…und es begab sich zu der Zeit – da die Menschlichkeit verloren ging

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Dieses Foto hat uns berührt: Ein Sohn tröstet seinen Vater. Seit Monaten berichten wir Netzfrauen über die Situation der Flüchtlinge. In Europa finden sich viele Migrant/innen, Asylsuchende und Flüchtlinge in einer sehr schwierigen Situation. Täglich werden ihre Grundrechte und ihre Würde verletzt.

…und es begab sich zu der Zeit, da Menschen sich im 21 Jahrhundert auf den Weg machten, ein neues Zuhause zu finden. Die Heimat ward verloren. Kriege zerstörten sie. Doch was sie fanden waren Menschen, die sich ihnen in den Weg stellten. Diese bauten Zäune aus Stacheldraht, setzten Militär ein und ließen sie hungern und erfrieren. 

Wenn Rotes Kreuz, UNHCR und auch NGOs wie SafeTheChildren einen Grenzposten verlassen, muss es einen Grund geben. Die Lage in Idomeni an der griechisch/mazedonischen Grenze eskaliert: Selbstmord, Tote, Pfeffer-und Tränengas-Attacken, Chaos und über 6.000 gestrandete Menschen, Väter, Mütter, Kinder.

Derzeit harren 6.000 Flüchtlinge unter elenden Bedingungen an der griechisch-mazedonischen Grenze aus. Wer nicht aus Syrien, Afghanistan oder dem Irak kommt, wird am Grenzübertritt gehindert. NGOs und UnterstützerInnen wird seit gestern der Zugang zu den Schutzsuchenden verwehrt.

Flüchtlinge im Hungerstreik – mit zugenähten Mündern. Viele Flüchtlinge sagen, sie würden eher sterben, als zurück in die Heimat zu gehen. Tausende von Menschen aus diesen Ländern haben in Idomeni in den letzten zwei Wochen ohne genügend Nahrung, Kleidung und Obdach gelitten.

Auch in Griechenland herrschen katastrophale Zustände. Die griechische Polizei hat hunderte Syrer, Afghanen und Iraker in einem Feld eingepfercht. Ausschreitungen sollen so verhindert werden. Mittlerweile sind die Temperaturen nachts auf Gefrierpunktnähe gesunken. Zuflucht sieht anders aus.

Eingekesselt auf dem Balkan: Ungarn, Bulgarien, Slowenien und Griechenland setzen auf Grenzzäune zur Abschreckung. Neue Zäune entlang der Balkanroute haben bislang keine Folgen für den Andrang der Flüchtlinge gehabt – im Gegenteil: Die Flüchtlingszahlen klettern auf immer neue Rekordhöhen. Bereits vor drei Jahren errichteten die griechischen Grenzer einen 12,5 Kilometer Zaun im Nordosten des Landes, wo der Grenzfluß Evros einen Knick in die Türkei macht. Dieser galt als Schwachpunkt und sollte die Flüchtlinge davon abhalten, nach Europa zu gelangen. Die zunehmenden Flüchtlinge aus dem Syrien-Krieg und der neue Grenzzaun in Griechenland lenkten im Sommer 2013 die fliehenden Menschen in Richtung Bulgarien um. Daraufhin reagierte wieder Bulgarien und baute einen 30 Kilometer langen Grenzzaun, der Ende 2013 fertiggestellt wurde.

Nachdem auch Ungarn die Grenzen zu Kroatien geschlossen hatte, gab es die nächste Umleitung. Jetzt ist Slowenien das neue Transitland auf der Balkanroute, doch auch Slowenien schloss die Grenze und wieder musste eine neue Route her.

Nicht vor und nicht zurück – eingekesselt

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Wir Netzfrauen sind es leid, über diese schrecklichen Schicksale berichten zu müssen. Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat und was hat sich bislang getan, NICHTS ! Wie können Menschen so unmenschlich sein?

Jeder ist mit sich und dem bevorstehenden Weihnachtsfest beschäftigt. Christ sein in dieser Zeit, denn gerade deshalb werden doch Geschenke eingekauft, der Konsum will genährt werden. Die Konzerne haben vor Freude Tränen in den Augen stehen. Milliarden Euro geben die Verbraucher wieder zu Weihnachten aus. Christ sein bedeutet aber auch Nächstenliebe. Denn was nützen die vielen Geschenke unter dem Baum, wenn dabei das Herz auf der Strecke bleibt?

Wir haben es hier mit Menschen zu tun, mit Menschen, die alles verloren haben, die nicht wie wir vor dem Kerzenlicht sitzen, weil Adventszeit ist, sondern die den Schein einer Kerze nutzen, weil Ihnen kalt ist.

