Es passiert alle elf Sekunden irgendwo auf der Welt. Ein Mädchen legt sich auf einen Tisch, eine Beschneiderin nimmt ein Messer oder auch eine Glasscherbe und beginnt mit einer Prozedur, nach der nichts mehr sein wird wie zuvor: der Genitalverstümmelung.
Eine Frau hat es gewagt, dass auszusprechen, was in Indien im Geheimen passiert – die Genitalverstümmelung. Sie startete als Betroffene eine Petition, der bereits ca. 44 000 indische Frauen gefolgt sind. Wir werden uns dieser Petition anschließen, um mehr Druck auf die indische Regierung auszuüben.
Neuen Schätzungen der UN zufolge sind weltweit mindestens 200 Millionen Frauen und Mädchen Opfer von Genitalverstümmelung geworden. Das sind rund 70 Millionen mehr als bislang angenommen. „Nie zuvor war es so dringlich, diese Praxis zu beenden“, sagte UNO-Generalsekräter Ban Ki Moon am Donnerstag in New York.
Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leben in Deutschland 20 000 bis 30 000 Frauen, die an ihren Genitalien verstümmelt wurden.
Erst vor kurzem haben wir Netzfrauen Aufsehen im Kampf gegen Genitalverstümmelung erregt. Wir wurden von einer Jugendamtsmitarbeiterin auf Unterlassung verklagt, nachdem wir verhindern wollten, dass eine Frau nigerianischer Herkunft mit ihren beiden Töchtern (ein und fünf Jahre, deutsche Staatsbürgerschaft) für mehrere Monate nach Nigeria reisen durfte, obwohl den Mädchen dort die Verstümmelung ihrer Genitalien durch Herausschneiden der Klitoris und Labien drohte. Bis heute, hat das Jugendamt München nicht bestätigt, ob die Kinder wohlbehalten zurückgekehrt sind.
Die Beschneidung ist eine grausame, unendlich schmerzhafte Tortur unter unhygienischsten Bedingungen und mit stumpfen „Werkzeugen“ wie Glasscherben und Rasierklingen und ohne Betäubung. Hat ein Mädchen die Genitalverstümmelung lebend überstanden, nicht wenige verbluten, oder sterben an Entzündungen, wird sie dieser körperliche Eingriff Zeit ihres Lebens verfolgen. Betroffene Frauen leiden an Zysten, Eileiterentzündungen, Menstruationsschmerzen, Nierenschäden, Inkontinenz, schmerzhaftem Geschlechtsverkehr und nicht zu letzt an den seelischen Folgen, welche dieses Trauma der Verstümmelung hinterlässt.
Werden sie dann Mütter, sterben sie oftmals bei der Geburt, da das Gewebe dermaßen vernarbt ist, dass sie ihr Kind nicht gebären können. Während der Entbindung durchleben sie zusätzlich das Aufgeschnittenwerden und das Danach-wieder-zugenäht-Werden. Und das bei jeder Geburt.
Der Kampf der indischen Frauen gegen Genitalverstümmelung – Erste Frau, die es wagt, das auszusprechen, was in Indien im Geheimen geduldet wird – FGM
In Indien fordern Frauen, die einer weibliche Genitalverstümmelung (FGM) unterzogen wurden, die indische Regierung auf, das uralte Ritual zu verbieten und es wie Kindesmissbrauch zu ahnden.
FGM wird häufig mit afrikanischen Ländern in Verbindung gebracht, wo internationale Bemühungen dazu beigetragen haben, dass dieses grausame Ritual dort beendet wird.
Wenig ist über die grausame Art der Genitalverstümmelung in Indien bekannt. Oft wird dieses grausame Ritual im Geheimen bei der Dawoodi Bohras, einer schiitisch-muslimischen Gruppe mit mehr als 1 Million Menschen durchgeführt. Betroffene Frauen fordern, dem ein Ende zusetzen.
UN Day of Zero Tolerance for Female Genital Mutilation #FGM | 43,000 in India sign petitionhttps://t.co/J5y7eh3YmO pic.twitter.com/6UGtsCiSGP
— MUMBAI NEWS (@Mumbaikhabar9) 5. Februar 2016
Die Kampagne wird geleitet von Masooma Ranalvi, einer 49-jährigen Verlegerin.Sie rief eine Online-Petition ins Leben, in der sie beschreibt, wie sie als 7-jährige in Mumbai Opfer der Genitalverstümmelung wurde.
