Endlich – Französisches Gericht ordnet Verbesserungen im Flüchtlingscamp Calais an

calais9Angefangen hat alles Anfang Juli mit einer Meldung zu einem 90 km langen Stau in Calais. Lastwagen müssen sowohl in England als auch in Frankreich auf den Standstreifen warten und dies bei einer Hitze von 35° C. Was wir bei der Recherche vorfanden, hat uns so entsetzt, dass wir Ihnen dieses nicht vorenthalten wollen.

Im Juni befanden sich 3000 Menschen im Flüchtlingscamp Calais unter unmenschlichen Bedingungen. Die Spannungen zwischen Flüchtlingen, der Bevölkerung und der Polizei wurden immer größer. Was wir bei der Recherche vorfanden, entsetzte uns so, dass wir anfingen, über das Flüchtlingslager „Dschungel“ in Calais zu berichten. Es dauerte noch ein paar Wochen, bis dann auch die ersten Journalisten nach Calais reisten und über die katastrophalen Bedingungen berichteten. Mittlerweile dominieren andere Flüchtlingslager die Medien, wie Griechenlands Grenzübergänge richtung Slowenien oder ertrunkene Flüchtlinge, die von der Türkei aus übers Meer nach Europa gelangen wollten.

Wir Netzfrauen haben unermüdlich weiter über die Tausenden von Flüchtlingen geschrieben, die dort in einem Camp unter katastrophalen Bedingungen leben und gebeten, es möge sich hier etwas ändern. Von Tränengas hören und lesen wir nur aus Ungarn, doch auch in Calais nutzt die Polizei diese Art der Gewalt. Mitte September soll die Polizei CS-Gas verwendet haben, als sie mehrere hundert Menschen mit ihren Zelten in Calais vertreiben wollten.

Seit Ende Juni kamen dabei 18 Menschen ums Leben. Vor allem am Gelände um den Tunnel sind die Sicherheitsvorkehrungen massiv verschärft worden. Lesen Sie dazu : Calais – Im Niemandsland gefangen – Mit Tränengas und Schlagstöcken gegen Flüchtlinge

Mittlerweile ist die Zeltstadt etwa 20 Hektar groß. Sie gleicht teilweise einem Sumpfgebiet. Die Zahl der Flüchtlinge im „Dschungel“ hat sich den Behörden zufolge in den vergangenen Wochen auf fast 6.000 Menschen verdoppelt, darunter auch viele Frauen und Kinder.

Hilfsorganisationen und Menschenrechtsaktivisten kritisieren schon seit langem die Zustände in dem Lager.

In Calais waren Ende September 2015 die Ärzte ohne Grenzen eingetroffen. Ihr Bericht ist erschütternd. Neben Hochwasser ist die Abfallwirtschaft ein Problem. Im Lager staut sich der Müll. Es wurden zwar drei große Müllcontainer aufgestellt, aber diese sind unzureichend. Am 21. September startete MSF eine große Aufräumaktion. Es wurde Müll eingesammelt und ein System für die Erfassung von Müll in jeder Gemeinde eingerichtet. „Wir sind humanitäre Helfer und sind bestrebt, Flüchtlingshilfe in medizinischen und gesundheitlichen Notfällen im Sudan, Äthiopien, Jordanien und anderswo zu leisten, aber die Situation hat sich hier in Calais als besonders schockierend erwiesen“, sagt Vandini von Ärzte ohne Grenzen. „Die Leute sind hier auf sich allein gestellt. Es gibt nicht genug Wasser-Stationen oder Duschen. Es gibt keine Gesundheitsversorgung, es kümmert sich niemand um diese Menschen. Sie sind verlassen.“

Gericht ordnet Verbesserungen für Flüchtlinge an

Ein Gericht im nordfranzösischen Lille hat eine Verbesserung der Bedingungen im Flüchtlingslager von Calais angeordnet. Die Richter forderten die Behörden auf, in dem „Dschungel“ genannten Lager zehn weitere Wasserstellen mit jeweils fünf Wasserhähnen und 50 Toiletten einzurichten. Zudem müssten Müllsammelstellen geschaffen und das Lager grundgereinigt werden. Dies alles müsse binnen acht Tagen geschehen, für jeden Tag Verzögerung würden hundert Euro Strafe fällig.

Darüber hinaus müssen alle unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge im Camp aufgespürt und innerhalb von zwei Tagen in entsprechende Einrichtungen gebracht werden. So sehen es die Auflagen des Gerichts vor.

Die antragstellenden Organisationen haben die Entscheidung des französischen Gerichtes, als „wahren Sieg“ beschrieben.

Zu Calais finden Sie auf https://calaismigrantsolidarity.wordpress.com/ immer aktuelle News.

Netzfrau Doro Schreier

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