Neue Studie: Tödliche Chemikalien in europäischen Meeressäugern gefunden – Toxic Levels Of Chemicals Found In European Marine Mammals

Wale888

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Eine umfassende Studie erforschte vier verschiedene Wal- und Delphinarten, die vor den europäischen Küsten leben. Im Ergebnis wurden im Fett der Tiere die höchsten Konzentrationen des schädlichen polychlorierten Biphenyls (PCB) gefunden.

Europa ist ein Brennpunkt in Bezug auf PCB, besonders das westliche Mittelmeer und rund um die Iberische Halbinsel. Nicht nur die rapide ansteigende Verschmutzung der Weltmeere durch Plastik, die zunehmende Schifffahrt, die Lärmemission (Tiefseesonare, Bohrungen oder die Suche nach Gas- und Ölvorkommen mittels Druckluftkanonen, die Schallwellen auslösen, welche die empfindlichen Sinnesorgane der Tiere irritieren und ihnen die Orientierung nehmen) rotten diese Meeressäugetiere aus, auch tödliche Chemikalien machen den Meeressäugern zu schaffen, wie eine aktuelle Studie zeigt. 

Wir haben erst gestern einen Beitrag über den Walfriedhof Nordsee veröffentlicht, siehe Massensterben von Walen und riesigen Tintenfischen in der Müllhalde Weltmeere. Die neue Studie wurde am 14 Januar 2016 mit dem Titel PCB pollution continues to impact populations of orcas and other dolphins in European waters veröffentlicht. Wir haben für Sie den Beitrag übersetzt.

Tödliche Chemikalienkonzentrationen in europäischen Meeressäugern gefunden

Foto oben: “Dieser Orca wurde 2001 an die britische Küste gespült. ©CSIP-ZSL

Es sieht mehr und mehr danach aus, dass die Schwertwale in europäischen Gewässern bald Geschichte sind. Eine umfassende Studie erforschte vier verschiedene Wal- und Delphinarten, die vor den europäischen Küsten leben. Im Ergebnis wurden im Fett der Tiere die höchsten Konzentrationen des schädlichen polychlorierten Biphenyls gefunden, die je irgendwo in der Welt erfasst wurden. Auch der Zusammenhang zwischen der Chemikalie und der seit den 1960ern beobachteten, rückläufigen Reproduktionsrate der Orca und anderer Meeressäuger rund um Europa wird bestätigt.

Bevor die Giftigkeit des Stoffes erkannt und er in der Folge verboten wurde, waren Verbindungen aus polychlorierten Biphenyl – oder PCBs – in der Elektronik, in Farben und in feuerhemmenden Mitteln verwendet worden.

Die Bioakkumulation des Stoffes – was bedeutet, dass er sich in der Nahrungskette anreichert – führt natürlich zu den höchsten Konzentrationen bei Tieren, die an der Spitze derselben stehen wie eben Wale und Delphine. Wie es mit gefährlichen Stoffen oft ist, sind sie in der Umwelt immer noch zu finden und haben nach wie vor bedeutende Auswirkungen auf die Meeressäuger, die im nordöstlichen Atlantik und im Mittelmeer zu finden sind.

Orca are espcially vulnerable to PCBs as they are at the top of the food chain. This is one of the last eight surviving orca living off the north West coast of the U.K. ©Kerry Froud_Hebridean Whale and Dolphin Trust

Gerade der Orca ist anfällig für Vergiftungen durch PCB, da er an der Spitze der Nahrungskette steht. Dieser ist einer der letzten 8 Wale, die vor der Westküste England überlebt haben. ©Kerry Froud_Hebridean Whale and Dolphins Trust

Wir haben in Streifen-Delphinen, im großen Tümmler und in Schwertwalen erbärmliche PCB-Werte gefunden, die exzessiv hoch sind,“ erklärt Dr. Paul Jepson, Leitautor der Studie, die in Scientific Reports publiziert wurde. „Es sind momentan wohl die höchsten Werte weltweit. Europa ist ein Brennpunkt in Bezug auf PCB, besonders das westliche Mittelmeer und rund um die Iberische Halbinsel.“

Nachdem die Verwendung von PCB in den 80ern verboten worden war, fielen die Werte, die man im Walblubber fand, bis um das Jahr 2000 herum ab, dann blieben die in Meeressäugern gefundenen Konzentrationen auf einem stabilen Niveau. „So ist es sehr wahrscheinlich, jetzt, da wir eigentlich einen stabilen Zustand haben sollten, dass die Werte des verstoffwechselten und ausgeschiedenen PCBs durch neuen Input ansteigen,“ sagt Dr. Jepson.

Die Studie befasste sich auch mit Streifendelphinen, Großen Tümmlern und dem Gewöhnlichen Schweinswal. Photo: Andrea Izzotti/Shutterstock

Die Studie befasste sich auch mit Streifendelphinen, großen Tümmlern und dem gewöhnlichen Schweinswal. Photo: Andrea Izzotti/Shutterstock

Dieser Input ist expansiv. Nach dem Verbot der Chemikalie in den 1980ern wurden nur 10% des Stoffes vernichtet. Dank seiner großen Beständigkeit gegenüber Hitze – genau einer der Gründe, warum es so gern verarbeitet wurde – ist es unglaublich schwer, ihn wieder loszuwerden, was bedeutet, dass das Meiste des produzierten PCB ganz einfach in Deponien verschwand. Genau von dort aus sickert der Stoff langsam in die Ozeane, auch das Ausbaggern von Sedimenten wühlt das PCB vom Meeresboden wieder auf, sodass es wieder in die Nahrungskette gelangt und endlich die Wale und Delphine erreicht.

