Den Verbrauchern werden zunehmend trügerische Packungen untergejubelt. Kostet das Kilo plötzlich mehr, fällt das vielen Käufern auf. Bleibt der Preis aber gleich und schrumpft nur die Verpackungsgröße, bleibt das häufig unbemerkt.
Regine ärgert sich, denn ihre Lieblingssorte Kaffee hatte klammheimlich und unauffällig den Preis gleich um 20 % erhöht. Fällt einem aber erst auf den zweiten Blick auf, wenn man zu Hause die Packung öffnet: Statt bisher 500 g sind nur noch 400 g in der Tüte!
Nicht nur Regina bemerkte erst beim näheren Hinsehen, dass doch tatsächlich 100 gr fehlen.
Es gibt zahlreiche Tricksereien, so täuschen die Hersteller zum Beispiel mit viel Luft und doppeltem Boden größere Füllmengen vor. Die Gesetzeslage ist schwammig.
Einige Beispiele:
Mogelpackung Bäcker!
Eine alte Frau kaufte ein Brot und stellte erleichtert fest, dass das Brot doch nicht teurer geworden sei. Plötzlich sagte sie: „Das Brot scheint geschrumpft zu sein.“ Und richtig, anstatt 1000 g war das Brot jetzt 750 g leicht. Kleinere Menge, gleicher Preis.
„Schon seit langem fällt mir auf, dass in den Packungen vieler Lebensmitteln plötzlich weniger drinsteckt als früher – bei gleichem Preis. Fairerweise müssten die Anbieter darauf hinweisen, tun das aber nicht“, sagte die alte Frau und entschloss sich, in Zukunft wieder selbst zu backen.
Anderes Beispiel:
In einem Edeka-Markt wurde eine bekannte Schokolade als Sonderangebot beworben – 300-g-Tafeln stand auf dem Plakat. Beim näherem Hinschauen stellte eine Kundin fest, dass es sich um die neuen 200-g-Tafeln handelte. Eine Verkäuferin wurde daraufhin vom Marktleiter angewiesen, das „Super günstige Angebot“ zu entfernen.
Schon im Dezember 2006 veröffentlichte Stiftung Warentest eine Liste von Firmen, die sich diese so-genannten *Mogelpackungen* zu nutze machten. „Das Schrumpfprinzip“ – versteckte Preiserhöhung scheint seitdem unaufhörlich weiter in den Regalen Einzug zu halten, auch bei den Bäckern.
Auch wenn die Flut der Sonderangebote auf Handzetteln oder in den Printmedien einen anderen Eindruck vermittelt, die Preise im Einzelhandel werden weiterhin kräftig erhöht. Nicht immer sind die Preissteigerungen für Sie als Verbraucher auf den ersten Blick zu erkennen.
Achtung: Weniger Inhalt, gleicher Preis
Produzenten verringern gerne die Füllmengen, reduzieren aber im gleichen Zuge keineswegs den Preis. Um Preiserhöhungen zu verschleiern, benutzen Hersteller Hinweise wie „neue Rezeptur“ oder „bessere Qualität“. Da finden sich in der Chipsverpackung bei genauem Hinsehen plötzlich nicht mehr 200 Gramm, sondern nur noch 175 Gramm Chips. Der Preis ist jedoch gleich geblieben; lediglich das Design der Verpackung wurde leicht verändert. Oder in der Packung Knäckebrot fehlen bei gleichem Preis plötzlich 15 Gramm. Der Verbraucher bemerkt das oftmals gar nicht.
Mogelpackung des Jahres: Wer hat gewonnen?
Die Bebe Zartcreme von Johnson & Johnson ist die Mogelpackung des Jahres 2015. Das haben 26 132 Verbraucherinnen und Verbraucher entschieden, die vom 4. bis zum 22. Januar 2016 bei unserer Online-Abstimmung mitmachten und das Produkt mit einem Ergebnis von 32,6 Prozent unter fünf Kandidaten zum Sieger kürten.
