Hunderttausende Peruanerinnen wurden Ende der 90er Jahre Opfer einer staatlichen Politik, bei der die Frauen ohne vorherige Aufklärung und ohne ihre Einwilligung durch Ligatur der Eierstöcke sterilisiert wurden. Die Sterilisationen fanden unter prekären, lebensgefährlichen Bedingungen statt. Dutzende von Frauen starben an den Folgen des Eingriffs. Tausende müssen mit den lebenslangen Folgen zurechtkommen. Ihre Familien sind weiterhin recht- und mittellos.
Sowohl bei der Weltbank als auch bei den Vereinten Nationen und der amerikanischen Entwicklungshilfeagentur USAID gilt die Förderung von Programmen zur Geburtenkontrolle in den Ländern der Dritten Welt seit den 60er-Jahren als Priorität. Sie ist das bevorzugte Instrument im Kampf gegen die Überbevölkerung und den damit verbundenen Geißeln Armut, Chaos, massive Migration, Terrorismus und Umweltkatastrophen. Diese Strategie der Entmündigung und Verletzung der körperlichen Integrität, die jede Selbstbestimmung missachtet, wurde bereits in den 1970er-Jahren in Indien umgesetzt.
Zahlen aus Indien aus dem Jahre 1976
„Im Jahr 2001“, errechnete der Demograph Agarwal, „haben wir aus Indien China überrundet“, aber: „Jene 13 Millionen, um die wir jährlich wachsen, bedeuten einen Bedarf an 127 000 neuen Schulen, 373 000 neuen Lehrern, 2 509 000 neuen Häusern, vier Millionen mehr Jobs, 19 Millionen Metern mehr Kleiderstoff, 1,3 Millionen Tonnen mehr Nahrungsmittel.“ 2013 hat Indien nicht China überrundet. Siehe Stand 2013: China 1,357 Milliarden Menschen und Indien 1,252 Milliarden Menschen
Sterilisation ist in Indien wie in Brasilien das am weitesten verbreitete Verhütungsmittel. Obwohl Vasektomie bei Männern unkomplizierter ist und wieder rückgängig gemacht werden kann, liegt der Fokus vor allem bei Frauen. In den 1970er Jahren wurden im Rahmen strikter Bevölkerungspolitik 10 Millionen Inder, vor allem Männer sterilisiert. Da das Vorgehen auf Widerstand der Männer stieß, wird das Verfahren bis heute vor allem bei Frauen angewendet. Es kommt immer wieder zu Vorfällen, in den Frauen zur Sterilisation genötigt und gezwungen werden oder unmoralische Anreize geschaffen werden. Oft erhalten Frauen 1400 Rupees (ca.18 €). Zwischen den Jahren 2003 und 2012 sind in Indien 1434 Frauen an den Folgen einer Sterilisation gestorben.
Indiens dunkle Geschichte der Sterilisation
Unterstützt durch ein 20-Millionen-Dollar-Darlehen der Weltbank, dem UN-Bevölkerungsfonds und den Internationalen Entwicklungsbehörden begann Indien bereits in den 1970er Jahren massiv, die Bevölkerungszahlen einzudämmen.
Wie in Salman Rushdies Roman „Mitternachtskinder“ beschrieben, begann Sanjay Gandhi , der Sohn der ehemaligen Premierministerin Indira Gandhi, eine gewaltsame Sterilisierungskampagne. Die erstaunliche Anzahl von 6,2 Millionen Sterilisierungen an Männern fand in nur einem einzigen Jahr statt.
Was damals an Männern begann, wird – immer noch – jetzt bei Frauen durchgeführt. Fast 4 Mio Sterilisierungen an Frauen wurden 2013 bis 2014 an Frauen durchgeführt – Frauen protestieren weniger lautstark als Männer, heißt es von offizieller Seite.
Obwohl die Regierung eine Reihe von Maßnahmen und Standards für die Durchführung von sicheren Sterilisationen angeordnet hat, kommt es immer wieder zu Komplikationen und Hunderten von Todesfällen.
