Pillen mit Levonorgestrelhaltigen koK (2. Generation) verglichen werden.
Risikobewertungsverfahren, BfArM, hier.
EMA Mitteilung zu Nutzen und Risiken vom 16.01.2014.
INFOBOX
Bayer HealthCare – Umsatz: 18,92 Milliarden Euro und auf Platz 9 der Big Pharma
Bayer HealthCare, mit Sitz in Leverkusen, ist eine selbstständige Einheit der Bayer AG. Zu den wichtigsten Medikamenten zählen das bekannte Kopfschmerzmittel Aspirin, Bepanthen und Betaferon (Bayer Schering Pharma). Zuletzt verstärkte sich Bayer durch verschiedene Übernahmen. Über diesen Konzern haben wir bereits viel geschrieben. Für 10,4 Mrd. Euro übernehmen die Leverkusener das Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten vom amerikanischen Pharma-Konzern Merck. Somit ist Bayer auf dem Weg zur Marktführerschaft im Geschäft in diesem Segment. Siehe Die Top 10 der Pharmakonzerne – Das große Fressen
Verhütungsimplantat Jadelle von Bayer
Derzeit nutzt das Pharmaunternehmen Bayer HealthCare das Revival bevölkerungspolitischer Ziele in der Entwicklungspolitik, um das Verhütungsimplantat Jadelle weltweit massiv zu verbreiten. Unter dem Namen Jadelle Access Program bietet der Konzern seit 2012 das fünf Jahre wirksame Hormonimplantat verbilligt den Entwicklungsprogrammen an, im Tausch für eine Abnahmegarantie von 27 Millionen Implantaten innerhalb von sechs Jahren. Zielgruppe sind insbesondere Frauen in denjenigen ländlichen Regionen Afrikas, in denen es keine oder kaum medizinische Infrastruktur gibt.
Nebenwirkungen, wie lang anhaltende oder ausbleibende Blutungen, Migräne, Gewichtsabnahme oder -zunahme, Depressionen und Haarausfall treten klinischen Studien zufolge sehr häufig oder häufig auf. Das Herausoperieren des in den Oberarm eingenähten Implantats erfordert ausgebildetes medizinisches Personal und ist oftmals mit Komplikationen verbunden. Gegen das nahezu identische Vorläuferprodukt Norplant gab es deswegen in den 1990er Jahren weltweite Proteste von Frauengesundheitsorganisationen sowie erfolgreiche Entschädigungsklagen.
Das Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hat 2013 Bevölkerungspolitik zu seinem „Querschnittsthema“ deklariert und unterstützt die Verbreitung der Verhütungsimplantate. Auch kooperiert das BMZ im Rahmen bevölkerungspolitischer Tagungen und Projekte mit Bayer HealthCare. Quelle
Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker….
Netzfrau Doro Schreier
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