Neben dem alljährlichen Sektkorkenknallen, Bleigießen und dem Verteilen von Glücksbringern darf bei den meisten Menschen wieder eines nicht fehlen: ein schönes, buntes, lautes und meist auch teures Feuerwerk.
Rund 124 Millionen Euro geben die Deutschen fürs Feuerwerk aus.
Am 29. Dezember beginnt in Deutschland offiziell der Verkauf von Silvesterfeuerwerk. Die Polizei warnt davor, sogenannte Polen-Böller zu kaufen. Diese sind oft qualitativ minderwertig, besitzen eine besonders große Explosionskraft und haben ein hohes Verletzungsrisiko.
Nicht nur gefährliche Böller aus Osteuropa, die zum Teil manipuliert sind, um die Sprengwirkung zu erhöhen, sind auf dem Markt, die wenigsten wissen, dass Feuerwerkskörper unter menschenverachtenden Arbeitsbedingungen auch von Kindern hergestellt werden und der Umwelt schaden.
Haben Sie sich auch schon einmal die Frage gestellt, wie viel Geld allein weltweit für Feuerwerkskörper ausgegeben wird? Was könnte man mit diesem Geld alles Sinnvolles machen! Allein der Rauch vom Feuerwerk besteht hauptsächlich aus feinen toxischen Stäub (Feinstaub).
Mehr als 80 Millionen Kinder werden weltweit für gefährliche Arbeit eingesetzt. Auch in der Feuerwerksindustrie arbeiten Kinder. Indien will nun die Kinderarbeit legalisieren anstatt sie zu verbieten. Viele Familien nutzen die Lücken in der Gesetzgebung und lassen ihre Kinder arbeiten. 2011 ergaben die Daten der Volkszählung in Indien, dass etwa 4,4 Millionen Kinder zwischen fünf und 14 Jahren arbeiten – vor allem in der Landwirtschaft, Herstellung und im traditionellen Handwerk. Die Internationale Arbeitsorganisation setzt die Zahl höher an und schätzt die Zahl bei 5,8 Millionen. Das wären 54 Prozent der Sieben- bis VierzehnJährigen. Viele Kinder armer Familien arbeiten für zusätzliches Einkommen in der Feuerwerksindustrie.
Wie jedes Jahr machen wir auf den bitteren Beigeschmack von Feuerwerk aufmerksam. Leider ist dieses Thema ganz aus den Medien verschwunden. Positive Meldungen kommen aus Indien, dem Land der Feuerwerkskörper. Das wachsende Bewusstsein durch Kampagnen über nachteilige Auswirkungen von Feuerwerkskörpern auf die Gesundheit und Umwelt belastet die Industrie. Die Nachfrage nach Feuerwerkskörpern sank um etwa 35-40 Prozent. Auch dieses Jahr explodierte eine Feuerwerksfabrik in Indien.
Anfang Mai riss eine Explosion mindestens zwölf Personen in den Tod. Bei dem Unfall im Gliedstaat Westbengalen wurden zudem sechs Personen verletzt. Eine Woche zuvor war im Westen Indiens eine Feuerwerkfabrik in die Luft gegangen. Dabei kamen elf Personen ums Leben.
Im September 2015 explodierte eine Chemiefabrik in Ujjain, Madhya Pradesh in Indien und löste einen Großbrand aus. In vielen indischen Fabriken werden Sicherheitsstandards nicht eingehalten. Feuerwerkskörper und Kracher werden häufig in improvisierten Fabriken hergestellt, häufig sogar in Wohnungen.
Auch in China kam es heute zu einer Explosion in einer Fabrik für Feuerwerkskörper. Die lokalen Medien berichten von mindestens drei Toten in der Provinz Henan.
Vier Verletzte wurden ins Krankenhaus gebracht. Auch in China kommt es vermehrt zu Explosionen, da wie in Indien die Sicherheitsvorschriften nicht eingehalten werden.
Fireworks Blast Kills 3, Injures 4 in Central China Village:https://t.co/GzHMI7jDPP(来自@YouTube)
— CCTV+ (@CCTV_Plus) 28. Dezember 2015
Im Land des Feuerwerkes werden die Feuerwerkskörper nunmehr aufgrund des Smogs verboten.