Auf dem zweiten Platz landete mit 25,4 Prozent das Kaffeegetränk Tassimo Latte macchiato classico von Jacobs Douwe Egberts. Den dritten Rang erreichte mit 20,2 Prozent die Kopfsteherflasche Curry Ketchup von Heinz. Abgeschlagen auf Platz vier und fünf kamen die Zahnpasta Dentagard von Colgate Palmolive und der Herta Finesse Schinken von Nestlé.
Jedes Jahr erhält die Verbraucherzentrale Hamburg weit mehr als tausend Beschwerden zu Mogelpackungen. Viele davon werden seit zehn Jahren in einer Mogelpackungsliste dokumentiert. Sie umfasst aktuell 114 Seiten mit geschätzt 1000 Produkten.
Ein Gesetzesverstoß liegt oft erst vor, wenn bei identischer Verpackungsgröße und unverändertem Verpackungsdesign die Füllmenge ohne einen Hinweis unmerklich reduziert wurde. Schlussendlich gilt aber auch hier: Wann eine indirekte Preiserhöhung rechtswidrig ist, muss im Einzelfall geprüft werden.
Bis zu 84 Prozent Preiserhöhung
Bei der erstplatzierten Bebe Zartcreme verringerte der Hersteller Johnson & Johnson im vergangenen Jahr die Füllmenge bei drei verschiedenen Packungsgrößen: von 250 auf 150 Milliliter, von 75 auf 50 Milliliter sowie von 30 auf 25 Milliliter. Da die Dosengröße in zwei der Fälle sogar gleich blieb, fiel der geschrumpfte Inhalt kaum auf. Die Füllmengenreduzierung, die teilweise mit Preiserhöhungen durch den Handel einherging, führte zu einer Preissteigerung von bis zu 84 Prozent. Darüber hinaus wurde Verbrauchern mit der Einführung der neuen Packungsgrößen der Konservierungsstoff Phenoxyethanol untergejubelt; die alte Creme kam noch ohne Konservierungsstoff aus.
INFOBOX
US-Pharma- und Konsumgüterkonzern Johnson und Johnson
- Umsatz: 74,3 Mrd. US-$
Unter Einbeziehung aller Geschäftsbereiche steht die amerikanische Johnson & Johnson an der Spitze der Top 10 der weltweit größten Pharmakonzerne. Wichtige Medikamente sind Remicade und Simponi, die für 29 Prozent des gesamten Pharma-Umsatzes 2013 verantwortlich zeichneten. Allerdings erzielt Johnson & Johnson auch große Umsatzteile (11 Mrd. €) mit Konsumgütern, nachdem das Unternehmen im Jahr 2006 die Konsumgüter-Sparte von Pfizer für 12,4 Mrd. € übernahm.
2013 musste das Unternehmen in den USA 2,2 Milliarden € Strafe zahlen, da sie Apotheker bestochen hatten, für die Anwendung ungeeignete und ungetestete Schizophrenie-Mittel an demente ältere Menschen, Kinder und Behinderte zu verkaufen.
Johnson & Johnson ist nicht nur speziell in der Pharma tätig. Viele folgende Produkte dürften auch Ihnen bekannt sein:
- Konsumgüter-Sparte und OTC-Pharma
- bebe
- carefree
- Compeed
- Listerine (Mundspülung)
- Neutrogena
- o.b.
- Penaten
- Regaine
- Rhinopront
- Visine
- Acuvue
- Piz Buin
Erst gestern veröffentlichten wir wieder eine negative Schlagzeile über den Konzern.- Siehe Krebserregende Chemikalien in Shampoos – Illegal Cancer-Causing Chemicals Found in Nearly 100 Shampoo Brands
Nicht nur Mogelpackungen – Sehr kostbares Nass: Mineralwasser »glutenfrei« und »laktosefrei«
Das Geld ist den Menschen leicht aus der Tasche zu ziehen, ja, die Menschheit ist im Ganzen dümmer, als man angesichts der großen geistigen Leistungen unserer führenden Intellektuellen meinen sollte. Bitte nicht als Beleidigung empfinden, doch was ein Mitglied unserer Truppe auf der weltgrößten Fachmesse der Ernährungswirtschaft und der Nahrungsmittelindustrie Anuga erlebte, ist eine unglaubliche Geschichte, in der sich das Entsetzen und der Humor die Waage halten.
