Die Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW) und die deutsche Sektion der internationalen Juristenorganisation IALANA vergeben den Whistleblower-Preis 2015 an den Molekularbiologen Prof. Gilles-Eric Séralini von der Universität Caën (Frankreich).
Der französische Molekularbiologe bekommt am 16. Oktober in Karlsruhe den Whistleblower-Preis 2015. Damit soll sein unerschrockener Kampf gegen die mächtige Gentechnik- und Agrarindustrie belohnt werden.
Wir Netzfrauen weisen immer wieder auf die Studien von Prof. Gilles-Eric Séralini hin und freuen uns darauf, ihn demnächst persönlich kennenlernen und mit ihm zusammenarbeiten zu dürfen.
Der VDW vergibt den „Whistleblower-Preis“ für Menschen, „die auch unter persönlichen Opfern mit Hinweisen auf gesellschaftliche Risiken und Probleme an die Öffentlichkeit gegangen sind, nachdem Sie in ihrer eigenen Institution nicht gehört wurden“.
Die Jury begründete ihre Auswahlentscheidung wie folgt:
Professor Dr. Gilles-Eric Séralini hat als Wissenschaftler an der Universität Caën, Frankreich, als erster bei einem zweijährigen Fütterungsversuch mit Ratten die Giftigkeit und die tumorauslösende Wirkung des weltweit am häufigsten verwendeten Herbizids, des Glyphosat-basierten „Roundup“, im Tierversuch festgestellt. Unmittelbar nach der Veröffentlichung seines Forschungsberichts im Jahre 2012 in der Zeitschrift Food and Chemical Toxicology (FCT), die im Elsevier-Verlag erschien, ist er in einer Kampagne „interessierter Kreise“ aus der Chemieindustrie sowie von dem von der Industrie mitfinanzierten „British Science Media Centre“ vehement angegriffen worden.
Das führte zur Zurückziehung der Veröffentlichung durch den Herausgeber der genannten Zeitschrift wegen „Unschlüssigkeit“ („inconclusiveness“) und damit zur Nichtzitierfähigkeit der darin enthaltenen Daten, was klar gegen internationale Regeln der Publikationsethik verstieß, wie sie das „Committee on Publication Ethics (COPE)“ festgelegt hat. Denn das Zurückziehen von Publikationen und der darin enthaltenen Daten ist danach nur bei schweren Verstößen wie nachgewiesener Fälschung oder Manipulation, ‚ehrlichem‘ Irrtum (honest error) oder bei Plagiat gerechtfertigt.
Prof. Séralini ist es gelungen, seine Studie 2014 in einer anderen Zeitschrift, Environmental Sciences Europe (Springer-Verlag), erneut zu veröffentlichen und somit der wissenschaftlichen Analyse und Nutzung zu erhalten. Sie konnte damit auch für die kürzlich veröffentlichte Neubewertung von Glyphosat als ‚wahrscheinlich krebserregend‘ durch die „International Agency for Research on Cancer (IARC)“ der Weltgesundheitsorganisation WHO herangezogen werden. Mit dieser IARC-Expertise wird nicht nur die tumorauslösende Wirkung bestätigt, die Prof. Séralini in seinen Studien beobachtet und über die er berichtet hat, sondern auch, dass viele dieser Tumore bösartig sind, was bislang – trotz gegenteiliger Behauptungen – nicht Gegenstand der Untersuchungen von Prof. Séralinis Studien war.
Gegenüber allen wissenschaftlichen und persönlichen Angriffen, auch solchen, die sich vor Gerichten als haltlos erwiesen, blieb Prof. Séralini in diesen durch seine Studien ausgelösten Konflikten in Wahrnehmung seiner berufsethischen Verantwortung standhaft. Diesen Attacken setzte er auf hohem wissenschaftlichem Niveau mit großer Ausdauer und Entschiedenheit seine Argumente entgegen. Er fand damit weltweit Unterstützung bei vielen WissenschaftlerInnen, die die von ihm gewählten Methoden verteidigen und seine gewonnenen Ergebnisse für weiterführend halten. Damit hat er den wissenschaftlichen Diskurs über die Gesundheitsrisiken des Glyphosat-basierten Herbizids „Roundup“ sehr gefördert. Darüber hinaus hat er systemische Schwächen bei der Zulassungsprüfung von Herbiziden im Besonderen und Pestiziden im Allgemeinen durch die zulassenden Behörden aufgedeckt. Damit ist erneut sichtbar geworden: Der Erhalt unserer Gesundheit ist von Whistleblowern abhängig.