#China bans fireworks cos it contributes to the smog. I would suggest tackling the real roots than spoiling festival https://t.co/mHlDfZeEmV
— Conorl (@ConorlConor) 17. Dezember 2015
Pyrotechnische Gegenstände können sehr leicht zu einer Gefahr für den Verbraucher werden. Jedoch besteht nicht nur für den Verbraucher ein Risiko, sondern auch für den Hersteller, den Handel und die Umwelt. Unsere Recherchen zeigen wie auch bereits in den vorigen Jahren, dass auf Feuerwerkskörper verzichtet werden sollte. Bereits in vielen Städten ist das „Böllern“ verboten. In diesem Jahr schließt sich Mailand an und verbietet auf Grund von Verletzungsgefahr jegliches Zünden von Feuerwerkskörpern. Wer trotzdem böllert, dem drohen hohe Geldstrafen. In Paris ist Silvesterfeuerwerk bereits seit 2011 aus Sicherheitsgründen verboten.
Jedem ist es zwar selbst überlassen, ob er oder sie eine zusätzliche Belastung durch Verbrennen von Feuerwerkskörpern eine zusätzliche Umweltzerstörung verantworten kann, doch sollte einem auch bewusst sein, welches Leid sich hinter diesen Produkten verbirgt. Die Verwendung von nachgewiesenermaßen umweltgefährdenden Folgeprodukten wie Quecksilberchlorid, Zinnober und Cadmiumpulver als effektgebende Komponenten soll zwar vorbei sein, jedoch hat gerade Cadmium in der Umgebung von Liuyang, das ja in China auch als die Hauptstadt des Feuerwerks bezeichnet wird, eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Kontaminierte Ackerflächen, krebserkrankte Menschen, kontaminierter Reis und Gemüse in der Nahrungskette sind die entsetzlichen Folgen, wie wir Ihnen in unserem Beitrag noch näher erläutern werden.
Blei und Bleioxide, Kupfer und Antimon spielen auch heute noch eine wichtige Rolle in den Feuerwerksrezepturen, die ebenfalls als gesundheitsschädlich gelten und ebenfalls die Umwelt schädigen.
Obwohl mittlerweile die meisten Feuerwerkskörper ohne nicht verrottenden Kunststoff auskommen und fast vollständig aus Pappe bestehen, die leicht verrottet, werden einige immer noch mit Kunststoffen hergestellt. Welche fatalen Folgen Kunststoff hat, darüber berichteten wir bereits.
Nirgendwo auf der Welt wird mehr Feuerwerk hergestellt als im chinesischen Hunan. Zwei Drittel der deutschen Silvesterknaller kommen von dort und hinterlassen Umweltverschmutzungen, Kranke, Tote und unmenschliche Arbeitsbedingungen.
Sinkholes haunt hamlet in C China’s Hunan. Farms wasted, houses damaged, brooks dried up. Mining to blame, some says pic.twitter.com/dB92U9smdN
— China Xinhua News (@XHNews) 21. Dezember 2015
Chinesische Feuerwerk-Hersteller mit Sitz in Deutschland
COMET
In Deutschland ist die Firma Comet aus Bremerhaven für ihre Feuerwerkskörper bekannt. Seit einigen Jahren gehört dieses Unternehmen zur Li&Fung-Gruppe, einem chinesischen Mega-Konzern, der sich unter anderem auch mit dem Export von Feuerwerkskörpern beschäftigt. Nachdem Comet im Frühjahr 2013 auf Grund des Wegfalls eines bedeutenden Großabnehmers noch Kurzarbeit anmelden musste, übernahm das Unternehmen im August 2013 im Rahmen eines Asset Deals den Geschäftsbereich Feuerwerk des ehemaligen Wettbewerbers FKW Keller GmbH. Damit liegt Comet Feuerwerk mit einem Marktanteil von 35 Prozent auf Platz zwei hinter Marktführer Weco Feuerwerk. Comet erwirtschaftet in den drei Verkaufstagen vor Silvester fast 95 Prozent des Jahresumsatzes.
