Land Grabbing in Deutschland – Der Ausverkauf an Großinvestoren

LandAuf der Flucht in Sachwerte kaufen private Investoren den Bauern das Land weg. Dadurch steigen für die Landwirte auch die Pachtpreise. Noch nie war Ackerland so begehrt wie heute.

Bereits „siebzig Prozent der landwirtschaftlichen Flächen in Deutschland gehören nicht mehr den Landwirten, die sie bewirtschaften.

Der globale Trend, Ackerland als Spekulationsobjekt zu erwerben, hat Deutschland erreicht. Konzerne, Kapitalfonds und Privatinvestoren kaufen Land in der Hoffnung auf satte Gewinne. Auch wachsender Bedarf an Lebensmitteln und Förderung von Biogasanlagen locken Investoren. Besonders in Ostdeutschland kaufen sich branchenfremde Konzerne in die Landwirtschaft ein.

Das große Geschäft mit dem Acker

Spätestens mit der Finanzkrise 2008 entdeckte das globale Finanzkapital die Äcker der Welt als Geschäftsfeld. Außerdem werden weltweit jedes Jahr drei Millionen Hektar verbaut oder zubetoniert, mehr als die doppelte Fläche des Ackerlands in Österreich. Deshalb steht auch immer weniger Ackerfläche für die Ernährung jedes einzelnen Menschen zur Verfügung.

Laut OECD fließen 44 Prozent aller Finanzmittel weltweit in Bodenwerte. Diese Finanzmittel stammen aus europäischen Geldhäusern und die Politik der EU gestaltet die entscheidenden Rahmenbedingungen so, dass sie großflächigen Landraub für Agrosprit, Palmöl, Soja und Exportfrüchte wie z. B. Zucker begünstigen. Damit rauben sie Millionen Bäuerinnen und Bauern ihre Lebensbasis und bringen sie um Entwicklungschancen.

Böden werden ausgelaugt, die Natur zerstört und gleichzeitig hungern über ein Milliarde Menschen

Diese Missstände müssen dringend beseitigt werden. Die Landnutzung ist global noch weit davon entfernt, nachhaltig zu sein. Die weltweit nur begrenzt zur Verfügung stehenden Flächen für die landwirtschaftliche Produktion müssen in erster Linie für die Ernährung genutzt werden. Die Probleme sind bekannt, doch die Ursachenbekämpfung wird nicht in Angriff genommen, denn es geht um viel Geld, um sichere Geldanlagen und letztendlich wieder um Profit.

In diesem Beitrag beschäftigen wir uns mit den Ursachen und zeigen anhand von Beispielen, wie eine Lösung herbeigeführt werden kann.

Bekannt ist das Problem schon lange. Spätestens seit der Finanzkrise 2008 kaufen Investoren samt Banken Ackerland. Die Grafik aus 2008 zeigt, wo weltweit großer Hunger herrscht, wo Land verkauft und gekauft wird.

Hunger

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Beispiele

Wir haben für Sie ein aktuelles Beispiel herausgesucht, das als KAPITALANLAGE zur Zeit auf Rügen angeboten wird. Es ist ein Beispiel von vielen.

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Weitere Beispiele finden sich auch in anderen Ländern Europas. Angeboten werden beispielsweise auch Ländereien in Polen, Lettland, Ungarn u. s. w.

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„Es gibt keine Landverkäufe in der Ukraine“ – behauptete die Bundesregierung am 11. 02. 2015. – Wir beweisen das Gegenteil.

Antwort – 11. 02 .2015

„Der Bundesregierung liegen keine Kenntnisse über Landverkäufe oder Verpachtungen in der Ukraine an ausländische Regierungen vor. Das geht aus einer Antwort (18/3925) der Regierung auf eine kleine Anfrage (18/3774) der Fraktion Die Linke hervor, die eine massive Landnahme in Form des sogenannten Landgrabbings vermutet.

Auf Grund eines ukrainischen Moratoriums für den Verkauf landwirtschaftlicher Nutzflächen könnten diese nach derzeitigem Kenntnisstand von nationalen und internationalen Agrarunternehmen nur gepachtet werden.()“

Grundstücke, Luzk, Ukraine

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Agrarbetrieb, Kapitalanlage & Rendite, Artinowa, Ukraine

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Dieses sind nur einige Beispiele – und auf entsprechenden Seiten werden viele Ländereien als Kapitalanlage angeboten.

Agrarland im Schlussverkauf

Der Boden wird immer teurer. Während China in Afrika Millionen Hektar landwirtschaftlicher Fläche kauft, kaufen sich Prominente oder Konzerninhaber Land in Ostdeutschland.

