Mehr als 100 000 Kinder (nach aktuellen Schätzungen liegt die Zahl weit höher) müssen auf Tabakplantagen aus Armut bis zu 12 Stunden täglich Tabakpflanzen pflücken. Bei dieser Tätigkeit nehmen sie ca. 54 Milligramm Nikotin pro Tag über die Haut von den aggressiven Pflanzen auf. Ein Wert, der dem von etwa 60 Zigaretten entspricht. Die Nikotinkinder leiden unter den Symptomen einer typischen Nikotin- und Pestizidvergiftung: Atemnot, Husten, Kopf- und Bauchschmerzen, Muskelschwäche und bleibenden Hirnschäden. Nervenkrankheiten, die sie für ihr weiteres Leben begleiten werden.
Hinzu kommen die gravierenden Umweltprobleme, die durch den Tabakanbau entstehen.
In Tansania wird unaufhörlich der Miombo, der größte Trockenwaldgürtel der Welt, abgeholzt, um kurzfristig Platz für neue Tabakplantagen und Holz für die Tabaktrockung zu gewinnen. Laut einem Bericht werden Zigaretten aus tansanischem Tabak in Deutschland hergestellt.
Tabakanbau und -produktion führen zu einer massiven Abholzung von Wäldern. Waldstücke werden gerodet, um neue Anbauflächen zu schaffen und Feuerholz für das Trocknen der Tabakblätter zu gewinnen. Tabakpflanzen entziehen dem Boden deutlich schneller und mehr Nährstoffe als alle anderen Nahrungs- und Nutzpflanzen, sodass die Fruchtbarkeit des Bodens rapide abnimmt. Die Zerstörung des Bodens äußert sich auch durch das Absinken des Grundwasserspiegels und durch Erosion. Beim Tabakanbau werden große Mengen an Pestiziden eingesetzt. Diese belasten zusammen mit chemischen Düngern den Boden und kontaminieren die lokalen Wasserressourcen. Tabakmonokulturen fördern den Verlust der Biodiversität, da Nahrungsketten und Lebensräume zerstört und die einheimische Pflanzen- und Tierwelt verdrängt werden.
Tobacco’s Children – Nikotinkinder
Weltweit wird das Leben von Kindern durch Tabakanbau und Zigarettenkonsum beeinflusst. Kinder aus Malawi, Brasilien und Bangladesch erzählen: Sie arbeiten auf Tabakfeldern, um ihre Familien zu unterstützen. Sie bekommen zu wenig Nahrung und Bildung, weil stattdessen Zigaretten gekauft werden. In Malawi arbeiten laut Schätzungen rund 78 000 Kinder auf Tabakfeldern oder in Produktionsstätten. Wir Netzfrauen haben schon einmal auf das Thema hingewiesen in unserem Beitrag: NIKOTINKINDER – Tabak, die giftige Pflanze
INFOBOX
Führende Hersteller – Zigarettenindustrie
Die Zigarettenindustrie wird von wenigen großen Tabakkonzernen dominiert. Die weltweit größten Zigarettenhersteller sind China National Tobacco (92 Milliarden US-Dollar Umsatz), Philip Morris, Imperial Tobacco und British American Tobacco. In Deutschland hatte 2013 der Zigarettenhersteller Philip Morris mit 36,5 Prozent den höchsten Marktanteil im Bereich der Zigarettenproduktion, gefolgt von Reemtsma und British American Tobacco (BAT).
Umsätze und Preisentwicklungen
Insgesamt lag der Umsatz der Tabakindustrie durch Zigaretten in Deutschland 2014 bei knapp 20,5 Milliarden Euro. Quelle
Philip Morris International Inc. (PMI) ist der weltweit führende internationale Tabakkonzern. Die Produkte werden in mehr als 180 Ländern verkauft. 2012 betrug der Marktanteil auf dem internationalen Zigarettenmarkt (außerhalb der USA) etwa 16,3 %, bzw. 28,8 % ohne die Volksrepublik China und die USA.