Die PANDA Feuerwerk GmbH
Die Panda Fireworks Group, die mit einer Geschäftseinheit an der Börse in Schanghai notiert ist, gilt als einer der größten Feuerwerkskonzerne der Welt. Jedes Jahr setzt die Gruppe etwa eine halbe Milliarde Yuan um (57 Millionen Euro), davon bis zur Hälfte im Ausland. Die PANDA Feuerwerk GmbH ist eine Niederlassung der PANDA Fireworks Group Deutschland in Husum. Aus ihren eigenen Fabriken in China importieren sie Feuerwerkskörper der Katagorie I, II und IV. 2008 wurde Liuyang Fireworks Co. Ltd in der Provinz Hunan in Panda Feuerwerk Group Co., Ltd umbenannt. Quelle http://www.pandafireworks.com.
Papier, Schwarzpulver und Chemikalien seien in den vergangenen drei Jahren um fast 20 Prozent teurer geworden, ähnlich stark hätten die Löhne zugelegt. Diese sind allerdings noch immer sehr niedrig. In der Manufaktur Xiang Feng außerhalb von Liuyang wickelt eine junge Frau überdimensionale Wunderkerzen ein. Für jedes der baguettelangen Stücke erhält sie 0,02 Yuan ausgezahlt. Am Tag schafft sie 2000, kommt also auf 40 Yuan (4,60 Euro). Auch bei Panda ist das der Durchschnittslohn. So aus einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen.
WECO
3,8 Millionen Raketen, 1,2 Millionen Bengalsticks und 500 000 Knallbonbons: Das sind die Mengen, die die Weco-Fabrik in Kiel für das Silvesterfeuerwerk 2014 produziert hatte. Weco beliefert Aldi-, Lidl-, und die Famila-Märkte im Norden. Weitere Standorte von WECO sind Eitorf in Nordrhein-Westfalen und Freiberg in Sachsen. Insgesamt hat das Unternehmen 400 Mitarbeiter(Stand 2014). Als einziger der deutschen Feuerwerksproduzenten stellt WECO etwa 35 % seiner Gesamtproduktion an drei deutschen Standorten in Eitorf, Kiel und Freiberg (Sachsen) her. Langfristig sollen weitere Produktionskapazitäten aus China nach Deutschland verlagert werden.
Aus einer Pressemittleilung: Vom 22.bis zum 24. Mai 2009 fand in Liu Yang „The 9th China International Fireworks Festival“ statt.
„Liu Yang wird in China auch als die Hauptstadt des Feuerwerks bezeichnet und ist gleichzeitig der Hauptsitz der internationalen Feuerwerksvereinigung. Mit diesem Festival und resultierend aus der Arbeit dieser Feuerwerksvereinigung ist man bestrebt, die Feuerwerkskultur populär zu halten und den Handel und die Geschäftsbeziehungen im Feuerwerksbereich zu verbessern. In sechs verschiedenen Kategorien wurden die Top-Ten-Firmen gewählt. Die Jury bestand aus verschiedenen Experten der internationalen Feuerwerksbranche bzw. des International Fireworks Festival Committee – gleichzeitig konnte aber auch die Öffentlichkeit mit abstimmen. WECO-Feuerwerk gewann den Preis als „Most influential top ten brand in the global fireworks industries in 2009″. Somit gilt WECO nicht nur als Marktführer für Silvesterfeuerwerk in Deutschland und Europa, sondern gehört international zu den bedeutendsten und einflussreichsten Feuerwerksfirmen bzw. Feuerwerksimporteuren.“ Quelle
Wie uns ein Mitarbeiter telefonisch bestätigte, wird nur ein Teil der Feuerwerkskörper in Deutschland hergestellt. Doch noch kommen rund 65 Prozent der Waren aus der Region um die südchinesische Stadt Liuyang, die für ihre Tausenden kleinen Feuerwerksfabriken bekannt ist. Anhand der Pressemitteilung stellen wir fest, dass WECO ein bedeutender Feuerwerksimporteur ist.
Produktion in China
Hinweis: Werbefilm von PyroProdukt Gmbh aus Hamburg; er zeigt wie viel Handarbeit notwendig ist.
