Neue Flüchtlingstragödie: 40 Leichen in Nordlibyen gefunden. Drei Tote vor Lesbos. Tausende Menschen überqueren derzeit täglich an verschiedenen Punkten die Grenze von Kroatien nach Slowenien. Während manche von ihnen in überfüllten Übergangszentren unterkommen, müssen andere die Nächte unter freiem Himmel verbringen.
Viele Flüchtlinge werden von der Polizei in der Nähe von Rigonce zurückgehalten, bevor sie dann in einem Flüchtlingslager in Brezice gebracht werden.
Wir wurden heute mehrfach darauf hingewiesen, welches Drama sich an der Slowenischen Grenze abspielt. Erst gestern wiesen wir auf die aktuelle Situation hin: Tote vor der Festung Europa – Slowenien, Spielfeld, Calais, Libyen – Migrant arrivals in Greece hit record 48,000 in five days
60 000 Flüchtlinge in nur 10 Tagen – allein gestern waren es Zehntausende. Sie haben Hunger, sind erschöpft und viele von ihnen auch krank. Nachts schlafen sie bei der eisigen Kälte draußen, egal ob Kinder oder schwangere Frauen. Hilfe wird dringend benötigt, dieses schreiben nicht nur die freiwilligen Helfer vor Ort, sondern auch Ärzte ohne Grenzen.
Tausende Menschen überqueren derzeit täglich an verschiedenen Punkten die Grenze von Kroatien nach Slowenien. Während manche von ihnen in überfüllten Übergangszentren unterkommen, müssen andere die Nächte unter freiem Himmel verbringen. Ärzte ohne Grenzen / Médecins Sans Frontières (MSF) unterstützt derzeit das slowenische Gesundheitsministerium im Aufnahmezentrum Brezice und wird nun nach einer Erhebung der Lage in der Region die humanitäre Hilfe weiter aufstocken.
#Rigonce #Brezice. Über Nacht erneut Tausende #Flüchtlinge aus #Kroatien gekommen. Temperaturen nur knapp über Null. pic.twitter.com/950nn0qRgU
— Dirk Emmerich (@DEmmerich) 25. Oktober 2015
Kaum Verpflegung, wenig Information, lausige Kälte, ohne Alternative… #Flüchtlinge auf der Balkan-Route #Breszice pic.twitter.com/ZSAv9VVWuY — Dirk Emmerich (@DEmmerich) 25. Oktober 2015
Up to 9000 people arriving everyday at the #Slovenia #Croatia border completely exhausted. Where are you #Europe? pic.twitter.com/NhCBOEaCmZ
— MSF Sea (@MSF_Sea) 25. Oktober 2015
Und währenddessen geht die Katastrophe an den griechischen Küsten unvermindert weiter. #refugees Via @proactiva_serv pic.twitter.com/9To6XYcMT1 — Doc Josiah Boone (@docboone71) 24. Oktober 2015
In diesem Video kann man die Massen der Flüchtlinge sehen
SLOWENIEN: DRINGEND MEHR HILFE FÜR DURCHREISENDE NÖTIG
25. 10. 2015 – SERBIEN – Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF)
Seit der Grenzschließung Ungarns reisen die Menschen von Serbien und Kroatien über Slowenien weiter nach Deutschland und Nordeuropa. Doch auch wenn sich die slowenischen Behörden auf die Ankünfte gut vorbereitet hatten, war der massive Flüchtlingszustrom überwältigend: Die geplanten Kapazitäten wurden teilweise bis auf das Fünffache überschritten. Bis zu 9000 Flüchtlinge kommen täglich an verschiedenen Grenzorten an, während die Unterkünfte im gesamten Land für nur rund 2500 Personen ausgelegt sind. Daher stranden laufend Tausende Menschen unter erbärmlichen Bedingungen sowohl im überfüllten Aufnahmezentrum Brezice als auch auf Feldern rund um Rigonce und Dobava im Osten des Landes. Sie haben keinen Zugang zu Unterkünften, Nahrung und Sanitäranlagen, was sowohl Auswirkungen auf ihre psychische und physische Gesundheit hat, als auch die medizinischen Kapazitäten übersteigt, um alle zu versorgen, die Hilfe brauchen. Die Situation wird sich angesichts der bevorstehenden Wintermonate und sinkender Temperaturen noch weiter verschlechtern.
Menschen sind extrem erschöpft
Ein medizinisches Team von MSF (Ärzte ohne Grenzen) unterstützt seit Mittwoch das slowenische Gesundheitsministerium im Aufnahmezentrum Brezice. Tausende Menschen, darunter Familien, Kinder, Ältere und Behinderte, verbringen die Nacht draußen auf dem Gelände des Zentrums, ohne Schutz vor der Kälte.