Private Großinvestoren sind scharf auf Agrarland in den ostdeutschen Bundesländern. Aber Landwirte sind sie nicht und ortsansässig auch nicht. Doch um so leichter schnappen sie den ortsansässigen Bauern das Land weg, die für ihre zu kleinen Betriebe auf zusätzliche Flächen angewiesen sind. Dieser „Ausverkauf“ von ostdeutschem Agrarland an auswärtige, finanzkräftige Geldanleger und Möchtegern-Großgrundbesitzer findet schon seit einem Jahrzehnt statt, wenn auch ohne öffentliches Aufsehen.

Wer hat mich gekauft – raten Sie mal

Zu Zeiten des Vorbesitzers lebten auf dem Hof Stand 2008 – 500 Rinder, 100 Schweine, 100 Schafe. Der Hof hat 700 Hektar Ackerland und bietet 22 Arbeitsplätze und eine Biogasanlage.

Johannes Niedeggen hieß der Vorbesitzer, der durch einen Unfall in seiner Biogasanlage verstarb. Er übernahm das ehemals Volkseigene Gut 1993 von der Treuhandanstalt und seitdem investierte er fünf Millionen Euro in den Landwirtschaftsbetrieb. Was ihm nicht gefiel, war der Einstieg von Finanzinvestoren in die Landwirtschaft. Doch was sind Investoren, die nicht mal selbst Landwirte sind?

Einige Daten aus dem Betrieb und Sie dürfen raten, wer diesen Betrieb gekauft haben könnte:

Sarah

Info:
landwirtschaftlicher Betrieb mit Viehhaltung und Biogasanlage
– Biogasanlage wird seit Januar 2006 mit selbst produzierten Energiepflanzen und hofeigener Gülle betrieben
– Energieeigenversorgung und Einspeisung ins öffentliche Netz
– Düngergewinnung aus anfallenden Gärsubstraten

 Betrieb:

  • Standort Raum Berlin, 30-40 BP, 550 mm Niederschlag mit Frühsommertrockenheit
  • 540 ha Ackerfläche und 180 ha Grünland (die gesamten Erntearbeit erfolgt durch ein Lohnunternehmen, die Bodenbearbeitung, Bestellung und Pflege sollte selbst durchgeführt werden)
  • Milchviehhaltung mit 200 Kühen
  • Mutterkuhhaltung mit 100 Mutterkühen plus Aufzucht aller männlichen Kälber zur Bullenmast

Ein mittelständisches Unternehmen im Land Brandenburg, rund 70 km von Berlin entfernt, auf einer Fläche von rund 700 Hektar Acker und Grünland, ein Bio-Betrieb mit Marktfruchtbau, Milchwirtschaft, Rinder- und Schweinemast.

Bildergebnis für sarah wiener gut kerkowEs handelt sich um Gut Kerkow von Sarah Wiener GmbH.

Wer ist Sarah Wiener?

Sarah Wiener ist vor allem durch TV-Auftritte und als Buchautorin bekannt. 1990 gründete sie ihr eigenes Unternehmen, die Sarah Wiener GmbH mit über 160 Mitarbeitern, und betreibt unter anderem drei biozertifizierte Restaurants in Berlin. Sarah Wiener engagiert sich öffentlich für eine nachhaltige Landwirtschaft und den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen sowie für ein „ethisch-ökologisches Ernährungsbewusstsein“. Ob sie im Restaurant des Guts Kerkow auch kochen wird, ist offenbar noch nicht raus. Sie hat mit TV-Auftritten und dem Bücherschreiben auch viel zu tun.

Aber das Bundespräsidialmat dürfte nicht mehr in den Genuss kommen, von dem Fleisch von Gut Kerkow zu verzehren.Die Bewirtschaftung der Kantine im Bundespräsidialamt wurde neu ausgeschrieben. Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat sich dagegen ausgesprochen, den seit 2012 geltenden Vertrag mit dem Catering-Unternehmen von Sarah Wiener zu verlängern.

Grund dafür ist die darin festgeschriebene Subventionierung der Mitarbeiterverpflegung im Bundespräsidialamt. Die monatlichen Ausgleichszahlungen für entgangenen Gewinn und erzielten Verlust summieren sich auf jährlich 84 000 Euro. Dabei ging es um Mittagessen zu Abgabepreisen von 2,90 Euro bis 6,30 Euro für 180 Gauck-Mitarbeiter. Quelle

Noch eine kleine Information vom Bund der Steuerzahler:

