Raubbau wegen Rohstoffen – Erdrutsch Guatemala – 32 Tote und 600 Vermisste

GuatemalaBei einem Erdrutsch wurden in der guatemaltekischen Ortschaft El Cambray 15 Kilometer östlich von Guatemala-Stadt 125 Häuser unter Tonnen von Schlamm begraben. Bisher haben die Behörden 32 Leichen geborgen. Bis zu 600 Personen werden noch vermisst.

Guatemala ist reich an Rohstoffen, doch mehr als 75 % der Gesamtbevölkerung lebt in Armut. Durch Rodungen kommt es immer wieder zu Erdrutschen. Palmöl und Zuckerrohr für Bioethanol rauben den Kleinbauern das Land, aber auch Rohstoffe, wie Eisen, Zink oder Silber aber auch Kaffee machen das Land seit 2003 interessant für große nationale Konzerne. Die Mehrheit der ärmsten Bevölkerung hat nur kleine Anbauflächen zur Verfügung.

Da diese sich auch meist auf steilen Hängen befinden, rutscht den Einwohnern buchstäblich der Boden unter den Füßen weg. Bereits 2010 starben viele Menschen, da die lang anhaltenden Regen Guatemalas Berghänge destabilisierte. Allein 21 Menschen starben, als ein Reisebus von einer Schlammlawine erfasst wurde. Während die Rettungsarbeiten im Gange waren, lösten sich weitere Erdrutsche und begruben weitere Menschen unter sich.

Nach heftigen Regenfällen südlich von Guatemala-Stadt gab dort der aufgeweichte Boden nach: Ein ganzes Dorf wurde in den Tod gerissen, womöglich gibt es sogar Hunderte Opfer.

Die Bergungsarbeiten gestalten sich schwierig. Über den Häusern liegt ein Berg aus Erde und Schlamm. Elf Verletzte seien in nahe gelegene Krankenhäuser gebracht worden. Einsatzkräfte und Anwohner suchten in den Trümmern nach Verschütteten.

Der Erdrutsch war von starken Regenfällen in den vergangenen Tagen ausgelöst worden. Knapp 70 Häuser seien verschüttet worden, teilte die Feuerwehr mit. In dem Vorort von Guatemala-Stadt leben vor allem arme Familien.

In dem zentralamerikanischen Land hatte es in den vergangenen Tagen heftig geregnet.

Daraufhin lösten sich nach Angaben der Bewohner des Ortes El Cambray große Erdmassen von einem 100 Meter hohen Hügel und begruben bis zu 68 Häuser in dem Ort östlich der Hauptstadt Guatemala-Stadt unter sich.

Die wachsende Nachfrage nach Biotreibstoffen auf dem Weltmarkt treibt in Guatemala die Ausbreitung von Zuckerrohr- und Palmölplantagen voran. Die Flächenkonkurrenz führt dazu, dass die Produktion von Nahrungsmitteln in Guatemala erheblich zurückgegangen ist.

Guatemala grenzt zwischen El Salvador und Mexiko an den Nordpazifik und zwischen Honduras und Belize an die Karibik. Mehr als die Hälfte des Landes besteht aus Gebirgen mit nur schmalen Küstenebenen. Das Tiefland findet sich im Nordosten des Landes, der überwiegend mit Regenwald bedeckt ist. Der Vulkan Tajumulco ist mit 4.211m der höchste Punkt Mittelamerikas.

Seit der Jahrhundertwende gehört die Abholzungsrate in Guatemala zu den höchsten des Kontinents.

In diesen abgelegenen Regionen haben Regierungen kaum Einfluss. Hier sind die lokalen Machthaber Großbauern, Landspekulanten oder Holzhändler.