„Die Menschen sind extrem erschöpft, und es gibt hier nichts“, so Sandra Miller, Krankenschwester von MSF. „Sie schlafen draußen in der Kälte und haben keine Unterkunft, kein warmes Essen, nichts.“ Derzeit behandelt das Team hauptsächlich Erschöpfungszustände, Unterkühlung, Atemwegserkrankungen und Grippesymptome. „Von einem medizinischen Standpunkt aus betrachtet brauchen sie derzeit am dringendsten ein beheiztes Zelt und eine warme Suppe“, unterstreicht Ärztin Susanna McAllister.
Der Winter naht – mehr Hilfe ist dringend nötig
Nachdem ein Team von MSF am Samstag die Situation im Gebiet rund um Brezice erkundet hat, wird nun die logistische und medizinische Hilfe ausgeweitet, um die Lebensbedingungen zu verbessern, die Durchreisekapazitäten zu erhöhen und die Aufnahmezentren zu entlasten. Während der vergangenen zwei Tage sind zwischen 10 000 und 15 000 Flüchtlinge in Griechenland angekommen, die wahrscheinlich ihre Reise Richtung Mitteleuropa ebenfalls entlang der Balkan-Route fortsetzen werden.
„Der Mangel an Koordination zwischen den EU-Mitgliedsstaaten erzeugt eine humanitäre Krise“, so Margaretha Maleh, Präsidentin von MSF Österreich, die derzeit vor Ort in Brezice ist. „Diese Menschen haben ein Recht auf Würde und auf humanitäre Hilfe entlang ihrer Reise, dazu zählen auch eine warme und trockene Unterkunft, ausreichend Essen, warme Duschen und medizinische Versorgung.“ Mehr Informationen finden Sie hier: http://www.msf.ch/
Mit Tränengas gegen Flüchtlinge in Griechenland
Ein freiwilliger Helfer schilderte die Situation in Griechenland – er sagte, wenn man denkt, es kann nicht schlimmer – dann geht es immer noch schlimmer.
#Moria camp #Lesvos: Police brutality,teargas and cries at #refugee camp https://t.co/VbW8XUDGO4 #refugeesGr #Greece pic.twitter.com/Rj7GjNPjm0
— #RefugeesGr (@Refugees_Gr) 25. Oktober 2015
Happy birthday #UN70 #UNHCR !!!!24 Oct 2015, Sorry but no party at #Moria #refugees #refugeesGr #refugeeswelcome pic.twitter.com/rNwlyCDo9a — Michael Bakas (@mibakas) 24. Oktober 2015
Vor dem Tor des #Hotspot in #Moria. Flüchtlinge als Ordner, die Polizei bleibt hinter dem Zaun. pic.twitter.com/s92TktXdUH
— Wolfgang Landmesser (@korrespondent09) 24. Oktober 2015
Neue Flüchtlingstragödie: 40 Leichen in Nordlibyen gefunden. Drei Tote vor Lesbos.
Und wieder sind in Libyen Leichen gefunden worden. Wir haben bereits mehrfach von der Situation in Libyen geschrieben. Hier befindet sich die Hochburg der Schlepperbanden. Nordafrika versinkt im Krieg – Leichen säumen Libyens Küste. Auch vor der Küste Griechenlands ertrinken immer wieder Menschen, die sich aus der Türkei mit dem Boot auf den Weg machen. Erst vorgestern hatten wir in unserem Beitrag von Toten berichtet. In dieser Jahreszeit wird es immer gefährlicher, die Reise mit dem Boot anzutreten, letztes Jahr war es auch um diese Zeit ruhig geworden, doch nun riskieren es die Menschen trotz des Wetters. Daran kann man deren Verzweiflung erkennen. Laut einem Bericht von Unicef kommen jeden Monat 20 000 Kinder nach Europa – die verlorene Generation, sie sind die Opfer der Krise, viele sind allein unterwegs, da sie ihre Eltern verloren haben.
20k children are on the move to Europe each month. Help us keep them safe https://t.co/2KVXdQjZJr #refugeecrisis pic.twitter.com/PGpHDoB2eB — UNICEF (@UNICEF) 26. Oktober 2015
Wie wir auf Twitter erfahren, ist auch die US-Army dort stationiert und scheint eine Übung dort zu haben.