Obwohl auch in China, wo diese Art von Familienplanung seit den 1980er Jahren staatlich vorgeschrieben ist, Todesfälle vorkommen, sind die Zustände in den indischen Sterilisierungslagern unbeschreiblich und weitaus schlechter als in China. Dies wird seit Jahren beklagt, Verbesserungen sind nicht in Sicht. Quelle BBC November 2014
Brasilien – dazu ein Beitrag vom Februar 1993 – Geburtenkontrolle heißt in Brasilien Sterilisation. Schon sechs Millionen Frauen wurden operiert – viele gegen ihren Willen – die Quelle: Zeit.online
Rund sechs Millionen Frauen der insgesamt 37 Millionen Brasilianerinnen zwischen 15 und 54 Jahren sind nach Angaben des Statistikamtes IBGE sterilisiert. Viele von ihnen allerdings unfreiwillig. So zum Beispiel die 42jährige Sonia Beltrao. Nach der Geburt ihres vierten Kindes vor sieben Jahren in einem öffentlichen Krankenhaus in Rio trennte der Arzt ihr die Eileiter durch, sie erfuhr es erst hinterher. „Ich bin mit einer Frau aus den unteren Schichten verwechselt worden“, meint Sonia Beltrao. Denn als sie sich bei der Leitung des Krankenhauses beschwerte, fragte man sie verwundert: „Wie kommt es, dass Sie Architektin sind?“ Der verantwortliche Arzt wurde lediglich vom regionalen Ärzteverband gerügt. Sterilisierung gilt nach dem Strafrecht als schwere Körperverletzung, selbst wenn sie freiwillig geschieht.
30. August 1974 – UNO-Weltbevölkerungskonferenz beendet: Geburtenkontrolle als Mittel der Politik
Die Angst vor der „Bevölkerungsexplosion“ war weit verbreitet. Zu dieser Sicht beigetragen hat die erste Weltbevölkerungskonferenz, die im August 1974 in Bukarest stattfand. Das knapp zweiwöchige UNO-Treffen, an dem 135 Staaten teilnahmen, war auf Initiative der USA zustande gekommen.
Die Weltbevölkerung war auf rund vier Milliarden Menschen angewachsen – vor allem in der so-genannten Dritten Welt. Deshalb befürchteten die Amerikaner, die vielen zusätzlichen Armen könnten im Kalten Krieg zu Kommunisten werden. US-Außenminister Henry Kissinger schrieb wenige Monate vor Bukarest in einem geheimen Memorandum: „Das oberste Gebot der US-Außenpolitik ist die Bevölkerungsreduktion – in anderen Ländern.“ Zu den Staaten, die er aufzählte, gehörten unter anderem Mexiko, Brasilien, Nigeria, Pakistan, Indonesien und die Philippinen. Argumentationshilfe lieferte dabei der zu der Zeit Experten-Bericht von den „Grenzen des Wachstums“ an den „Club of Rome“. Auch darin wurde die „Überbevölkerung“ als ein Hauptproblem ausgemacht. Darum wollte der Westen in Bukarest möglichst alle Staaten auf Bevölkerungskontroll-Programme verpflichten. Quelle WDR
Reproduktionsniveau auch Bestandshaltungsniveau
Das Reproduktionsniveau ist die durchschnittliche Kinderzahl je Frau (Gesamtfertilitätsrate), die erforderlich wäre, um den Bevölkerungsbestand bei der gegenwärtigen Sterbewahrscheinlichkeit und ohne Berücksichtigung von Wanderungsbewegungen konstant zu halten. Für Europa gilt ein grober Richtwert von 2,1 Kindern je Frau als Reproduktionsniveau. Alle EU-Länder liegen unter diesem Richtwert, sodass langfristig die Zahl der Geburten die Zahl der Sterbefälle nicht mehr ausgleicht und die Bevölkerung schrumpft.
