Egal ob Margarine, Pizza, Schokoriegel, Waschmittel oder Biosprit – überall ist Palmöl drin. Ein Boom mit fatalen Folgen: Palmöl-Plantagen gefährden die letzten Regenwälder Südostasiens.
Mehr als 50 Millionen Tonnen davon werden weltweit im Jahr verbraucht. Palmöl dient zunehmend als Ersatz für gesundheitsschädigende Transfette und als Bio-Alternative für diverse Erdölprodukte. Es ist ein Milliardengeschäft geworden. Doch nur die wenigsten wissen, dass sie es überhaupt zu sich nehmen. Viele haben noch nie davon gehört. Immerhin ist es in der EU seit Dezember 2014 kennzeichnungspflichtig.
Was aber Palmöl anrichtet – vom Landraub bis hin zum Mord, von der Ausrottung vieler Tierarten und insbesondere der Orang Utans – haben wir mehrfach berichtet.
Trotzdem schmieren viele Nutella aufs Brot und kaufen Fertiggerichte und Süßigkeiten, Kekse und Kosmetik, die Palmöl enthalten.
Viele Verbraucher wissen nicht, dass das billige Pflanzenöl nicht nur durch Regenwaldabholzung und Plantagenanbau ökologisch bedenklich ist, sondern dass es auch aus gesundheitlicher Sicht immer mehr Vorwürfe gibt: vom möglichen Cholesterin-Anstieg bis hin zum Krebsverdacht.
Hunderte Flächen brennen in Indonesien und weitere Hunderte in Sumatra. Große Flächen werden illegal abgefackelt, um Plantagen für die Produktion von Palmöl und Nutzholz für die Papierindustrie anzulegen. In Singapur wurden auf Grund der schlechten Luftqualität die Schulen geschlossen. Der Rauch bedroht zusätzlich die Gesundheit vieler Menschen, bei Sichtweiten unterhalb von 1000 Metern ist er extrem schädlich.
Über 35 000 Menschen sind bereits durch die Luftverschmutzung erkrankt. Wegen dichter Smogdecken über Singapur ergreift der südostasiatische Stadtstaat nun juristische Maßnahmen gegen den Konzern Asia Pulp and Paper (APP).
APP mit Sitz in Singapur ist einer der größten Papierhersteller und Teil des multinationalen Konglomerats Sinar Mas, eines der weltweit größten Palmöl-Produzenten. Die Palmölindustrie wird seit Langem für die alljährlichen Waldbrände in Indonesien verantwortlich gemacht. Bereits seit einigen Wochen wird gegen mehrere Palmölproduzenten wegen Verdachts auf Brandstiftung ermittelt. Lesen Sie dazu auch: Indonesien brennt wie noch nie – Alles nur wegen der Gier nach Palmöl – Smoke engulfs region as Indonesia needs years to tackle fires.
„Das ist keine Naturkatastrophe, sondern ein von Menschen herbeigeführtes Ereignis mit extremen Auswirkungen auf die Gesundheit, die Wirtschaft und die ganze Gesellschaft“, begründete Umweltminister Vivian Balakrishnan den Schritt, große Konzerne zu verklagen, die für diese Katastrophe verantwortlich sind. Lesen Sie dazu: Singapur verklagt Konzerne wegen Waldbränden
Für die einen ist Palmöl ein billiges, naturnahes Fett. In den Hauptanbauländern Malaysia und Indonesien ist die Armut durch den Palmöl-Boom stark zurückgegangen. Für Umweltorganisationen hingegen sind die Palmöl-Plantagen tickende Klima-Zeitbomben.
Der weltweit führende Kosmetikhersteller L’Oréal hat in Indonesien sein weltgrößtes Werk. In die Produktionsstätte nahe der Hauptstadt Jakarta sind rund 100 Millionen Euro investiert worden. Das Werk soll in diesem Jahr etwa 200 Millionen Einheiten an L’Oréal-Produkten herstellen. Längerfristig könne die Kapazität auf rund 500 Mio Einheiten ausgeweitet werden. Damit gibt es insgesamt 43 L’Oréal-Fabriken weltweit. Im neuen Werk in Jababeka werden Produkte für die Haut- und Haarpflege für die Massenmarken L’Oréal Paris und Garnier hergestellt. 21 % des weltweit geernteten Palmöls werden für Seifen und Kosmetika verwendet. So auch in Kosmetika von L’Oréal – und lange Anfahrtswege können nun gespart werden, denn man ist mitten in den Palmölfeldern.
Kaufen Sie Produkte von LOréal, freut sich Nestlé, denn seit dem Jahr 1974 ist Nestlé an L’Oréal beteiligt.
Wertvolle Regenwälder werden unwiederbringlich zerstört, weil sie riesigen Monokulturen weichen müssen. Das „Weltjournal“ im ORF untersuchte, ob auch die Langzeitfolgen ausreichend bedacht werden.
Weil Palmöl das perfekte Fett für die Lebensmittelindustrie ist, verdoppelt sich der Weltbedarf alle zehn Jahre. „planet e.“ zeigt die Folgen für die Artenvielfalt und das Klima und stellt die Frage, ob wir auch ohne das Fett aus der Ölpalme auskommen können.