Sie war sieben Jahre alt, als ihre Großmutter ihr versprach, wenn sie mitginge, bekäme sie eine Tafel Schokolade und ein Eis. Die Großmutter nahm sie mit zu einem herunterkommenden Gebäude in der Nähe von Bhendi Bazaar in Mumbai. Im ersten Stock des Gebäudes angekommen, wurde sie zu einem Innenraum geführt, wo eine Frau die Vorhänge zuzog und sie bat, sich hinzulegen. Masooma war wie erstart und umklammerte die Hand ihrer Großmutter. Sie hatte Angst, als die fremde Frau ihre Hose runter zog und ihre Beine festhielt. Die fremde Frau sagte, dass es nur eine Minute dauern würde. Masooma schloss die Augen und griff immer wieder nach der Hand der Großmutter. Es ging alles ganz schnell. Die fremde Frau zog ihr dann die Hose wieder an und bat sie nun zu gehen. Zuhause angekommen, rannte sie in die Arme ihrer Mutter, umarmte sie und weinte. Ihre Mutter sagte ihr, dass alles in Ordnung sei. Als Masooma ihrer Mutter sagte, dass sie Schmerzen hätte, wenn sie zur Toilette musste, tröstete sie die Mutter, dass der Schmerz bald nachlassen würde.
Dieser schreckliche Tag begleitete sie ihr ganzen Leben lang. Sie war zu klein, um zu verstehen, und niemand erklärte ihr, was und warum es geschehen war. Sie gehört zu der Gemeinschaft der Dawoodi Bohra. Sie beschreibt die Gemeinschaft als eine von Männern dominierte Gemeinschaft in Westindien.
In einem Interview im NDTV sagte sie, dass sie die Frauen nicht verstehe, die diese Genitalverstümmelung auch noch befürworten. Viele der Bohra-Frauen argumentieren, dass diese Praxis ein Teil des egalitären Charakters ihrer Religion sei, so wie Männer beschnitten werden, seien eben auch Frauen beschnitten. Wobei die Bescheidung laut der WHO der Hygiene diene, während die Bescheidung der Frau nur das sexuelle Verlangen der Frauen zügeln soll. Die Beschneidung von Männern ist ein großes Fest in der Gemeinde, während die grausame Genitalverstümmelung im Geheimen stattfindet und dies mit oft schmutzigen Instrumenten ohne ärztliche Aufsicht.
Am 20. Dezember 2012 nahm die UN-Vollversammlung die von 110 Ländern eingebrachte Resolution „Intensifying global efforts for the elimination of female genital mutilations“ an. In der Resolution werden die UN-Mitgliedsstaaten dazu aufgefordert, wirksame Maßnahmen zur Überwindung weiblicher Genitalverstümmelung zu ergreifen. Dazu gehören neben einem gesetzlichen Verbot landesweite Sensibilisierungskampagnen und Präventionsmaßnahmen zum Schutz gefährdeter Mädchen. Die Resolution wurde einstimmig verabschiedet, auch Indien unterzeichnete die Resolution. Mehrere Länder haben die Praxis der Genitalverstümmelung verboten. Nigeria ist das jüngste Land, das vor kurzem ein Gesetz zum Verbot von FGM durchgesetzt hat.
Es gibt bereits viele, die in der Gemeinde über die schädlichen Folgen von FGM gelesen haben und sich weigern, ihre Töchter dieser barbarischen Praxis unterziehen zu lassen, so Masooma, aber noch viel mehr Aufklärung muss geleistet werden. Auch darum startete sie die Petition und brach ihr Schweigen. Sie versucht durch mediale Aufmerksamkeit, Indien dazu zu bewegen, endlich zu handeln und die Genitalverstümmelung als Kindesmissbrauch anzuerkennen.
Am 20. Dezember 2012 nahm die UN-Vollversammlung die von 110 Ländern eingebrachte Resolution „Intensifying global efforts for the elimination of female genital mutilations“ an. In der Resolution werden die UN-Mitgliedsstaaten dazu aufgefordert, wirksame Maßnahmen zur Überwindung weiblicher Genitalverstümmelung zu ergreifen. Dazu gehören neben einem gesetzlichen Verbot landesweite Sensibilisierungskampagnen und Präventionsmaßnahmen zum Schutz gefährdeter Mädchen.
Auch wenn die Resolution rechtlich nicht bindend ist, ist sie ein wichtiges Signal der Staatengemeinschaft zur weltweiten Überwindung dieser schweren Menschenrechtsverletzung. Einem Bericht der UNFPA und UNICEF zufolge entschieden sich in den letzten 3 Jahren 8000 Gemeinden, unter anderem aus 15 verschiedenen afrikanischen Staaten, für eine Beendigung weiblicher Genitalverstümmelung.
Genitalverstümmelung kann zu schweren Blutungen, Infektionen, Unfruchtbarkeit und zum Tod führen. Etwa 125 Millionen Mädchen und Frauen in 29 Ländern Afrikas und des Nahen Ostens wurde dies nach Aussage der Vereinten Nationen angetan, so die Zahlen aus 2014. Doch neue Schätzungen der UN zufolge wurden weltweit mindestens 200 Millionen Frauen und Mädchen Opfer von Genitalverstümmelung. Das sind rund 70 Millionen mehr als bislang angenommen. Eine erschreckende Zahl.
