Kroatien schloss in der Nacht zum Freitag sieben seiner acht Grenzübergänge zu Serbien. Ausharrende Flüchtlinge auf Lesbos: „Ob ich sterben werde, ist mir egal” – Wir haben für Sie mit diesem Beitrag die aktuelle Situation zusammengetragen – wie Sie unschwer erkennen können, ist die Flüchtlingskrise erst am Anfang, obwohl sie schon seit einigen Jahren abzusehen war.
Seit Ungarn am Dienstag seine Grenze zu Serbien für Flüchtlinge praktisch geschlossen hat, wählten viele der aus Syrien und anderen Krisenländern stammenden Menschen daraufhin die Route über die kroatische Grenze, um in die EU zu gelangen. Auch Slowenien wird nun ebenfalls restriktiver vorgehen und stellte den Bahnverkehr ein.
Ungarn verhängte inzwischen auch über Regionen an der Grenze zu Kroatien den Krisenzustand. Dies ermächtigt die Behörden zu einem besonderen Vorgehen gegen Flüchtlinge. Ähnlich war Ungarn auch im Südosten des Landes vorgegangen. Statt sich um die Flüchtlinge zu kümmern und sie zu registrieren, schickte Kroatien die Menschen in Richtung Ungarn und Slowenien, begründet Außenminister Peter Szijjarto die Maßnahme. Die Polizei erklärt, sie habe etwa 200 Flüchtlinge festgenommen, die von Kroatien nach Ungarn gekommen seien.
Flüchtlinge in Europa
An der Grenze warten sie im Freien darauf, kontrolliert und nach Deutschland gelassen zu werden. In den Orten des Grenzgebietes, wie Freilassing, Rosenheim oder Passau, wurden Notunterkünfte für die Asylsuchenden eingerichtet. Dort warten sie, bis sie per Zug zu Aufnahmezentren im ganzen Bundesgebiet gebracht werden.
Wie Ungarn mit Flüchtlingen umgeht, können Sie dem folgenden Video entnehmen – mit Tränengas gegen Flüchtlinge an der Grenze:
Die neue Fluchtroute wird zur Sackgasse
Auf der Suche nach einem Weg Richtung West- und Nordeuropa ist für viele Flüchtlinge möglicherweise auch auf der Route über Kroatien und Slowenien bald kein Durchkommen mehr.
Diese Karte auf arabisch zeigt die neue Flüchtlingsroute in die EU – Turkey, Greece, Macedonia, Serbia, Croatia, Slovenia, Austria & Germany. Doch hier wird es in Zukunft kein Durchkommen mehr geben – sollten die Grenzen weiterhin geschlossen bleiben. Viele Menschen sind bereits auf dieser Route und so ist mit einer Eskalation auch in Kroatien zu rechnen.
Lesbos – das Tor zur EU
Doch wie sieht es in folgenden Ländern aus, wo Menschen übers Meer flüchten?
Griechenland – Auf Lesbos harren rund 20 000 Flüchtlinge aus – die griechische Insel vor der Küste der Türkei ist von dem Andrang völlig überfordert. Wie uns von mehreren Seiten bestätigt wurde, gibt es kaum was zu Essen – viele Flüchtlinge harren an den Stränden aus
More riot police than food in #moria #lesvos. pic.twitter.com/5taXqQ3cLX
— Natasha Tsangarides (@tsanga10) 16. September 2015
Auch hier auf Lesbos sind freiwillige Helfer – damit die ankommenden Flüchtlinge mit dem Notwendigsten versorgt werden, wie eine britische Familie – wie Sie dem Video entnehmen können:
Meet the British family who’ve helped thousands of refugees and migrants on the island of Lesbos https://t.co/1q2hGXaRxD — Channel 4 News (@Channel4News) 17. September 2015
Unglaublicher 6 Mio $ Schlepperprofit am Tag. Laut ZIB2 landen pro Tag 100 Boote mit je 50 Flüchtlingen in Lesbos. Jeder zahlte 1200 $
Ausharrende Flüchtlinge auf Lesbos: „Ob ich sterben werde, ist mir egal”
Eine unbekannte Zahl von Flüchtlingen harrt auf der griechischen Insel Lesbos in einem provisorischen Aufnahmezentrum in der Nähe des Hafens aus.