Bundespräsidialamt: Das mit rund 180 Mitarbeitern relativ kleine Bundespräsidialamt lässt für seine Beamten mittags groß auffahren. Die hauseigene Kantine wird seit 2011 von der bekannten Sarah-Wiener-GmbH betrieben. Doch die Nachfrage war überschaubar, der Kantinenbetrieb stellte sich als unrentabel heraus. Kurzerhand landeten Steuersubventionen auf dem Tisch. Für einen Verlustausgleich sowie eine zusätzliche Gewinnzusage erhält das Gastronomie-Unternehmen jährlich 84 000 Euro von den Steuerzahlern.
Das Bundespräsidialamt begründet den teuren Aufwand mit der „Fürsorgepflicht des Dienstherrn“. Der BdSt ist aber der Ansicht, dass Gewinngarantien für private Kantinenpächter nicht im Interesse der Allgemeinheit liegen. Die Fürsorgepflicht ist eindeutig übertrieben. Dieser Fürsorge würde auch mit kleineren Brötchen Genüge getan, zum Beispiel mit einer Cafeteria.
Gepachtet hat die Sarah-Wiener-GmbH die Kantine bis November 2015. Die Neu-Ausschreibung wird gerade vorbereitet und bietet die Chance, auf günstigere Alternativen umzuschwenken. Den Steuerzahlern würden weniger üppige Subventionen besser munden. Quelle

Auch bei Daimler muss man auf diese Produkte verzichten. Der Konzern servierte Sarah Wiener ab. Mitarbeiter der Restaurants im Stuttgarter Mercedes-Museum und im Daimler-Kundencenter in Bremen sollen mehr als zehn Stunden täglich gearbeitet haben, womit die betreibenden Unternehmen SW Museumsgastronomie und die Sarah Wiener GmbH gegen das Arbeitszeitgesetz verstoßen hätten.Quelle 

Brandenburg – Das Land der Biogasanlagen

Auch Sarah Wiener hat auf ihrem Hof eine Biogasanlage – in Brandenburg gab es 2004 noch 30. Bis 2011 erhöhte sich die Zahl auf 241 Anlagen (Stand 07/2011). Dieses führte zu einer verstärkten energetischen Nutzung von Pflanzen im Sinne nachwachsender Rohstoffe insbesondere für die Biogaserzeugung auch im Bundesland Brandenburg führt es zu einem höheren Gesamtbedarf an Wirtschaftsdüngern und an Energiepflanzen  – wie Mais – bekannt auch durch Vermaisung.

Ortsfremde Großinvestoren sind an großen arrondierten Flächen interessiert -Agrarindustrialisierung

Mittlerweile sind sehr viele, meist ortsfremde Großinvestoren an großen Flächen Agrarland interessiert. Es kommt zur Agrarindustrialisierung. Wir möchten Ihnen an dieser Stelle einige dieser Großinvestoren vorstellen:

Paul Schockemöhle

Paul Schockemöhle ist Europas größter Pferdezüchter. Zu Zeiten der DDR befanden sich auf dem „Gelände“, das er erwarb, fünf landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften mit Tausenden Rindern. Er kaufte das Riesengelände mit 2700 Hektar im Jahre 1992.

Paul Schockemöhle hatte sein Firmenimperium unter anderem mit Legehennenbatterien aufgebaut und war wegen seiner tierquälerischen Methoden immer wieder in Verruf geraten.

Infobox – Paul Schockemöhle

Der Agrarindustrielle Paul Schockemöhle ist einer der Großen der Geflügelbranche. Er ist nach Angaben von Brancheninsidern vermutlich – gemeinsam mit Meerpohl/Big Dutchman – Haupteigner der marktdominierenden „Deutschen Frühstücksei GmbH“.

Schockemöhle hat seinen Besitz im oldenburgischen Mühlen um das Gut Lewitz (bei Neustadt-Glewe) erweitert – mit 1400 Hektar und weiteren 1000 Hektar Pachtland.

Zur massenhaften Pferdezucht kamen bald noch Ställe für 5000 Färsen beziehungsweise 20 000 Schweinemastplätze hinzu, die dann weiterverkauft wurden. Auf seinen Gestüten in Mühlen (Niedersachsen) und Lewitz (Mecklenburg-Vorpommern) ist er für mehrere Tausend Tiere verantwortlich.

Nur so nebenbei erwähnt: 1,6 Millionen Hennen legten täglich bis zu 1,4 Millionen Eier. „Das sind zwölf Prozent des deutschen Eiermarktes“, bilanzierte Paul Schockemöhle 1971. Jahresumsatz: 40 Millionen Mark. – Heute ist der Konzern  Deutsche Frühstücksei GmbH & Co. KG  Neuenkirchen-Vörden, Kreis: Vechta Niedersachsen mit 16 Millionen Legehennen Europas größter Eierproduzent.