Der Tabakkonzern Philip Morris
Philip Morris ist mit seiner Top-Marke „Marlboro“ einer der mächtigsten Zigarettenproduzenten der Welt. Obwohl in den vergangenen Jahren die Nichtraucher- und Jugendschutzgesetze in vielen Ländern verschärft wurden, hat es Philip Morris trotzdem geschafft, seine Vormachtstellung und seinen Umsatz weiter auszubauen. Bereits in der Dokumentation „Die Philip Morris Story“: Mit welchen Methoden arbeitet der Tabakkonzern? setzten sich die Autoren Tanja Hübner und Dirk Bitzer das „System Philip Morris“ aus mehreren Puzzleteilen zusammen: In Malawi, einem der wichtigsten Anbaugebiete von Philip Morris, begleiten sie die Tabakbauern und zeigen, unter welchen Bedingungen sie leben und arbeiten. Die Autoren sprechen mit Kindern, die oft auf den Feldern Tabak ernten müssen – anstatt in die Schule zu gehen. Auf Anfrage teilt Philip Morris mit, dass sich das Unternehmen für bessere Lebensbedingungen in Malawi einsetzt. Doch wie fair geht Philip Morris mit Erzeugern und Kunden um?
Für die (Nichtraucher-)Gesetze sind Politiker zuständig. „45 Min“ zeigt auch, wie die Zigarettenindustrie mit geschickter Lobbyarbeit versucht, die Mandatsträger zu beeinflussen. Die Dokumentation verdeutlicht, mit welchen Methoden Philip Morris seine Zukunft sichert – und auf wessen Kosten.
Marius Münstermann ist freier Journalist, der sich unter anderem mit Umweltthemen und wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen Afrika und Europa beschäftigt. Wir wollen wissen, inwiefern sich die Situation auf den Tabakfeldern wirklich verbessert hat, oder ob überhaupt was getan wurde. Schließlich wurde die obige Dokumentation 2012 ausgestrahlt und es sind einige Jahre ins Land gezogen. Marius hat sich mit dem Thema auseinandergesetzt und ist bereit, in Malawi direkt Vorort zu recherchieren.
Collins Mtika (freier Journalist, Gründer des Centre for Investigative Journalism Malawi), Chris Grodotzki, (freier Fotograf und
multimedia-Journalist) und Marius Münstermann (freier Journalist) sind einer Entdeckung auf der Spur. Stimmt es, dass ausgerechnet die „Die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit“ (GIZ) die Lobbyarbeit des Tabakgeschäftes unterstützt? Nun möchten wir herausfinden, wie viele fragwürdige Kooperationen zwischen Entwicklungszusammenarbeit und Tabakindustrie bestehen. Wir wollen wissen: Wieviel Geld fließt wohin – und wer profitiert davon?
Vorweg einige Informationen, die wir zwar online tätigen können, aber Beweise gibt es nur vor Ort:
Infobox
Wirtschaftsdaten kompakt: Malawi Stand: November 2015 – Corruption Perception Index 2014 110 von 175 Ländern
Basisdaten Fläche 118.484 km²
– Einwohner 2015: 18,1 Millionen* – Bevölkerungsdichte 2015: 152,8 Einwohner/km²*
– Altersstruktur 2015: 0-14 Jahre: 46,73 %; 15-24 Jahre: 20,38 %; 25-54 Jahre: 27,14 %; 55-64 Jahre: 3,06 %; 65 Jahre und älter: 2,69 %*Halbjahreswert (Mio. Euro)
– dt. Einfuhr 2015: 73,1 (+114,3 %)
– dt. Ausfuhr 2015: 13,3 (+86,5 %)Rohstoffe agrarisch
Ziegen, Rinder, Macadamia-Nüsse, Erdnüsse, Hülsenfrüchte, Sorghum, Maniok, Kartoffeln, Mais, Tee, Baumwolle, Zuckerrohr, Tabak
Rohstoffe mineralisch
Bauxit, Kohle, unerschlossene Vorkommen an Uran, Kalkstein
Mitglied in internationalen Wirtschaftszusammenschlüssen und -abkommen WTO; AU; Weltbank; SADC; COMESA;
Siehe Download als Broschüre
Foto GIZ – Heiko Meinhardt
Malawi – Informationen von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ)
Malawi verfügt fast ausschließlich über landwirtschaftliche Produkte. Die wichtigsten Anbauprodukte sind Mais, Tabak, Tee und Zucker. Die Tabakplantagen sind fast ausschließlich in einheimischem Privatbesitz, während im Teesektor die Briten noch verankert sind. Die wichtigsten Teeplantagen befinden sich in den Distrikten Thyolo und Mulanje im Südosten des Landes. Die beiden Zuckerplantagen in Nkhotakota (Zentralmalawi) und Chikwawa (Süden) gehören dem südafrikanischen Unternehmen Illovo. Außerdem werden u. a. noch Kaffee, Erdnüsse und Macadamia angebaut. Die einst bedeutendere, jetzt kleine Textilindustrie wird von Kleiderspenden aus Industriestaaten bedroht.