Nach dem 1974 abgefassten Plan NSSM – 200, der bis 1992 als geheim galt, sollen in zwölf Entwicklungsländern, darunter Brasilien, die Geburtenkontrolle einschließlich Sterilisation angeregt worden sein.
Eine geschätzte Weltbevölkerung von neun Milliarden Menschen im Jahre 2050, besonders hohe Natalitätsraten in den Entwicklungsländern sowie abnehmende Naturressourcen bereiteten damals große Sorgen und waren 1974 und 1984 Thema der Weltbevölkerungskonferenzen von Bukarest und 10 Jahre später in Mexiko.
Sowohl bei der Weltbank als auch bei den Vereinten Nationen und der amerikanischen Entwicklungshilfeagentur USAID gilt die Förderung von Programmen zur Geburtenkontrolle in den Ländern der Dritten Welt seit den 60er-Jahren als Priorität. Und wir haben sogar das Original zu der damaligen Konferenz!
Vor allem die Vereinigten Staaten koppelten etwa 1966 amerikanische Getreidelieferungen nach Indien an die Anstellung amerikanischer Bevölkerungsexperten. Einige der drastischsten demographischen Maßnahmen führten jedoch asiatische Eliten an ihrer eigenen Bevölkerung durch. Während des Ausnahmezustandes in Indien zwischen 1975 und 1977 wurden in einem einzigen Jahr über acht Millionen Inder sterilisiert. Die Regierung bestach sie mit Geld, drohte ihnen die Zerstörung ihrer Häuser an oder zwang sie mit Gewalt.
Noch 1995 verabschiedete das indische Parlament ein weiteres Gesetz, das Schwangerschaftsabbrüche mit großzügigen Prämien unterstützte: Sechs Wochen bezahlter „Abtreibungs-Urlaub“ winkten jeder Frau, die bereits zwei Kinder geboren hatte. In den späten 1990er Jahren führten bevölkerungsstärkere Bundesstaaten zusätzliche Zwangsmaßnahmen ein, um Großfamilien unter Druck zu setzen. Familien mit mehr als zwei Kindern wurde die Teilnahme an Kommunalwahlen verboten, Darlehen oder eine Tätigkeit für die Regierung verwehrt und sogar die Aufnahme in staatliche Bildungseinrichtungen versagt.
Der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (englisch United Nations Population Fund, UNFPA; bis 1987 United Nations Fund for Population Activities, daher die noch heute übliche Abkürzung UNFPA) ist der weltweit größte Fonds zur Finanzierung von Bevölkerungsprogrammen. Er wurde 1967 als Treuhandfonds eingerichtet und begann seine Arbeit 1969. Seit 1972 ist er ein Nebenorgan der Generalversammlung der Vereinten Nationen. Seit 2011 ist Babatunde Osotimehin Exekutivdirektor. Finanziert wird der Fonds aus freiwilligen Beiträgen der Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen. Aber auch durch die Bill Gates Stiftung! http://www.unfpa.org/icpd
Ausführliche Erklärung: Bevölkerungswachstum
Kurzerklärung
Bevölkerungswachstum beinhaltet die Veränderung der Bevölkerungsgröße zwischen zwei Stichtagen als Ergebnis eines Abgleichs der zwischen diesen Stichtagen erfolgten Geburten und Sterbefälle sowie Zu- und Abwanderung. Sie kann Bevölkerungszuwachs oder -abnahme ergeben. Das übliche Maß des Bevölkerungswachstums ist die jährliche natürliche Zuwachsrate (Nettozuwachs) in Prozent. Die Weltbevölkerung wächst mit 1,1 Prozent jährlich und wird laut UN von derzeit 7 Mrd. Menschen bis 2050 auf 9,3 Mrd. steigen (UN 2011).