Ex-Vorstandschef des Finanzdienstleisters MLP, Bernhard Termühlen

Auch der Ex-Vorstandschef des Finanzdienstleisters MLP, Bernhard Termühlen, investierte nach dem MLP-Ende in die Agrarbranche und baut laut „manager-magazin“ eine „Bernsteinkette von Gütern an der Ostseeküste“ auf.

„(…) mehrere tausend Hektar Ackerfläche von Angeln über Mecklenburg und Vorpommern bis nach Polen hinein“.

Solche Flächen werfen demnach „inklusive Agrarsubventionen“ eine Kapitalrendite von etwa fünf Prozent ab und versprechen außerdem noch die Realisierung von „Wertsteigerungs-Fantasien“. Laut „manager-magazin“ nicht nur wegen der weltweiten Verknappung von fruchtbaren Böden und der Förderung von großen Biogasanlagen:

In Ostdeutschland seien die Bodenpreise immer noch niedrig und in Polen koste Ackerland derzeit sogar noch einmal bis zu 70 Prozent weniger. Man erwarte aber Bodenwert-Steigerungen, besonders in Polen, wenn nach 2013 die dortigen Flächenprämien erhöht würden.

Brillenfabrikant Fielmann

FielmannBrillenfabrikant Fielmann deckte sich in Ostdeutschland mit Tausenden von Hektarn. Dies ist ein weiteres Beispiel für den Landerwerb durch finanzkräftige ortsfremde Unternehmer. Im Mecklenburger Regionalteil der Lübecker Nachrichten wurde darüber bereits im Herbst 2004 berichtet. Fielmann erwarb auf den besten Ackerböden Mecklenburgs einen Ackerbaubetrieb. Das aber gelang ihm erst, als sich der damalige Ministerpräsident Ringsdorf (SPD) bei der BVVG für Fielmann eingesetzt hatte.

Rethmann AG & Co. KG

Deutschlands Müll-Milliardär Norbert Rethmann und seine vier Söhne kauften sich schon 6500 Hektar Grün- und Ackerland in Mecklenburg zusammen. Darunter befinden sich Güter, Milch- und Agrarhöfe in Kobrow, Stieten, Wamckow, Hohen Pritz, Prestin, Borkow und Witzin, mit Kühen, Schweinen und jeder Menge Ackerbau. Hinzu kommen noch fast 1000 Hektar Wald.

Ihre Millionen machten die Rethmanns mit Müll, Wasserversorgung, Logistik und der Verwertung tierischer und pflanzlicher Restprodukte. Seit Jahren investieren sie aber auch fleißig in die Landwirtschaft und zwar in begehrtes Ackerland.

Steinhoff Europe

Steinhoff Europe fertigt Möbel für Europa! Es ist eines der größten Unternehmen der europäischen Möbelbranche. Vom Hauptquartier in Westerstede aus steuert es die Produktion und Vermarktung für seine Standorte in Deutschland, Polen und Ungarn. Es erwirtschaftet laut eigenen Angaben einen Jahresumsatz von 450 Mio. EURO.

„Mit Land kann man nichts falsch machen“, begründete Angela Krüger-Steinhoff von der Steinhoff Familien-Holding ihren Einstieg seinerzeit.

Gut Bartow im Landkreis Demmin, Agrarbetriebe in Gerswalde und Röddlin in der Uckermark sowie Felgentreu im Landkreis Teltow-Fläming: Tausende Hektar lassen die Steinhoffs in Ostdeutschland bewirtschaften – vor allem für die Biogaserzeugung.

„Wir diversifizieren unser Vermögen“, meinte Krüger-Steinhoff seinerzeit. „Boden wird immer einen Wert haben.“ Die Krise habe gezeigt, wie unsicher Wertpapiere sein können. Nur anders als bei Fondsgesellschaften: „Unser Engagement ist langfristig angelegt“, sagte Krüger-Steinhoff. „Da steht unsere Familie hinter und keine anonymen Fonds.“

KTG Agrar AG und die Chinesen

„Gegessen wird immer“, verspricht Hofreiter seinen Investoren. Mit 30 000 Hektar wurde Hofreiter in kurzer Zeit Europas größter börsennotierter Bauer: 25 000 Hektar seines Landes liegen in Ostdeutschland. Mit dem romantischen Bild vom Bauern und seiner Scholle hat das Geschäftsmodell nichts mehr zu tun. Riesige Getreidefelder, Raps- und Maisplantagen werden wie Industrie-Anlagen betrieben. Die von Familie Hofreiter gegründete KTG Agrar AG kaufte notleidende Agrargenossenschaften in Ostdeutschland und in Litauen auf.