Im Norden (Karonga-District) wird seit einiger Zeit vom australischen Konzern Paladin Energy eine Uran-Mine (Kayelekera) betrieben. Die im April 2009 angelaufene Produktion sollte in ersten 12 Jahren jährlich ca. 120 Millionen US-Dollar an Exporterlösen einbringen. Nach eigenen Angaben wurden 2011 und 2012 10 % des BIP Malawis mit Uran erwirtschaftet. Die aktuell ungünstige Entwicklung der Uran-Weltmarktpreise hat eine (vorübergehende) Produktionsniederlegung seit Mai 2014 nach sich gezogen. Die Konkurrenzfähigkeit der Mine wurde durch die hohen Stromkosten (aus Diesel-Generatoren) noch verschlechtert. Das Projekt wird auch kritisch gesehen. Es gibt auch kleinere Vorkommen an anderen mineralischen Rohstoffen.
Das verarbeitende Gewerbe ist sehr klein. Es gibt bisher keine industrielle Tabakverarbeitung zur Herstellung von Exportzigaretten und auch noch keine Düngemittelfabrik. Einen Überblick über die Landwirtschaft, Viehwirtschaft, den Fischereisektor und Wasserresourcen bieten die FAO.
Insgesamt kommen im Subsistenz- und Kleinbauernsektor kaum Ochsengespanne, Pferde oder Traktoren zum Einsatz. Fast ausschließlich wird menschliche Arbeitskraft eingesetzt. Das gilt auch für die Plantagenwirtschaft (Tabak, Tee, Zucker).
Die Malawi Confederation of Chambers of Commerce and Industry informiert über Investitionsmöglichkeiten, Handelsmessen und hält eine Liste mit Kontaktadressen der malawischen Unternehmer bereit. Zudem ist die SAFRI (Südliches Afrika Initiative der Deutschen Wirtschaft) auch für Malawi zuständig, wenngleich das bisherige Engagement dort noch wenig ausgeprägt ist. Ein Business Directory, inklusive Links zu den staatlichen Institutionen (Fachministerien etc.), hält umfangreiche Informationen bereit. (…)
Große Abhängigkeit von ausländischer Hilfe
Malawi ist bis heute hochgradig von ausländischer Hilfe abhängig. Der Anteil der Entwicklungshilfe am BIP schwankt zwischen 15 % und 30 %. Etwa 40 % des laufenden Haushaltes ist geberfinanziert. Die Einnahmen aus öffentlicher Entwicklungshilfe liegen bei 1126 Millionen US-Dollar (2013), was 30,3 % des BIP entspricht. Einen guten Überblick bietet der Malawi Aid Atlas. Die wichtigsten bilateralen Geber sind die USA, gefolgt von Großbritannien, Norwegen. Japan und Deutschland. Engagiert sind auch Irland und Kanada sowie die VR China und Indien. Kanada hat sein bilaterales Engagement 2014 auslaufen lassen, bleibt aber über multilaterale Institutionen involviert.(…)
Deutsche EZ
Malawi ist Kooperationsland deutscher Entwicklungszusammenarbeit. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) ist mit einem Büro in Lilongwe vertreten. Darüber hinaus entsendet das Centrum für Internationale Migration und Entwicklung (CIM) Ärzte nach Malawi. Die Sektoren der deutschen EZ sind: Grundbildung, Gesundheit und – seit 2014 – ländliche Entwicklung. Der Sektor „demokratische Dezentralisierung“ lief aus und wurde im bilateralen Einvernehmen mit dem Sektor ländliche Entwicklung ersetzt. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ist vor allem im Sektor Infrastruktur engagiert. Als einzige parteinahe deutsche Stiftung war die Konrad-Adenauer-Stiftung mit einem Büro in Lilongwe präsent. Dieses wurde aber 2012 geschlossen. Das deutsche Engagement wurde im Dezember 2009 auf 64 Millionen Euro für zwei Jahre verdoppelt. Die bilaterale deutsche Entwicklungshilfe seit der Unabhängigkeit beläuft sich auf über 1 Milliarde Euro unter Einrechnung des deutschen Beitrages in internationalen Organisationen auf mehr als 1,5 Mrd. Euro. Im Februar 2011 wurde die Budgethilfe teilweise suspendiert aus Sorge um die Einschränkung der Pressefreiheit und gesetzliche Verschärfungen gegen Homosexualität. Im Dezember 2011 wurden bilaterale Neuzusagen über 41 Millionen Euro gemacht. Die Budgethilfe wurde zunächst ausgesetzt. Im August 2012 wurden Neuzusagen über 53 Millionen Euro eingeräumt, die vor allem für Armutsbekämpfung, Gesundheit