Diese nehmen unter Gefährdung ihrer persönlichen Integrität und ihrer Karriere ihre berufsethische Verantwortung wahr, weil innerstaatliche und europäische Stellen der ihnen übertragenen Verantwortung nur unzureichend gerecht werden. Sie verdienen unsere Anerkennung und Unterstützung. Der herausragende uneigennützige Einsatz von Prof. Séralini erfüllt die Kriterien der gemeinsamen Jury für den Whistleblower-Preis von IALANA und VDW und soll mit diesem Preis in besonderer Weise geehrt werden.
Wir Netzfrauen haben oft über dieS tudien von Gilles-Eric Seralini berichtet und diese für Sie übersetzt.
Studien des französischen Wissenschaftler Gilles-Eric Séralini
Todbringender Genmais
Die Studie schlug wie ein Bombe ein: Französische Forscher hatten herausgefunden, dass mit Genmais gefütterte Ratten früher sterben.
Laborratten der Forschergruppe von Gilles-Eric Séralini mit gewaltigen Geschwüren. Es ist die erste wissenschaftliche Langzeituntersuchung zu einem hochsensiblen Thema: Eine französische Forschergruppe der Universität Caën untersuchte unter Leitung von Professor Gilles-Eric Séralini, wie eine bestimmte Sorte von gentechnisch verändertem Mais sowie das Pestizid ‚Roundup‘ auf Ratten wirkt. Das Ergebnis ist niederschmetternd: Die Lebenserwartung der Versuchstiere nimmt signifikant ab, das Krebsrisiko dramatisch zu. Die Ergebnisse sind am 19. September 2012 von der wissenschaftlichen Fachzeitschrift „Food and Chemical Toxicoligie“ veröffentlicht worden.
Monsanto lässt grüßen
Séralini und sein Team hatten 2012 Ergebnisse einer langen Untersuchung publiziert, wonach die Fütterung mit dem Gentechnik-Mais NK603, der gegen das Totalherbizid Roundup (Glyphosat) resistent ist, bei Ratten zu schweren Gesundheitsschäden führt. Die Studie fand viel Beachtung in der Öffentlichkeit – laut Verleger Elsevier ist sie die am häufigsten heruntergeladene des Journals – und stieß bei Monsanto, dem Hersteller von NK603, Biotechnologie-Verbänden und auch einigen Wissenschaftsbehörden auf Kritik. Unter anderem bewertete die EU-Lebensmittelbehörde EFSA Séralinis Untersuchung als mangelhaft. Die Hauptvorwürfe wiederholte auch Hayes, der Chefredakteur von Food and Chemical Toxicology, in seinem Brief an Séralini. Brief des Chefredakteurs von FCT an Séralini (19.11.13)
Der Verlag Elsevier schuf damals eigens die Stelle eines „Associate Editor for Biotechnology“. Der Haken: Goodman ist zwar Professor an der Universität Nebraska. Doch er war auch mehrere Jahre bei Monsanto beschäftigt, nämlich von 1997 bis 2004. Noch im letzten Jahr hielt er einen Vortrag bei einer Veranstaltung des International Life Sciences Institute (ILSI), einer Lobbygruppe der Gentechnik-Industrie. ILSI wirbt auf EU-Ebene für die Zulassung von transgenen Pflanzen – und unterhält beste Kontakte zu den EFSA-Wissenschaftlern, die für die Risikobewertung eben jener Pflanzen zuständig sind. Gilles-Eric Séralini kritisierte am 28. 11. 2013 das Journal Food and Chemical Toxicology, das seinen Artikel zurückzog. Aus unserem Beitrag : Paraguay – Monsanto, Syngenta, Basf – Die Gier nach Futter
Séralini wies nach, dass im Handel erhältliche Pestizide bis zu tausend Mal giftiger sind als nach der offiziellen Rezeptur. Brüssel erkennt die neue Studie nicht an!