Gutes Geschäft dank Flächen-Subventionen

Der Gewinn der circa 30 konventionell und ökologisch bewirtschafteten Betriebe besteht größtenteils aus der Summe der Flächen-Subventionen (Stand 2010). Die Aktionäre der börsengehandelten KTG sind vermutlich vor allem an der steuerlichen Abschreibung, an den steigenden Bodenpreisen im Osten und an einer Risikostreuung in Zeiten der Finanzkrise interessiert. Verbände wie Bioland sehen in der Mitgliedschaft von KTG und anderen Agrarindustriellen offenbar kein Problem.

Infobox – KTG Agrar SE

Wenn wir über die Übernahmen durch Chinas Investoren oder staatseigene Konzerne schreiben, ist es, als schrieben wir gerade einen Wirtschaftskrimi, doch es ist Realität. Wir haben bereits berichtet, dass der chinesische „Warren Buffet“ – Guo Guangchang – spurlos verschwunden ist. Man vermutet, dass er in China von der Regierung eingesperrt wurde. Er  ist mit seinem Konzern Fosun am Hamburger Modeunternehmen Tom Tailor beteiligt. Im Sommer hatte Fosun den Kauf der Privatbank Hauck & Aufhäuser angekündigt. Kurz darauf preschten die Chinesen auch mit einer Übernahmeofferte für die BHF-Bank vor, wo sie bereits seit März 2014 mit 19,18 % der größte Anteilseigner sind. Dafür haben sie inzwischen unter Vorbehalt grünes Licht der europäischen Bankenaufsicht EZB bekommen. Siehe Chinas Kampfansage an die großen Konzerne der Welt – nach Pirelli nun KraussMaffei – Wird Europa ausverkauft?

Die von der chinesischen Beteiligungsgesellschaft „Fosun International Limited“ aus Shanghai kontrollierte „Fidelidade-Companhia de Seguros SA“ aus Portugal wird 9,03 % an der KTG Agrar SE erwerben.

Die Fidelidade-Companhia de Seguros ist KTG zufolge die größte Versicherung in Portugal. Der neue Aktionär beabsichtigt 620 000 Aktien an der KTG Agrar SE zu erwerben. Der Vollzug des Kaufvertrages soll in Kürze nach der Erfüllung wirtschaftlicher und rechtlicher Rahmenbedingungen erfolgen. Nach dem Vollzug der Transaktion wird der Freefloat der KTG Agrar SE bei 60,1 Prozent liegen.

Über die KTG-Tochterfirma C. Mackprang jr. GmbH & Co. KG will man nun den Handel mit Agrarrohstoffen in Richtung China intensivieren.  Quelle 

Die KTG Agrar SE gehört mit Anbauflächen von 45 000 Hektar zu den führenden Produzenten von Agrarrohstoffen in Europa. Als integrierter Anbieter erzeugt das Unternehmen Agrarrohstoffe, erneuerbare Energie und Lebensmittel.

Die Kernkompetenz des Hamburger Unternehmens ist der ökologische und konventionelle Anbau von Marktfrüchten wie Getreide, Kartoffeln, Soja und Raps. Bei ökologischen Marktfrüchten ist KTG Agrar gemessen an der Anbaufläche europäischer Marktführer. Die Anbauflächen befinden sich hauptsächlich in Deutschland und seit 2005 zusätzlich auch im EU-Mitgliedstaat Litauen.

Durch die Übernahme von beispielsweise Frenzel Tiefkühlkost und der Biozentrale Naturprodukte hat die KTG seit 2011 die Wertschöpfungskette um die Lebensmittelproduktion verlängert. Unter dem Dach von KTG Foods befinden sich die Unternehmen Frenzel Tiefkühlkost, Bio-Zentrale Naturprodukte, die Ölmühle Naturoel Anklam und der Frischedienst Linthe sowie die Marke „Die Landwirte„.

Im Geschäftsjahr 2014 hat KTG eine Gesamtleistung von 297,7 Mio. Euro und ein EBIT von 37,1 Millionen Euro erzielt. Das Unternehmen ist seit November 2007 an der Frankfurter Wertpapierbörse notiert und beschäftigte 2014 mehr als 1000 Mitarbeiter.

Weitere Informationen unter: www.ktg.ag.

Wo bleibt die Landwirtschaft?

Nun fragen wir Sie: Was hat das noch mit Landwirtschaft zu tun? Bauernland in Bonzenhand! Nun kommen auch die chinesischen Investoren – und sicher nicht, um Land in China zu erwerben. China soll bereits 3 Millionen Hektar Ackerland in der Ukraine gepachtet haben.

Lesen Sie dazu: Nach Ukraine erobert Monsanto nun Chinas Maisproduktion.

