In der Demokratischen Republik Kongo wird sexuelle Gewalt systematisch als Kriegswaffe eingesetzt. Die jungen Rebellen werden dazu gezwungen – auf Befehlsverweigerung steht die Todesstrafe.
Für die missbrauchten Frauen und Kinder ist der Arzt Denis Mukwege die letzte Hoffnung.
Die UNO bezeichnet den Kongo als „Welt-Hauptstadt der Vergewaltigung“ und spricht vom „gefährlichsten Land für Frauen“. Die Statistiken zeigen, dass die sexuelle Gewalt immer weiter zunimmt. Über eine halbe Million Frauen sollen seit Beginn des Krieges 1998 vergewaltigt worden sein.
Dr. Denis Mukwege: Kampf gegen sexuelle Gewalt in der Demokratischen Republik Kongo
Jede dritte Frau im Ostkongo wurde Opfer sexueller Gewalt. 60 Prozent von ihnen wurden von bewaffneten Männern misshandelt. Das Land gilt als Beispiel für sexuelle Gewalt als Kriegswaffe. Doch gab es sexuelle Gewalt auch in anderen Kriegen, nicht zuletzt während des Zweiten Weltkriegs. Sie ist auch das Ergebnis der extremen Gewalterfahrung der Männer, die diese Kriege führen.
2010 wurden 387 Menschen in vier Tagen in Luvungi und den umliegenden 13 Dörfern vergewaltigt – 300 Frauen, 55 Mädchen, 23 Männer und neun Jungen. Das jüngste Opfer war zwei Jahre alt, das älteste 79. Fast alle wurden mehrfach misshandelt und sind bis heute schwer traumatisiert.
Dr. Denis Mukwege ist ein ausgezeichneter kongolesischer Gynäkologe und Menschenrechtsaktivist. Seit 1999 hat er operative Eingriffe an über 40 000 Mädchen und Frauen durchgeführt, die zuvor sexueller Gewalt zum Opfer gefallen waren. Denis Mukwege thematisiert die Probleme seines Landes auf der internationalen Bühne und trifft sich mit Entscheidungsträgern aus dem internationalen Raum, um gemeinsam nach einer Lösung zu suchen. In der Vergangenheit ist er bereits mit dem Clinton Global Citizen Award und dem Sacharow-Preis ausgezeichnet worden. In der Demokratischen Republik Kongo befindet sich Dr. Mukwege fortwährend in Lebensgefahr. 2012 überlebte er ein Attentat.
1999 begann Mukwege, mit finanzieller Unterstützung aus Schweden die ersten Frauen zu behandeln. Seine Hilfe sprach sich herum und immer längere Schlangen warteten morgens vor dem Tor. Heute arbeiten hier 12 Ärzte und 30 Schwestern. Gingen die Frauen früher Tage oder Wochen zu Fuß, gibt es mittlerweile Jeeps, die in regelmäßigen Abständen die Dörfer abfahren: Stundenlange Touren über holprige Pisten. In den Krankenstationen warten dann oft mehr als 100 Frauen auf die Ärzte.
In seinem letzten Exklusivinterview vor der Verleihung des Friedensnobelpreises erklärt Denis Mukwege, dass er die Hoffnung hege, den Frauen im Ostkongo durch den Gewinn des Preises Aussicht auf eine bessere Zukunft bieten zu können. Das Interview wird am morgigen Tage in der von Twan Huys moderierten Sendung College Tour im niederländischen Fernsehen ausgestrahlt.
Mukwege richtet sich mit einer klaren Botschaft an das Publikum und fordert es zum Handeln auf: „Ich denke, dass es sehr hilfreich sein kann, wenn man sich nicht nur auf die eigene Person konzentriert. Sie können sehr viel für andere Menschen tun.“
Unterstützung von Hillary Clinton, Angelina Jolie und Ben Affleck
Mukwege wird bei seiner Arbeit von einflussreichen Prominenten unterstützt. Mukwege erklärt: „Wir freuen uns sehr über ihre Unterstützung. Diese Solidarität benötigen wir. Denn es handelt sich hierbei nicht um ein kongolesisches Problem, sondern um ein Problem der gesamten Menschheit.“
Panzi- Krankenhaus in Bukavu
Hier versuchen Gynäkologen, verstümmelte Geschlechtsorgane zu retten und zerbrochene Seelen zu kitten. Manche Frauen kommen aus Dörfern viele hundert Kilometer entfernt. Manche haben schon ein Dutzend Enkel. Und manche sind erst 13. Emilianas Kindheit endete am 20. März 2006 in ihrer Heimatstadt Shabunda, 200 Kilometer westlich von Bukavu.