und Good Governance bestimmt sind. Der Cash Gate Skandal hat auch Auswirkungen auf die deutsche Budgethilfe, die Ende 2013 eingefroren und bisher nicht wieder aufgenommen wurde. Deutschland gab aber Mittel für den Gesundheitsbereich sowie zur Verbesserung des Finanzmanagements im Dezember 2013 frei und kündigte weitere Hilfen an. Deutschland hat die Wiederaufnahme der Budgethilfe davon abhängig gemacht, dass die veruntreuten Vermögenswerte an den Staat zurückgegeben werden. Berlin hat 18 Millionen Euro für eine Rechnungsprüfung des Cashgate-Skandals zur Verfügung gestellt. Bei Regierungsverhandlungen im November 2014 wurden von Berlin 58,3 Mio. Euro zugesagt. Zusätzlich erhält Malawi über die Sonderinitiative „Eine Welt ohne Hunger“ Mittel in Höhe von bis zu 12 Mio. Euro, die der Unterstützung landwirtschaftlicher Innovationen und der Verbesserung der Ernährungssicherheit dienen sollen. Die Deutsche Botschaft in Lilongwe informiert über die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit. Im Bereich der nichtstaatlichen Entwicklungshilfe ist die Deutsche Welthungerhilfe in Malawi besonders aktiv. Mehr Informationen: http://liportal.giz.de/malawi/wirtschaft-entwicklung/
Die GIZ ist seit über 30 Jahren in Malawi im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) tätig. Malawi ist ein Schwerpunktland der deutschen internationalen Zusammenarbeit.
Über die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) haben wir bereits geschrieben. In dem Beitrag Skandal – BASF, Nestlé, Coca Cola, Deutsche Bank u.v.m. sind Profiteure der Entwicklungshilfe haben wir deutlich gemacht, wer die eigentliche Profiteure der Entwicklungshilfe sind. Im Haushalt 2016 des Entwicklungsministeriums sind ausgerechnet bei der Sonderinitiative „Eine Welt ohne Hunger“ fast 50 Millionen Euro für die Zusammenarbeit mit Unternehmen eingeplant. Deutsche Unternehmen – versteht sich. Aber es ist nicht Aufgabe der Entwicklungspolitik, deutsche Unternehmen zu subventionieren, dafür ist das Wirtschaftsministerium zuständig. Wie Sie der INFOBOX entnehmen können ist die GIZ auch in Malawi tätig.
Kennen Sie die de’ge’pol?
Deutsche Gesellschaft für Politikberatung e.V. – ist die Vereinigung deutschsprachiger Politikberater. Der Verein wurde am 25. Mai 2002 gegründet. Der Sitz der Geschäftsstelle ist in Berlin. Die de’ge’pol ist unabhängig, parteiübergreifend und wird von einem ehrenamtlich tätigen Vorstand getragen.
Dominik Meier
ist Inhaber und Geschäftsführer der 1997 gegründeten Public-Affairs-Agentur miller und meier consulting und der 2007 gegründeten MAP Die Kampagnenagentur. Seit Gründung der Deutschen Gesellschaft für Politikberatung e.V. im Jahr 2002 ist Dominik Meier deren Vorsitzender. Schwerpunkte von Meiers Arbeit sind Public Affairs, Lobbying, Strategieberatung und Mobilisierungskampagnen sowie Fragen der Ethik, Transparenz und Qualitätssicherung in der Public Affairs Branche
Die Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Politikberatung e. V. (de’ge’pol) verfügen über eine mehrjährige Berufserfahrung oder Tätigkeit in Unternehmen im Bereich der Politikberatung und sind aktuell als Berater in einem der folgenden Felder der Politikberatung tätig: Public Affairs, Kampagnenberatung und Politikfeldberatung.
Mitglied: Dr. Christian Henckes AgenZ Frankfurt – Agentur für marktorientierte Konzepte der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH Er kommt von der Worldbank – wo er als Operational Policy and Country Unit von – (4 Jahre 8 Monate) tätig war. Seit Februrar 2014 ist er Director, Integrated Coastal Protection Mekong Delta bei der GIZ
Mitglied – Philip Morris GmbH
Kai Klicker-Brunner Philip Morris GmbH
Es gibt zahlreiche Berater für Politiker aus den unterschiedlichsten Branchen – die Liste finden Sie hier: http://www.degepol.de/persnliche-mitglieder-b/
Nachfolgend der Text von Marius Münstermann:
Zementieren Entwicklungsgelder Malawis Tabak-Problem?