Kennen Sie die Kennzeichnung „glutenfrei“? Und wo vermuten Sie diese Kennzeichnung? Genau – bei Produkten aus Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Grünkern und Dinkel. Aber „glutenfreies“ Mineralwasser? Wasser enthält von Natur aus kein Gluten!
Viele Besucher waren so begeistert von dem neuen „glutenfreien“ Wasser, dass wir uns fragen, wann diese sich norwegische Fjordluftmischung aus der Flasche kaufen?
Ob Schinken, Kartoffelchips oder Mineralwasser, verschiedene Lebensmittel werden damit beworben, glutenfrei zu sein. Auch dann, wenn die Lebensmittel von Natur aus kein Gluten enthalten wie etwa Wurst. Aber dafür bezahlt der Verbraucher auch gleich mehr Geld, ist ja „glutenfrei“.
Doch es geht noch schlimmer – kennen Sie Laktose-Intoleranz? Lactis = Milch und der Endung -ose für Zucker ist der natürliche in der Milch und allen Milchprodukten enthaltene Zuckeranteil – auch als Milchzucker-Unverträglichkeit bekannt. Mal ehrlich, haben Sie schon mal Mineralwasser mit Laktose getrunken? Sicherlich nicht, denn das gibt es gar nicht, aber wenn auf Mineralwasser „laktosefrei“ steht, verkauft es sich gleich viel besser und natürlich auch der Profit für den Hersteller wie Nestlé steigt. Siehe: Anuga – Sehr kostbares Nass: Mineralwasser »glutenfrei« und »laktosefrei«
So viele Slogans wie nie zuvor
Die Konzerne bedrucken ihre Lebensmittel mit so vielen Slogans und Behauptungen wie nie zuvor. Lange wurde mit wenig Fett und wenig Zucker geworben. Jetzt sind „kohlenhydratarm“, „probiotisch“, „laktosefrei“, „glutenfrei“ und viele andere Bezeichnungen dazugekommen.
Die Umstellung auf eine laktosefreie Ernährung ist sicherlich für jeden Patienten eine Herausforderung. Milch, Joghurt, Quark, Butter, Käse und alle anderen Molkereiprodukte, aber auch Backwaren, Süßigkeiten, Fertigprodukte wie Kartoffelpüree, Gewürzmischungen, Wurstwaren oder Medikamente können Milchzucker enthalten und Beschwerden verursachen.
Fruchtsäfte, Mineralwasser, schwarzer, grüner, weißer Tee (keine aromatisierten Tees) gehören zu den verträglichen Lebensmittel, die keinen Milchzucker enthalten.
Viele Lebensmittel, die der Verbraucher täglich im Supermarkt kauft, gaukeln Qualität nur vor, manche gefährden sogar die Gesundheit der Konsumenten. Gefahren drohen nicht nur durch Pestizide und allergieauslösende Zusatzstoffe, sondern auch durch zu viel Zucker. Die Dokumentation entlarvt die Tricks der Hersteller.
Seit langem fordern Verbraucherverbände verständlichere Deklarationsvorschriften. Trotzdem erlaubt der Gesetzgeber das Geschmacksdoping aus dem Labor und lässt zu, dass zum Beispiel „natürliche Aromen“ nicht aus der Frucht selbst stammen müssen, sondern im Labor hergestellt werden können. Kaum ein Kunde durchblickt noch die Zusammensetzung unserer Supermarkt-Nahrung. Doch der Versuch, diese mangelnde Transparenz durch eine verpflichtende Nährwertampel auf den Produkten zu beheben, ist in Deutschland bisher durch massive Lobbyarbeit der Lebensmittelindustrie gescheitert.
Aber das Witzigste war doch Mineralwasser „glutenfrei“ und „laktosefrei“ – womit sich alles Geld verdienen lässt? Uns wundert eh nichts mehr – oder manchmal doch – aber nur ein kleines bisschen.
Netzfrau Doro Schreier
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