Guatemala ist eines der  bedeutendsten Kaffeeländer der Welt. Um eine höhere Produktion gewährleisten zu können, werden weitere Flächen für den Kaffee gerodet. Auf einer um 8 % auf 248 597 Hektar erweiterten Anbaufläche konnte der Ertrag um 134 % auf 1025 kg/Hektar gesteigert werden. Im weltweiten Vergleich verbesserte sich Guatemala bei der Ertragskraft um 28 Plätze auf Rang 13. Daran sehen Sie, wie Regenwald für Rohstoffe wie Kaffee gerodet wird. Dies nicht ohne Folgen, wie jetzt der Erdrutsch zeigt. Und wiedermal trifft es die Ärmsten der Armen, denn in der Region leben nur arme Familien, die nicht nur ihr Hab und Gut verloren haben, sondern auch Familienangehörige.

Die Biospritproduktion ­gefährdet die Welternährung, sagen Entwicklungsexperten. Wie real diese Warnung ist, zeigt Guatemala.  Im Laufe der vergangenen Jahre haben Großkonzerne riesige Ländereien gekauft. Sie wollen die Landwirtschaft ganzer Regionen auf den Anbau von Ölpalmen und Zuckerrohr umstellen, aus denen Ethanol und Biodiesel gewonnen werden können. Für die Familien, die seit Generationen auf dem Land leben, bleibt weder genug Platz noch ausreichend Arbeit. Ganze Gemeinden werden vertrieben und verlieren ihre Überlebensgrundlage.

Reich an Rohstoffen und trotzdem arm!

Ein Bericht vom Oktober 2014 zeigt die Dimensionen, in welcher Höhe mit Rohstoffen Dollars verdient werden: Exporte von Edelsteinen und Halbedelmetallen betrugen ca US $ 319,7 Millionen. Der Ertrag für Eisen und Stahl lag bei  US $ 107,3 Millionen, Nickel  bei US $ 88,6 Millionen; Aluminium  bei US $ 81,5 Millionen und 25,3 Millionen US$ für Zink.

Warum es sich lohnt, in Guatemala zu investieren, finden wir auf der Seite investinguatemala.org. Da ist die geographische Lage, reich an natürlichen Ressourcen, die Qualität der Arbeitskräfte und hohe logistische Leistung – das sind Teile der Faktoren, die dazu führen, dass seit 2003 immer mehr große ausländische multinationale Konzerne sich dort niederlassen. Guatemala hat eine solide Infrastruktur und zunehmende technologische Gier, sich als Metropole der Region zu positionieren. Seit 2003 wuchsen die ausländischen Direktinvestitionen (FDI) um 375,6 %, nicht ohne Folgen für die Bevölkerung und die Natur Guatemalas.

Schaubild mit der territorialen Verteilung der Mayavölker und Sprachgruppen in Guatemala

Guatemala ist ein Land mit groβen Gegensätzen zwischen arm und reich: Eine kleine Oberschicht von Weißen und Latinosso wird in Guatemala die Bevölkerung europäischer und gemischt-indigener Abstammung bezeichnet, verfügt über den Großteil des Nationaleinkommens, während mehr als 75 % der Gesamtbevölkerung in Armut und 54 % unter der Armutslinie leben (2011).

Das auf den ersten Blick beeindruckende Bild einer seit Jahrhunderten vermeintlich multikulturellen Gesellschaft der 23 verschiedenen indigenen Völker:

Mehr als 75 % der indigenen Bevölkerung leben in ländlichen Regionen. Da die Landwirtschaft nach wie vor eine der wichtigsten Einkommensquellen für die Maya darstellt, sind sie von Landmangel und ungerechter Landverteilung besonders betroffen:

  • Armut ist in Guatemala vor allem ländlich und indigen: Über 90 % der indigenen Bevölkerung des westlichen Hochlandes leben von Einkünften weit unter der  Armutsgrenze

  • Sehr viele Angehörige der indigenen Volksgruppen sind aus wirtschaftlicher Not gezwungen, sich unter oftmals unzumutbaren Arbeitsbedingungen auf den Plantagen an der Pazifikküste oder in den Betrieben der Maquiladora-Industrie als billige Arbeitskräfte zu verdingen

