In der nordfranzösischen Hafenstadt kampieren nach Schätzungen gut 3500 Flüchtlinge. Viele von ihnen versuchen, durch den Tunnel oder auf Fähren nach Großbritannien zu gelangen. Seit Ende Juni kamen dabei elf Menschen ums Leben. Vor allem am Gelände um den Tunnel sind die Sicherheitsvorkehrungen massiv verschärft worden.
Auf dem Gelände vor dem Ärmelkanal-Tunnel bei Calais ist erneut ein Flüchtling ums Leben gekommen. Der Jugendliche wurde am frühen Donnerstagmorgen von einem Güterzug erfasst, wie Eurotunnel und die zuständige Präfektur des Départements Pas-de-Calais berichteten. Der vermutlich 15- bis 17-Jährige stamme wohl aus dem Sudan oder aus Eritrea.
Die Flüchtlingskrise verschlechtert die Beziehung zwischen Frankreich und Großbritannien. Eine vielfältige Gemeinschaft von etwa 3500 Flüchtlingen aus Sudanesen, Eritreern, Äthiopiern, Syrern, Afghanen, Pakistanis, Irakern und Iranern sind hier gestrandet. Viele von ihnen hoffen, über den Kanal nach Großbritannien zu gelangen, wo sie Familie, Freunde oder Bekannte haben.
Mittlerweile ist in dem Niemandsland eine kleine Zeltstadt entstanden. Die britische Regierung konzentriert sich eher auf Zäune, um die Flüchtlinge draußen zu halten. Die französische Regierung stimmte widerwillig zu, einen dauerhaften Schutz für 1500 Flüchtlinge zu bauen. Der Winter steht vor der Tür und eine Lösung muss her.
„Wenn Sie, David Cameron, die Straßen schließen, werden wir durch das Meer schwimmen“, so verzweifelte Flüchtlinge im Niemandsland – zwischen Frankreich und Großbritannien.
Zusammenstoß französischer Polizei mit Migranten und Flüchtlingen
Tränengas hören und lesen wir nur aus Ungarn, doch auch in Calais nutzt die dortige Polizei diese Art der Gewalt. Am Dienstag dieser Woche soll die Polizei CS-Gas verwendet haben, als sie mehrere hundert Menschen mit ihren Zelten in Calais vertreiben wollten.
Das Video, welches von Augenzeugen aufgenommen wurde, zeigt die Polizei in Kampfausrüstung unter der Brücke am Eingang des Lagers. Kanister wurden in die Zelte geworfen und angezündet. Bereits am Montag wurden mehrere hundert Menschen aus einem nahe gelegenen Lager in das Hauptlager vertrieben, wenn dieses als solches bezeichnen werden kann, wie die Calais Migrant Solidarity Website berichtete.
Um etwa 7:30 Uhr wurden drei größere Lager in der Stadt, die von etwa 300 Syrern bewohnt wurden, von einem großen Kontingent von Gendarmen, nationaler Polizei und der LAC (verdeckte Ermittler) aufgelöst. Sie weckten die Menschen auf, gaben ihnen nur wenig Zeit, ihre Habseligkeiten einzusammeln und forderten sie auf, zum Dschungel (so wird das Lager in Calais genannt) am Stadtrand von Calais zu gehen.
Als die syrischen Flüchtlinge sich weigerten, ihr Lager zu verlassen, wurden sie von der Polizei mit Pfefferpray angegriffen und etwa 2,5 Meilen in einem Konvoi von der Polizei in Richtung des Lagers außerhalb der Stadt getrieben. Danach folgten die Bulldozer und zerstörten das Lager. Sie zerstörten Handys, Pässe und andere Habseligkeiten der Flüchtlinge.
So war es auch am Dienstag. Wieder kamen Polizisten und vertrieben Flüchtlinge aus ihren provisorischen Lagern, die zu nah an der Stadt von Calais aufgebaut gewesen waren. Nicht nur Pefferspray, auch Tränengas und Wasserwerfer wurden eingesetzt, dazu Schlagstöcke – eben das volle Programm. Die freiwilligen Helfer erfuhren später, dass alle Lager zerstört wurden und die Flüchtlinge und Migranten in den „Dschungel“ außerhalb der Stadt getrieben wurden.