Stellen Sie sich vor, Sie haben Ihre Heimat verloren, und anstatt über die ersten Schneeflocken sich zu freuen, verfluchen Sie sie, weil Sie in der Kälte unterwegs sind mit einem Kind, welchem Sie ein neues Zuhause geben möchten. Sie wünschten sich, Sie hätten ein Spielzeug, welches Sie Ihrem Kind schenken könnten, aber Sie haben nichts, nicht mal eine warme Jacke. Und nun laufen Sie, umgeben von weiten Feldern, schutzlos mit Ihrem Kind, welches schon ganz müde ist, aber Sie können es nicht mehr tragen. Zu sehr hat Sie die lange Flucht ausgezehrt. Sie wünschen sich nur noch zu schlafen, vielleicht auch zu sterben, denn dann hätte das Elend endlich ein Ende. Aber Sie wissen, dass das Kind Sie noch braucht. Was machen Sie dann, Sie laufen weiter, in der Hoffnung, dass Sie morgen eine Zuflucht finden.

Aber Sie hoffen auch den folgenden Tag vergebens, denn Sie sind von Menschen umgeben, die Sie nicht wollen, die keinen Platz für Sie haben und die lachend von einem Schaufenster zum Nächsten gehen, obwohl Sie doch alles haben, wonach Sie sich sehnen. Ein bisschen Wärme, einmal ausschlafen und das Kind in Sicherheit zu wissen.

Nein, die Welt ist kalt geworden, eiskalt. Alles nur noch Fassade. Die Lichter an den Tannenbäumen auf den Weihnachtsmärkten, alles nur noch Show. Business as usual – lustig lustig tralalala …der Weihnachtsmann kommt bald. Aber für Sie hat er nichts eingepackt, nicht mal Wärme. Sie müssen sehen, wo Sie bleiben. Sie werden denken, Menschlichkeit sieht anders aus.

Und genau das ist es: Menschlichkeit sieht anders aus. In Deutschland brennen nicht nur die Kerzen an den Tannenbäumen, nein, auch viele Flüchtlingsunterkünfte. Das ist neuerdings der Sport der Rechten. Früher waren es Bücher, heute ganze Häuser.

Oh, du schöne Weihnachtszeit, wie haben wir wieder auf dich gewartet. Ruhe und Besinnlichkeit.

Im letzten Monat des Jahres, wenn die langen Samstage kommen, wenn alle Wirtschaftszweige aufblühen wollen –
wenn die Arbeitsämter Weihnachtsmänner vermitteln, wenn fast allen Präsidenten der Friede am Herzen liegt,
wenn zur inneren Einkehr durch Lautsprecher im Supermarkt aufgerufen wird. Ja, dann stellen wir fest, unsere reiche Welt, sie hat Weihnachten für sich in Anspruch genommen – und die Menschlichkeit ausquartiert.

So viel Verzweiflung auf dem obigen Foto, ein kleiner Junge wischt seinem Vater über die Stirn. Die Familie aus Pakistan wollte nach Europa, hoffte auf ein Leben in Frieden. Doch an der griechisch-mazedonischen Grenze zerbrachen alle Hoffnungen. Mittlerweile warten 6.000 Menschen und kommen nicht weiter. Sie harren in eisigem Wind, ohne Nahrung, ohne Medikamente – ohne irgendetwas. Und hinzu kommt die Gewalt, die von den Grenzbeamten ausgeht. Sieht so Weihnachten aus, Weihnachten im 21. Jahrhundert?

Damit Sie die neuen Nachrichten aus der Welt der Flüchtlinge erfahren, haben wir Ihnen einige Twittermeldungen zusammengestellt:

Es sind Menschen, und wie gehen Menschen mit diesen Menschen um? Wo bleibt da die Menschlichkeit?

Wissen Sie, wie man  einen Aufstand produzieren kann? Indem man ganz viele Menschen auf engstem Raume zusammen pfercht und dann braucht man nur noch abzuwarten. Genau, das geschieht an dem Eisernen Vorhang – ja, wir verwenden diesen Ausdruck, denn das ist das Europa, welches einst geschaffen wurde, um Grenzen abzuschaffen.

O du fröhliche, O du selige,
gnadenbringende Weihnachtszeit!
Welt ging verloren….

Netzfrauen Lisa Natterer und Doro Schreier

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Organhandel – Flüchtlinge als billige Ersatzteillager

VIDEO- Flüchtlinge – „Der Marsch“ beschrieb 1990 ein Szenario, wie wir es 2015 erleben.

Eine Schande! Friedensnobelpreisträger EU mit Schlagstöcken und Tränengas gegen Flüchtlinge

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