Rio Doce Disaster – Brasilien das neue Fukushima? Brazilian FUKUSHIMA

Brasilien1Vor  zwei Wochen brachen zwei Staudämme von Erzbergwerken in der Mittelgebirgsregion im Südosten Brasiliens. Eine 8 km lange Schlammlawine schob über 400 km auf den Atlantik zu. Von mindestens 11 Toten und 20 Vermissten wird berichtet. Das  Dorf Bento Rodrigues wurde von der Schlammlawine überrollt, mehr als 600 Menschen verloren ihr Zuhause. 15 Millionen Menschen sind von der schlimmsten Naturkatastrophe in der Geschichte Brasiliens betroffen.

Giftige Wassermassen aus einem Rückhaltebecken des von den Bergbaugesellschaften BHP Billiton und Vale gemeinschaftlich betriebenen Minenprojekts Samarco haben sich in einer Schlammlawine ins Tal gewälzt und dutzende Häuser unter sich begraben.

Inzwischen wurde bekannt, dass auch die Abwässer nicht behandelt wurden. Der Schlamm verseucht gerade das Trinkwasser von Millionen Brasilianern. Der geborstene Staudamm des Bergbauunternehmens Samarco in Brasilien hat eine Schlammlawine ausgelöst, die Tod und Zerstörung gebracht hat. Die Dammbrüche haben eine bis dato noch nicht abschätzbare Auswirkung auf die zahlreichen betroffenen Dörfer, die Umwelt und die Wasserversorgung entlang der mehre Hundert Kilometer langen Flusslandschaft.

Ein aktuelle Karte zeigt einen Überblick über die Katastrophe in Bento Rodrigues verursacht durch die Dammbrüche.

SPOT 6/7 image of the Bento Rodrigues dam failures via Airbus Defence and Space

SPOT 6/7 image of the Bento Rodrigues dam failures via Airbus Defence and Space

Das Samarco-Projekt wurde von der örtlichen Umweltbehörde sofort stillgelegt. Allein die Aufräumarbeiten könnten über eine Milliarde US-Dollar kosten, so Meldungen aus der Finanzwelt. In der Samarco-Mine wurden zuletzt rund 30 Millionen Tonnen Eisenerz pro Jahr aus dem Boden gegraben.

Arsen, Cadmium, Quecksilber, alles schon  gemischt

Die Bergbauabfälle sind hoch kontaminierend und ein Risiko für Mensch und Natur. Sie bestehen aus chemischen Abfällen, die für die Gewinnung von Mineralien entstehen. Sie werden in Dämmen gehalten wandeln sich in eine Paste. Diese unsichere Form der Aufbewahrung ist eine Bedrohung, wie in Brasilien durch den  Einsturzes der Staumauern gezeigt wird. Sie führen zur Verschmutzung des Grundwassers. Eine Gefahr entsteht ebenfalls durch den Oberflächenstaub, der vom Wind verweht und weite Entfernungen erreichen kann. Brasilien66 Die Katastrophe ereignete sich am 06. November in der Nacht von Donnerstag auf Freitag am Rande der Ortschaft Mariana im Bundesstaat Minas Gerais. Die Schlammlawine hat sich über das Dorf hinweggewalzt. Bei dem Unglück waren mindestens 9 Menschen ums Leben gekommen, neunzehn werden noch vermisst. Es ist das größte Umweltunglück in Brasiliens Industrie seit Jahren und wird die Bergbaubranche des Landes noch lange belasten. Rund 62 Millionen Kubikmeter aus einem Mix von Wasser, Schlamm und Restmetallen aus dem Abbau von Mineralien sind frei gesetzt worden. Allein im Bundesstaat Minas Gerais gibt es nach Behördenangaben rund 730 solcher Staumauern. Wir haben bereits in unserem Beitrag: Chile nach Überschwemmung, das neue Fukushima? auf die grausamen Auswirkungen des rücksichtslosen und ungehemmten Bergbaus hingewiesen. So hat bereits Terre des Hommes in einer Studie auf die Auswirkungen des Bergbaus auf Kinder hingewiesen. Fakt ist, der Rohstoffverbrauch steigt – die Schäden auch. Dieses wird nun durch die Katastrophe, die Brasilien erschüttert, deutlich. 