In der Feuerwerksindustrie gibt es zwei Städte, die zusammen 97 % des weltweiten Handels ausmachen: Liu Yang in China mit etwa 1700 Fabriken und die Feuerwerk-Stadt Sivakasi im Süden Indiens im Bundesstaat Tamil Nadu mit seinen 800 Feuerwerksfabriken und seinem Synonym für Kinderarbeit.
Liu Yang – China
Liu Yang ist ein für chinesische Verhältnisse kleines Städtchen in den Bergen der Provinz Hunan, das sich selbst Welthauptstadt des Feuerwerks nennt. Ein Viertel der 1,3 Millionen Einwohner arbeitet in einer der etwa 1700 örtlichen Feuerwerksfabriken.
Am 15. Juli 2015 starben bei einer Explosion in einer Lagerhalle für Feuerwerkskörper in China 15 Menschen und am 22. 7. 2015 gab es einen weiteren schweren Unfall nördlich von Liu Yang. In der Fabrik Sheng Dian, die Feuerwerksbomben für den Export und auch für den lokalen Markt produziert, brach ein Feuer aus. Dies sind einige von vielen Unfällen, die in Feuerwerksfabriken passieren.
Wie wir auf chinadialogue.net erfuhren, leidet die Region um Liu Yang noch immer unter der Cadmiumverschmutzung, obwohl die dort ansässige Chemiefabrik bereits nach einem Protest von mehr als 1000 Anwohnern 2009 geschlossen wurde. Das Chemiewerk hatte die Umwelt sechs Jahre lang verseucht. Im Februar 2012 führten Forscher eine Autopsie an zwei Bauern durch, die im Sommer 2009 in Liu Yang gestorben waren. Die beiden Bauern, Luo Lin und Ouyang Shuzhi hatten extrem hohe Urin-Cadmiumgehalte in ihren Körpern. Insgesamt 571 Menschen aus dem gleichen Dorf zeigten ebenfalls erhöhte Werte des Schwermetalls. Bereits 2008 wurde bei ihnen eine Cadmiumvergiftung diagnostiziert.
Das angebaute Gemüse war bis zur Unkenntlichkeit entstellt, da rund 260 Hektar Ackerland so kontaminiert sind, dass diese für den Anbau von Gemüse nicht mehr geeignet sind. Cadmium ist laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eines der zehn gefährlichsten Chemikalien für die menschliche Gesundheit. Untersuchungen ergaben, dass die Menge des Cadmiums im Reis 20-mal höher war als die von der Regierung erlaubte Menge. Viele Bauern vor Ort klagten über eine Krankheit als Folge der Cadmiumvergiftung, die sie kraftlos und arbeitsunfähig macht. Die Einnahme von Cadmium mit dem Essen kann zu Nierenproblemen und Krebs führen. Noch besorgniserregender ist die Tatsache, dass trotz der durch Cadmium verunreinigten Ackerflächen der Anbau von Reis und anderen Nutzpflanzen weiterhin betrieben wird. Bereits bei 21 Todesfällen durch Krebs oder andere Krankheiten wurden Cadmiumvergiftungen diagnostiziert, dies seit 2009 in einem 1200-Meter-Radius rund um die Anlage.
Eine zukünftige Epidemie ?
Die „Cadmium-Reis“ Krise Anfang 2013 brachte den kontaminierten Reis zurück ins Rampenlicht. Die Gesundheitsgefährdung durch Cadmiumverschmutzung, mit Ursprung in der großen Lebensmittelerzeugung aus den Bereichen wie Hunan und Jiangxi verbreitet sich derzeit in andere Regionen. Die von Forschern der chinesischen Akademie der Wissenschaften (CAS) entnommenen Proben aus hundert Reisfeldern in der Nähe von Minen der gesamten Provinz Hunan ergaben, dass 65% der Proben die Cadmium-Grenzwerte der nationalen Lebensmittelhygienebehörde überschritten hatten. Sie entdeckten den kontaminierten Reis wiederholt auf lokalen wie auch nationalen Märkten. Da Reis das Hauptnahrungsmittel für Südchina ist, sollten die Risiken von mit Cadmium kontaminiertem Reis nicht unterschätzt werden. Diese Informationen haben wir für Sie frei aus The polluted legacy of China’s largest rice-growing province übersetzt.