1. Begriff: Veränderung der Bevölkerungsgröße zwischen zwei Stichtagen als Ergebnis eines Abgleichs der zwischen diesen Stichtagen erfolgten Geburten und Sterbefälle sowie der Zu- und Abwanderungen (Migration, Wanderung). Sie kann Bevölkerungszuwachs oder -abnahme bedeuten. Das übliche Maß des Bevölkerungswachstums ist die jährliche natürliche Zuwachsrate (Nettozuwachs) in Prozent.
2. Weltbevölkerung: Jährlich wächst die Weltbevölkerung laut Angaben der UN (2011) mit 1,1 Prozent, das sind rund 78 Mio. Menschen. In den von der UN regelmäßig erstellten Bevölkerungsprojektionen erscheint eine mittlere Variante als Richtwert für die künftige Weltbevölkerung. Er liegt für das Jahr 2050 bei 9,3 Mrd. und gegen 2100 bei 10,1 Mrd. (unter Berücksichtigung eines allg. leichten Geburtenrückgangs). Die Auswirkung von AIDS, besonders in Zentralafrika, ist dabei nicht exakt zu beziffern. Die höchsten natürlichen Zuwachsraten finden sich 2012 in Afrika (2,3), die niedrigsten in Europa (0,1). Die jährliche Zuwachsrate ist ein Entwicklungsindikator: Je höher sie liegt, desto größer müssen die Anstrengungen von Entwicklungsländern sein, um soziale Fortschritte und ökonomische Erfolge zu erzielen.
3. Strategien/Ansätze zur Bewältigung des Bevölkerungswachstums:
(1) direkte bevölkerungspolitische Maßnahmen, die das Bevölkerungswachstum unmittelbar zu verringern suchen (z. B. Sexualaufklärung, Werbung für Familienplanung, empfängnisverhütende Mittel und Sterilisation, Stärkung der gesellschaftlichen Rolle der Frau);
(2) Anstrengung der Entwicklungsländer, die wachsende junge Bevölkerung sozioökonomisch zu integrieren (z. B. über Ausbildung, Produktionsstätten, Wirtschaftsbeziehungen und Durchsetzung „fairer Bedingungen“ am Weltmarkt);
(3) negatives Bevölkerungswachstum, verbunden mit dem Rückgang des Jugendanteils und fortschreitender demografischer Alterung, zwingt die modernen Gesellschaften zu ständigen Reformen, um Humankapital und die Systeme sozialer Sicherung leistungsfähig zu erhalten;
(4) Umsetzung von nachhaltiger Entwicklung, um ökologische Sicherheit für die zukünftigen Generationen zu gewährleisten;
(5) Die von 1974 bis 1994 alle zehn Jahre einberufenen Weltbevölkerungskonferenzen dienen der Verständigung der Völkergemeinschaft über die Bevölkerungstrends ihrer Länder und deren Zusammenhang mit Weltproblemen. Auf den Konferenzen von Bukarest (1974) und Mexiko City (1984) setzte sich die Verbindung von Bevölkerungs- und Entwicklungspolitik durch („Botschaft von Bukarest“). Die Ökologisierung dieses Komplexes im Sinn einer nachhaltigen Entwicklung für die Länder in Nord und Süd wurde erstmalig auf der Konferenz in Kairo (1994) durchgesetzt.Quelle Wirtschaftslexikon Gabler
Weltbevölkerungkonferenz in Kairo 1994
Auf der zweiten Weltbevölkerungskonferenz 1984 in Mexiko wurde erneut der Fokus auf die Notwendigkeit einer verordneten Geburtenkontrolle gerichtet.. Aber erst 10 Jahre später in Kairo 1994 werden Zwangsmaßnahmen geächtet. Neues Ziel ist das „Empowerment“ der Frauen. Sie sollen freien Zugang zu Aufklärung und Verhütungsmitteln sowie den selbstbestimmten Umgang damit erhalten. Diese Leitlinie wird in Kairo durchgesetzt gegen eine Allianz aus Vatikan, konservativen Islamstaaten und Evangelikalen aus den USA.