Die Menschen warten auf eine Fährpassage zum griechischen Festland, um dann weiter in Richtung Westeuropa zu fliehen.
Berichte über Grenzschließungen schrecken die meisten nicht ab.
Eine schwangere Syrerin zeigt sich entschlossen:
„Wenn die offiziellen Grenzen schließen, nehme ich eben versteckte Wege. Wir sind verzweifelt und kämpfen um eine bessere Zukunft für meine Tochter und das Baby, das ich erwarte. Wir haben Syrien verlassen, um meinen Kindern ein besseres Leben zu bieten. Ob ich über Berge steigen muss oder sterben werde, ist mir egal.”
Ein 31-jähriger Flüchtling aus der syrischen Stadt Homs sagte:
„Ungarn ist dicht, das weiß ich. Sie schicken die Menschen nach Serbien. Dann müssen wir andere Wege nehmen. Was sollen wir sonst machen, wir haben keine Wahl. Wo wir bleiben werden? Wir machen weiter – aber nicht hier.”
Flüchtlinge auf Kos – Griechenland
Auch auf der Insel Kos helfen die rund 34 000 Einwohner, wo sie können. Doch nachdem dort innerhalb weniger Wochen schätzungsweise zwischen 50 000 und 60 000 Flüchtlinge angekommen seien, sei deren Versorgung immer schwieriger geworden. Viele der Flüchtlinge leben am Strand. Das macht die sanitäre Situation sehr schwierig. Von den bekannten Hilfsorganisationen sind zudem bisher nur die «Ärzte ohne Grenzen» vor Ort. Die Bevölkerung brauche daher dringend Hilfe, um die Versorgung der Gestrandeten längerfristig gewährleisten zu können.
Twenty-two migrants drown trying to reach Greek island of Kos. Full coverage of the crisis: http://t.co/IXTOzSIP1j pic.twitter.com/s7Da7wzyQB
— Reuters Top News (@Reuters) 15. September 2015
Syrian baby girl Rahf born in #Greece has no where to go http://t.co/ENoY0Ifohn #EUmigrantcrisis pic.twitter.com/iS5O62K95P — IBTimes UK (@IBTimesUK) 16. September 2015
Flüchtlinge in Italien
In Italien wurde nun ein Zentrum geschlossen, nachdem BBC Nachforschungen tätigte. Es handelt sich um eine private Einrichtung, in der Kinder, die sich auf der Flucht befinden, untergebracht wurden. Immer weitere private Einrichtungen werden aufgrund des Ansturms an Flüchtlingen errichtet. In Italien profitiert sogar die Mafia, die „soziale“ Einrichtungen eröffnet hat, von den Flüchtlingen.
In Italien sind etwa 100 000 Flüchtlinge, der Papst hat vor ein paar Tagen einen Aufruf an seine Leute gestartet, dass Flüchtlinge in kirchlichen Einrichtungen aufgenommen werden sollen. 15 000 Flüchtlinge fanden so eine Bleibe.
Die folgende Nachricht bezieht sich auf den BBC-Bericht und ist im Original:
‚Unfit‘ Italy migrant centre closed after BBC investigation
A migrants centre in Italy, investigated by the BBC, has been closed after Italian MPs said it „it was not fit for a rubbish dump“.
The centre, which housed children, was one of the many privately-owned centres which sprung up to deal with the influx of refugees.
Katya Adler reports on what happens to some of the youngsters when they reach Europe.
Auf der einen Seite sind viele Flüchtlinge dem Krieg entkommen – flüchten aber in einen weiteren Krieg hinein. Europa wird sich nicht einig, wie es diese Situation handhaben will. Schweden hat bereits begonnen, die Flüchtlinge auf dem Luftweg ins Land zu holen, um ihnen die Strapazen eines langen Weges des Leides zu ersparen. Kommen die Flüchtlinge in Griechenland an, erwartet sie hier Hunger und Durst – und die Frage – wie geht es weiter? Der Balkan hat sich zu einer Sackgasse entwickelt, Ungarn wehrt sich mit Stacheldraht und Tränengas.
Das was keiner geglaubt hat, ist Realität – Europa ist eine Festung – im Zeitalter der Globalisierung – aber nur, wenn es um Menschen geht – die Waren und das Geld fließen weiter ungehindert.
Netzfrau Doro Schreier
3 Kommentare » Schreibe einen Kommentar