Wir fragen uns, ob diese Cadmiumverschmutzung auch von der Herstellung der Feuerwerke kommen kann, denn immerhin werden Schwermetalle verwendet. Betrachtet man die Menge an Feuerwerk, die in der Region Hunan hergestellt und getestet werden, könnte dieses durchaus der Fall sein. Wir konnten leider nicht in Erfahrung bringen, was diese geschlossene Chemiefabrik herstellt hatte, jedoch sind die Feuerwerksfabriken als weiterverarbeitende chemische Industrie registriert.
Etwa 67 Prozent der Weltproduktion stammt aus Liu Yang, einer Stadt von der Größe Münchens in Südchina. In den mehr als 1700 Unternehmen seien 300 000 Arbeiter beschäftigt, die 40 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung der Stadt erbrächten. Etwa 30 Prozent der Produktion geht ins Ausland, auch nach Deutschland. Nach Angaben des deutschen Verbands der Pyrotechnischen Industrie stammen zwei Drittel des Silvesterfeuerwerks aus Hunan.
Feuerwerk-Herstellung
Die Basis für ein Feuerwerk ist in der Regel Schwarzpulver. Die Leuchteffekte und Farben werden durch die Beimischung weiterer chemischer Stoffe bewirkt. So benutzt man für einen roten Effekt Strontiumsalze, Calcium und Lithium. Für gelbe Effekte verwendet man Natriumsalze, für grüne Bariumsalze, Kupfer, Tellur, Thallium und Zink.
Blaue Effekte werden durch Zugabe von Kupfersalzen, Arsen, Blei und Selen, violette durch Cäsium und Kalium, purpurne durch Rubidium, weiße und silberne durch Magnesium, Aluminium, Titan, Zirkonium und schließlich goldene durch Eisen und Kohle-Zusätze bewirkt. Je heißer die Stoffe abbrennen, desto intensiver die Farben und die Leuchtkraft, weswegen man manchmal auch chlorhaltige Stoffe wie zum Beispiel PVC beimengt.
Die Herstellung ist arbeitsintensiv und gefährlich. Jedes Jahr sterben Dutzende Menschen bei versehentlichen Schwarzpulverexplosionen. Weil chinesische Medien nur über die größten Unfälle berichten, bleiben die meisten wohl unbekannt. So wurden im September bei einer Explosion in einer Feuerwerksfabrik in Südchina zwölf Menschen getötet und 33 Menschen verletzt. Anfang Oktober wurden in einer illegalen Feuerwerksfabrik in Südchina fünf Menschen getötet. Daraufhin wurden viele Fabriken erneut überprüft, und da viele Mängel festgestellt wurden, wurden viele gleich geschlossen. Das erfuhren wir aus den USA, die über Engpässe und höhere Preise auf Grund der vielen Fabrikschließungen klagten.
Indien verbietet Feuerwerk aus China
Da das Feuerwerk aus China sich schnell entzündet oder spontan explodiert, verbot die indische Regierung zum diesjährigen Diwali die Einfuhr von chinesischem Feuerwerk. Das Feuerwerk aus China soll „Kaliumchlorat“ enthalten, eine gefährliche Chemikalie. Nach Informationen aus den indischen Nachrichten sind die Feuerwerkskörper aus China weitaus günstiger als die indische Produktion, enthalten aber neben „Kaliumchlorat“ auch Schwefel, das in Mischung mit Chlorat als „Hohes Risiko“ eingestuft wurde und verboten ist. Gerade Kinder, die mit diesen „Böllern“ hantieren, können schwere Verletzungen davon tragen. Quelle Paradox, da gerade in Indien bereits Kinder Feuerwerk herstellen. Auch in diesem Bereich ist Handlungsbedarf, denn wie die folgenden Recherchen zeigen, werden immer noch Kinder in der indischen Feuerwerksindustrie beschäftigt.
Sivakasi im Süden Indiens
Sivakasi in Tamil Nadu im Süden Indiens gilt als „Feuerwerk-Hauptstadt“ von Indien. Die Stadt produziert mehr als 90% der indischen Feuerwerke. Indien ist der zweitgrößte Hersteller von Feuerwerk der Welt neben China. Mehr als 800 Werke in Sivakasi erwirtschaften rund 360 Millionen Dollar jedes Jahr.