„Die Frauen werden systematisch zerstört“, sagt Chefarzt Denis Mukwege, „die Rebellen vergewaltigen sie nicht aus sexuellem Trieb, sondern weil sie wissen, dass sie so ganze Familien, das ganze Land vernichten. Jede Gruppe hat sogar ihre eigene Methode. Das ist viel effektiver, als mit Waffen zu kämpfen.“ Mukwege ist Gründer des Krankenhauses. Ein groß gewachsener Mann von 52 Jahren, die Stimme heiser, die Tränensäcke dunkel. Manchmal gähnt er mitten im Satz. Noch immer übernimmt er selbst fünf Operationen pro Tag. In der Anfangszeit der Klinik waren es bis zu 20. Meist sind es Fisteln, Durchbrüche zwischen Darm und Blase oder Scheide, hervorgerufen durch Äste, die Rebellen den Frauen gewaltsam einführten. Andere benutzen dazu die Läufe ihrer Gewehre. Wiederum andere drücken auch ab.
Trotz der Tatsache, dass Vergewaltigung und sexuelle Gewalt im Kongo an der Tagesordnung sind, zeigt sich Denis Mukwege nach wie vor hoffnungsvoll. Er vertritt die Auffassung, dass die positive Einstellung und Widerstandskraft der kongolesischen Frauen über die Zukunft seines Landes entscheiden werden. Mukwege erklärt: „Wir müssen diesen Frauen helfen und ihnen die Möglichkeit bieten, zu zeigen, dass sie keinesfalls am Ende sind und ihr Leben sehr wohl weiterführen können.“
In seiner Rede vor den Vereinten Nationen 2012 rief er die Weltgemeinschaft auf, sexualisierte Kriegsgewalt einhellig zu verurteilen und die Vergewaltiger wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor Gericht zu stellen. In den Jahren 1998 bis 2013 haben Mukwege und seine Kollegen im Panzi-Hospital 40 000 vergewaltigte Frauen operiert. Dabei beobachten sie, wie die Täter immer grausamer werden.
Allen Bedrohungen zum Trotz kehrte Denis Mukwege Januar 2013 unter großer Anteilnahme der Bevölkerung Kivus zurück, um unter verschärfter Bewachung seine Arbeit im Panzi-Hospital fortzusetzen. Webseite Panzi Foundation DRC
Im September 2013 wurde Denis Mukwege für seine Verdienste um die Menschenrechte mit dem „Alternativen Nobelpreis“ 2013 (offiziell: Right Livelihood Awards) geehrt:
„… für seine langjährige Arbeit, Frauen, die sexuelle Kriegsgewalt überlebt haben, zu heilen, und für seinen Mut, die Ursachen und Verantwortlichen zu benennen.“ – Begründung der Jury
Denis Mukwege ist zum dritten Mal für den Friedensnobelpreis nominiert und er hat ihn verdient.
Netzfrauen
U2 & Apple: Bono verkauft sich an Apple und unterstützt somit den Krieg im Kongo
Trotz Rohstoffreichtum bettelarm – Wer profitiert vom Hunger?
Keinen Friedensnobelpreis für Angela Merkel!
Eine Schande! Friedensnobelpreisträger EU mit Schlagstöcken und Tränengas gegen Flüchtlinge
Malala Yousafzai u.Kailash Satyarthi – Friedensnobelpreis für Kinderrechtsaktivisten
„Atomic Africa“ – Uranbergbau, Atomindustrie & Widerstand in Afrika – und notfalls mit Gewalt
4 Kommentare » Schreibe einen Kommentar