Palmöl gilt als ein billiges, extrem haltbares Universalfett. Jedes zweite Supermarkt-Produkt, darunter auch viele Kosmetika, enthält mittlerweile Palmöl: „Es ist fest, geruchlos und lässt sich prima verarbeiten“, erklärt Lebensmitteltechnologe Stephen Hubbes die Vorzüge des Fetts für die Lebensmittelindustrie. „Es wird nicht ranzig, und es ist günstig – deshalb ist zum Beispiel auch in immer mehr Schokoladen Palmöl statt Kakaobutter drin.“
Die Schattenseiten des Palmöl-Booms sind kaum bekannt: Allein in Indonesien werden jedes Jahr 620 000 Hektar (das entspricht der Fläche von rund 868 000 Fußballfeldern) Regenwald abgeholzt, um Ölpalmen anbauen zu können. Durch die Entwässerung der entwaldeten Torfböden entweicht Kohlendioxid in die Atmosphäre. Dadurch ist Indonesien mittlerweile für knapp zehn Prozent der globalen Treibhausemissionen verantwortlich und steht hinter China und den USA an dritter Stelle der größten Klimasünder.
Es sind auch finanzielle Hilfsprogramme der EU, die den Ausbau der Mega-Plantagen außerhalb Europas fördern. Statt Nahrung für die Regionen anzupflanzen, wird vor allem in Asien für die Märkte der wohlhabenden Länder produziert – einheimische Bauern werden von ihren Feldern vertrieben.
Kino-Regisseur Kurt Langbein ist für seine Recherchen nach Indonesien und Malaysia gereist und zeigt die Kehrseite des Palmölbooms auf. Gemeinsam mit seiner Kollegin Marlies Faulend fragt er für „planet e.“ nach: Kann Palmöl auch ökologisch, ökonomisch und sozial verträglich hergestellt werden? Und: Wäre es überhaupt möglich, im Alltag auf Palmöl zu verzichten? Mediathek – Video: Palmöl – Vom Urwald in die Schokocreme
Der Kinofilm „Landraub“ läuft ab 08. 10. 2015 in den deutschen Kinos. Weitere Infos zum Kinofilm finden Sie hier:
Landraub – Der Kinofilm
Schon während der Kolonialzeit eigneten sich Europäer Grund und Boden außerhalb des eigenen Kontinents an, um Exportprodukte wie Früchte, Baumwolle oder Kaffee für weit entfernte Verbraucherinnen und Verbraucher produzieren zu lassen. Um die dort lebenden Menschen scherten sie sich hingegen kaum. Seit der Finanzkrise der letzten Jahre nimmt das Landgrabbing rasant zu. Allein zwischen 2006 und 2009 wurden laut Schätzungen zwischen 22 und 50 Millionen Hektar Land in Afrika, Asien und Lateinamerika an ausländische Investoren veräußert. Und die Dunkelziffer ist hoch. Denn die Verträge werden im Geheimen zwischen den Regierungen und den in- und ausländischen Konzernen abgeschlossen. Die Bedürfnisse von bäuerlichen Familienbetrieben, nomadischen Viehhaltern und Waldnutzern geraten dabei leicht unter die Räder.
Fruchtbarer Boden ist weltweit knapp geworden. Die Konkurrenz um Land wächst, nein nicht als Nahrungsquelle, denn dann würde man es den dort lebenden Menschen nicht rauben, sondern Land ist begehrt als nachwachsender Rohstoff zur Energiegewinnung – so auch beim Palmöl. Die Interessen der einheimischen Bevölkerung geraten dabei ins Hintertreffen. Für kleinbäuerliche Familien, Tierhalter und Indigene ist der Zugang zum Land überlebensnotwendig. Paradox – die Europäer roden Wälder und kapern Land für Energiegewinnung und Futtermittel für die Massentierhaltung und spenden Milliarden an Organisationen wie den WWF, die diese Taten mit einer „Grünen Rendite“ unterstützen. Man sollte das Spendengeld gleich zu den armen kleinen Farmern vor Ort hinschicken, denn dann hätten diese wirklich etwas davon und hätten dann Land, welches sie bestellen können. Hilfe zur Selbsthilfe heißt das.
Dieses Foto finden wir sehr aussagekräftig, denn es zeigt genau diesen Landraub – auf Kosten von Menschen, deren Land es einmal war. Cacique Pedro Segundo, ein Wichi-Indianer in Argentinien, blickt traurig auf das Land, das früher seinem Stamm gehörte. Großgrundbesitzer haben es gerodet und eingezäunt.
Palmfett gefährdet die Gesundheit
Professor Michael Roden vom Deutschen Diabeteszentrum beschäftigt sich seit mehr als zwanzig Jahren mit den Auswirkungen von Lebensmitteln auf die Gesundheit und warnt vor den möglichen Gesundheitsrisiken durch Palmöl:
„Das Problem bei Palmöl ist der Gehalt an gesättigten Fettsäuren. Dieser Gehalt an gesättigten Fettsäuren führt zu einer Verschlechterung der Blutfette. Vor allem das so-genannte „schlechte“ LDL-Cholesterin kann ansteigen. Die Insulinwirkung im Körper kann verschlechtert werden bis hin zur Steigerung des Diabetesrisikos. Eine Schädigung der Gefäßwand und so-genannter oxidativer Stress können dazu führen, dass die Gefäßverkalkung begünstigt wird und die ist ein Risikofaktor für Herzinfarkt, Schlaganfall bis hin zum Tod.“
Wir Netzfrauen rufen zu einem Boykott von Palmöl auf. Achten Sie bei Ihrem Kauf darauf, dass Sie keine Produkte mit Palmöl kaufen.
Netzfrau Doro Schreier
Panzer für Palmöl – 3.9.2013 wird die europäische Konferenz von RSPO in Berlin stattfinden.
World Orang-Utan Day- Offener Brief an den indonesischen Präsidenten Susilo Bambang Yudhoyono
Keine Luft zum Atmen – Singapur und Malaysia ersticken im Rauch…
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