  • Kinderarbeit betrifft vorwiegend die indigene Bevölkerung   Quelle 

Vertreter der EFTA-Staaten (Norwegen, Island, Schweiz, Liechtenstein) und der Zentralamerikanischen Staaten Costa Rica, Panama und Guatemala haben am 22.6.2015 das Protokoll zum Beitritt Guatemalas zum Freihandelsabkommen EFTA/Zentralamerikanische Staaten unterzeichnet. Das Abkommen ist seit August/September 2014 zwischen den EFTA-Staaten und Costa Rica und Panama in Kraft. Mit Inkrafttreten des Beitritts von Guatemala zum Freihandelsabkommen wird der Marktzugang für EFTA-Ursprungswaren verbessert. Bei Industrieprodukten (einschließlich Fisch und Meeresprodukte) und bei verarbeiteten Landwirtschaftsprodukten gewährt Guatemala der EFTA Marktzugangsbedingungen vergleichbar denen im Freihandelsabkommen der EU mit den Zentralamerikanischen Staaten. Der Zollabbau in Guatemala für Ursprungswaren der EFTA-Staaten erfolgt mit Inkrafttreten des Abkommens bzw. für sensiblere Waren in einem Übergangszeitraum von 5 bis 15 Jahren. Quelle 

Im Rahmen des Instruments für Entwicklungszusammenarbeit/EZI (Development Cooperation Instrument/DCI) unterstützt die Europäische Kommission das Jahresaktionsprogramm 2014 für Guatemala durch einen Beitrag in Höhe von 25 Mio. Euro. Es konzentriert sich auf die Förderung der Wettbewerbsfähigkeit von Kleinst-, Klein- und mittleren Unternehmen (KKMU) und Kooperativen in Guatemala. Dafür sind u.a. Maßnahmen zum Institutionenaufbau, zur Verbesserung der Geschäftsklimas und zur Erleichterung des Marktzugangs und des Handels vorgesehen. Quelle

Europa wird in Guatemala von der Deutsch-Guatemaltekischen Industrie-und Handelskammer vertreten und ist gleichzeitig der wichtigste Handelspartner Guatemalas.

In Guatemala kontrollieren 88 Prozent kanadische Konzerne die  Bergbauproduktion, deren Wert 2012 auf 600 Millionen Dollar geschätzt wurde. Es protestieren sowohl indigene als auch nicht indigene Gruppen in Guatemala gegen die Errichtung von Bergwerken in der Nähe ihrer Dörfer und ihres Landes, um Umweltverschmutzung und langfristige Schäden für die lokale Landwirtschaft zu verhindern.

Die Aktivisten wenden sich gegen die Landkonzentration und Umweltzerstörungen, die von den Unternehmen vorangetrieben werden, die Brennstoff aus Palmöl und Zuckerrohr gewinnen.

Dass die Kleinbauern etwas erreichen können, haben sie in Guatemala gegen Monsanto gezeigt. Im Rahmen des Freihandelsabkommen mit der USA – DR-CAFTA –  sollten sie das Monsanto-Gesetz einhalten. Dagegen hatten sie sich gewehrt und gewonnen und können die gekaufte Saat nun ohne Strafe selbst vermehren. Nach dem Monsanto-Gesetz hätten die Bauern ihr Saatgut jedes Jahr aufs Neue von Patenthaltern wie Monsanto kaufen müssen. Bei Verstößen drohten hohe Geld- und sogar Freiheitsstrafen. Dazu: Medien schweigen: Trotz Bedingung für DR-CAFTA – Umstrittenes Monsanto-Gesetz in Guatemala aufgehoben

Doch gegen solche Naturereignisse wie der Erdrutsch, sind sie machtlos. Die Verteilung von Land verläuft in Guatemala sehr ungerecht. Die Mehrheit der ärmsten Bevölkerung hat nur kleine Anbauflächen zur Verfügung. Da diese sich auch meist auf steilen Hängen befinden, rutscht den Einwohnern buchstäblich der Boden unter den Füßen weg. Denn die Bäume, die einst die Hänge befestigten, mussten den Anbauflächen weichen. Einige Waldgebiete sind nun vollkommen kahl, starker Regen hat die Böden bis auf den nackten Stein abgetragen. Damit die Menschen in Guatemala wieder auf ihre natürlichen Ressourcen zugreifen und ihren Lebensunterhalt bestreiten können, müssen wieder Bäume auf steilen Hängen gepflanzt werde, um das Risiko von Erdrutschen zu minimieren. Man sollte auf jeden Fall die Konzerne in die Pflicht nehmen, wie es jetzt Singapur macht.