CORRECTION #France #migrants Eviction of around 200 refugees from a camp site in Calais. #AFP by Philippe Huguen pic.twitter.com/DiLskPAJCm
— Aurelia BAILLY (@AureliaBAILLY) 21. September 2015
Mittlerweile ist die Zeltstadt etwa 20 Hektar groß. Sie gleicht teilweise einem Sumpfgebiet.
A War Photographer Captured Striking Images Of A Migrant Camp In Calais While Delivering Aid http://t.co/tJMnZ9dJPL pic.twitter.com/9RR4Jmia1C — BuzzFeed News (@BuzzFeedNews) 24. September 2015
In Calais sind Ärzte ohne Grenzen eingetroffen. Ihr Bericht ist erschütternd. Neben Hochwasser ist die Abfallwirtschaft ein Problem. Im Lager staut sich der Müll. Zwar wurden drei große Müllcontainer aufgestellt, aber diese sind unzureichend. Am 21. September startete MSF eine große Aufräumaktion. Müll wurde eingesammelt und ein System für die Erfassung von Müll wurde in jeder Gemeinde eingerichtet. „Wir sind humanitäre Helfer und als solche bestrebt, Flüchtlingshilfe in medizinischen und gesundheitlichen Notfällen im Sudan, Äthiopien, Jordanien und anderswo zu leisten, aber die Situation hat sich hier in Calais als besonders schockierend erwiesen“, sagt Vandini von Ärzte ohne Grenzen. „Die Leute sind hier auf sich allein gestellt. Es gibt nicht genug Wasser-Stationen oder Duschen. Es gibt keine Gesundheitsversorgung, es kümmert sich niemand um diese Menschen. Sie sind verlassen.“Mit Hilfe der EU will Frankreich in der Hafenstadt Calais ein neues Flüchtlingslager mit Platz für bis zu 1500 Menschen errichten. Das Lager mit 120 Zelten für jeweils zwölf Flüchtlinge solle Anfang 2016 entstehen, sagte Frankreichs Premierminister Manuel Valls bei seinem Besuch in Calais. EU-Kommissionsvizepräsident Frans Timmermans sagte Frankreich unter anderem für dieses Lager neue Finanzhilfen von fünf Millionen Euro zu. Das Geld soll auch dazu dienen, Asylbewerber von Calais in andere Gegenden Frankreichs zu bringen. Solange wird es immer wieder zu Angriffen mit Tränengas und Schlagstöcken kommen und die Flüchtlinge werden weiterhin ihr Leben aufs Spiel setzen und versuchen Großbritannien zu erreichen. Immer wieder versuchen Flüchtlinge, auf die LKWs zu kommen, um nach Großbritannien zu gelangen. Die ansässige Polizei schießt weiterhin mit Tränengas. Auch diese Woche gab es wieder einen Stau auf der Autobahn in der Nähe des Dschungels. Viele Flüchtlinge und Migranten versuchten wieder auf LKws zu kommen. Die Polizei reagierte, indem sie im Dschungel mit Einsatz von Schlagstöcken, Pefferspray und Tränengas angriffen, wahllos, auch dort, wo viele Frauen und Kinder leben.
Another Migrant Killed by Train in Calais While Trying to Access The Channel Tunnel http://t.co/0HiwLQ3hZ6 pic.twitter.com/Rt1Ovwa4AQ — Breitbart London (@BreitbartLondon) 24. September 2015
Calais kommt nicht zur Ruhe. Menschen sterben und der Winter steht vor der Tür.
Zu Calais finden Sie auf https://calaismigrantsolidarity.wordpress.com/ immer aktuelle News.
Netzfrau Doro Schreier
Verzweiflung auf der Flucht – „Wir wollen einfach nur die Freiheit, wir wollen nur Frieden“
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