Die Kairoer Konferenz war von den Vereinten Nationen (UN) einberufen worden. Bis auf wenige Ausnahmen (Irak, Libanon, Liechtenstein, Monaco, Saudi-Arabien, Sudan) hatten alle UN-Mitgliedsstaaten Delegationen in die ägyptische Metropole entsandt. Das Aktionsprogramm, das die Teilnehmer nach intensiven Verhandlungen schließlich annahmen, umfasste 115 Seiten und war als politische Leitlinie für die nachfolgenden 20 Jahre gedacht, also bis 2015. Zwar hatten der Vatikan, das einzige Nicht-Vollmitglied mit ständigem Beobachter bei den Vereinten Nationen, und einige Staaten, vorwiegend lateinamerikanische und arabische, Vorbehalte gegen einzelne Teile des Aktionsprogramms zu Protokoll gegeben. Trotzdem hatten schließlich alle 179 teilnehmenden Länder dem erarbeiteten Schlussdokument zugestimmt.
Das Aktionsprogramm verkörperte einen Wendepunkt in der Geschichte der Bevölkeungspolitik: Erstmals rückte die Staatengemeinschaft ausdrücklich von der Idee ab, Regierungen sollten von oben herab abstrakte demografische Vorgaben erlassen, also die Bevölkerungsentwicklung nach Plan durchsetzen. Stattdessen standen Maßnahmen im Mittelpunkt, die von den individuellen Bedürfnissen von Frauen und Männern ausgehen. Der UN-Bevölkerungsfonds (UNFPA) bezeichnet das Aktionsprogramm deshalb als historischen „Meilenstein“, nicht nur für die Bevölkerungs- und Entwicklungspolitik, sondern vor allem auch für die Rechte der Frauen.
Allerdings führte Ex-Präsident Bush noch am Tag seiner Amtseinführung sofort die Mexico-City-Policy Ronald Reagans aus dem Jahr 1984 wieder ein. Das Programm, unter Kairo-Befürwortern bekannt als die global gag rule, verbietet die Auszahlung US-amerikanischer Entwicklungshilfe an Nichtregierungsorganisationen (NGOs), die in irgendeiner Form mit Abtreibungen zu tun haben: Dies betrifft sowohl Organisationen, die – legal oder illegal – Schwangerschaftsabbrüche durchführen, als auch solche, die nur die Legalisierung von Abtreibungen befürworten oder Frauen über Abtreibungen beraten. Und zwar auch, wenn sie für diese Aktivitäten eigene Ressourcen nutzen. Mit dieser Richtlinie wurden der International Planned Parenthood Federation (IPPF) – neben UNFPA die wichtigste internationale Organisation für die Umsetzung der Ziele von Kairo – die US-amerikanischen Gelder gestrichen. Außerdem zahlte die US-Regierung bereits das dritte Jahr in Folge bis 2004 keine Beiträge mehr an UNFPA, obwohl die Gelder vom Kongress bewilligt worden waren. Quelle
Auch die Mittel, die die Industriestaaten damals zugesagt hatten, flossen nicht wie vereinbart.
INFOBOX
Die Weltbevölkerungskonferenzen (engl. International Conference on Population and Development (ICPD)) sind eine Reihe von der UNO veranstalteter Gipfel zu Fragen der Weltbevölkerung. Große internationale Beachtung erfuhr die Weltbevölkerungskonferenz 1994 in Kairo. Dort berieten ca. 20 000 Delegierte, darunter auch der damalige US-Präsident Bill Clinton, weitere Vertreter verschiedener Regierungen, Angehörige von UN-Agenturen sowie von nichtstaatlichen Organisationen über eine Vielzahl von Themen, etwa der Immigration, der Säuglingssterblichkeit, der Familienplanung, der Stärkung von Frauen und des Schutzes für Frauen vor unsicherer Abtreibung. Vertreter der 179 anwesenden Regierungen verabschiedeten in Kairo ein Aktionsprogramm, das die reproduktive Gesundheit und reproduktiven Rechte des Menschen in den Mittelpunkt der Bevölkerungspolitik stellt. Das Programm sah vor, bis zum Jahr 2014 allen Menschen Zugang zu Sexualaufklärung, Empfängnisverhütung und Familienplanung, zum Schutz vor HIV und AIDS sowie zur Gesundheitsversorgung rund um Schwangerschaft und Geburt zu ermöglichen.