Netzfrau Lisa Natterer hat für Sie den Beitrag „Controversial scientist claims pesticide toxicity ‚proof‘ “ aus phys.org vom 30. 01. 2014 übersetzt.
Der französische Biologe, dessen Studie 2012 über die behaupteten Gefahren von Pflanzenschutzmitteln zu Kontroversen in Fachkreisen geführt hatte, bis sie schließlich zurückgezogen wurde, hat erneut behauptet, dass die Chemikalien vielfach giftiger sind als angegeben.
Gilles-Eric Séralinis frühere Studien fanden heraus, dass Ratten, die mit GMO-Mais, der mit RoundUp® behandelt war, gefüttert worden waren, gesundheitliche Beeinträchtigungen erlitten und Tumore entwickelten. Seine Studien wurden damals in Zweifel gezogen, seine Person in Misskredit gebracht, was sogar so weit ging, dass das renommierte Fachjournal „Food and Chemical Toxilogy“ den Artikel über seine Studie zurückzog.
Ende Januar 2014 sagte er gegenüber Agence France Press (AFP), dass die Fortsetzung der damaligen Versuche – dieses Mal allerdings mit menschlichen Zellen – zeigte, dass RoundUp® und andere Pestizide, die jeder jederzeit überall kaufen kann, giftiger sind als ihr Hauptbestandteil, nämlich doppelt bis 1000-fach so giftig.
Das war problematisch, sagte Séralini, da es genau die Toxizität des aktiven Inhaltsstoffes ist, die die Anweisungsrichtlinien zum Gefahrenpotential zur Verwendung des Pestizids bestimmt.
„Es gab eine Fehlberechnung der echten Toxizität von Pestiziden”, sagte der Professor und behauptet, seine Untersuchungen zeigten, dass „Zellen beginnen, Selbstmord zu verüben“ im Petrischalen-Experiment, nachdem sie den Chemikalien ausgesetzt wurden.
Séralinis frühere Studie wurde abgelehnt, nachdem sie die Überprüfung der Pestizid-Sicherheit durch einige nationale Gesundheitsbehörden und auch der European Food Safety Authority (EFSA) zur Folge hatte.
Die neue Studie wurde in der Fachzeitschrift Biomed Research International veröffentlicht und von zwei Séralini-Kollegen von der Universität Caen in Frankreich mit unterzeichnet.
Die Studie hatte 3 Herbizide (RoundUp®, matin El und Starane 200), 3 Insektizide (Pirimor G, Confidor und Polysect Ultra) sowie 3 Fungizide (Maronee, Opus und Eyetak) zum Gegenstand.
Acht der neun Mittel waren „einige hundert Mal giftiger als deren Wirkprinzip“, sagte die Studie – und wies auf andere „vertrauliche“ Zusätze der Pestizid-Rezepte hin.
Weder der Hersteller von RoundUp®, Monsanto, noch die EFSA waren für Stellungnahmen erreichbar.
Die Ergebnisse wurden von der französischen NGO‚ Generationes Futures’ (Künftige Generationen) begrüßt, die eine vollständige Offenlegung aller Bestandteile von Pestiziden fordert.
Es gibt diesen Beitrag auch in französicher Sprache: „Pesticides: L’alerte du Pr Séralini“ – Le professeur Séralini et son équipe viennent de sortir une nouvelle étude sur les pesticides. Les tests qu’ils ont réalisés démontreraient la toxicité des pesticides mis en vente et utilisés dans l’agriculture intensive sur la santé humaine. France 3 Basse-Normandiebasse-normandie
Stellungnahme aus Brüssel
Und prompt kam dann eine Stellungnahme der Europäischen Kommission
Die Europäische Kommission gab am 05. Februar 2014 bekannt, dass es keinen Grund für eine „Krisenintervention“ gäbe, nachdem Gilles-Eric Séralini den Beweis erbrachte hatte, dass Pestizide viel giftiger waren als vorher bekannt.
Die European Crop Protection Association (ECPA), zu deren Mitglieder zählen viele der weltweit größten Pflanzenschutzmittel-Hersteller, darunter Chemikalien der BASF, Dow Agrosciences, Monsanto und Syngenta – sagte, dass die neue Studie nicht auf ausreichende Standards der wissenschaftlichen Untersuchungen über die Sicherheit von Pestizid beitrugen. Die Stellungnahme aus Brüssel finden Sie hier Brussels downplays importance of pesticide toxicity report.