.@USArmyEurope Soldiers conduct a live-fire exercise during Op #AtlanticResolve, Postonja, Slovenia, Oct. 19, 2015 pic.twitter.com/wXZzreBvMC
— U.S. Army (@USArmy) 24. Oktober 2015
EU will 100 000 Plätze für Flüchtlinge auf der Balkanroute und Griechenland schaffen
In Brüssel beschlossen die Teilnehmer des Gipfels nun einen 17-Punkte-Plan. Juncker stellte in der Nacht von Sonntag auf Montag den Plan vor.Er sieht auch vor, dass binnen einer Woche 400 zusätzliche Grenzschützern nach Slowenien geschickt werden. Außerdem soll die EU-Grenzschutzagentur Frontex in einer neuen Mission die Grenze zwischen Griechenland, Mazedonien, Albanien und Serbien besser absichern. „Wir müssen das Grenzmanagement sicherstellen“, sagte Juncker. Ergab ebenfalls bekannt, dass auf der Balkanroute 100 000 Aufnahmeplätze für Flüchtlinge geschaffen werden, davon entfielen 50 000 auf Griechenland und 50 000 auf der Balkanroute wie Macedonien und Serbien. Juncker sagte, dass die Politik des Durchwinkens der Flüchtlinge auf dem Balkan und nationaler Alleingänge ein Ende haben müsse.
Migrant crisis: leaders agree to create refugee welcome centres with 100,000 new spaces https://t.co/0piEjMQVGz pic.twitter.com/Wcmh70o8X8 — Telegraph News (@TelegraphNews) 26. Oktober 2015
Die Zustände in Griechenland kann man auch anhand dieses Fotos sehen: ein kleiner Junge schläft außerhalb des Camps und so ergeht es vielen. Griechenland ist allein gelassen, die freiwilligen Helfer sind auch hier Vorort total überfordert.
A boy tries to sleep on cardboard in the queue for registration outside #Moria, #Greece https://t.co/OX9zQVPwdE pic.twitter.com/FqTO4As8SL
— IRIN News (@irinnews) 24. Oktober 2015
Spielfeld – Österreich
Auch in Spielfeld wird dringend Hilfe benötigt!
viel Polizei und Soldaten in #Spielfeld – aber es gibt zu wenig Helfer, sagt ein Freiwilliger #dpareporter pic.twitter.com/SFwTH9xwvm — Peter Zschunke (@pedromiramis) 25. Oktober 2015
.Ein Unmensch der diesem Kind kein Asyl gewähren würde. Krieg oder nicht. Kommt aber nicht.und wer kommt? #spielfeld pic.twitter.com/aZn64VkmiM
— SplusI (@sersso) 25. Oktober 2015
Wie es ausschaut, sind Journalisten immer noch nicht erwünscht. Auch hier harren die Flüchtlinge im Freien aus.
Sollte das Bundesheer nicht mit allen Kapazitäten in Spielfeld aushelfen, statt am Heldenplatz zu zeigen, was es im Ernstfall ev. könnte? — Armin Wolf (@ArminWolf) 24. Oktober 2015
Das Areal in #Spielfeld – heute früh durften Journalisten laut @JChristandl noch rein. Jetzt nicht mehr pic.twitter.com/Kt9BmjXqHS — FranziskaTschinderle (@franziska_tsch) 24. Oktober 2015
Wir haben versucht, mit diesen aktuellen Meldungen, die Flüchtlingskatastrophe aufzuzeigen. Es ist ein Drama – der nicht zu enden scheint. Der Winter steht vor de Tür – doch auf Hilfe scheint man vergebens zu warten. Und während die Regierungsoberhäupter der EU-Staaten weiterhin diskutieren – sterben Kinder auf der Flucht.
OMG! Body of drowned child found on #Greece island #Lesbos shores. His mother drowned too.. #RefugeesCrisis #Syria pic.twitter.com/HawDtWXgm5 — Rami (@RamiAlLolah) 26. Oktober 2015
Zehntausende marschieren auf der Balkanroute weiter
Links zu dem Gipfel der EU-Staaten mit Schaubildern:
Mittlerweile machen sich Flüchtlinge, die in Norwegen angekommen sind, auf den Weg nach Russland.
Wir Netzfrauen werden weiterhin berichten.
Netzfrau Doro Schreier
Nordafrika versinkt im Krieg – Leichen säumen Libyens Küste
Gewusst? Zuwara in Libyen ist die größte Schlepperhochburg – Hier sterben jeden Tag Menschen
Boko Haram in Nigeria – Hundertausende auf der Flucht – EU und Deutschland bauen Grenzzäune