Etwa 70 000 Kinder sind an der Herstellung von Feuerwerk in Indien beteiligt. Die meisten Fabriken konzentrieren sich in und um die Stadt Sivakasi im Süden des Landes. Zehn- bis Zwölfjährige müssen hier teilweise mehr als 13 Stunden am Tag mit nur einem freien Tag pro Woche arbeiten und bekommen dabei nur einen Bruchteil dessen, was ein Erwachsener verdienen würde. Hinzu kommt die extreme Gefahr, der sie ausgesetzt sind. Explosionen sind keine Seltenheit, sie können schon durch kleine Funken ausgelöst werden. Immer wieder sterben dabei Menschen, doch diese Unfälle werden meist verschwiegen und gelangen nicht an die Öffentlichkeit. Wer in der Feuerwerksproduktion arbeitet, hat außerdem ein erhöhtes Risiko, durch den direkten Kontakt mit Schwefel, Schwarz- und Aluminiumpulver an Asthma oder Tuberkulose zu erkranken. Quelle
Laut der Kinderschutzorganisation „Bachpan Bachao Andolan“, deren Gründer Kailash Satyarthi ist, der den diesjährigen Friedensnobelpreis erhielt, müssen dort sogar schon fünfjährige Kinder mit den für Feuerwerkskörper benötigten gefährlichen chemischen Substanzen hantieren. Das Problem betrifft vor allem die Region Sivakasi. In den letzten Jahren wurden die staatlichen Kontrollen in den dortigen Feuerwerks-Fabriken massiv verschärft. ArbeitgeberInnen, die unter vierzehnjährige Kinder anstellen, drohen nun hohe Geldbußen. Doch das heißt nicht, dass es keine Kinderarbeit mehr gibt: Wie eine Untersuchung des staatlichen Zentrums für Kinderrechte und Entwicklung (CCRD) ergab, wird sie heute nur anders organisiert: Um keine Strafe zu riskieren, schließen Fabrikbesitzer Verträge mit Subunternehmen ab, die ihrerseits Verträge mit armen Familien machen. Vor allem Frauen und Kinder stellen die Feuerwerkskörper dann in Heimarbeit her. Quelle
Die Herstellung von Raketen und Knallkörpern ist mit schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen verbunden. Der direkte Kontakt mit chemischen Substanzen wie Schwefel, Schwarz- und Aluminiumpulver kann zu Verätzungen, Tuberkulose, Asthma und Kopf- bzw. Augenschmerzen führen. Hinzu kommt das ständige Risiko von Feuer und Explosionen.. Lesen Sie dazu auch Kinderarbeit in der Feuerwerksindustrie
Auch in diesem Jahr geben die Menschen wieder viele Millionen Euro für Feuerwerk an Silvester aus. Aber muss jedes Jahr das Geld förmlich verpulvert werden? Nicht nur die enorme Geldverschwendung macht Feuerwerkskörper unattraktiv, schließlich wird auch die Umwelt nicht nur in der Silvesternacht stark belastet, wie wir in unseren Recherchen heraus gefunden haben.
Wir VerbraucherInnen haben es in der Hand: Kaufen wir keine Feuerwerkskörper mehr, werden die Discounter diese Artikel aus ihrem Sortiment streichen. Das wäre ein Erfolg – der Umwelt und den Tieren zuliebe. Denn auch die Tiere leiden gerade in der Silvesternacht unter dem enormen Lärm, die diese Feuerwerkskörper verursachen.
Wir wünschen Ihnen ein gutes neues Jahr.
Netzfrau Doro Schreier
Das könnte Sie auch interessieren:
Vorsicht: Noch mehr hochbelastete Lebensmittel aus China!
Kindersklaven – Knochenarbeit und Schläge statt Schule und Spiel
Kindersklaven – Knochenarbeit und Schläge statt Schule und Spiel
Philip Morris und die unhaltbaren Zustände der dort geleisteten Kinderarbeit…
Nestlé – Kinderarbeit in Afrika: Blutige Schokolade
Für den Billigjob sterben. In Bangladesch ist das ein tägliches Risiko. “Nähen bis es brennt”