Unseren vollständigen Beitrag können Sie hier lesen: Das tägliche Gift Pestizide – „Mord auf Raten“ – doch Brüssel erkennt die neue Studie nicht an!
Der von VDW und der deutschen Sektion der IALANA vergebene Whistleblowerpreis geht in diesem Jahr u. a. an Prof. Dr. Gilles-Eric Séralini, der als Molekularbiologe an der Umiversität Caën (Frankreich) insbesondere zu Auswirkungen des Einsatzes von Herbiziden forscht.
Die Verleihung der Preise findet am Freitag, dem 16. Oktober 2015 um 19.30 Uhr im Bürgersaal des Rathauses zu Karlsruhe statt.
Wir Netzfrauen gratulieren Prof. Dr. Gilles-Eric Séralini und freuen uns auf die persönliche Begegnung.
Weitere Preisträger:
Der ehemalige US-Drohnenpilot Brandon Bryant – Zu unserem Beitrag: Whistleblower-Preis 2015: Ex-US-Drohnenpilot Brandon Bryant
Er war in den Jahren 2006 bis 2011 bei der US Air Force als Drohnenpilot im Einsatz. Nach einer Zeit schwerer Gewissenskonflikte gab er aus eigenem Entschluss seinen Dienst auf und schied im Juli 2011 aus den US-Streitkräften aus. Er lehnte und lehnt aus ethischen Gründen den globalen geheimen US-Drohnenkrieg ab. Mehr zu Brandon Bryant erfahren Sie hier in unserem Beitrag: Einen ehemaligen Drohnen-Operator quält der Gedanke, dass er am Tod von mehr als 1600 Menschen mitschuldig ist .
Den Posthum-Whistleblower-Ehrenpreis an den NS-verfolgten deutsch-französischen Physiker Dr. Léon Gruenbaum (1934 – 2004)
Mehr Informationen: http://www.whistleblower-net.de/wp-content/uploads/2015/09/Presseinformation-Whistleblower-Preisverleihung-2015_150917.pdf
2015 Whistleblower Award equally to the molecular biologist Prof. Gilles-Eric Séralini from the University of Caen (Normandy, France)
The Federation of German Scientists has given the 2015 Whistleblower award to Prof. Gilles-Eric Séralini, who was the first to publish animal test results demonstrating the toxic and carcinogenic properties of the most commonly used herbicide worldwide, the glyphosate-based “Roundup” by carrying out a two-year feeding test on rats. Immediately after the publication of his research study in 2012 in the journal Food and Chemical
Toxicology (FCT), published by Elsevier, he was attacked in a vehement campaign by ‘interested circles’ from the chemical industry as well as the industry-financed British Science Media Centre. This led to Elsevier withdrawing the paper on grounds
of “inconclusiveness”, which meant his data were no longer to be cited. The Committee on Publication Ethics (COPE) ruled that this procedure was a clear breach of international publishing ethics, since withdrawing papers and the data they contain is only justified in cases of severe offenses such as demonstrable falsification or manipulation, “honest error” or plagiarism. Prof. Séralini managed to re-publish his paper in another journal, Environmental Sciences Europe (Springer), thus preserving the data for scientific analysis and application. This included its use in the recently published new assessment of glyphosate as “probably carcinogenic” by the
International Agency for Research on Cancer (IARC) on behalf of the World Health Organization (WHO). The IARC study not only confirmed the carcinogenic effect which Prof. Séralini also observed and reported, but further demonstrated that many of the tumors caused are malignant. The preservation of our health depends on whistleblowers.
READ: http://neu.vdw-ev.de/…/Presseinformation-Whistleblower-Prei…
Netzfrau Doro Schreier
Neue Studie: Pestizide sind ein Hauptgrund für Unfruchtbarkeit und Erektionsstörungen-New Study: Pesticides a “Major Cause” of Infertility, Male Erectile Dysfunction
Schweinezüchter bricht Schweigen: Glyphosat macht Tiere und Menschen krank!
Das tägliche Gift Pestizide – „Mord auf Raten“ – doch Brüssel erkennt die neue Studie nicht an!
2 Kommentare » Schreibe einen Kommentar