Energiepflanzen für Biomasse drängen Ackerbau zurück

Außerdem ein Trend, der den Landwirten das Leben zusätzlich schwer macht: Der Boden wird immer teurer. Auch im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald läuft ein Wettrennen um Äcker und Wiesen. Hier kaufen Steuerberater und Unternehmer Land auf, um Spekulation mit Ackerboden zu betreiben. Zwar ist man noch weit entfernt von den Zuständen im Osten, wo sich die Bodenpreise in kurzer Zeit verdoppeln können.

Aber der durchschnittliche Kaufpreis für einen Hektar hat sich bundesweit innerhalb nur eines Jahres, von 2010 auf 2011, um extreme 14 Prozent erhöht und lag bei 13 500 Euro/ha. In Schleswig-Holstein liegt nach heutiger Auskunft der Preis pro Hektar bereits zwischen 20 000 – 30 000 Euro je nach Region.

Landkonzentration und Land Grabbing

Landkonzentration und Land Grabbing stellen nicht nur im globalen Süden eine Bedrohung dar, sondern behindern auch zunehmend den Zugang zu Land in Europa, nicht nur in Osteuropa, sondern auch in Deutschland. Und der Spuk findet kein Ende. Die Karawane zieht weiter, denn wenn hier alles aufgekauft ist, kauft man woanders weiter. Landgrabbing passiert an den unterschiedlichsten Orten. Derzeit konzentrieren sich viele Bemühungen neben Teilen Asiens vor allem auf einen Kontinent: Afrika.

Land Grabbing in Afrika

„Für Investoren ist Afrika der Ort, wo die Chancen liegen“, sagt Investmentberater Christof Walter auf der Londoner Investmentmesse. „Für Agrarunternehmer ist Äthiopien der Himmel auf Erden“ sekundiert Jan Pins, der dort Gemüse für die Tophotels in Dubai produziert. Er hat das dafür bebaute Land für fünf Euro pro Hektar und Jahr von der Regierung gepachtet. „Ich bekomme 24 Euro im Monat, damit kann ich meine Kinder kaum ernähren“, sagt Alemgema Alemayoh, die sich als Arbeiterin in den riesigen Gewächshäusern verdingt. Hunger ist in Äthiopien immer noch bittere Realität.

Land Grabbing in Deutschland

Bodengeschäfte, Betriebsübernahmen – nichts Ungewöhnliches in Deutschland: Schätzungen zufolge wechseln jährlich in fünf bis acht Prozent der Betriebe die Eigentumsverhältnisse. Nur: Der Kreis der Eigentümer wird immer kleiner: Vor allem in Ostdeutschland hat in der Branche ein Konzentrationsprozess begonnen, der manche Region fest in nur noch wenige Hände gebracht hat – von ostdeutschen und westdeutschen Investoren gleichermaßen. Stellt sich die Frage: Was bleibt übrig für die „eigentlichen Bauern“?

Die Industrialisierung der Landwirtschaft und ihre Folgen

Erst die Agrarindustrialisierung macht den Dumpingpreis für bestimmte Lebensmittel möglich. Erst die Agrarindustrialisierung sorgt dafür, dass großflächig Pestizide auf das Getreide gebracht wird oder Gülle aus Massentierhaltung – mit tierischen Exkrementen, auch Antibiotika – auf die Äcker ausgebracht werden. Risiken für die menschliche Gesundheit entstehen, die aber, wie schon bei den BIG Playern der Nahrungsindustrie, nachrangig hinter dem Profit stehen. Denn wir wissen nun: es geht um Land und es soll möglichst eine gute Anlage sein.

Anhand der oben genannte Beispiele können Sie leicht sehen: Nein, nicht Landwirte kaufen Flächen, sondern Banken und andere Investoren.

Einige Zahlen aus Schleswig-Holstein

Die von der Finanzkrise ausgelöste Flucht in Sachwerte bekommt eine neue Facette: Als Alternative zu Immobilien investieren Anleger immer öfter in ein Stück Land. Ein nachhaltig gestiegenes Interesse von Nicht-Landwirten an Agrar-Flächen ist dabei eindeutig festzustellen. Waren der im Auftrag des Landes tätigen Einrichtung 2007 erst 18 Fälle vorgelegt worden, in denen ein Nicht-Bauer eine Fläche von mehr als zwei Hektar erwarb, ist das 2011 bereits 50-mal geschehen. Bereits 2012 war ein Höchststand zu verzeichnen. 2014 wurden sogar ca. 74 Fälle gemeldet.

