USDA (Landwirtschaftsministerium der Vereinigten Staaten) Whistleblower klagt gegen Zensur von Ergebnissen der Pestizid-Forschung
Neonicotinoide – diese Gruppe hochwirksamer Insektengifte gilt als mitverantwortlich für das Bienensterben der vergangenen Jahre.
In Europa klagen die Agrarchemie-Konzerne BASF, Bayer und Syngenta gegen die EU-Kommission, um das vorläufige EU-Verbot der drei neonicotinoide Wirkstoffe Imidacloprid, Clothianidin und Thiametoxam zu Fall zu bringen.
Jonathan Lundgren hat in einer Forschung herausgefunden, dass Bienen und Monarchfalter durch eine weit verbreitete Gruppe von Insektiziden geschädigt werden. Die Amerikanische Bundesregierung hat sogar $3.2 Millionen Dollar der Rettung des Monarch-Schmetterlinges gewidmet, des berühmten orange-schwarzen Schmetterlings, der jedes Jahr tausende Kilometer zwischen den USA und Mexiko wandert.
Jonathan Lundgren, Entomologe in der Forschungsabteilung des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums USDA, fungiert als Whistleblower und hat Klage eingereicht wegen angeblicher Unterdrückung seiner Forschungsergebnisse hinsichtlich bestimmter populärer Pestizide.
USDA (Landwirtschaftsministerium der Vereinigten Staaten) Whistleblower klagt gegen Zensur von Ergebnissen der Pestizid Forschung
Ein führender Wissenschaftler des US-amerikanischen Landwirtschaftsministeriums hat am Mittwoch eine Whistleblower-Klage bei einem Bundesgericht eingereicht, in welcher er die USDA (das Landwirtschaftsministerium der Vereinigten Staaten) beschuldigt, Forschungsergebnisse zu unterdrücken, die den Gebrauch einer bekannten Pestizid-Gruppe infrage stellen könnte. Besagte Pestizide sind eine Goldgrube für die agrochemische Industrie.
Jonathan Lundgren, ein hochrangiger Entomologe der Forschungsabteilung der USDA, der seit elf Jahren für die in Brookings, S. D. gelegene Behörde arbeitet, sagte im März in einem Interview, dass er seit April 2014 seitens der USDA unter Schikanen und Vergeltungsmaßnahmen zu leiden habe wegen einiger seiner Forschungsergebnisse.
Lundgrens Arbeit umfasst u. A. umfangreiche Untersuchungen einer bestimmten Klasse von Insektengiften, den Neonikotinoiden, (oder Neonics), welche überall von Farmern in den USA verwendet werden, um Insektenplagen und die daraus resultierenden Schäden bei Mais und anderem Getreide einzudämmen. Die Pestizide gibt es sowohl als Spray für Pflanzen als auch zur Behandlung der Samen, bevor diese ausgebracht werden. Auch für Pflanzen aus Gartenzentren werden sie verwendet.
Lundgren ist der erste, der eine formelle Klage eingereicht hat, nachdem kürzlich Zweifel an der wissenschaftlichen Integrität der Forschungsarbeit von USDA Forschern aufkamen. Diese Gerüchte umgeben das Institut seit einigen Jahren, und einige Kritiker monieren, dass Forschungsergebnisse, die bestimmte Themengebiete betreffen, unterdrückt werden, wenn sie die Interessen von großen Unternehmen durchkreuzen.
Das USDA lehnte es ab, zu Lundgrens Fall und seinen speziellen Beschwerden Stellung zu nehmen, in einer Erklärung sagte die Behörde aber, dass sie die Integrität der Arbeit ihrer Wissenschaftler sehr ernst nähme.
„Wir sind uns der Wichtigkeit des Vertrauenserhalts hinsichtlich unserer Forschungsarbeit bei Wissenschaftsgemeinschaft, Politik und allgemeiner Öffentlichkeit bewusst“, hieß es in der Erklärung.
Neonikotinoide sind ein besonders sensibles Thema, da einige Forscher es in den Zusammenhang mit dem Sterben der Bienenvölker bringen, die helfen, die Bestäubung etwa eines Viertels der in den USA konsumierten Nahrungsmittel durchzuführen.
Die agrochemischen Unternehmen, die Neonic-Insektizide verkaufen wie Bayer AG, BASF, Syngenta AG und andere, behaupten, gemäß anderer Forschungsergebnisse seien Neonics kein Problem, und sie haben aktive Lobbyarbeit bei Gesetzgebern und Aufsichtsbehörden betrieben, um eine Begrenzung des Gebrauchs von Neonics abzuwenden.
Neonics sind eine Schlüsselgröße in einem wachsenden globalen Insektizid-Markt, der auf grob $15 Milliarden veranschlagt wird.
Lundgren und andere Wissenschaftler warfen Fragen auf betreffs Wirksamkeit und Umweltunbedenklichkeit der Insektizide. Die Forschung sieht einen Zusammenhang zum Niedergang des Monarch-Falters und besonders der Honigbiene. Gemäß zwei von Lundgrens Berichten hatten Farmer andererseits keinerlei Ertragssteigerung durch den Einsatz der kostspieligen Neonics zur Saatgutbehandlung.
Nachdem Lundgren sich zu einigen seiner Ergebnisse geäußert hatte, blockierten USDA Manager die Veröffentlichung seiner Forschung, hinderten ihn daran, mit den Medien zu sprechen und unterbrachen laufende Operationen in dem Labor, dem er vorstand. So steht es in der Klageschrift, die am Mittwoch beim bundesbehördlichen Merit Systems Protection Board eingereicht wurde. Die Klage folgt einer internen Beschwerde, die Lundgren im September 2014 innerhalb des USDA gemacht hatte.