Hunderte Flächen brennen in Indonesien und weitere hunderte in Sumatra. Große Flächen werden illegal abgefackelt, um Plantagen für die Produktion von Palmöl und Nutzholz für die Papierindustrie anzulegen. Der Rauch bedroht zusätzlich die Gesundheit vieler Menschen, bei Sichtweiten unterhalb von 1.000 Metern ist er extrem schädlich. In der Provinz Riau in Indonesien werden Mütter mit ihren Säuglingen evakuiert. Die seit Wochen anhaltenden Waldbrände führen zu gefährlichen Luftverschmutzungen. Über 35.000 Menschen sind bereits durch die  Luftverschmutzung erkrankt. Wegen dichter Smogdecken über Singapur ergreift der südostasiatische Stadtstaat nun juristische Maßnahmen gegen den Konzern Asia Pulp and Paper (APP).

„Das ist keine Naturkatastrophe, sondern ein von Menschen herbeigeführtes Ereignis mit extremen Auswirkungen auf die Gesundheit, die Wirtschaft und die ganze Gesellschaft“, begründete Umweltminister Vivian Balakrishnan den Schritt. Singapur liegt in der Nähe der indonesischen Insel Sumatra und leidet jedes Jahr unter den dortigen Waldbränden. Letzte Woche erreichte der Smog in Singapur ein stark gesundheitsgefährdendes Niveau. Schulen wurden geschlossen und Flüge gestrichen.

APP mit Sitz in Singapur ist einer der größten Papierhersteller und Teil des multinationalen Konglomerats Sinar Mas, eines der weltweit größten Palmöl-Produzenten. Die Palmölindustrie wird seit Langem für die alljährlichen Waldbrände in Indonesien verantwortlich gemacht. Bereits seit einigen Wochen wird gegen mehrere Palmölproduzenten wegen Verdachts auf Brandstiftung ermittelt. Lesen Sie dazu: Indonesien brennt wie noch nie – Alles nur wegen der Gier nach Palmöl-Smoke engulfs region as Indonesia needs years to tackle fires.

32 Tote und 600 Vermisste in Guatemala: Erdrutsch verschüttet ganzes Dorf

Bei einem Erdrutsch wurden von Donnerstag auf Freitag (03:30 Uhr GMT) in der guatemaltekischen Ortschaft El Cambray im Bezirk Santa Catarina Pinula 15 Kilometer östlich von Guatemala-Stadt 125 Häuser unter Tonnen von Schlamm begraben. Bisher haben die Behörden 32 Leichen geborgen, bis zu 600 Personen werden noch vermisst. Die Bergungsarbeiten gestalten sich schwierig. Über den Häusern liegt ein Berg aus Erde und Schlamm.

Ob Abholzung nun zu der schrecklichen Tragödie geführt hat, bei der mindestens 32 Tote und 600 Vermisste zu beklagen sind, ist noch nicht festzustellen. Noch suchen die Hilfskräfte verzweifelt nach Überlebenden. Wir haben Ihnen einige Twittermeldungen zusammengestellt.

„Der Mensch betreibt Raubbau mit den Schätzen der Natur und merkt dabei nicht, dass er sich selbst bestiehlt.“ Ursula Schachschneider

Netzfrau Doro Schreier

Multinationale Konzerne zerstören Lateinamerikas Flora, Fauna und so das Leben der indigenen Völker-Pueblos indígenas de América Latina, muriendo por culpa de las multinacionales

RSPO Mitglied Wilmar erneut schmutziges Geschäft mit Palmöl – Palm oil giant Wilmar resorts to dirty tricks

Palmöl – Greenwashing durch Unterstützung von WWF und Greenpeace- Warum wir zum Nutella-Boykott auffordern

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