Der Protest der Wut-Bauern

Die Wut der Bauern über die Agrarmultis wächst. Sie protestieren gegen die neuen Großgrundbesitzer, die über Macht und Geld Einfluss auf die Flächenvergabe nehmen. Und sie protestieren gegen die Subventionspolitik der EU: Denn die großen Unternehmen erhalten aus Brüssel Unterstützung in Millionenhöhe – Geld, das den Ausverkauf Ostdeutschlands an Bodenspekulanten und Konzerne fördert.

Ackerland

Wertvolles Ackerland

Doch was bleibt letztendlich wirklich für die Ernährung übrig? Die Spekulanten haben es schon längst erkannt: nur der „kleine Verbraucher“ wird sich in Zukunft fragen dürfen: „sind wir die letzte Generation, die sich überhaupt noch etwas leisten kann?“.

Land-Grabbing – Grenzenlose Gier nach Land – Der große Ausverkauf hat begonnen

Nicht nur Sarah Wiener, Brille Fielmann, die Steinhoffs, Paul Schockemöhle oder die Rethmanns kauften sich Ackerböden. Etliche der neuen Großgrundbesitzer kommen aus allen möglichen Branchen. Bereits 2009 glaubte Ex-MLP-Chef Termühlen, dass die Lebensmittelnachfrage deutlich steigen würde. Er kaufte deshalb Ackerflächen – und teilte mit, auch Privatanleger könnten am Megatrend teilhaben. Auch Krüger-Steinhoff lieferte uns die Antwort: „Boden“ wird immer einen Wert haben.

Um den Anschluss an den Wettbewerb nicht ganz zu verlieren, müssen die übrig gebliebenen Bauern dem ganzen Folge leisten, unabhängig davon, ob nun nachhaltig oder nicht. Außerdem müssen wichtige landwirtschaftliche Flächen teilweise für Ausgleichsflächen herhalten. Nun könnten Sie sagen: „Naturschutz ist doch super!“ Ist es auch, aber so einfach ist das leider nicht.

Städte kaufen Ausgleichsflächen auf

Es gibt Städte, die für Ausgleichsflächen Gelder vom Land oder Bund erhalten. Die Töpfe sind voll und müssen in einem Zeitraum von zwei Jahren ausgegeben werden, ansonsten fallen sie wieder dem Land zu (Bundesland – oder Bundeshaushalt). Da diese Gelder nicht verfallen sollen, werden zum Kauf angebotene landwirtschaftliche Flächen gekauft. Diese stehen dann nicht mehr den Kleinbauern zur Verfügung.

Leider haben wir für diese Aussage keine Quellen-Angaben. Die Informationen stammen aus einem Telefonat mit dem Bauernverband Schleswig-Holstein e. V., bei denen wir uns in diesem Fall bedanken, dass sie uns bei der Recherche so hilfreich zur Seite standen.

Schicksal der Tante-Emma-Läden als Warnung

Tante-Emma-Laden

Bochum: Tante-Emma-Laden (50er Jahre)

Es ist doch so, dass wir nicht wollen, dass Bauern einen Krieg gegen die Verbraucher führen. Stattdessen wollen wir, dass alle miteinander an Lösungen arbeiten. Bedenken Sie, wie viele jammern, dass es keine „Tante-Emma-Läden“ mehr gibt. Wir alle haben das Sterben dieser kleinen Einzelhandel-Läden mit verursacht, nämlich indem wir dort nicht mehr einkauften.

Dasselbe passiert nun den Bauern. Wenn Sarah Wiener schon sagt, sie hätte mit ihrem 750 Hektar großen Bauernhof ein mittelständisches Unternehmen, was sind denn dann Bauernhöfe mit nur 100 Hektar? Sind das dann Mikrounternehmen? Wie groß sind dann erst die Giganten, die ja selbst schon längst keine Landwirte mehr sind, sondern aus allen Branchen kommen, in denen sie ihre Millionen scheffelten?

Lösungen

Wir haben bereits 2013 in unserem Beitrag Spekulationsobjekt – Wettlauf um Ackerland – Der Ausverkauf hat Deutschland erreicht über die Problematik des Land Grabbing berichtet. Nun, zwei Jahre später, stellen wir fest, dass nicht mehr viel Zeit bleibt, um den kleinen Bauern, die mit ihren Betrieben überleben wollen, zu helfen. Wir hatten Ihnen damals Lösungen versprochen.

Da wir nun mit dem Bauernverband Schleswig-Holstein e. V. in Dialog stehen, müssen diese Lösungen noch warten. Fakt ist jedoch, dass jeder dieser sogenannten „Nicht-Landwirte“ mit seinen Tausenden von Hektar Ländereien, ein paar Hektar abgeben müsste. Dieses Land sollte dann entweder dem Naturschutz oder der ökologischen, nachhaltigen Landwirtschaft zur Verfügung gestellt werden. Das funktioniert jedoch nur auf freiwilliger Basis, denn enteignen können wir diese Giganten nicht. 