Bitte helfen Sie den indischen Frauen – dieses Leid zu verhindern: Die Petition richtet sich an Minister of Women and Child Development Smt. Maneka Gandhi und an 2 mehr
PETITIONSBRIEF AN:
Minister of Women and Child Development Smt. Maneka Gandhi
Minister of Law and Justice Shri D. V. Sadananda Gowda
Minister of Health and Family Welfare Shri Jagat Prakash Nadda
Pass A Law To End Female Genital Mutilation in India
Bitte HIER diese Petition unterzeichnen!
@UNICEF : 200 million girls, women living with #FGM in 30 countries#FemaleGenitalMutilationhttps://t.co/6G5991JByI pic.twitter.com/xFwXTNlu9t
— IBTimes India (@ibtimes_india) 5. Februar 2016
End Female Genital Mutilation in India
At the age of seven, I was subjected to Female Genital Mutilation (FGM) in Mumbai, in a most unhygienic and clandestine manner. Theshock and trauma of that day are still with me.
Like me, there are thousands of my Dawoodi Bohra sisters who have been subjected to genital cutting as children and even today thousands of Bohra girls are being subjected to this practice, since it has been ordained by the clergy of our community.
A few months ago, women like me got together under the forum – ‘Speak out on FGM’ – to begin a conversation on this extremely secretive ritual which has caused physical and psychological damage to each of us in some way or the other.
We the undersigned women, who have been subjected to Female Genital Mutilation (FGM) also known as ‘Khatna’ belong to the Dawoodi Bohra community which has its major adherents in India.
The practice of FGM is done surreptiously and in a clandestine manner to all the girl children in our community, without any consentwhatsoever. The alleged reason for this tradition is to curb the sexual drive of women and control them.
The Dawoodi Bohras are amongst the most educated in India, yet we are also the only Muslim community in India to practice FGM. Thepractice has nothing to do with religion and is more of a cultural practice.
Most of us are too scared to speak out publicly. We fear ostracization, social boycott and exclusion of our families from the rest of the community by our religious clergy if we object to the continuation of this practice.
FGM has no health benefits, in fact it harms girls and women in many ways. It involves removing and damaging healthy and normal female genital tissue, and interferes with the natural functions of girls‘ and women’s bodies. FGM is often done without anaesthesia, without medical supervision and sometimes the procedure goes horribly wrong.
It often leads to pain, shock, tetanus, genital sores, excessive bleeding, etc. It also has long-lasting psychological impact on the victims, ranging from sexual disorders, fear of sexual intimacy, nightmares and post traumatic stress disorder.
In December 2012, the UN General Assembly adopted a unanimous resolution on the elimination of FGM. Across the world FGM is being outlawed in many countries. Nigeria and Gambia recently made FGM illegal after women came together, campaigned and raised their voice. FGM is banned in over 20 countries in Africa itself.
The World Health Organisation (WHO) classifies FGM as a violation of the human rights of girls and women. According to WHO, FGM reflects deep-rooted inequality between the sexes, and constitutes an extreme form of discrimination against women. It is nearly alwayscarried out on minors and is a violation of the rights of children.
In Australia, three Dawoodi Bohras were held guilty of FGM recently by the Supreme Court of New Wales, Australia. The case was closely watched by the Dawoodi Bohra community in India.
We urge the Government to pass a law banning this practice in India, such that anyone found involved in aiding, abetting and perpetrating this practice should be punished. Pressure of this law and fear of punishment will be the best way to put a stop to this cruel practice.
I along with my Dawoodi Bohra sisters want to raise our voice against FGM in India and put an end to this. You can support us by signing this petition.
Sign our petition and ask the government of India to act against Female Genital Mutilation!
Masooma Ranalvi, Aarefa Johari, Insia Dariwala, Shabnum Poonawala, Nafisa Pardawala, Farida Ali, Tasneema Ranalvi, Hanan Adarkar, Shaheeda Kirtane, Tanvee Vasudevan, Ummul Ranalvi, Zainub Poonawala, Sana Vaidya, Zehra Patwa, Farzana Doctor, Fiza Jha, Zarine Hashim
On Behalf of SPEAK OUT ON FGM
More than 43,000 in India sign petition >>> sign here
Petition to:
Minister of Women and Child Development Smt. Maneka Gandhi
Minister of Law and Justice Shri D. V. Sadananda Gowda
Minister of Health and Family Welfare Shri Jagat Prakash Nadda
Pass A Law To End Female Genital Mutilation in India
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