Malawi ist abhängig vom Tabak. Das südostafrikanische Land ist weltweit der wichtigste Exporteur von Burley-Tabak. In fast jeder Zigarette steckt ein Teil dieser Tabaksorte. Deutschland wiederum ist der größte Zigarettenexporteur der Welt. Allein aus Malawi importieren die hierzulande ansässigen Zigarettenhersteller jährlich Burley-Tabak im Wert von über 100 Millionen Dollar.
Die Tabakindustrie promotet ihren Rohstoff als Motor wirtschaftlicher Entwicklung für das arme Malawi. Doch entgegen den Versprechungen der Tabakindustrie bringt das „grüne Gold” vor allem Probleme mit sich:
Zehntausend Kinder schuften auf den Plantagen.
Mangels Schutzkleidung drohen gesundheitliche Schäden durch Pestizide und das Nervengift Nikotin.
Wälder werden gerodet, um die geernteten Tabakblätter über dem offenen Feuer zu trocknen.
Hinzu kommt ein Konflikt um Anbauflächen. Ein Viertel der Bevölkerung Malawis ist chronisch mangelernährt. Der Tabakanbau verschärft diese Situation. Denn wo Tabak wächst, ist kein Platz für den Anbau von Nahrungsmitteln. Und: Familien, die Tabak anbauen, bleiben bei Ernteausfällen oder sinkender Nachfrage auf ihrer Ernte sitzen. Sie haben dann oft kein Geld für ausreichend Nahrungsmittel.
Nicht zuletzt birgt Malawis wirtschaftliche Abhängigkeit vom Tabakexport weitreichende Gefahren. So kam es 2011 zu Massenunruhen, weil die Regierung des kleinen Binnenstaats keine Ölimporte mehr finanzieren konnte. Der Hintergrund: Die Weltmarktpreise für Tabak waren eingebrochen – und mit ihnen die Deviseneinnahmen Malawis. Der Export von Tabak macht bis zu zwei Drittel der Deviseneinnahmen Malawis aus.
Malawis Regierung will raus aus dieser Abhängigkeit. Die Landwirtschaft soll diversifiziert werden. Das Ziel: weg vom Tabakanbau.
Doch nicht nur die großen Zigarettenkonzerne wie Philip Morris, die den Markt beherrschen, die Bauern ausbeuten und die Politik Malawis korrumpieren, wollen am Tabak festhalten.
Ausgerechnet die so-genannte Entwicklungszusammenarbeit konterkariert die Bemühungen der malawischen Regierung, indem sie Projekte im Tabaksektor finanziert. Ein Beispiel: Die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) aus Deutschland finanziert Projekte an einem Institut in Malawi, das von internationalen Tabakkonzernen gegründet wurde. Dort lernen Bauern, Tabak anzubauen. Darüber hinaus betreibt das Institut Lobbyarbeit für die Ausweitung des Tabakgeschäfts.
Gemeinsam mit dem Correctiv (www.correctiv.org), Deutschlands erstem gemeinnützigen Recherchebüro, will ein internationales Team von Journalisten herausfinden, wie viele solcher fragwürdigen Kooperationen zwischen Entwicklungszusammenarbeit und Tabakindustrie bestehen. Wie viel Geld fließt wohin – und wer profitiert davon?
Um diese umfangreiche Recherche auf die Beine stellen zu können, wirbt das Team mit einer Crowdfunding-Kampagne um Spenden. Hier geht’s zur Crowdfunding-Seite, auf der es auch weitere Informationen zum Thema und zu der geplanten Recherche gibt: https://crowdfunding.correctiv.org/tabak-malawi-entwicklungsgeld
Wir Netzfrauen haben Marius Münstermann und seinem Team unsere Unterstützung zugesagt, da wir der Meinung sind, dass vor Ort eine Recherche notwendig ist.
Netzfrau Doro Schreier.
Philip Morris und die unhaltbaren Zustände der dort geleisteten Kinderarbeit…
NIKOTINKINDER – Tabak, die giftige Pflanze
Skandal – BASF, Nestlé, Coca Cola, Deutsche Bank u.v.m. sind Profiteure der Entwicklungshilfe
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