Können Verbote helfen?

Mit Verboten erreichen wir nichts. Also hoffen wir, dass diejenigen, die dabei helfen könnten, die Situation für alle zu verbessern, diesen und andere unserer Beiträge lesen.

Lese-Empfehlungen

Übrigens: Landwirtschaft geht auch anders, ohne GVO und Pestizide! – Farming in a different way! – in Deutsch und Englisch – zur Nachahmung empfohlen.

Wenn Sie unbedingt Profit machen wollen: hier noch eine andere Möglichkeit: Cannabis begeistert Investoren- Das 8 Milliarden Dollar Geschäft – Cannabis Investors Growing Faster Than The Deals

Am Anfang war der Boden…

Der Erdboden ist buchstäblich die Grundlage der Zivilisation, und zwar aus einem sehr einfachen Grund: Er lässt die Pflanzen wachsen und wir essen Pflanzen. Unsere Nahrung kommt entweder direkt von Pflanzen oder indirekt, indem wir Tiere essen, die sich von ihnen ernähren. Wir stehen an der Spitze der Nahrungskette, sind aber essenziell abhängig von ihrem Anfang.

Überall auf dem Planeten pflügen sich Würmer und andere Tiere durch die Erde und vermischen die mineralischen Bestandteile des Bodens mit den organischen, die sie ständig verstoffwechseln. Diese Verwandlung von abgestorbenen Pflanzen und Tieren zu Erde kann man sich als ein großes Recycling von Nährstoffen vorstellen.

…und dann kamen die Großinvestoren

Mittlerweile wird dieses Ökosystem von gierigen Großinvestoren zerstört. Sie unterstützen die Agrarindustrialisierung mithilfe von Subventionen, die sie insbesondere von der EU erhalten.

Die negativen Folgen sind bereits sichtbar – die Erosion und die nachlassende Fruchtbarkeit der Böden. Erosion lässt sich am besten entgegenwirken, indem Land immer mit Vegetation bedeckt ist. Wenn Monokulturen angepflanzt werden, liegt das Land jedoch über Monate des Jahres hinweg brach nieder. Außerdem zehren Monokulturen den Boden aus. Dem Ende des Öl-Zeitalters gehen wir unentrinnbar entgegen, aber ob wir das Ende fruchtbaren Bodens erleben, hängt von den Entscheidungen der Großinvestoren ab. Sie rauben den Landwirten das Land und wollen mit Massentierhaltung, Biogasanlagen und Massenproduktion von Mais und Getreide Profite scheffeln.

JETZT ist (noch) Zeit zu handeln

Es ist noch Zeit, die landwirtschaftlichen Praktiken zu ändern. Der Verlust der Bodenfruchtbarkeit kann zu einer in großem Maßstab existenziellen Bedrohung werden.

„Der Satte mag nicht wissen, wie dem Hungrigen zumute ist.“

Deutsches Sprichwort

Hoffen wir, dass nicht irgendwann wir hungern müssen!

Danke

Für die zur Verfügung gestellten Informationen bedanken wir uns bei AbL.

In der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e.V. (AbL) haben sich sowohl konventionelle als auch ökologisch wirtschaftende Bäuerinnen und Bauern zusammengeschlossen für eine sozial- und umweltverträgliche Landwirtschaft.

Für Ihre eigenen Recherchen

Hier erhalten Sie weitere Namen der Großinvestoren: Agrarindustrielle Großgrundbesitzer – Namen, Daten & Fakten

Weitere landwirtschaftliche Flächen als Kapitalanlagen finden Sie auf der Webpräsenz von Agrarimmobilien oder bei Immobilien RealEstate.

Suedwind-Magazin – Um Grund und Boden führt Sie zu einer aktuellen Studie zum Thema.

Eine Studie auf englisch Land concentration, land grabbing and people’s struggles in Europe.

Netzfrau Doro Schreier

Vorbildlicher Präsident Mujica – Uruguay verbietet den Verkauf von Land an ausländische Unternehmen

Die Gier nach Profit macht auch nicht vor dem WELTHUNGER halt! – Wohltat mit Profit?

Die Macht der Lebensmittel-Giganten – Diese Mega-Konzerne kontrollieren unsere Nahrung

Zuckerrohr, das Gold der Zukunft?

Deutsche Bank- Die Hungermacher im globalen Rohstoff-Kasino – und die Bundesregierung mischt mit!

 Lebensmittel-Monopoly und Verschwendung – trägt zum Hunger in der „Dritten Welt“ bei!

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