Mit der High-Level Task Force for ICPD entstand im Oktober 2012 ein unabhängiges, internationales Gremium, das darauf hinwirkt, die Ziele der Kairoer Weltbevölkerungskonferenz in die Post-2015-Agenda zu integriere (Quelle Wikipedia)
2012 Londoner Konferenz zur Familienplanung
Am 11. 07. 2012, dem Weltbevölkerungstag, tagte in London auf Initiative des UNFPA, der Bill & Melinda Gates Stiftung und der britischen Regierung der Familienplanungsgipfel. Ziel der Konferenz war es, bis zum Jahr 2020 120 Millionen Frauen in Entwicklungsländern Zugang zu Verhütung und Aufklärung zu gewährleisten sowie politische und kulturelle Barrieren der Familienplanung abzubauen. Zahlreiche Regierungen von Entwicklungs- und Geberländern nahmen neben zivilgesellschaftlichen Organisationen und Vertretern des Privatsektors an der Konferenz teil.
Auf der Londoner Konferenz zur Familienplanung sagten die Geberländer und die Gates-Stiftung zu, in den kommenden acht Jahren insgesamt 4,6 Milliarden US-Dollar für Verhütungsmittel in armen Ländern bereitzustellen. Mit diesem Betrag, so rechneten die Initiatoren der Konferenz vor, könnten 120 Millionen Frauen im globalen Süden Verhütungsmittel erhalten. Die Zahl ungewollter Schwangerschaften und Abtreibungen sowie die Zahl der Frauen, die sterben, während sie schwanger sind oder ein Kind zur Welt bringen, könne damit deutlich sinken.
Zwangssterilisation – 300 000 indigene Frauen und 22 000 Männer in Peru betroffen
Während der Regierung von Alberto Fujimori, die wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu 25 Jahren Haft verurteilt wurde, wurden in Peru 300 000 Frauen und 22 000 Männer zwangssterilisiert. Opfer und Organisationen stellen die Unparteilichkeit der Justiz in Frage, nachdem der Fall nun schon 18 Jahre dauert.
Seither ist ein Jahr vergangen, die Untersuchungen über die Sterilisierungen sind eingestellt, auf diese Art schließen sie die Verantwortung von Fujimori und seinen Ministern aus.
Bei den Fällen ist juristisch nicht mehr heraus gekommen als Kleindelikte.
Gemäß dem peruanischen Frauenzentrum Flora Tristán „ist Gerechtigkeit für diese Frauen eine Utopie“. Aus den 300 000 Fällen wurde gerade einmal in einem einzigen Fall die rechtliche Haftung des Staates anerkannt.
Der Ausgang des Prozesses verlangte es von der Regierung, die Familie von Maria Mamérita zu entschädigen, die auf Grund einer Zwangssterilisierung, die Teil des „Regierungsprogrammes für Reproduktive Gesundheit und Familienplanung“ war, eine generalisierte Infektion erlitt.
Ohne ihr Einverständnis, viele Male mit physischer Gewalt, wurden an den Frauen aus ärmeren Bevölkerungsteilen chirurgische Eingriffe durchgeführt. Vor allem an Frauen aus den ländlichen Teilen Perus, der Großteil waren Quechua und Aimara Ureinwohner.
Schwangere Frauen mussten sich ebenfalls der Operationen unterziehen, weil die Funktionäre des Gesundheitsministeriums festgesetzte Quoten zu erfüllen hatten.