„Dr. Lundgrens Fall unterstreicht die hohe Notwendigkeit von Rechtsschutz für Forscher, die im Regierungsdienst stehen“, sagt Jeff Ruch, verantwortlicher Direktor von Public Employees for Environmental Responsibility (PEER), die Lundgren Rechtsbeistand leisten in seiner Eigenschaft als Whistleblower. „Bürokratien unter politischem Druck von unternehmerischen Interessengruppen erschießen routinemäßig den Überbringer schlechter Nachrichten, selbst wenn er einen Laborkittel trägt.“
Lundgren selbst hat sich zu der Klage nicht geäußert.
In der Klageschrift, die PEER im März dieses Jahres gegen USDA eingereicht hat, werden strengere Regeln gefordert, um die Wissenschaftler vor interner Zensur, politischer Unterdrückung und vor Veränderung ihrer Studien zu schützen.
Von PEER vorgelegte Dokumente zeigen, dass die USDA Lundgrens interne Beschwerde als nichtig erachtete. Im August dieses Jahres wurde er von der Behörde für zwei Wochen ohne Bezahlung suspendiert. Es war seine zweite Suspendierung innerhalb der letzten zwei Jahre. Die Behörde führte Verstöße gegen Reisevorschriften sowie Nichtbefolgen von Anweisungen von Vorgesetzten als Gründe für die Suspendierung an.
Die Dokumente zeigen auch, dass die USDA Lundgrens Weitergabe eines Manuskripts an ein Wissenschaftsmagazin als Verstoß gegen solche Anweisungen bezeichnet. In dem Manuskript geht es um die Schäden an Monarch-Faltern durch Neonics.
Lundgrens Vorgesetzter sagte ihm, dass dieses Manuskript „sensibel“ sei und seine Veröffentlichung einer besonderen Genehmigung bedürfe.
USDA whistleblower claims censorship of pesticide research
harvestpublicmedia.org OCT. 27, 2015
Updated at 11:30 a.m. with comment from USDA
A senior scientist at the U.S. Department of Agriculture filed a whistleblower complaint on Wednesday accusing the federal agency of suppressing research findings that could call into question the use of a popular pesticide class that is a revenue powerhouse for the agrichemical industry.
Jonathan Lundgren, a senior research entomologist with the USDA’s Agriculture Research Service who has spent 11 years with the agency based in Brookings, S.D., said that retaliation and harassment from inside USDA started in April 2014, following media interviews he gave in March of that year regarding some of his research conclusions.
Lundgren’s work has included extensive examination of a class of insecticides known as neonicotinoids, or neonics, which are widely used by U.S. farmers to control pest damage to corn and other crops, helping protect production. The insecticides are sold in forms that both are sprayed on plants or coated on seeds before they are planted. They are also used on plants sold by lawns and garden retailers.
Lundgren is the first to file a formal complaint since questions arose recently about the scientific integrity of research by USDA scientists. The talk has dogged the agency for the last few years and some critics complain that scientific findings on a range of topics are suppressed if they contradict the interests of powerful corporations.
USDA declined to comment about Lundgren’s case or his specific complaints. But in a statement, the agency said it takes the integrity of its scientists‘ work seriously.
„We recognize how critical that is to maintaining widespread confidence in our research among the scientific community, policy-makers, and the general public,“ the statement said.
Neonicotinoids are a particularly sensitive topic because some scientists have linked them to dramatic declines in honey bee colonies, which help pollinate roughly a quarter of the food consumed annually in the United States.
The agrichemical companies that sell neonic insecticides, such as Bayer AG, BASF, Syngenta AG and others, have said other research shows that neonics are not the problem, and they have been actively lobbying lawmakers and regulators against limiting use of neonics.
Neonics are a key part of a growing global insecticide market projected at roughly $15 billion in revenues.
Lundgren and other scientists have raised questions about both the effectiveness and environmental safety of the insecticides. Research has linked “neonics” to the demise of Monarch butterflies and honey bees, in particular. Two research reports by Lundgren concluded that farmers received no yield benefit at all in using the costly neonic seed treatments.
After Lundgren spoke out about some of his findings, USDA managers blocked publication of his research, barred him from talking to the media, and disrupted operations at the laboratory he oversaw, according to the complaint filed with the federalMerit Systems Protection Board Wednesday. The filing follows an internal complaint Lundgren lodged with USDA in September 2014.
“Dr. Lundgren’s case underscores why legal protections for government scientists are sorely needed,” said Jeff Ruch, executive director of Public Employees for Environmental Responsibility (PEER), which is providing legal services to Lundgren in his whistleblower action. “Bureaucracies under political pressure from corporate stakeholders routinely shoot the messenger, even if they are wearing a lab coat.”
Lundgren declined to comment about the filing.
PEER filed a legal petition with the USDA in March of this year, stating that the agency needed to strengthen rules to protect its scientists from internal censorship, “political suppression or alteration of studies.”
Documents supplied by PEER show that the USDA deemed Lundgren’s internal complaint to be without merit, and in August of this year the agency suspended Lundgren without pay for two weeks. It was his second suspension in the past two years. The agency cited violations of travel procedures and failure to follow supervisory instructions as reasons for the suspension.
USDA said Lundgren’s submission of a manuscript on neonic harm to Monarch butterflies for publication in a scientific journal violated supervisory instructions. Lundgren’s supervisor told him the manuscript was “sensitive’ and would require elevated levels of approval, the documents show.
Netzfrau Nanette Lohmann
Das Imperium schlägt zurück – Wen interessieren schon die Bienen?
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