Da die Chemikalie direkt auf die Fruchtbarkeit der Meeressäuger und deren Immunsystem wirkt, ist der Rückgang der Populationen besonders der der Tümmler und Orcas die traurige Konsequenz. Tatsächlich gibt es keine einzige Orca-Schule mehr, die ganzjährig in der Nordsee lebt, und nur noch acht Individuen leben vor der Westküste Englands. Obwohl sie schon seit langen Jahren beobachtet werden, hat diese letzte Population noch keinen Nachwuchs herangezogen und hat wahrscheinlich keine Zukunft.

Leseempfehlung

Die Stadt Spokane (WA) verklagt Monsanto. In der Klage geht es um die Verschmutzung des Flusses Spokane. Monsanto  machte mit polychlorierten Biphenylen (PCB) über Jahrzehnte hinweg Milliardengewinne. Der Konzern hat die Gefahren der Substanzen jahrzehntelang vertuscht. Weltweit wurden bis 1989 rund 1,3 Millionen Tonnen PCB hergestellt. Davon stammte etwa die Hälfte aus den Fabriken des US-Konzerns Monsanto. PCB sind chemisch mit Dioxinen verwandt und zählen zu den als „dreckiges Dutzend“ bekannten Gefahrstoffen.(…)

Der andere Konzern, der mit PCB  über Jahrzehnte Milliardengewinne machte, ist Bayer. Die wichtigsten Handelsnamen waren Aroclor (Monsanto), Clophen und Elanol (Bayer) sowie Pyralene (von der französischen Firma Proodelec). Der Chlorgehalt variiert je nach Hersteller und Produkt zwischen 20 und 60 Prozent.

PCB sind persistente, sehr mobile Verbindungen, die sich auf Grund ihrer hohen Fettlöslichkeit entlang der Nahrungskette anreichern. Sie können das menschliche Hormonsystem, das Nervensystem und das Immunsystem schädigen, die Schilddrüse, Leber und Nieren angreifen und zu Unfruchtbarkeit führen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Substanzklasse jüngst in die Liste krebserzeugender Stoffe der Kategorie 1 hochgestuft.  Siehe Klagen gegen Monsanto – Umweltverschmutzungen durch PCB – Spokane sues Monsanto for PCB contamination

Wie sehr die Nord- und Ostsee verseucht ist, sehen Sie in diesem Beitrag: WIE CHEMIEWAFFEN DAS MEER VERSEUCHEN – Kampfstoff, frisch auf den Tisch

Toxic Levels Of Chemicals Found In European Marine Mammals

January 14, 2016 | by Josh L Davis

It is looking more and more likely that orcas swimming in European waters will soon be a thing of the past. An extensive study investigating four species of whales and dolphins living off the coast of Europe has found that the levels of a harmful chemical, polychlorinated biphenyl, in the marine mammals‘ fat are the highest recorded anywhere in the world. They have also concluded that the high concentrations of this chemical in the animals is likely the cause of supressed reproduction rates seen among the orca and other species around Europe since the 1960s.

Before they were banned, polychlorinated biphenyl compounds– or PCBs – were commonly used in electronics, paints, and as fire retardants, until it was discovered that they were highly toxic, and subsequently banned. PCBs are known to bioaccumulate, meaning that they build up in the food chain, often becoming concentrated in the animals that take the top spots, such as whales and dolphins. As with many harmful chemicals, they have managed to persist in the environment, and are still having a major impact on these marine mammals found in the north eastern Atlantic and Mediterranean.

“In the striped dolphins, bottle nosed dolphins, and killer whales, we have mean PCB levels that are excessive,” explained Dr. Paul Jepson, lead author of the study published in Scientific Reports. “They are probably the highest in the world right now, by some way. Europe is a big hotspot for PCBs, in particular the western Mediterranean Sea and around the Iberian Peninsula.”

After their use was banned in the 1980s, the levels of PCBs found in whale blubber did drop until around 2000, when the concentrations found in the marine mammals plateaued. “So it’s quite likely now that we’re in a steady state condition where whatever PCB is metabolised or excreted is topped up by new inputs,” says Dr. Jepson.

And these inputs are expansive. After the chemical was banned in the 1980s, only around 10 percent of it was destroyed. Due to its high resistance to heat, one of the exact reasons it was so popular in manufacturing, it’s incredibly difficult to get rid of. This meant that the vast majority of the PCB produced was simply buried in landfill. It is from these sources that the chemical is slowly seeping into the oceans, as well as the dredging of sediments stirring up the PCB from the sea floor, topping up the concentration of the PCB in the food chain, and eventually reaching whales and dolphins.

This has resulted in the decline in populations, particularly of bottle nosed dolphins and orca, as the chemicals impact the mammals‘ ability to reproduce, while also supressing their immune system. In fact, there are now no pods of orca that live year round in the North Sea, and only eight individuals living off the north west coast of the U.K. Despite having been studied for a long time, this last remaining population of orca has never bred, and is unlikely to in the future.

Netzfrau Patricia Kölb

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