Das Komitee zur Eliminierung der Diskriminierung der Frau (Cedaw) empfahl dem Staat, alle von den Zwangseingriffen betroffenen Frauen zu erfassen und sie mit vollständigen Reparationen zu entschädigen. http://desinformemonos.org/
INFOBOX
Unter der Präsidentschaft Fujimoris (1990 bis 2000) war ein „Nationales Programm zur Familienplanung“ durchgeführt worden, das dazu dienen sollte, in den armen Bevölkerungsschichten die demografische Entwicklung politisch zu kontrollieren. Im Zuge dessen wurden in Peru zwischen 1996 und 2000 rund 300 000 Frauen und 22 000 Männer zwangssterilisiert, vor allem Indigene und arme Bäuerinnen und Bauern. In den seltenen Fällen, in denen die Betroffenen zuvor über die Operationen informiert wurden, wurde ihnen bei ablehnender Haltung mit Strafzahlungen, Gefängnis oder dem Entzug von staatlichen Leistungen gedroht. Eine gesundheitliche Nachsorge wurde nicht gewährleistet, sodass 18 Frauen direkt nach den Operationen an Komplikationen starben und Tausende Opfer bis heute an den physischen und psychischen Folgen der Eingriffe leiden. Quelle
Der ehemalige Präsident Perus Alberto Fujimori wurde am Dienstag, dem 07. April 2009, wegen Menschenrechtsverletzung zu einer Haftstrafe von 25 Jahren verurteilt. Damit setzte ein Sondergericht dem 14 Monate andauernden Strafprozess ein Ende. Die Urteilsverkündung fand unter strengen Sicherheitsvorkehrungen rund um das Gerichtsgebäude in Lima statt. Verhandlungsinhalt waren vor allem zwei Bluttaten Anfang der 90er-Jahre. Im Zuge der Bekämpfung der Terrororganisationen „Leuchtender Pfad“ und „Tupac Amaru“ erschossen Fujimoris Truppen 1991 15 Menschen und ein Kind auf einer privaten Feier. Ein vergleichbares Szenario spielte sich ab, als neun Studenten und ein Hochschullehrer entführt und durch Genickschüsse getötet wurden. Der 70-jährige Angeklagte musste sich für die zwei Massaker mit insgesamt 25 Toten und zwei Entführungsfällen verantworten. Bereits Ende 2007 wurde der Ex-Präsident mit japanischen Wurzeln wegen Machtmissbrauchs zu einer sechsjährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Auf ihn warten zwei weitere Prozesse wegen Korruption und Wahlbetrugs. Quelle
Wenn Sie mehr zu diesem Fall erfahren möchten, bietet diese Dokumentation einen schrecklichen Einblick:
Zwangssterilisation in Peru – Im Namen des Fortschritts
Die Dokumentation von Mathilde Damoisel erläutert die Sterilisationspolitik unter dem peruanischen Präsidenten Alberto Fujimori, der die irrige Überzeugung zugrunde lag, nach der die radikale Geburtenkontrolle eine Voraussetzung für den Fortschritt der Menschheit sei. Die Tragödie der peruanischen Frauen wird in den breiteren Zusammenhang einer weltweiten Kontrolle des Bevölkerungswachstums gestellt, deren Folgen nicht absehbar sind.
Die Weltbevölkerung umfasste beim Jahreswechsel 2015/16 rund 7,39 Milliarden, für mindestens neun Milliarden werden Lebensmittel produziert – und trotzdem hungert eine Milliarde. Lesen Sie dazu: Trotz Rohstoffreichtum bettelarm – Wer profitiert vom Hunger? und Skandal – BASF, Nestlé, Coca Cola, Deutsche Bank u. v. m. sind Profiteure der Entwicklungshilfe
Die Reichen werden reicher und die Armen immer ärmer! All die Milliarden, die man in diese Zwangsgeburten-Kontrollen gesteckt hat, wäre in Bildung besser investiert gewesen, insbesondere Bildung der Frauen, dann wäre vielen Frauen ein Leid erspart geblieben und viele würden noch leben.
Netzfrauen Lisa Natterer und Doro Schreier
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Abtreibung – eine Frage des Geschlechts
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