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Zwar ist Samarco rechtlich unabhängig. Doch der Eisenerzkonzern, der einst Arbed aus Luxemburg gehörte, ist inzwischen ein australisch-brasilianisches Tochterunternehmen. Der brasilianische Eisenerzriese Vale und der australisch-britische Konkurrent BHP Billiton teilen sich die Kontrolle. Nach dem Dammbruch in Brasilien ist gegen die Minen-Betreiber eine Geldbuße von mehr als 60 Millionen Euro verhängt worden.

Präsidentin Dilma Roussef inspizierte den Unglücksort am Donnerstag von einem Hubschrauber aus.  Sie hat bei einem Lokalaugenschein die Auswirkungen des Desasters mit der Katastrophe der Deepwater Horizon im Golf von Mexiko verglichen.

Nun hat Samarco einer Zahlung von etwa 250 Millionen Euro zugestimmt. Das gab die Staatsanwaltschaft am Dienstag bekannt. Von diesem Geld sollen Kompensationszahlungen getätigt und die aufwendigen Aufräumarbeiten bezahlt werden. Dass die Summe nicht die kompletten Kosten decken wird, stellen die Behörden aber klar. „Das ist nur eine erste Rate“, so Staatsanwalt Carlos Eduardo Ferreira Pinto zur Zeitung O Estado de Minas .

Doch was ist der wahre Preis für dieses Unglück? –  mit Geld nicht aufzuwiegen!

Die brasilianische Wasserbehörde warnte, dass Spuren von Arsen, Zink, Kupfer und Quecksilber im Rio Doce es unmöglich machen, das Wasser für Trinkwasser aufzubereiten.

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Mehr als nur ein Minenbetreiber

Doch Vale ist nicht nur ein Minenbetreiber. Der Konzern besitzt zudem eigene Bahnstrecken, Züge sowie Häfen und Schiffe. Damit dürfte das Unternehmen auch weiterhin am Boom in Brasilien der mit den Olympischen Spielen 2016 zusammenhängt, partizipieren. Ferner dürfte Vale in den kommenden Jahren durch seine Logistiksparte von der weiter wachsenden Bedeutung Brasiliens als Global Pla­yer im Markt für Agrarrohstoffe – das Land ist einer der größten Produzenten von Zucker, Sojabohnen, Kaffee oder Orangensaft – profitieren. Zumal der Bergbaukonzern auch über eine eigene Dün­gemittelsparte verfügt.

Brasiliens Erzlagerstätten gehören zu den ergiebigsten der Welt. Von jedem Dollar, den Vale für sein Eisenerz erhält, landen heute 50 Cent als Gewinn in der Kasse. Und wenn diese Konzerne, wie Vale, alles verseucht haben, dann wandern sie weiter- auf nach Afrika.

Zur Zeit steht Mosambik als neues Opfer auf dem Plan. Mosambik entwickelt sich zunehmend zu einem aufstrebenden Bergbaustandort. In der Tete Provinz haben bereits Konzerne wie Vale und Rio Tinto investiert. Das neue Vorkommen von Eisenerz, Mineralsanden und Graphit lockt diese Konzerne. Vor der Nordküste wird bereits die Erschließung großer Gasfelder vorbereitet.

Allein Vale investiert bis Mitte 2015 rund 2,1 Mrd. US$ in die 2. Phase seiner Moatize Mine, wodurch die Förderkapazität auf 22 Mio. t aufgestockt wird. Auch Rio Tinto (Benga Mine) und Jindal wollen den Output ihrer Förderstätten auf 10 Mio. t pro Jahr steigern. Beide Minen können auf insgesamt 20 Mio. t ausgebaut werden. Mit dem Changara Coal Project will sich Beacon Hill ein zweites Standbein in Mosambik schaffen und circa 530 Mio. US$ investieren. Bis 2019 fließen zudem über 5 Mrd. US$ in vier weitere Kohleprojekte.

Zudem dürfte sich Mosambik zum weltweiten Zentrum des Graphitbergbaus entwickeln. Die australische Syrah Resources erklärte, in Balama mit 117 Mio. t die größten Vorkommen der Welt entdeckt zu haben. Mit am Start auch die Weltbank mit dem 50 Mio. US$ schweren Mining and Gas Technical Assistance Project (MAGTAP).

Wird dann neben Chile, Brasilien auch noch Mosambik, das neue Fukushima?

Wirtschaftswachstum auf Kosten der Umwelt, Mensch und Tier – ein hoher Preis, den wir alle zahlen. 

Netzfrau Doro Schreier

Chile – Verteidigung des Wassers und des Lebens

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